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GastroGuide-User: uteester
uteester hat Zaunkönig in 42117 Wuppertal bewertet.
vor 9 Jahren
"Die Küche teils kreativ, teils rustikal, eine Location, dem Mainstream entsprechend"
Verifiziert

Geschrieben am 13.09.2015 | Aktualisiert am 13.09.2015
Besucht am 11.09.2015
FAZIT VORAB FÜR DEN SCHNELLEN LESER.

Ein trendiges Restaurant in einem schönen, alten Haus mit Renovierungsbedarf außen, kreativer Küche, aber nur rustikal umgesetzt und leider mit schleppendem Service, der jedoch sehr liebenswürdig agierte.
Nun schon zum 11. Mal stand unser gemeinsames Treffen alter Streiter aus der RK-Vergangenheit und nun als GastroGuide versammelte Runde an. First, wie immer unser Organisator, lud zum gemeinsamen Treffen ein und schon folgen die alten Hasen der Gastrokritiker Shaneymac, Carlo Attraversando, Zerberuz, Siebecko, Uteester und neu in dieser Runde Escoffier. Nach langem Hin und Her wurde in Wuppertal das Restaurant „Zaunkönig“ ausgesucht.

Lage:
In Wuppertal-Arrenberg in der Quellenstraße 15 gelegenes altes schönes Eckhaus, mit einem terassenförmigen Vorbau, mich leicht an den Vorbau eines alten Schiffes erinnernd (Titanic lässt grüßen), bestuhlt mit einigen Tischen . Eine Auffrischung dieses Gebäudeensembles wäre m. M. nach vonnöten. Über 5 Stufen betritt man die Terrasse und das anschließende Restaurant.

Ambiente:
Ein relativ kleiner Restaurantbereich, ca. 30 Plätze, zur rechten Seite eine kleine Theke, weiter auf der rechten Seite hinter dem Thekenbereich die offene Küche, dunkles Mobiliar, an der Stirnseite ein hoher Tisch mit Barhockern, über diesem Tisch fünf zylinderförmige Lampen mit Spotlicht, ebenso über dem Thekenbereich, sonst im Restaurantraum mehrere kleine Tische, links hinten die Garderobe, davor eine dunkle lederbezogene Bank mit einer Spiegelwand, dunkler Holzboden, lilafarbene Wände, Strahler an den Wänden und über den Tischen mit dunklem Rahmen runde Leuchten, Im Eingangsbereich an der Tür dunkle Stoffgardinen, kleine Bilder zieren die Wände, eine Treppe führt nach unten in die „gekachelten Räume“.
Die Tische blank, nur eingedeckt mit einem einfachen Wasserglas (fand ich nicht so schön), einem schmalen zylinderförmigen Glas mit einer gelben Blume, ein Windlicht, kleine bunte Teller, auf denen ein einfaches Edelstahlbesteck ruhte und unter dem Besteck weiße Leinenservietten, teils aus alten Beständen von weißen bedruckten Küchentüchern, durchaus originell, da Retro.

Service:
Sehr freundlich und herzlich begrüßt wurden wir von der vermutlichen Inhaberin. Allerdings ist Herzlichkeit für mich im Service nicht alles, fehlte es doch an entsprechender Organisation: Bis jeder in unserer Runde die Bestellung aufgeben konnte, verging so manche Zeit, mehrfach wurden Bestellwünsche übersehen, auch beim Abräumen der Speisen dauerte es sehr lange, teilweise blieben Reste wie z. B. der Knochen der Lammhaxe, die in Ermangelung von entsprechenden Tellern auf die kleinen bunten, dem Brot dienenden Tellern, abgelegt und nicht abgeräumt wurden. Ebenso wurde das Besteck erst nach der Vorspeise und kurz vor dem Servieren der nächsten Speisen nachgedeckt (Manche in unserer Runde glaubten sogar, es gäbe kein neues Besteck und bewahrten vorsichtshalber das gebrauchte auf). Der Bezahlmarathon war zwar recht lustig, dauert aber doch so manche Zeit, bis man sich auf den richtigen Rechnungsbetrag einigen konnte. Na ja.

