Scarpati Restaurant
(9)

Scheffelstr. 41, 42327 Wuppertal
Restaurant Hotel Sternerestaurant Trattoria
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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Scarpati Restaurant in 42327 Wuppertal bewertet.
vor 9 Jahren
"Eine Institution in Wuppertal in einem schönen Gebäude"
Verifiziert

Geschrieben am 10.06.2015 | Aktualisiert am 10.06.2015
Besucht am 09.06.2015
Wir fahren gerne für Tagesausflüge nach Köln. Das geht vor allem von Wermelskirchen aus mit dem Bus ohne Umstieg. Aber immer Köln – auch wenn wir die Stadt sehr lieben – ist doch zu eintönig.
 
Also sollte es mal Wuppertal sein. Dort sind wir selten – und das ist ja dann reizvoll und neu. Mit dem öffentlichen Nahverkehr geht das einigermaßen, sogar die Schwebebahn nutzen wir.
 
Im Bereich der Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal gibt es viele Gaststätten. Aber wenige Restaurants werden in den großen „Führern“ hervorgehoben. Das „Concordia“ in Remscheid ist meines Wissens sogar der einzige „Stern“ in diesem großen „Bergischen-Dreieck“.
 
Woran mag es liegen? Ich vermute an der Geschichte des Landes. Hier lebten viele fleißige Handwerker und eine Reihe rühriger Fabrikanten. Da passte es wohl nicht, sein Geld für Genießen zu verschwenden. Aber eine schöne Villa war schon möglich. Der Reichtum zeigte sich in bleibenden Werten: Dezenter Luxus, aber keine dekadenten oder verschwenderischen Feste – wie vielleicht … im Rheinland (Köln und Umgebung).
Doch Werkzeuge, Schuhe, Stoffe werden heute überwiegend im Ausland preiswert gefertigt. Die hiesigen Firmen verschwanden vom Markt, aber die Prachtbauten blieben.
 
So ist es nicht verwunderlich, dass in besonders schönen ehemaligen Unternehmer-Häusern heute gelegentlich stattliche Restaurants zu finden sind: „Concordia“ wie auch „Villa Paulus“ befinden sich in früheren Anwesen der Handelsfamilie Böker aus Remscheid.
 
Und auch das „Scarpati“ residiert in einem solchen Haus mit Geschichte. Erbaut wurde es als „Haus Kati“ von Hans Vogel, der es nach seiner Gattin benannte.
 
Der „Michelin“ (keine Auszeichnung mehr, aber gelistet - 2005 wurde der Stern errungen, aber 2007 war er auch wieder weg) erwähnt daher vielleicht auch das Restaurant genau mit dieser „Besonderheit“: „Über 30 Jahre empfängt Familie Scarpati nun schon ihre Gäste in der Jugendstilvilla, und die schätzen sowohl das klassische Ambiente (stimmig die gepflegte Tischkultur und die zahlreichen stilvoll gerahmten Gemälde) als auch die italienische Küche. So richtig schön (und geschützt dank Markise) sitzt man auf der tollen Gartenterrasse. -
Tipp: Jeden Dienstag serviert man ein 6-gängiges Amuse-Bouche-Menü für 38 €.“
 
Der „Feinschmecker“ vergibt 2,5 Punkte. Lediglich GaultMillau senkt die Bewertung von ehemals 16 (2012) auf nunmehr 13 Punkte.
 
In der „Volkenborn-Liste“ ist es die Nummer 1 in Wuppertal genau wie bei „Sternklasse“.
 
Auch hier bei GG gibt es viel Zuspruch für das Restaurant. Mehrere Berichte loben ausdrücklich die Speisen in höchsten Tönen. Nur der „Kollege: bobby1“ macht „Einschränkungen“, die ich jetzt gut nachvollziehen kann.
 
Wir lieben italienische Küche und haben daher auch schon viele Restaurants dieser Stilrichtung besucht: „Alfredo“ in Köln, „al dente“ in Leichlingen und „Grappolo d'Oro“ in Bergisch Gladbach sind unsere Referenzadressen in unserer Umgebung.
 
Um es vorweg zu nehmen: Wir waren im Restaurant zufrieden, aber nicht begeistert – in die Top-Liste kommt das „Scarpati“ (vorerst) nicht.
 
Ambiente 4/5

Das Restaurant ist für uns tatsächlich schon recht „dekadent“ eingerichtet. Wir kamen mittags an und wurden zum reservierten Platz vom Restaurant-Leiter geführt. Ein schöner runder Tisch war für uns eingedeckt. Den gesamten Raum (ebenfalls rund) konnten wir gut übersehen: Viele Bilder an den Wänden. Und viele Tische vorhanden – aber neben uns war nur ein weiter Platz mit zwei Damen besetzt. -  Das könnte bei voller „Belegung“ eng werden.

