Zurück zu Restaurant im Hotel Gut Hungenbach
GastroGuide-User: Huck
Huck hat Restaurant im Hotel Gut Hungenbach in 51515 Kürten bewertet.
vor 3 Jahren
"Sehr Gutes im Gut"
Verifiziert

Geschrieben am 26.07.2021 | Aktualisiert am 26.07.2021
Besucht am 21.07.2021 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 94 EUR
Die Vorgeschichte
Schon Ende April 2020 wollten wir drei Wanderpärchen den Kürtener Mühlenweg abtippeln. Doch das Corona-Virus machte uns einen dicken Strich durch die Rechnung. Die damalige Corona-Schutzverordnung untersagte ein Zusammentreffen von sechs Personen aus drei Haushalten, und der Betrieb von Restaurants war untersagt. 

Nach eineinviertel Jahren ist es nun endlich so weit: Das Wetter passt, das Gut Hungenbach, ein Gebäudeensemble mit Hotel und Restaurant, hat geöffnet und die Corona-Schutzverordnung erlaubt, dass wir drei Pärchen verschiedener Provenienz uns am Mühlenweg abarbeiten.

Von Mühle zu Mühle sind wir gestapft, rund 15 km insgesamt, und sind nun doch froh, mit dem Kürtener Ortsteil Hungenbach, im Wesentlichen ein Gewerbegebiet und das Gut Hungenbach, unser Ziel ereicht zu haben. Im Gut Hungenbach haben wir reserviert.

Das Ambiente *****
Das Gut Hungenbach ist eine Art Freilichtmuseum mit verschiedenen Gebäuden, großenteils Fachwerkhäusern, die teilweise – sei es wegen Straßen- oder Talsperrenbaus – woanders abgebaut und hier wieder aufgebaut wurden. Ein massiver Steinbau mit holzverkleideter erster Etage beherbergt das Restaurant und in der ersten Etage einen Teil der Hotelzimmer.

Eine junge Frau in den Zwanzigern begrüßt uns und bietet uns auf der Terrasse zwei zusammengestellte Tische für acht Personen an. 
Gut Hungenbach - Terrasse
Wir lassen unsere müden Knochen unter weißen, schützenden Kuppelzelten in  Gartenstühle fallen.

Das Ambiente gefällt uns, fünf Sterne.

Der Service *****
Die junge Dame kümmert sich vorbildlich um uns. Sie ist aufmerksam und sehr freundlich, fragt nach unserer Zufriedenheit, beantwortet Fragen zu den Gerichten – und das ehrlich,  beispielsweise als meine Frau nach der Herkunft der Pommes Macaire fragt – TK oder selbstgemacht? Wegen zu geringer Nachfrage habe die Küche auf Tiefkühlware umgestellt.

Gastfreundlich gab sich das Restaurant auch bei der Reservierung Tage zuvor. Die Bitte, unsere Autos schon mittags auf dem Hotelparkplatz abstellen zu dürfen, um Start und Ziel der Wanderung am Restaurant zu haben, wurde wie selbstverständlich erfüllt.

Die Bestnote für den Service scheint uns angemessen.

Essen und Getränke ****/*****
Zuvor eine Anmerkung: 
Ausführlich beschreibe ich meinen Verzehr und den meiner Angetrauten. Bei den Gerichten der beiden anderen Pärchen lasse ich Bilder sprechen, beziehe aber die jeweilige Bewertung der Gerichte in unsere Bewertug mit ein.

Die junge Dame händigt uns die Speisekarten aus und nimmt die Getränke auf. Durstig, wie wir nach der Wanderung sind, nimmt meine Liebste als erstes
• eine große Flasche Mineralwasser (Rheinfels-Gourmet feinperlig 0,7 l zu 6,40 €) und ich ein
Hofbräu Weizen (0,5 l zu 4,20 €). 

Später sollen es dann noch
• eine kleine Flasche Mineralwasser (0,25 l zu 2,60 €),
• ein Bergisches Landbier (0,3 l zu 3,40 €) und ein 
Sonnenwerk Pinot Grigio (0,25 l zu 6,20 €)
sein.

Die Getränke bringt uns die junge Dame wenig später gut gekühlt auf den Tisch.