Die gewählten Speisen:
Die Speisenkarte umfasste insgesamt 6 Vorspeisen von 6,60 – 12,50 €, 4 Hauptspeisen von 18,50 – 24,50 € sowie eine Käseauswahl 12,00 € und 2 Desserts, 6,60 – 7,50 €.
Ich entschied mich für Jakobsmuscheln, Topinambur, Bacon & Ginger Dressing zu 12,50 €, Steak vom Thüringer Duroc-Landschwein, Pack Choi, Spitzkohl & Kardamom-Polenta zu 24,50 € sowie für eine Crème Caramel mit Süßholz &Anis zu 6,50 €.
Vorab gab es dunkles, kräftig würzig schmeckendes Brot mit für mich kräftig schmeckender Kruste und in einem kleinen rechteckigen Porzellanschüsselchen 2 dünne Scheiben Butter, gekrönt mit etwas grobem Salz. Da wir schon alle recht lange warteten, wurde dies Brot geradezu verschlungen und auf unsere Bitte wurde dann noch Brot nachgereicht.

Dann kam das Apero: !
Serviert in einer weißen hohen Porzellanschüssel erreichte uns der berühmte Gruß aus der Küche:
Couscous mit Zucchini : ein kleiner Klecks Couscous, nicht gerade aufregend, ein wenig Pesto Genovese und eine gebratene kleine Zucchinischeibe, obenauf einige kleine Streifen von roter Bete. Insgesamt gut schmeckend, ließ also hoffen, dass sich das Essen entsprechend steigernd würde.

Jakobsmuscheln, Topinambur, Bacon & Ginger Dressing:
Die Jakobsmuscheln perfekt glasig gebraten, das Dressing aufgeschäumt, sehr gut schmeckend, ebenso das Topinambur, der Bacon kross gebraten, aber mit seinem salzigen Geschmack überlagerte er das Aroma der anderen Speisen. Gekrönt wurde die Vorspeise mit zwei kleinen Blättern Salat.

Steak vom Thüringer Duroc-Landschwein:
Auf einem rechteckigen Teller lag das wuchtige Steak vom Landschwein, darunter eine Stange Pack Choi (mir fehlte der typische Senfgeschmack dieses Gemüses, so dass es für mich eher als Mangold daher kam), daneben ein Klecks Pesto Genovese, Spitzkohl, marinierter Rotkohl (für mich leicht zimtlastig, aber nicht unangenehm) sowie einige Stücke Hokaido-Kürbis und Polenta. Die Polenta war für mich zu trocken und zu krümelig. Das Fleisch des Steaks leider zu durch gebraten, aufgrund des sehr hohen Fettanteiles noch leicht saftig, außen eine ordentliche Bratkruste. Auf dem Steak thronten kleingeschnittene Paprika, ein Rosmarinzweig und eine Knoblauchzehe. Mir fehlte eine passende Soße, dies scheint aber der Trend in vielen Restaurants zu sein, darauf zu verzichten. Schade.

Dessert:
Die Crème Caramel kam auf einem sehr großen Pastateller daher, die Fahne (der Rand) kräftig mit braunem Zucker bestreut, in der Mitte auf einem Spiegel von Süßholz und Anis-Soße lag die Caramel, gekrönt mit einer Physialis, drei Johannisbeeren und einer Himbeere. Obwohl die Creme Caramel eigentlich eine einfache – weil auch einfach herzustellende – Dessertspeise ist, mag ich sie sehr gern. Es hätte für mich heute hier sogar noch mehr sein können.
 
Getränke:
Ich bestellte eine Flasche Mineralwasser der Marke Taunusquelle Medium, 5,50 €, da ich leider fahren musste und sich der Kollege First – wie fast immer – von mir nach Hause chauffieren lässt.
Nicht gut finde ich, dass das Mineralwasser nicht am Tisch geöffnet wird, sondern geöffnet an den Tisch gebracht wird, so hat der Gast keine Kontrolle, ob es sich tatsächlich um die von ihm bestellte Flasche handelt.

Sauberkeit:
Tadellos in jeglicher Hinsicht, inkl. der Toiletten, keine Beanstandungen.

Fazit:
Für mich ein Restaurant mit Licht und Schatten. Einerseits ist die Küche kreativ, andererseits wird dies aber nicht entsprechend umgesetzt, sondern die Küchenleistung ist m. M. nach rustikal, besonders bei den Hauptgerichten, bei mir und wie ich es beobachten konnte, auch bei meinen Tischnachbarn. Beim Hauptgericht fehlte mir die unterstützende Soße. Der Service ist herzlich, aber leider unorganisiert und nicht professionell.
Die Location ist trendig eingerichtet und soll wohl dem Mainstream entsprechend locker daher kommen. Ein schön eingedeckter Tisch ist mir allerdings lieber.
 
Meine Bewertung: 3 – wenn es sich ergibt wieder 
  
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Huck und 35 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.