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GastroGuide-User: DerSilberneLoeffel
DerSilberneLoeffel hat Brauereigasthof zum Schwan in 96250 Ebensfeld bewertet.
vor 8 Jahren
"Der Brauereigasthof Schwan...."
Verifiziert

Geschrieben am 05.11.2015
Besucht am 30.10.2015
Der Brauereigasthof "Zum Schwan" in Ebensfeld war zu Zeiten von "Restaurant-Kritik.de" unter der Pächterfamilie eine sichere Bank.

Nach der Aufgabe durch die Familie Polig, welche weit über 30 Jahre die Lokalität geführt hat, fand ein kurzes Zwischenspiel statt, eine Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen folgte, obwohl die Aussicht gut war.

Nun bewirtschaftet die dritte Familie den Brauereigasthof, Grund genug, diesen zu testen. Ganz einfach ist dies jedoch nicht, sind die legendären Rumpsteaks noch zu gut im Gedächtnis.

Nach der "Consumenta" in Nürnberg war es soweit - Hunger und ein langer Tag ließen uns einen Tisch für vier Personen bestellen. Ursprünglich um 18.00 Uhr bestellt, hielten uns die Widrigkeiten der Autobahn (und ihrer Baustellen und Staus) knapp eine dreiviertel Stunde vom Mahl ab. Was sich an diesem Tag als Glück herausstellte, war doch scheinbar zu unserer ursprünglichen Ankunftszeit das Lokal bis zum letzten Platz ausgebucht.

So nahmen wir an dem Tisch Platz, der auf einer kleine Schiefertafel mit Holzbasis unseren Namen und die Ankunftszeit trug. Der Tisch war vorgedeckt, an jedem Platz ein Schwan, gefaltet aus zwei Servietten. Schöne Spielerei, allerdings wäre es mir lieber, eine nicht gefaltete, dafür aber mehrlagige und saugende Variante vorzufinden.

Das Lokal selbst ist nach wie vor fast unverändert - also betreten und sich heimisch fühlen wie früher auch schon. Und auch hier wird wieder ein kleiner Fehler gemacht, der Menschen mit einer Gehbehinderung das Erreichen des Lokales etwas schwerer als nötig macht: die Handläufe an der Außentreppe sind an der Hauswand angebracht. Das ist trotz der  von der Hauswand in den Hof führenden Treppe nicht DAS Problem. Schwierig ist allerdings, die Treppe seitlich, also entlang der Hauswand, zu begehen. Da stehen zur linken und zur rechten Seite zwei wunderschöne Dekogebilde. Aber leider auch im Weg. Wenn man diese eventuell ein oder zwei Meter weiter rücken könnte, dann wäre ein großer Schritt getan. Wortwörtlich.

Zurück zum Besuch. Im Lokal hat es dann gut 15 Minuten gedauert, bis wir entdeckt wurden. Ein paar Versuche, auf uns aufmerksam zu machen, mißlangen vorher. Am Tisch tauchte dann unvermittelt die Bedienung auf, die sich als Chefin vorstellte und sich tausendmal entschuldigte, uns nicht gesehen zu haben. Kann passieren, war eben nicht zu ändern. Warum aber bei einer augenscheinlich vollen Hütte die Bedienung um 17 Uhr nach Hause geschickt wurde, weil "nichts los war", bleibt uns schleierhaft. Es gibt heutzutage Telefone, bevor ich Kunden mit einem nicht optimalen Betrieb leichtfertig verärgere, versuche ich doch, dieses Personal wieder zurück zu holen? So geschah es, dass die Chefin im ganzen Lokal die Bestellungen aufnahm, in die Maschine eingab, in die Küche brachte, einschenkte, das Essen und die Getränke zum Kunden brachte und auch abservierte und im Anschluss kassierte. Hut ab, den Mut dazu zu haben. Was aber nichts an den langen Wartezeiten änderte.

Wir haben uns dann wie folgt entschieden:

-3 Colamix (0,5 Liter zu 2,30 €)
-1 Apfelsaftschorle (0,5 Liter zu 2,40 €)
-1 Krensüppchen (2,80 €)
-1 Jägerschnitzel (8,50)
-1 Geschmortes Biergulasch (7,50 €)
-1 Putenschnitzel (7,80)
-1 Schnitzel "Wiener Art" (7,80 €)

Vorweg und als größten Kritikpunkt: ALLE(!) Speisen waren sehr stark gewürzt (das Putenschnitzel ausgenommen) und nach meiner Meinung mit viel Convenience hergestellt. Liebe Wirtsleute: Ihr müsst nicht die Billigsten sein, setzt Euch lieber zum Ziel, die BESTEN zu werden. Nehmt dem Kunden je Mahlzeit zwei Euro mehr aus dem Geldbeutel und kocht mit möglichst vielen frischen Zutaten.

