Zurück zu Winzerstube Weyher
GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Winzerstube Weyher in 76835 Weyher in der Pfalz bewertet.
vor 8 Jahren
"Zeitgemäße Regionalküche mit internationalen Tupfern und Hang zu gutem Fleisch und Fisch"
Verifiziert

Geschrieben am 29.10.2015 | Aktualisiert am 30.10.2015
Besucht am 02.10.2015
Im Gebäude einer ehemaligen Winzergenossenschaft aus dem 17.Jahrhundert kocht heute Volker Krug eine zeitgemäße Küche, die sowohl auf regionalen Wurzeln, als auch internationalen Einflüssen basiert. Im pittoresken Weinörtchen Weyher (bei Rhodt u. d. Rietburg) existiert die heutige Form der Winzerstube schon seit ca. 5 Jahren unter der Leitung von Küchenchef Krug und seinem Team. Neben dem Restaurant wird noch ein Catering-Service betrieben, weshalb man Krugs Kochkunst auch bei diversen Pfälzer Weinfesten im Sommer genießen kann. Das Restaurant genießt einen guten Ruf und ohne Reservierung wird es auch unter der Woche schwierig einen Platz zu bekommen. Generell gefällt mir die Schlichtheit ihrer Außendarstellung. Ein gut durchdachtes Logo mit hohem Wiedererkennungswert gibt die Richtung vor. Das macht nicht nur Pfalztouristen neugierig.
 
Das Lokal befindet sich im Ortskern. Es ist gut zu finden, denn man bleibt einfach auf der Hauptstraße und kommt ganz automatisch daran vorbei. Diverse Parkmöglichkeiten findet man in den umliegenden Straßen. Beim Betreten des Innenhofes durch den altehrwürdigen Rundbogen entdeckt man links den Toilettenbereich. Rechts geht es ins Hauptgebäude und dort erst einmal die Treppe hoch. Beim Eintritt in die Gaststube strömt einem sofort eine gehörige Brise Pfälzer Geselligkeit entgegen. Da kann es schon einmal etwas lauter werden am Tisch.
 
Hervorzuheben ist der tolle Ausblick gen Osten durch die Fensterfront über die Weinberge der Vorhügelzone hinweg in die Rheinebene. Mit zunehmender Dunkelheit wird es daher immer romantischer, da die Lichter der umliegenden Dörfer hervortreten. Ein Augenschmaus. So saßen wir an diesem Herbstabend inmitten der nahezu komplett gefüllten Winzerstube an unserem Zweier-Tisch neben einem steinernen Engel, der als Raumteiler fungierte. An den Wänden viele Bilder unterschiedlichster Maltechnik, bei denen die Betonung der weiblichen Körperform klar im Vordergrund zu stehen schien. Manche davon sollten (oder wollten?) wohl die Lust auf Wein auf recht sinnliche Art und Weise widerspiegeln. Vor allem die männlichen Gäste werden dies sicherlich nicht als störend empfinden. Alles in allem eher modern und schlicht gehalten mit stilsicher eingedeckten Tischen und unnötigen Schnörkel.

Das Service-Team war an diesem Abend zu dritt und hatte alle Hände voll zu tun. Die freundlich-charmante Art hat uns sehr gut gefallen. Auch größere Gruppen wurden mit der nötigen Gelassenheit bedient. Die Erklärung des Desserts wurde kompetent vollzogen. Auch die Weinberatung war fundiert und für diesen gastronomischen Rahmen angemessen.
 
Die normale Speisekarte wird Freitagabends durch ein dreigängiges Fischmenü (für 27,50 Euro) komplettiert. Die einzelnen Gänge klangen verlockend und somit war für mich die Entscheidung klar. Meine Begleitung hatte die Karotten-Ingwersuppe mit Seeteufelpraline (vom Fischmenü), jedoch als etwas größere Vorspeisenvariante. Als Hauptgang wählte sie das Wachtelkotelett mit Süßkartoffelblini auf Portweinjus für 12,50 € von der ausgezeichnet sortierten Speisekarte, bei deren Auswahl eigentlich jeder Geschmack bedient wird. Ambitioniert klingende Vorspeisen, klassische Fleischgerichte mit einem gewissen Etwas, vegetarische Schmankerl und allerhand Fein-Fischiges finden sich darin. Da ich meine Entscheidung bzgl. des Menüs recht schnell getroffen hatte, habe ich dieses Mal auf ein intensiveres Studium der Speisekarte verzichtet. Dennoch sei an dieser Stelle auf den Sauerbraten vom Wildschwein mit Maronen-Rotkohl, die rosagebratene Lammhüfte sowie das obligatorische Pfälzer Rumpsteak mit Röstzwiebeln, Bratkartoffeln und Salat (die beiden letzten Gerichte für 20,50 Euro) hingewiesen. Allesamt delikate Vertreter in Sachen Fleischeslust. Wer dieser noch ausgiebiger frönen möchte, hat donnerstags (nur von April bis Oktober, da sonst zusätzlicher Ruhetag, Anm.) beim wöchentlichen „Steak-Abend“ die Wahl zwischen Rib-Eye, iberischem Landschwein und gegrillten Fischsteaks (Thunfisch, Schwertfisch, Lachs etc.).
        