Die große weiße Tischdecke und die weißen Servietten verleihen und unterstreichen den edlen Eindruck. Das Tafelsilber ist von WMF. Eine kleine Silber-Vase mit Blumen dient als weiterer Schmuck. Das Salzfass auf dem Tisch verwunderte uns ein wenig – Pfefferstreuer gab es jedoch nicht. Wasser- und Weinglas sind auch schon da.
 
Sauberkeit 5/5
 
Das Haus ist tadellos gepflegt.
 
Sanitär 4/5
 
Die Toiletten sind über eine Treppe in der ersten Etage zu erreichen. Der Raum ist großzügig eingerichtet und bietet viel Platz.
 
Service 3/5
 
Der Restaurantleiter schaute gelegentlich vorbei. Mitte des Essens überreichte er uns eine kleine Menükarte mit den Speisen als „Andenken“ an den Tag und meinte noch, dass ich damit besser mein „Buch“ schreiben kann (er blieb dabei ernst; ich glaube, dass es aber etwas ironisch gemeint war, weil ich ja auch Fotos gemacht habe).
 
Der Kellner, der die eigentliche Arbeit verrichtete, war sicher mit vier Personen an zwei Tischen auch nicht überfordert und brauchte keine Hilfe. Seine „Art“ war für uns jedoch ein „Running Gag“ (mir fällt kein besserer Begriff ein; denn ich möchte dem Mann gerecht werden und nicht verulken). Deutsch war sicher nicht seine Muttersprache, aber auch nicht Italienisch (glaube ich) und so redeten wir vielleicht gelegentlich aneinander vorbei. Mag sein, dass er sich „geprüft“ fühlte – aber ich bin eigentlich nur neugierig. -
Er wirkte auf uns zwar freundlich aber auch irgendwie distanziert, spröde, lustlos. Meine gelegentlichen Fragen nach Zutaten oder Rebsorten beantwortete er kurz oder ausweichend. Aber er kümmerte sich schon um uns: schenkte Wasser nach; erkundigte sich, wie es geschmeckt hat; brachte die Speisen mit kurzer Ansage und gegen Ende sogar einen Probeschluck zum Dessert.
 
Die Karte
 
… wurde uns gereicht. Sie war übersichtlich und klar gegliedert und ließ keine Wünsche offen. 
 
Die verkosteten Speisen 
 
Nach dem Tipp von „Michelin“ haben wir das …
 
Amuse bouche Menü am Dienstag für 38,00 € pro Person gewählt.
 
Einige Scheiben Brot und Butter wurden uns vorab serviert. Das Backwerk war frisch aber etwas  trocken; es konnte leider auch später kaum Saucenreste vom Teller aufnehmen. Die Butter war noch hart.
 
Dann kam der erste Teller:
 
Scampi-Carpaccio
mit Limonenmarinade und Pinienkernen
*
Das Gericht schmeckte köstlich. Die Limonenmarinade hatte ein herrlich ausgewogenes Säurespiel. Zusammen mit den gerösteten Pinienkernen, den Paprikastückchen und den feinen Scampi-Streifen ein Glücksfall. Der Einstieg war ein Treffer.
 
Getrüffeltes Steinpilz-Cremesüppchen
**
In einer kleinen Tasse wurde die Suppe gereicht. Der erste Eindruck im Mund: schönes Steinpilzaroma. Aber dann kam ein Nebengeschmack dazu. War vielleicht zu viel Trüffelöl im Spiel; denn auf der Karte stand „getrüffelt“. Daher fragten wir den Kellner nach den Zutaten und er sagte, dass nur Brühe und Pilzfond verwendet werden. Das Gericht erfüllte unsere Wünsche geschmacklich nicht voll.
 
Hausgemachte Feigen-Käseravioli
***
Wir waren uns schon vorher sicher, dass auf dem Teller sicher ein großer Raviolo liegen würde und so war es denn auch. Er Teller war optisch ausgezeichnet angerichtet. Uns sagte der verwendete Ziegenkäse nicht so zu. Er war durch seine Schärfe und starken Aromen erschlagend für die anderen Zutaten. Weder der Parmesan noch die Feige konnten dagegen bestehen. Somit schmeckte uns dieser Gang auch nicht besonders gut.
 