Das Krensüppchen war reichlich, angenehm temperiert, allerdings mit wenig Geschmack nach Kren. Was aber auch daran liegen kann, dass diese recht heiß war, somit die Senföle aus dem Kren entweichen. Nicht gut ist allerdings, dass der Kren bitter war. Ja, auch das kann passieren, aber dann muss eben die Suppe neu angesetzt werden. Mich stört das nicht weiter, aber es gab am Tisch Stimmen (jeder hat probiert), die diese Suppe so nicht akzeptiert hätten. Der Preis dafür geht gut in Ordnung, läge ein Stück Brot dabei, wäre die Suppe geeignet, eine Hauptmahlzeit zu sein.

Als nächstes kam das Schnitzel "Wiener Art". Mit einer Standard-Panierung, leider aber wie die dazu gereichten krossen Pommes frites sehr salzig. Essbar, aber heftig Durst erzeugend. Die Pommes wurden ohne Murren gegen den eigentlich dazu servierten Kartoffelsalat ausgetauscht. Kein Aufpreis, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist. Der Beilagensalat ist jedoch ein ganz anderes Thema. Ich denke, dass das Dressing mit reichlich Würze (Fondor, Topsi etc.) hergestellt wurde. Noch Stunden später war der Nachgeschmack unangenehm im Mund, erst das Zähneputzen hat diesen beseitigt. Dann lieber ein einfaches Essig-Öl-Dressing, da kann man nichts kaputt machen.

Das Gulasch meiner Begleitung wurde gebracht, wie mein Schnitzel auch mit Spätzle, welche sich als "Knöpfle" entpuppten. Ausfall auf ganzer Linie, aber der Hunger verbat eine Reklamation, denn es war nicht unessbar, aber nicht so optimal, wie es hätte sein können. Auch hier der Geschmack extrem nach den Gewürzen, die Soße sehr "fest", das Fleisch teils schön weich, teils hart und flechsig. Kann passieren bei Gulasch, ist aber unangenehm. Die Spätzle/Knöpfle selbst waren leider sehr fettig. Kleiner Tipp: wenn schon ein Öl/Fett mit Buttergeschmack verwendet wird, dann diese Nudeln bitte kurz in die Pfanne geben, diese werden dann knusprig und der Geschmack entfaltet sich besser.

Als Nächster war ich an der Reihe. Jägerschnitzel, Spätzle (siehe oben) und Beilagensalat (siehe ebenfalls oben).
Ein sehr, sehr kleines Schnitzel (geschätzt 120 - 140 g auf dem Teller) wurde mir vorgesetzt. Ohne Panierung (so ist es auch richtig), war es knusprig gebraten. Leider dann von der Soße zugedeckt, welche auch eher aus der Riege auf-und-drauf stammte. Das Schnitzel selbst hatte wohl keine Ruhezeit, hat es doch auf dem Teller noch ordentlich Fleischsaft verloren. Aber, und das muss ich dem Fleisch zugute halten - es war nicht zäh oder flechsig.

Nachdem die Erste am Tisch schon mit dem Essen fertig war, auch ich schon die Hälfte meiner Portion aufgegessen hatte und wir nach dem Verbleib des vierten Essens fragen wollten, wurde es serviert.

Salzkartoffeln, selbst gemachte Beilagegemüse (Plural) und zwei Schnitten Pute. Diese waren zwar etwas zu lange in der Röhre, allerdings noch gut essbar. Einzig die Abwesenheit von etwas Soße/Hollandaise bzw. eines kleinen Stückchens Kräuterbutter wurde bemerkt.

Fazit des Essens: Es werden momentan Preise aufgerufen, wie sie sonst nur noch an Imbissbuden zu finden sind. Leider aber hebt sich das Essen im Geschmack nur marginal von dieser Konkurrenz ab. Hier sollte dringend die Kalkulation überdacht werden und vielleicht etwas mehr auf Selbstgemachtes Wert gelegt werden. Vorerst werden wir das Lokal nicht mehr besuchen, erst zu einem späteren Termin noch einmal nachtesten.

Der Zahlvorgang brauchte nochmals etwas Zeit, die Aufteilung der Rechnung war dafür kein Problem.
Wir waren uns auf der Heimfahrt einig, dass das Lokal an diesem Abend auch mit uns etwas mehr Getränkeumsatz hätte machen können - wenn denn Personal da gewesen wäre und nachgefragt und auch ausgeliefert hätte.

Ein für uns etwas unglücklicher Start. Aber, sag´ niemals nie - jeder kann an seinen Aufgaben noch wachsen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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