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GastroGuide-User: hbeermann
hbeermann hat Käpt’n Selmer Stube · Fährhaus Sylt in 25980 Sylt bewertet.
vor 4 Jahren
"Gute Eröffnung unserer Sylttour"
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Geschrieben am 28.06.2020
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Besucht am 26.06.2020 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 168 EUR
Seit Mittwoch und mit durchgängigem Kaiserwetter sind wir wieder auf unserer Lieblingsinsel. Kurz nach der Sommersonnenwende machen sich diese 350 km in Richtung Norden natürlich sehr bemerkbar. Nicht nur, dass man draußen sowohl um 4:45 Uhr, als auch 23:00 Uhr bei Tageslicht Zeitung lesen kann. Nein, auch den Sonnenaufgang wie den Sonnenuntergang aus dem demselben Fenster zu sehen, ist immer wieder etwas ganz Besonderes.  

Einen Tag brauchen wir immer zum Einleben und für die Einkäufe. Man will ja nicht viel mehr als 100 kg Material auf die Insel karren. 

Wenn dann der Champagner, das Bier, die Krabben, der Lachs und Gemüse im Kühlschrank sind, die Rapid-Ice-Manschetten durchgefroren sind, kehrt Ruhe ein. Heute soll dann noch eine Kiste Franken-Riesling eintreffen.  

Unsere ersten Restaurantbesuche hatten wir wegen Corona schon von Hannover aus reserviert. Wegen des Prachtwetters sollte die viktorianische Terrasse der Käptn Sellmers-Stube im Fährhaus Munkmarsch uns zuerst sehen. Ich beschloss weitgehenden Alkoholverzicht und fuhr selbst. 

Das Team des Fährhauses setzt die Corona-Vorgaben vorbildlich um. Um sicher vor Spontanbesuchern zu sein, war der normale Restaurantzugang geschlossen, und es wurde auf den Haupteingang des Hotels verwiesen. Dort innen stand an einem Stehpult die Chefin, Frau Simon, die uns zu unserer Freude und trotz Mund-Nasen-Schutzes auch nach einem Jahr sofort erkannte und uns erfreut zu unserem Tisch auf der Terrasse führte. Auch hier gibt es nun Schichtbetrieb (17:45 – 19:30 und 20:00 – 22:00 Uhr). 

Draußen wuselten fünf Servicekräfte an den Tischen entlang. Herr Stache, der Oberkellner, bediente den äußeren Außenbereich vor der Terrasse. Er nahm uns aber beim Vorbeilaufen wahr und steuerte sofort auf uns zu. Auch er freute sich offenkundig über das Wiedersehen und leitete eine Runde Smalltalk ein.  

Außer ihm gab es noch einen fest angestellten Servicemitarbeiter in Hoteluniform, der für unseren Tisch primär zuständig war. Er machte einen ausgezeichneten Job. Gefragt nach den drei jungen Damen im Service, die sich mit Hingabe und sehr liebevoll um die Gäste kümmerten, sagte er, es handele sich dabei um Praktikantinnen aus dem Süden. Wir haben das nicht weiter vertieft, denn der Süden beginnt ja für Munkmarscher schon in Hörnum. Die Tische waren eingedeckt mit Gläsern, brennender Kerze, Pfeffer- und Salzmühlen, einer beidseitig bedruckten Einmalkarte und einer Sukkulente. Ein wenig mehr Abstand zwischen den Tischen war gewährleistet durch schmale Servicestationen zwischen den Tischen. Dadurch entfielen die sonst immer am Schmiedegitter eingehängten Tabletts und dadurch leider auch die den Tischen zugeordneten Flaschenkühler. Unser Magnus feinperlig wurde also warm. 

Unser Servicemitarbeiter fragte nach einem Aperitifwunsch. Da wir nicht neu sind, orderten wir zwei Gläser Schloss Vaux weiß. Champagner trinken wir lieber aus unserem Kühschrank. Der Sekt kam mit gut beschlagener Flasche an den Tisch und wurde eingeschenkt.  

