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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Restaurant Haus am Rhein in 53227 Bonn bewertet.
vor 4 Jahren
"Licht und Schatten, schon okay, aber es geht sicher besser!"

Geschrieben am 09.02.2020 | Aktualisiert am 09.02.2020
Besucht am 07.02.2020 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Wir haben eine Einladung bekommen, eine Einladung zum Essen im Haus am Rhein in Bonn. 

Das Ambiente ***
Das Haus am Rhein ist direkt am Rhein gelegen gegenüber dem ehemaligen Kanzlerbungalow und der Villa Hammerschmidt auf der anderen Rheinseite. Ein architektonisch nicht gerade gelungener Flachbau beherbergt das Restaurant. Im Tiefgeschoss des Gebäudes, das sich zur Rheinseite hin ebenerdig öffnet, hat die Bonner Ruder-Gesellschaft ihr Bootshaus.
Haus am Rhein – Rheinseite
An das Gebäude grenzt ein riesiger Biergarten, „Zum Blauen Affen“, der in einem Park gelegen ist. Der restauranteigene Parkplatz bietet hinreichend Platz für die fahrbaren Untersätze der Gäste. Der Rad- und Wanderweg entlang des Rheins führt direkt am Restaurant vorbei, was im Sommer für manch einen Durstigen im Biergarten sorgt.
Haus am Rhein – Eingang
Beim Betreten des Restaurants fällt der Blick auf ein zweckmäßiges, aber auch nüchternes Ambiente: hellbraune, massive und schnörkellose Tischplatten in Holzimitat, leicht zu reinigen, schnörkellose, schwarze Kunstlederpolsterstühle, ockerfarbige Riemchen-Bodenfliesen im Kreuzverband, über den Tischen gelbe plissierte Lampenschirme, und das alles vor einer riesigen Fensterfront, die den Blick auf den Rhein und das linksrheinische, ehemalige Regierungsviertel freigibt. Die Fensterfront ist teilweise unterbrochen von Schiebetüren als Zugang zum Terrassenbalkon.

Für uns ist reserviert. Eine Dame, offensichtlich die Chefin des Hauses, zeigt uns unseren Tisch direkt an der großen Fensterfront.

Temperaturen von um die fünf Grad draußen lassen in mir, der ich direkt am Fenster sitze, nicht das Wohlgefühl eines  beheizten Restaurants hochkommen. Die riesigen Scheiben können das Gefühl, dass es irgendwo zieht, nicht abhalten. Bessere Plätze seien meiner Frau und der einladenden Bekannten gegönnt, die „in zweiter Reihe“ neben den fensterseitigen Plätzen sitzen. Mir wird es erst wohliger, nachdem eine wirklich heiße Suppe mein inneres Feuer genährt hat.

Lassen wir es mal mit drei Sternen für das Ambiente gut sein.

Der Service ***/****
Die Dame des Hauses, die uns begrüßt und uns unseren Tisch gezeigt hat, ist sehr freundlich und zuvorkommend. Sie bedient uns nur zum Teil an diesem Abend, ein Herr mittleren Alters übernimmt auch einen Teil des Service. Die Begeisterung über sein Auftreten hält sich bei uns in Grenzen. Er ist bei Weitem nicht so freundlich wie die Dame des Hauses, eher geschäftsmäßig. Ja, er hat seinen Job gemacht, aber er zieht die mehr als gute Serviceleistung der Dame des Hauses herunter auf dreieinhalb Sterne.

Essen und Getränke ***
Die Speisekarte ist gutbürgerlich geprägt. Neben der Speisekarte gibt eine Tageskarte Auskunft über wenige zusätzliche Gerichte. Die Tageskarte gilt dem Anschein nach abends nicht, uns wurde sie nicht vorgelegt. Ein Zusatzgericht wird auf einer schwarzen Schiefertafel oberhalb des Salatbuffets annonciert.

Die Preise fallen teils nicht aus der Rolle, teils liegen sie aber über dem ortsüblichen Bonner Preisniveau.