Inzwischen haben wir aus der mit Pfifferlingsgerichten angereicherten Speisekarte, die regional mit mediterranem Einschlag geprägt ist, gewählt. Meine Frau entscheidet sich für 
am Stück gebratenes Schweinefilet auf Pfifferlingsrahmsauce mit Pommes Macaire und Salat (21,80 €).
Nach rund 15 km Wanderung muss es für mich ein anständiges Stück Fleisch sein:
Rinderfilet (250g) an Speckpfifferlingen mit gerösteten Semmelknödelscheiben und Salat (32,80 €).

Unsere Tippelschwestern und -brüder wählen:
• 2 x Schnitzel „Hungenbach“ vom Kalb mit Champignons, gebratenem Speck, Zwiebeln und einem Spiegelei, dazu Rösti und ein kleiner gemischter Salat (19,80 €),
Salatteller „Gut Hungenbach“, dazu Ziegenkäse mit Pesto und Honig (14,90 €),
Salatteller „Gut Hungenbach“ mit gebratenen Hähnchenstreifen (14,90 €).

Die Küche läßt uns grüßen, die junge Frau platziert zwei Schieferscheiben auf unserem Tisch, jeweils bestückt mit sechs Scheiben Baguettebrot, drei helle und drei dunkle, und einem Töpfchen mit Kräuterquark.
Gruß aus der Küche
Um es kurz zu machen: Das war nix. Das Brot ist zwar aufgebacken, lässt aber Frische vermissen. Der Quark ist null-acht-fünfzehn und lässt die Geschmackspapillen vor sich hin dösen. "Hoffentlich wird das besser!", fleht unsere Runde nach dieser "Gaumenfreude". Die Hoffnung erfüllt sich, soviel sei vorweg gesagt.

Der erste Hoffnungsschimmer ist der Beilagensalat, den die junge Dame zu den Fleischgerichten serviert.
Beilagensalat
Verschiedene Blattsalate, Paprikastückchen – gelb, rot und grün –, Tomatenachtel und Ruccola sind mit einem sehr wohlschmeckenden Joghurt-Dressing mit säuerlicher Note bedeckt. Die Salate sind frisch und knackig, die Bewertung in unserer Runde ist auch knackig: Gut!

Das sagen wir auch der jungen Dame, die nach unserer Zufriedenheit fragt und anschließend unsere Gerichte bringt.
Am Stück gebratenes Schweinefilet auf Pfifferlingsrahmsauce mit Pommes Macaire und Salat
Das am Stück gebratene Schweinefilet hat der Koch in Tranchen geschnitten. Es ist rosa gebraten, zart und saftig. Ein wenig Pfeffer und Salz runden den guten Geschmack ab. Die Filetstücke sind auf einem Spiegel der Pfifferlingsrahmsauce drapiert. Die leider nur lauwarme Rahmsauce überzeugt meine Frau geschmacklich nicht, es fehlt ihr das "Sahnige" und der "Pfiff". Allerdings hebt sie die Güte der schön kleinen Pfifferlinge hervor.

Die Pommes Macaire machen das Manko der Rahmsauce wett – auch wenn es sich, wie erwähnt, um TK-Ware handelt. Die Kartoffelküchlein sind lediglich mit Kräutern angemacht, ohne Zusatz von Speck und Zwiebeln, geschmacklich trotzdem sehr gut, fluffig und heiß.
Rinderfilet (250g) an Speckpfifferlingen mit gerösteten Semmelknödelscheiben und Salat
Mein Rinderfilet ist butterweich, saftig und im Gargrad an den dickeren Stellen "englisch", was meinen Geschmack durchaus trifft. Hätte die junge Dame nach dem Gargrad gefragt – eine kleine verzeihliche Nachlässigkeit, da sie es nicht getan hat – hätte ich wohl "medium" gesagt, aber mit dem "medium rare" bin ich auch sehr zufrieden. Die mit Speck gerösteten Pfifferlinge geben dem Gericht eine wohlschmeckende Würze. Die Röstung der Semmelknödelscheiben unterstreicht diese Würze. "1A", kann ich nur sagen. 