Als Amuse wurden Holzkästchen mit drei Sorten frischem Brot und zwei geschlosenen Miniweckgläsern mit aufgeschlagener Salzbutter und Quark und ein wenig Rohkost (Möhren-, Kohlrabi- und Gurkenstifte) an den Tisch gebracht. 

Wir hatten schon vorab gesehen, dass die Preise auf der Insel zum Coronaausgleich ein wenig gestiegen waren, so kostet nun das 180-Gramm-Filetsteak aus Australien mit Beilagen 42 Euro, die ganze Seezunge in der Vogelkoje 68 Euro. Das Vorspeisenangebot hatte sich zum Missfallen meiner Frau verändert, so dass sie nichts fand, was ihr schmecken würde. Deshalb fragte sie nach einem Blattsalat. Der Wunsch konnte erfüllt werden. Für mich sehr verlockend war die Schlemmerschnitte mit Rindertatar, Balsamico und Creme fraiche. Das Tatar war sorgfältig geschnitten und mutig gewürzt. Es lag auf einem Toastquadrat und schmeckte mir hervorragend. Die Fleischportion war prachtvoll.  

Als Hauptgericht wählte meine Frau das Rinderfilet, ich den Husumer Lammrücken, zum Dessert wir beide die Erdbeervariationen. 

Ich trank wieder ein Erdinger Weizen alkoholfrei, meine Frau hatte Probleme. Die Frage nach einem offenen Riesling wurde erst bejaht, dann aber wieder zurück genommen. Weiß und offen gab es nur die beiden Vorschlagsweine, einen Pinot grigio und einen Sancerre. Das war etwas schwach. Immerhin wurde der Sancerre frisch geöffnet, und meine Frau bekam einen Probeschluck.  

Recht schnell wegen der Zeitbeschränkung kamen unsere Hauptgerichte. Beim Filetsteak meiner Frau war der abgefragte Gargrad medium nicht ganz getroffen. Es kam medium rare. Aber meine Frau mochte es. Es wurde mit Markkräuterkruste, Estragon-Mousseline, Madeira-Jus, Kartoffeln und kleinem Gemüse (grüner bissfester Spargel, Möhren, Maiskölbchen) serviert. Die Mousseline hatte wohl einen Hauch 5-Gewüze-Pulver abbekommen. Meine Frau schmeckte ein wenig Anis.  

Mein dickes Stück Lammlachs kam medium well, aber saftig, weil es fingerdick mit Lardo gespickt war. Es lag auf schlotzig wie Risotto zubeiteten Fregola und ein paar sehr bissfesten Saubohnen. Ein paar geschmorte und dadurch herzhafte Tomatenstücke lagen noch auf dem Teller. Die Kräuterkruste auf dem Fleisch verlieh dem Stück einen feinen Geschmack und hielt es zart und saftig.   

Unsere Desserts waren variantenreich mit Sorbet, einem Chip, einem Ragout, frischen Erdbeeren, einigen Erdbeer-Marshmallowkügelchen und einem Cremeküchlein auf Bisquit aus Erdbeercreme in Schokoladencremeumhüllung. Für den Crunch waren noch zwei kleine Berge Cornflakes in weißer Schokolade hinzu gefügt. Wie üblich trank meine Frau zum Dessert noch ein Glas Schloss Vaux. Wir dachten an die Schokoladen-Bananen-Variationen des Vorjahres und waren uns einig, dass diese noch besser waren. 

Meine Frau machte einer der Praktikantinnen noch ein Kompliment wegen ihrer liebevollen Art. Sie freute sich sichtlich.  

Unser Servicemann bemerkte meine auf dem Tisch liegende EC-Karte umgehend und brachte die Rechnung und das Kartenterminal. Ich gab 20 Euro Trinkgeld in bar. Verlassen konnten wir das Restaurant durch den normalen Eingang. 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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