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GastroGuide-User: Oparazzo
Oparazzo hat Restaurant Zur Wolfshöhle in 79098 Freiburg im Breisgau bewertet.
vor 4 Jahren
"Oh wie war das schön!"

Geschrieben am 12.12.2019 | Aktualisiert am 12.12.2019
Besucht am 17.08.2017 Besuchszeit: Abendessen 5 Personen Rechnungsbetrag: 666 EUR

Es gibt Köche, die scheuen den Kontakt mit ihren Gästen - zu unabkömmlich, zu schüchtern, zu arrogant, warum auch immer. Zu dieser Sorte gehört Sascha Weiß nicht, im Gegenteil: Den ganzen Abend hat er sich mit erfrischender Leichtigkeit darum gekümmert, dass wir (und nicht nur wir) uns in der Wolfshöhle wie zu Hause fühlten, von dem Moment an, wo er uns an der Tür begrüßte, bis zur Verabschiedung mit Handschlag, zweieinhalb Stunden später.


 vorher
Dazwischen ein kulinarisches Spektakel der besonderen Art, das 5-gängige Überraschungsmenü (90€), auf das wir uns schon seit ein paar Wochen gefreut hatten. Fünf (eigentlich fünfeinhalb) Gänge, die man auf der Karte vergeblich sucht, zum Teil aus dem Augenblick geboren, denn man wollte bei der Reservierung gar nicht wissen, ob vielleicht irgendjemand irgendwas nicht isst. (Dass man auf Vegetarier/innen (da hatten wir nämlich eine dabei) stets vorbereitet ist, überrascht in der Ökometropole Freiburg eher weniger.)

 
Los ging’s mit der Hausmarke, die Wegeler in Oestrich-Winkel für ihn abfüllt, wo der Rhein mal kurz auf Abwege gerät und sich von südlicher Sonne wärmen lässt. Wenn wir fünf (Frau, Schwester, Schwager, Nichte und ich) nicht ohnehin schon bestens gelaunt gewesen wären, dann dann.


Die Küche grüßte erst mal mit einem erfrischenden Erbsengazpacho;


und damit der Magen nicht zu arg knurrte, wurden wir mit ein paar Kartoffelbällchen ruhig gestellt. 

leider hochkant
Zum offiziellen Start gab es gleich eine der originellsten Kreationen, ein grob geschnittenes Rindertatar mit Estragon-Senf-Eis. Senfeis! Das war so unglaublich gut, dass wir nach dem Rezept fragen mussten, und das mit Erfolg. Dummerweise hatten wir nicht mitgeschrieben, und so ist es zum nach“kochen“ leider doch nicht gekommen. Dabei waren wir gerade zwei Wochen zuvor in Dijon einkaufen gewesen... Dazu gab es einen 2016er Grauburgunder vom Bischoffinger Karlheinz Johner.
 
 
Und dann ging es grad so weiter. Lachsfilet mit knackig-zarten Gelbe-Bete-Kuben in Wermutsauce, begleitet von einem 2015er Weißburgunder von Hermann Dönnhoff aus Oberhausen;
 
 
es folgte ein Steinbutt mit gerösteten, jeglichen Speck vergessen machenden Kalbskopfwürfelchen und dem von uns allen sehr geliebten Spitzkohl, dazu einen 2014er Denzlinger Weißburgunder & Chardonnay von Martin Frey;
 
 
Als kleinen Zwischengang dann ein Himbeer-Paprika-Sorbet (auch hier hatte der freundliche Herr Weiß wichtige Details verraten);
 
 
dann ein nicht übertrieben zarter Streifen Entenbrust mit Lauch und Polenta (deren wesentlicher Reiz der halbmondförmige Zuschnitt war, darüber hinaus kann meines Erachtens Polenta kaum mehr leisten als zum ausschließlichen Zwecke der Sättigung beizuliegen), in Begleitung von Fritz Wassmers 2014er Spätburgunder XXL aus Schlatt;

 
Die mitgeführte Vegetarierin wurde derweil mit Steinpilz-Ravioli alternativ versorgt.


Schließlich eine Breitseite des Patissiers, drapiert um einen zum Cheesecake upgegradeten Käsekuchen in Form des zunehmenden Mondes auf einem wunderbar knusprigen Nougat/Kekskrümelboden. Das flüssige Pendant bildete ein 2016er Kabinettsriesling von Fußballpräsibruder Franz.
 
Alles originell, aber nicht verspielt komponiert, alles wunderschön, aber nicht effekthaschend angerichtet, und alles vom Chef persönlich auf den Tisch gestellt und beschrieben, einem Chef, der sich nicht zu schade ist, einem auch mal das nächste Besteck aufzulegen oder ein Foto von der Tischgesellschaft zu machen.
 
Wie man sieht, wurde zu der nicht gerade regional verankerten Speisefolge fast ausschließlich südbadisch getrunken; außer dem Haussekt hatte sich nur ein Nahewein in die Begleitung geschlichen, aber auch an diesem kurzen Flüsschen werden schließlich großartige Weißburgunder gekeltert.
 
 
Die Weine (34€) fügten sich in einer Weise ein, die der  Harmonie des gesamten Abends in nichts nachstand, der Keller des Hauses, den man auf dem Weg zur Toilette in Augenschein nehmen kann, ist aber auch verdammt gut sortiert, selbst wenn die von uns sehr geschätzte Südpfalz nicht vertreten war (was ich so missbilligend kundtat, wie es die heitere Stimmung zuließ). Aber Hand aufs Herz, wer in Südbaden zu Hause ist, hat außer Neugier fast keinen Grund, zur Füllung des Kellers die fußläufige Umgebung zu verlassen.
 
Sehr gut essen kann man in sehr vielen Häusern. Sehr gut essen in lockerer Atmosphäre, während sich ein tiefenentspannter Chef mit viel Einsatzbereitschaft und Humor um das Wohl seiner Gäste kümmert, schon in deutlich weniger. Die Wolfshöhle ist eines davon - wir haben selten ein Restaurant so glücklich und zufrieden verlassen. 

nachher
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Huck und 12 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.