Um die Herkunft meines butterzarten Filets zu eruieren, frage ich unsere junge Dame, ob die Kuh von den in der Umgebung reichlich vorhandenen Bauernhöfen direkt in die Restaurantküche getrottet sei, was die Dame mit einem zustimmenden Lächeln quittiert. Ernster werdend bestätigt sie die Herkunft des Fleisches aus der bäuerlichen Nachbarschaft.
Salatteller „Gut Hungenbach“, dazu Ziegenkäse mit Pesto und Honig
Salatteller „Gut Hungenbach“ mit gebratenen Hähnchenstreifen
Unser Tippelpärchen mit den Salattellern ist von der Qualität angetan. "Sehr gut", ist beider einhellige Meinung.
Schnitzel „Hungenbach“ vom Kalb mit Champignons, gebratenem Speck, Zwiebeln und einem Spiegelei, dazu Rösti und ein kleiner gemischter Salat
Auch unser Pärchen mit dem Hungenbach-Schnitzel ist mit der Mahlzeit sehr zufrieden. "Sehr gut", sagen auch sie unisono.

Unsere Zufriedenheit lässt sich schwerlich steigern, dennoch wollen wir die Nachspeisen nicht unversucht lassen. Meine Frau wählt ein 
kleines gemischtes Eis mit Sahne (4.- €) und ich eine
Französische Käseauswahl (10,90 €).
Kleines gemischtes Eis mit Sahne
Die kleine Eisportion besteht aus drei kleinen Kugeln Eis (Vanille, Schokolade und Erdbeere), cremig und gut. Bezüglich der Sorten hat man die Wahl. Angeboten werden auch noch zwei Sorten Sorbet (Zitrone und Cassis).
Französische Käseauswahl
Brot zur Französischen Käseauswahl
Die Käsestückchen sind reichlich mit Tomate, Erdbeere, Salatblättern, Gurkenscheiben und Paprikastückchen garniert. Zwei Scheibchen Butter dienen als Brotaufstrich. Zum Brot ist alles gesagt. Der Käse, Rotschimmel, Weißschimmel, Blauschimmel und meiner Einschätzung nach Schafskäse schmeckt sehr gut und bildet den krönenden Abschluss zum Wander-Abendmahl. Mit Mühen schaffe ich die Portion, umso zufriedener bin ich nach deren Verzehr.

Eine Tischgenossin verwöhnt sich mit ...
Tiramisu
und eine Tippelschwester und ein Tippelbruder genießen ...
Großes gemischtes Eis mit Sahne
Alle Drei sind von den Desserts angetan und sehr zufrieden damit.

Meine Frau rundet mit einem heißen, leckeren  
Espresso (2,20 €)
ihr Wohlbefinden ab.

Die abschließende Bewertung in unserer Tischrunde ist ziemlich eindeutig. Fünfmal heißt das Resümee "sehr gut" und einmal "gut". 

Die Sauberkeit *****
An der Sauberkeit haben wir nichts zu mäkeln. Tische, Bestecke und Geschirr sind sauber. Auch die Toiletten – sowohl die der Damen als auch die der Herren – sind sauber und gepflegt. Nichts spricht gegen die Bestnote.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ****
Service und Küchenleistung liegen beide weit oben.  Die Preise sind  großenteils angemessen. Kleine Ausreißer sehe ich beim Rinderfilet zu 32,80 €  und beim Rheinfels-Mineralwasser zu 6,40 €, vielleicht auch bei der Käseauswahl, die mit acht bis neun Euro auch bezahlt sein sollte. Aber vermutlich fordert die weitgehend einnahmenlose Corona-Zeit des Gastes Tribut. Für das Preis-/Leistungsverhältnis gibt es  deshalb "nur" vier Sterne.

Das Fazit ****/*****
Wem soviel Gutes widerfährt, das ist schon viereinhalb Sterne wert. Vielleicht arbeitet das Restaurant noch ein wenig am Amuse Gueule, falsch wäre es nicht. Die teils gehobenen Preise lassen sich zum Teil ja noch mit der gelieferten Qualität begründen. Insgesamt gibt es von uns eine glatte Empfehlung für das bergische Gut in Hungenbach.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Carsten1972 und 20 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.