Die Dame des Hauses überreicht uns direkt, nachdem wir an der Fensterfront Platz genommen haben, die Speise- und Getränkekarte. Sie lässt uns Zeit für unsere Wahl, nimmt dann unsere Wünsche auf, von denen ich die Wünsche meiner Liebsten und meine unter Angabe der erinnerlichen oder derzeitigen Preise aus der Web-Speisekarte nenne. 

Als Vorspeise nehme ich
• hausgemachte Kraftbrühe mit frischem Majoran und Pfannkuchenstreifen (5,90 €).

Als Hauptspeisen merkt sich die Dame des Hauses ganz ohne analoge oder digitale Helferlein
• Geschnetzeltes aus der Rehkeule in Rotweinjus mit Waldpilzen und Maronen, Schupfnudeln (21,00 €) für meine bessere Hälfte und
• gebratenes Steinbeißerfilet „Grenobler Art“ auf Zitronenbutter mit Kapern, Patnareis (22,50 €).

Zu beiden Hauptgerichten können wir uns gerne einmal am Salatbüffet bedienen, so lässt uns die Speisekarte und bestärkend die Dame des Hauses wissen.

Als Getränk wählt meine Frau, die diesmal mit dem Chauffieren an der Reihe ist, eine
• Flasche Mineralwasser (0,75 l) und ich einen
• Eichstetter Herrenbuck, Grauburgunder, Kabinett-trocken, Privatkellerei F. Kiefer (0,2 l zu 5,90 €).

Einen Gruß aus der Küche gibt es nicht. Stattdessen folgen nach kurzer Wartezeit zuerst die passend gekühlten Getränke, wenig später dann meine Suppe.
Hausgemachte Kraftbrühe mit frischem Majoran und Pfannkuchenstreifen
Die Suppe ist so heiß, wie es  heißer nicht geht. Der optische Eindruck ist wenig erheiternd, eine braune Brühe, die keinen Blick auf die annoncierten Pfannkuchenstreifen zulässt. Geschmacklich ist sie aber durchaus erheiternd, und es finden sich eine erkleckliche Anzahl von Pfannkuchenstreifen – ich schmecke Eierpfannkuchen – darin. Die Suppe schmeckt kräftig, rechtfertigt ihre Annoncierung „Kraftbrühe“, und spendet mir die Wärme, die mir die Kälte jenseits der Fensterscheiben raubt. Trotz der trüben Optik hinterläßt die Suppe bei mir einen guten Eindruck, vor allen Dingen: Sie schmeckt gut und wärmt. Bleibt noch zu erwähnen, dass mir die Dame des Hauses Brot zur Suppe angeboten hat, was ich aber der reichlichen Suppenportion wegen ablehne.

Wie es sich gehört, fragt die Dame des Hauses, ob die Suppe geschmeckt habe. Dies bestätige ich ihr mit einem „Sehr gut!“.

Das Suppengeschirr ist abgeräumt, wir holen uns unsere Salate vom Salatbuffet.
Salat meiner Frau
Mein Salat
Die Salate im Buffet scheinen zum Teil nicht knackig und frisch. Ins Welke gehende Ränder an Salatblättern bleiben nicht verborgen. Aber wir können uns den Salat ja nach unseren Wünschen zusammenstellen.

Meine Frau hat sich einen Salat aus Krautsalat, Gurkensalat, nicht angemachtem Möhren-Julienne, bunten Blattsalaten, angemachtem Salat aus Kidneybohnen und Mais mit Zwiebelstückchen zusammengestellt. Für die nicht angemachten Komponenten wählt sie ein Joghurt-Kräuter-Dressing. 

Die angemachten Salate schmecken meiner Liebsten gut. Bei den Blattsalaten hat meine Frau auf frischeres Grünzeug geachtet, das Dressing darauf ist schmackhaft.

Für meinen Salat wähle ich Möhrenstreifen, angemachten Gurkensalat, ein wenig Blattsalat, Rucola und darüber ein „italian dressing“.  Mit dem Dressing schmeckt der Salat schon gut, auch wenn bei einzelnen Blättern der Blattsalate das „Knackgefühl“ fehlt.

