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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Göcklinger Hausbrauerei in 76831 Göcklingen bewertet.
vor 7 Jahren
"Im Namen des Haxens und des Hähnchens und des hauseigenen Bieres, Amen!"
Verifiziert

Geschrieben am 28.05.2017 | Aktualisiert am 28.05.2017
Besucht am 15.05.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 33 EUR
Seit 13 Jahren betreibt die Familie Weißgerber mitten im südpfälzischen Weinort Göcklingen eine Bierwirtschaft, die für ihr leckeres Helles bekannt ist. In der mit Weinstuben übersäten Pfalz ein eher exotischer Gastronomietyp. Von der regionalen Beliebtheit des Göcklinger Hausbräus konnten wir uns an einem Montagabend im Mai ein Bild machen. Eine Radtour durch die Weinhügel führte uns zur gemütlichen Bierstube von Reiner Weißgerber und seiner Frau Maria.

Passiert man das dunkelgestrichene, hölzerne Eingangstor steht man schon in Göcklingens berühmtesten (und einzigen) Biergarten. Im heimeligen Innenhof waren leider alle Plätze belegt. Eine Tatsache, die wohl den milden Temperaturen am Abend geschuldet war. Gerne hätten wir uns auf den aus alten Weinfässern angefertigten Sitzmöbeln nieder gelassen. Ein andermal vielleicht.

Aber auch in der mit unterschiedlichsten Bierkrügen dekorierten Braugaststube fühlten wir uns wohl. Wir saßen auf rustikalen Holzstühlen bzw. -bänken und fragten uns, welche Funktion der Gastraum wohl früher hatte. Wahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten landwirtschaftlich genutzt, wie das bei so vielen Familienbetrieben hier der Fall ist. Das helle Holz des freiliegenden Dachgebälks versprühte ländlichen Charme. An den strahlend weißen, mit Kellenstrichputz verspachtelten Wänden sorgten bauchige Wandleuchten für eine angenehm indirekte Beleuchtung. Nur zwei weitere Tische waren im Inneren der Gastwirtschaft belegt. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre, die man irgendwo zwischen zwangloser Bierlaune und gelöster Urlaubsstimmung hätte verorten können.   

Und das Beste: der Tresen war in unmittelbarer Reichweite. Dort floss das selbstgebraute Helle bzw. Dunkle in Strömen in die dafür vorgesehenen Gefäße. Für saisonale Abwechslung sorgte das Maibock, von dem wir gleich mal einen Schoppen orderten (3,80 Euro). Ganz der Tradition durstiger Radfahrer verpflichtet, sollte es für meine Begleitung ein Göcklinger Helles (0,5 l für 3,30 Euro) sein. Dieses unfiltrierte, untergärige Vollbier wird ganzjährig gebraut. In einigen Supermärkten der näheren Umgebung  wird es mittlerweile sogar in großen Bügelflaschen (1 Liter) verkauft. Das Bier schmeckt wunderbar malzig und lässt sich gerade so wegtrinken. Und mit dem beliebten Ottersheimer Bärenbräu (eine Pfälzer Institution in Sachen Regionalbier) kann es durchaus mithalten.

Braumeister Weißgerber hielt draußen ein Schwätzchen mit den Gästen. Im elterlichen Anwesen seiner Ehefrau Maria ist das Göcklinger Hausbräu untergebracht. Weißgerber, der sich nach der Insolvenz der Brauerei, in der er als Angestellter tätig war, selbständig machte, eröffnete im August 2004 seine eigene Bierstube, in der ausschließlich frisch gezapfter, hausgebrauter Gerstensaft den Weg in die Krüge findet. Dazu wird eine handwerklich solide Brauhausküche angeboten.

Eine der jüngeren Servicekräfte reichte uns die Speisenkarten, die deftige Pfalzkost, herzhafte Flammkuchen und  kleinere Schmankerl zur süffigen Maurerbrause offerierte. Freitagabends stehen zusätzlich halbe Hähnchen mit Pommes frites auf dem Speiseplan. Diese sollen – genau wie der gegrillte Schweinshaxen mit Kraut und Brot – zu den kulinarischen Highlights des Braugasthofes zählen. Weißblaues Lebensgefühl in der ehemals bayrischen Pfalz. Gut möglich, dass ich mir noch diesen Sommer selbst ein Bild von dieser freistaatlich geprägten Biergartenkulinarik mache, begleiten doch Hähnel und Haxen das kühle Helle aus dem Steinkrug auch abseits des Weißwurstäquators ganz vortrefflich.

Wir entschieden uns für die Käsespätzle (mit kleinem Beilagensalat für 8,50 Euro) und den Straßburger Wurstsalat mit Pommes frites (auch 8,50 Euro). Letztere wurden separat in einem Schälchen serviert und waren guter Convenience-Standard. Veredelt mit Heinz-Ketchup aus dem roten Einwegportionsbeutel schmeckten die Fritten nach frischem Fett, waren angenehm salzig und schön knusprig. Die krossen Kartoffelstäbchen kamen von der Dicke her auf knapp einen Zentimeter im Diagonalquerschnitt und waren im Inneren von leicht mehliger Konsistenz. Der mit hervorragender Essigwürze angemachte Wurstsalat kam mit geriebenem Käse auf den Teller, was den Zusatz „Elsässer“ bzw. „Straßburger“ rechtfertigte. Für mich ein perfektes Sommergericht, das mit kleingeschnittenen Essiggurken, etwas Paprika und roter Zwiebel genug „Schmackes“ hatte. Selten habe ich einen so leckeren Vertreter dieser einfachen Hausmannskost genossen. Da merkte ich mal wieder, wie gut die einfachen Gerichte schmecken, wenn sie mit Liebe und guten Produkten zubereitet werden.

Auch meine Begleitung war mit ihren Käsespätzle voll zufrieden. Der Salat kam vorweg und war knackig frisch. Die Spätzle selbst waren von der Portion her nicht erschlagend und ließen noch etwas Platz für einen süßen Abschluss. Den nahmen wir in Form eines süßen Flammkuchens (mit Apfel) zu uns. Klar, hatte der nicht die Qualität unserer favorisierten Flammkuchentempel im benachbarten Elsass. Das Rohmaterial lieferte laut Aufdruck auf dem Holzbrett die Firma „Flammkuchen-Profi“ aus dem nicht weit entfernten Offenbach an der Queich. Für 7,40 Euro ein Durchschnittsexemplar, das uns gut gesättigt wieder auf die Räder steigen ließ.

Das Göcklinger Hausbräu ist gerade in der warmen Jahreszeit einen Stopp wert. Solche Freiluftlokale gehören zum Sommer auf dem Land einfach dazu. Steuert man dieses idyllische Ausflugslokal mit dem Rad an, sollte die Wiederbeschaffung vorher verloren gegangener Kalorien nicht ausschließlich auf nahrhaft flüssigem Wege erfolgen. Denn das süffige Selbstgebraute lädt zum Leeren mehrerer Krüge ein, was sich zweifellos auf den reibungslosen Verlauf der Rückfahrt auswirkt. Hier gilt es „Maß zu halten“ – und das im doppelten Sinne.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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