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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Restaurant im Hotel Bergischer Hof in 40878 Ratingen bewertet.
vor 8 Jahren
"Wie von den potentiellen Erfindern des Kultur-Stricks zu erwarten -oder: Schnitzeltag rockt!"
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Geschrieben am 01.05.2016
Besucht am 20.04.2016
Nach möglicher Weise gesundheitsfördernder Betätigung sollte es, da es bereits etwas später war, ein Restaurant auf dem Heimweg sein. Läden mit Eigenanspruch oder auch nur mit bezahlbarem Potential sind in der Dumeklemmerstadt erfahrungsgemäß dünn gesät. Also blieb nur die Hoffnung einen Totalausfall zu vermeiden. Das Restaurant des Hotels Bergischer Hof scheint recht breit aufgestellt. Die Basis bilden Balkangerichte und Steaks, darüber hinaus gibt es Empfehlungen, die diversen Tafeln und Spiegelflächen zu entnehmen sind. Mittwochs ist Schnitzeltag und gefühlt ein hoher Feiertag in den umliegenden Seniorenresidenzen, jedenfalls meinten wir den Altersdurchschnitt signifikant zu senken. Zum Betreten des Restaurants sind vier Stufen zu überwinden, dann steht man fast unmittelbar vor dem Barbereich, erster Eindruck: Rhapsodie in Beige, Braun- und Goldtöne herrschen vor, an dunklen Holzoptiktischen stehen bequem wirkende Hochlehner in Eierschalfarben. Auf den Tischen: Kerze und Tischsets in Pink, dazu lindgrüne Papierservietten, ein frisches Blümchen, in Granit ausgeführte Wastelstreuer und massives Werkzeug für jeweils einen Gang.

Die Servicemenschen agieren hier, sagen wir mal, sehr fokussiert. Beim Betreten des Gastraums durchaus bemerkt, geschah außer dem heben des Blicks und einer erstaunt wirkenden Mimik nichts, ungerührt wurde weiter am Weinglas herumpoliert. Anscheinend sind wir im ‘Hotel California‘ in einer Zeitschleife gelandet. Bevor jedoch ein Paradoxon mit seinen potentiell schrecklichen Folgen eintreten konnte, rettete Madame die Situation indem sie freundlich einen guten Abend wünschte. Das setzte dann eine ganze Reihe anscheinend konditionierter Verhaltensmuster in Gang. Es wurde zurückgegrüßt, das Glas abgestellt und mit der Nachfrage ob wir reserviert hätten bewegte man sich aus dem Thekenbereich zum aufgeschlagenen Reservierungsbuch. Durch unser Verneinen brutal in seinem Verve gebremst, übergab uns der Thekenmensch an den Kellner, der uns einige Tische zur Auswahl anbot. Kurz darauf kamen bereits die kunstledergebundenen Karten und einige eingelegte Oliven als Amuse-Äquivalent. Der eilfertigen Getränkenachfrage begegneten wir routiniert mit der Bestellung einer Flasche stillen Wassers (Gerolsteiner naturell, 0,75 L à 5,10 Euronen), danach konnten wir in Ruhe auswählen. Die Karte bietet wie eingangs erwähnt die üblichen Balkangerichte, Schnitzel und Steaks. Also sollte es für Madame der Grillteller und für mich ein Filetsteak mit Gorgonzolasauce sein. Eine gewünschte Beilagenänderung (Spinat statt Bohnen zum Filet) wurde problemlos akzeptiert.