Mit den Speisen geht es wie beim seligen Rudi Carrell am laufenden Band. Kaum hat die Suppe mich aufgewärmt, da bringt uns die Dame des Hauses die Hauptgerichte.
Geschnetzeltes aus der Rehkeule in Rotweinjus mit Waldpilzen und Maronen, Schupfnudeln
Auf den Tisch kommt eine ordentliche Portion Geschnetzeltes aus der Rehkeule mit reichhaltig bemessenen diversen Pilzen und – leider etwas trockenen und festen – Fleischstückchen. Die Sauce ist okay, lässt aber einen ausgeprägten Rotweingeschmack vermissen. Mit Maronen hat die Küche nicht gespart, die Menge war meiner Frau schon zuviel. Die Schupfnudeln sind in Butter braun und kross gebraten. Meine Frau ordnet sie als wahrscheinlich nicht hausgemacht ein.
Gebratenes Steinbeißerfilet „Grenobler Art“ auf Zitronenbutter mit Kapern, Patnareis
Der Patnareis, geformt in ein Rondell, neben den Steibeißerfilets ist vorbildlich gegart, noch ein wenig Biss, und schmeckt nach Butter. Gekrönt wird das Rondell von einer halben Minitomate, die wässrig und geschmackslos daherkommt. Die für die Grenobler Art obligatorischen Kapern im beigestellten Schälchen haben die durch Einlegen gewöhnlich angenommene Säure verloren und schmecken eher buttrig. Der Fisch ist ohne Fehl und Tadel zubereitet und wird nach Würzung duch die beigelegten Zitronenscheiben besonders schmackhaft. 

Zum Nachtisch nimmt meine Angetraute 
• „Walnuss mit Schuss“, zart schmelzendes Walnusseis mit Crème de Cassis (4,00 €).

Ich bleibe beim flüssigen Nachtisch, einem
• Malteser Aquavit zu moderaten 2,50 € für Zweihundertstel,
der wenig später passend temperiert von dem Serviceherrn serviert wird.
„Walnuss mit Schuss“, zart schmelzendes Walnusseis mit Crème de Cassis
Das Eis wird in einem Gläschen serviert und besteht – enttäuschend – aus nur einer Kugel, die mit einem kleinen Schuss Crème de Cassis übergossen ist. Das Eis ist zwar wunderbar cremig mit vielen großen Walnussstückchen und schmeckt zusammen mit der Cassis-Creme hervorragend. Angesichts des Preises hätte  meine Frau schon zwei Kugeln für angemessen gehalten.

Bei den Gerichten und der Küchenleistung sehen wir Licht und Schatten. Drei Sterne scheinen uns angemessen.

Die Sauberkeit ****
Im Gastraum gibt's von uns nichts zu beanstanden. Die Möblierung ist ja auch pflegeleicht. Tische und Geschirr sind sauber, deshalb vier Sterne für die Sauberkeit. Die Toiletten haben wir nicht besucht.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ***
Der Service und das Küchenteam im Haus am Rhein hinterlassen einen gemischten Eindruck. Der Service der Dame des Hauses ist mehr als gut, der des helfenden Serviceherrn steht dem nach. Die Küchenleistung ist bei meinem Fischgericht ganz ordentlich, beim Gericht meiner Frau fällt sie dem gegenüber ab. Die Preise für die Hauptgerichte sind im Großen und Ganzen okay,  der Preis für die Suppe gerade noch. Ungerechtfertigt ist der Preis für den Nachtisch meiner Frau. Vier Euro für eine Kugel Walnusseis mit einem kleinen Schuss Cassis ist überzogen. Auch der Weinpreis ist angesichts des Flaschenpreises, der von Weinhändlern im Internet offeriert wird, grenzwertig. Insgesamt geben wir nicht mehr als drei Sterne für das Preis-/Leistungsverhältnis.

Das Fazit ***
Das Haus am Rhein auf der „schäl Sick“ am Bonner Rheinufer muss für eine vorbehaltlose Empfehlung unsererseits leistungsmäßig noch hinzulegen. Wir haben mit einem „Ja, okay“ das Haus verlassen, aber wie es bei einem nächsten Besuch aussieht, wage ich nicht zu prognostizieren. Uns fehlt das Gefühl, dass das Team im Haus am Rhein durchgehend eine verlässlich gute Leistung erbringt. Deshalb nicht mehr als ein okay, also drei Sterne, für das Fazit.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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