Bei der Weinkarte fielen mir die sehr fair kalkulierten Flaschenweinpreise auf. Zum Beispiel die Cuvée Carolus vom VDP-Weingut Dr. Wehrheim für 25 Euro die Flasche. Der Kenner weiß um den 10 Euro günstigeren Einkaufspreis ab Weingut. Hut ab! Auch viele weniger bekannte Namen tummeln sich auf der Weinkarte, die auch eine große Auswahl offener Weine anbietet. Ich entschied mich für ein Viertel Weißburgunder vom Weingut Dicker-Doll aus Birkweiler (mir vorher nicht bekannt), der das Fischmenü passend begleitete und zum Abschluss einen Merlot vom Weingut Karl-Ludwig Scherr aus Hainfeld, dessen dezente Barrique-Note in Duft und Geschmack richtig Klasse hatte.
 
Ein kleiner Küchengruß, eine stimmige Paste aus Tomaten und Mozzarella mit ordentlich Basilikum-Geschmack, kam vorweg. Dann wurde der Hunger durch das Hereintragen der lecker duftenden Teller für die Nachbartische weiter gesteigert. Die Vorspeise des Menüs verschaffte eine erste Abhilfe. Lachs in 3 verschiedenen Varianten: In Terrinenform, als Tartar und in Koriander gebeizt. Dazu ein frischer Wildkräutersalat mit leicht süßlichem Dressing. Die süße Thaisauce fungierte als asiatischer Akzent. Sehr frisch das Ganze und auch pfiffig arrangiert. Ein rundum gelungener Einstieg. Dann folgte eine Kaffeetasse voll Ingwer-Karotten-Suppe, die gerne etwas mehr Würze vertragen hätte, deren Ingwer-Geschmack jedoch im Abgang spürbar war. Das als Seeteufel-Praline bezeichnete Säckchen aus Reisteig war dagegen sehr gut abgeschmeckt und „rettete“ die für meinen Geschmack zu milde Suppe. Als Hauptgang wurde ein auf der Haut gebratenes Zanderfilet mit Rahm-Pfifferlingen auf einem Klecks Kartoffelpüree serviert. Oben drauf lagen frittierte Süßkartoffelraspel. Von der Menge her sehr gut portioniert und geschmacklich fein. Der Zander war gut gewürzt und die Pfifferlinge frisch. Ein richtig leckeres Fischgericht. Zum Nachtisch orderten wir die Dessertvariation. Intensiv schmeckendes Himbeersorbet, luftiges weißes Schoko-Mousse, ein warmes Schoko-Soufflée und Erdbeeren (für 7,50 Euro) auf einem Teller in vier unterschiedlichen Schälchen angerichtet. Ein Gaumen- und Augenschmaus zu einem sehr sachlich kalkulierten Preis.
 
Kein Wunder, dass bei einem solch stimmigen Preis-Leistungs-Konzept (jeden Montag gibt es ein dreigängiges Überraschungsmenü für 25 Euro), dem stilvoll-gemütlichen Ambiente und der herrlich platzierten Sommerterrasse inklusive grandiosem Blick auf die Weinbergslandschaft der Umgebung viele Besucher angelockt werden. Und wem das kulinarisch noch nicht reicht, der sollte sich bei einem der Termine für das 8-gängige Degustationsmenü (inkl. Weinbegleitung und Winzertalk) rechtzeitig anmelden. Die 75 Euro sind sicherlich gut angelegt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 23 andere finden diese Bewertung hilfreich.

AndiHa und 24 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.