Da es nur ein schnelles Abendessen sein sollte, verschwendeten wir keinen Gedanken an eventuelle Vorspeisen, zumal bei fast jedem Gericht ein “selbst zusammengestellter Salat vom Buffet“ inkludiert ist. In einer handelsüblichen Saladette mit Granit-Arbeitsfläche findet sich
 
| Das Salatbuffet |


Frische Komponenten:                  
-       Gurkenscheiben (geschält)
-       Tomatensechstel
-       Radicchio Rosso di Chioggia
-       Eisberg und Radicchio gemischt
-       Eichblattsalat (rot)
-       Senfrauke (Rucola)
-       Möhrenraspel

Potentiell Convenience                  
-       Mais und Kidneybohnen
-       Oliven (schwarz und grün)
-       Sauer eingelegte Pepperoni
-       Rote Beete Schnipsel
-       Brechbohnensalat
-       Krautsalat
-       Salatsaucen (Joghurt/Cocktail)


>>>> Toll, zweispaltig kriegt die Software wieder nicht hin... <<<<


Alles in erwartbar ordentlicher Qualität, wobei man gerne auf die eine oder andere Convenience-Zutat hätte verzichten dürfen. Ach ja, Essig, Öl und Pfeffermühle gab‘s auch am Buffet, is halt etwas mühsam, besonders wenn sich bereits eine mit den Hufen scharrende Schlange gebildet hat….
 
Noch bevor wir die Salate verzehrt hatten, stand schon der Servicemensch am Tisch und servierte
 
| Die Hauptspeisen |


Grill-Teller                                                                                                  13,90 Euronen
2 Ćevapčići, Spieß, Kotelett, Hacksteak und Speck, mit Pommes frites, Djuvečreis und Salat
 
Nunja, die Bestandteile waren alle da, zusätzlich etwas Ajvar (mild, Convenience, verzichtbar) und rohe Zwiebelwürfel. Der Reis nicht so verkocht wie oft erlebt aber leider fast geschmacksfrei, die Pommes hätten durchaus noch etwas länger gedurft, so waren sie leicht biegsam und lätschig. Optisch waren die Fleischanteile ansprechend, einzig die Ćevapčići und der Spieß ließen noch so etwas wie Saftigkeit erkennen, der Rest ist auf dem Kontaktgrill akribisch durchgetrocknet. Beim Spieß war das wohl der Herkunft aus dem durchzogenen Schweinekamm geschuldet, die Ćevapčići hingegen hatten anscheinend etwas mehr Aufmerksamkeit des Kochs. Mit guter Würze und angenehmem Knoblauchanteil ließen sie fast den umrötenden Einsatz von NaNO2 vergessen. Wobei Bernie-Bo als ausgewiesener Ćevapčići-Papst hier sicher noch mehr zu sagen hätte.
 
Rinderfilet in Gorgonzolasauce, Blattspinat und Rösti                 23,90 Euronen
 
Okay, auch hier waren die ausgewiesenen Ingredienzien vorhanden, deren Qualität schien allerdings am untersten Ende der Skala angesiedelt. Röstitaler und Spinat TK-Ware, kann man machen, muss man aber auch gut umsetzen. Taler waren zu weich und nicht richtig kross ausgebacken (wahrscheinlich zusammen mit den Pommes zu früh aus der Fritteuse), der Spinat, übergart, geschmacklich etwas dicht am Komposthaufen. Die gewünschte Garstufe beim Filet (medium-rare) wurde getroffen. Allerdings wurde das Stak wie unschwer zu erkennen aus dem Filetkopf geschnitten und zwar genau an der Stelle wo die stärkste Sehne sitzt, herzlichen Dank! Unverständlich, umso mehr als dass der Laden auch Stroganoff, Salat mit Filetspitzen und Mittagstisch offeriert… Das Beste schien noch die aromatische Gorgonzolasauce.

Der dazu georderte, offene Chardonnay (0,25 L à 4,50 Euronen) war als solcher nicht zu erkennen, leistet beim Runterspülen der ‘Perlen balkanischer Kochkunst‘ jedoch gute Dienste.
 
Zum Ordern der Rechnung mussten wir wiederum durch Winken (Stichwort: Fokussierung des Service, leider knapp neben dem Gast) auf uns aufmerksam machen. Bei Beschränkung auf die rein kroatischen Gerichte und wenn die Küche einen besseren Tag hat, eventuell einen Versuch wert. In der gegenwärtigen Form, auch wenn es zum Abschluss nochmal klebrig-gelbsüß aufs Haus gab, für insgesamt 51,90 Euronen ein höchst ungern zu wiederholendes Vergnügen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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