Gebratenes Kabeljaufilet
auf Ratatouillegemüse
****
Der Kabeljau war ausgezeichnet zubereitet. Eine krosse Haut befand sich auf dem festen, aber saftigen Fleisch des Fisches. Die erste Gabel im Mund verwunderte uns – es schmeckte „neutral“. Hatte der Koch die Gewürze vergessen? – Aber da stand ja ein Salzfass auf dem Tisch; nun machte es Sinn. Ein paar Körner aus dem Spender und der  Fisch schmeckte köstlich. Das Gemüse war relativ weich, aber noch nicht übergart und auch gut gewürzt. Der feine Champagner-Schaum rundete das Gericht ab.
 
Argentinisches Entrecôte
mit grünem & weißem Spargel
*****
Drei Scheiben Rindfleisch mit Meersalz dekoriert, ließen das Wasser im Mund zusammen laufen. Eine Pfeffermühle wurde zusammen mit den Tellern gebracht. Das war wohl ein stummer Impuls, die Verantwortung für den Geschmack teilweise mit zu unternehmen. Das taten wir auch gerne – und das Fleisch schmeckte köstlich: weich und aromatisch. Es war perfekt medium gegart (gefragt wurde vorher nicht, aber es war genau richtig für uns). Auch der grüne und weiße Spargel war ausgezeichnet zubereitet. Die Kartöffelchen mundeten ebenso.
 
Moccacreme
Zwetschgensorbet
******
Auch der Abschluss konnte uns wieder überzeugen. Weil meine Frau keinen Moccageschmack in  Speisen mag, wurde ihr selbstverständlich eine Alternative serviert: eine Panna cotta. Diese war hervorragend gemacht: endlich einmal wieder eine fluffige Creme. Die Moccacreme war locker und angenehm im Mund. Die Erdbeeren passten gut dazu. Das Zwetschensorbet ließ auch keine Wünsche offen.
 
Gerne tranken wir noch eine Tasse Kaffee. Dazu gab es Gebäck. Leider alles mit Mandeln, Haselnüssen und Marzipan. Dagegen bin ich allergisch und bei allen Speisen beim Menü wurde dies auch berücksichtigt. Als ich deshalb den Kellner fragte, ob alles für meine Frau sei, meinte er nur, dass ich davon besser nicht essen sollte.
 
Getränke 
 
Pellegrino-Wasser 0,75l – 7,00 €
Doppelter Espresso macchiato – 5,30 €
 
Vier Wein glasweise – 4,50 bis 6,00 €: Chardonnay, Rosso del Veronese (Cuvee nach Art des Amarone), Pinot Grigio, Cabernet Sauvignon Cuvee (Trentino) – gesamt 20,50 €
 
2008 Château Lafaurie-Peyraguey 1er Cru Classé Sauternes AOC 0,5cl – 9,00 €
 
Gerne wollte ich eine glasweise Weinbegleitung. Der Kellner sah darin kein Problem, aber wollte bzw. konnte nicht „recht beraten“: Er nannte einige Rebsorten und fragte nach meinen Vorstellungen. Ich bat ihn dann um etwas Passendes zum Gericht. Daraufhin brachte er auch jeweils einen Wein. Auf Nachfrage nannte er dann die Rebsorte, aber nicht den Hersteller; die Flasche wurde auch nicht präsentiert. Erst am Ende des Essens berichtete er, dass die offenen Weine in einem „Humidor“ seien und zeigte uns den Schrank beim Verlassen des Lokals: In einem geteilten kleinen Klimaschrank (vier Weiße, vier Rote) befanden sich die Flaschen optimal gekühlt (7° bzw. 18°C) und mit einer Abfüllvorrichtung versehen. Er könne also die Flaschen nicht an den Tisch bringen. - So ein Gerät habe ich bisher noch nicht in anderen Lokalen gesehen bzw. gezeigt bekommen. Trotzdem hätte ich die Weine gerne etwas genauer beschrieben gehabt. - Zum Dessert gab es dann auch eine Wende. Ich bekam zwei Weine aus der Flasche zum Kosten angeboten und ausgeschenkt: einen Sauternes und einen Gewürztraminer. Mir erschien der Edelsüße vielleicht passender und orderte davon ein Glas.
 
Preis-Leistungs-Verhältnis 5/5
 
Die sechs kleinen Gänge sind in unseren Augen recht günstig für den Gast kalkuliert. Auch für die Weine werden nicht überzogene Preise berechnet – wobei auf der Rechnung keine genaue Zuordnung zu den Gewächsen möglich war, außer beim Sauternes.
 
Fazit
 
3 – wenn es sich ergibt
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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