Geschrieben am 31.05.2020 2020-05-31| Aktualisiert am
26.02.2021
Besucht am 27.05.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene- bzw. Öffnungsvorschriften.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe mehr oder minder bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen. Teil 3 widmet sich einem etwas abseits der touristischen Hauptwege befindlichen Familienbetrieb, dessen Küchenchef immer für die ein oder andere geschmackliche Überraschung gut ist.
Allein schon die Tatsache, dass es sich bei diesem Hopfestubb-Report bereits um den fünften in fünf Jahren handelt, unterstreicht den kulinarischen Stellenwert, den dieses Restaurant (inkl. Weingut und Gästehaus) aus dem kleinen Örtchen Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) bei meiner Frau und mir genießt. Neben dem Hubertushof in Ilbesheim, dem Sapori D’Italia in Landau und der Osteria Piccolo Paradiso (Landau-Mörzheim) zählt die Hopfestubb der Familie Wendel zweifellos zu unseren regelmäßig besuchten Stammadressen.
Da versteht es sich doch von selbst, dass wir nach der einkehrlosen Zeit möglichst zeitnah wieder dort aufschlagen wollten. Bei angenehmen 23°C Außentemperatur schwangen wir uns an einem sonnigen Mittwochabend auf unsere Fahrräder, um die knapp 11 Kilometer entfernte Hopfestubb nach dem Lockdown erstmalig wieder zu besuchen. Innenansicht 1
Der Servicechefin Manuela Wendel sah man die Wiedersehensfreude durch den Mundschutz hindurch an. Auf die mittlerweile dazugehörende, herzliche Umarmung zur Begrüßung mussten wir zwar coronabedingt verzichten, aber allein die Tatsache, dass wir mal wieder bei den sympathischen Wendels zu Gast sein durften, bereitete uns Vergnügen. Innenansicht 3
Einem kurzen „Hallo Marc!“ in Richtung Küche folgte eine kleine Plauderei mit dem Küchenchef über die letzten, gewiss nicht einfachen Monate. Er hatte an diesem Abend keine Küchenhilfe und musste alles alleine wuppen. Also hielt ich ihn mit meinem Gelaber mal besser nicht so lange auf.
Unser Tisch wartete auf der bereits gut gefüllten, nach Westen hin ausgerichteten Terrasse. Die Tische standen in vorbildlichem Abstand. Die direkte Abendsonne wurde von Schirmen entkräftet und der Säulenbrunnen plätscherte gemächlich vor sich hin. Nach dem Ablegen des Mundschutzes am Tisch kam sie dann angeschlichen, die so lange ersehnte Pfalz-Hygge.
Hier auf der sommerlichen Veranda der Hopfestubb wussten wir sofort, was uns in den letzten Wochen so sehr gefehlt hatte. Mit Blick auf das unweit von der Terrasse nistende Storchenpaar (samt Nachwuchs) sagten wir der Pandemie und der „neuen Normalität“ für ein paar Stunden Lebewohl und genossen diese kleine Auszeit in vollen Zügen und natürlich auch Gläsern.
Welch heimeliger Rückzugsort, den wir da mit gutem Essen und netten Menschen um uns herum teilen durften. Frau Wendel brachte uns zwei gut gekühlte Gläser vom frisch abgefüllten roten Prosecco als Willkommensgruß.
Beim Studium des hinlänglich bekannten Speisezettels blieb ich gleich auf der ersten Seite hängen. Hier tummelten sich die kulinarischen Spezialangebote, mit denen sich das Speiseprogramm der Hopfestubb über den üblichen Hausmannskos(t)mos hinausbewegte und für saisonal geprägte Überraschungen sorgte.
Das nicht minder verlockend klingende Standardprogramm zeigt sich in erster Linie dem gutbürgerlichen Gaumen verpflichtet. Ich habe es in meinen vorherigen Rezensionen bereits ausführlich gewürdigt und konzentriere mich deshalb auf die aktuellen „Außer-der-Reihe-Gerichte“.
Diesmal stand mit einer Gazpacho (5,60 Euro) die andalusische Kaltsuppe schlechthin auf der Empfehlungsseite. Auch das Erdbeer-Cordon-Bleu (16,90 Euro), das schon Marc Wendels Großvater zu schätzen wusste, war als saisonale Abwandlung des Panadeklassikers vertreten. Das mit Käse und frischen Erdbeeren gefüllte Schweineschnitzel wurde ganz klassisch von Pommes frites und einem gemischten Salat begleitet. Ein echtes Prachtexemplar von einem Cordon Bleu, wie mich der Teller vom Nachbartisch lehren sollte.
Und dann waren da ja auch noch die hausgemachten Ravioli „Brasato“ (15,30 Euro als Hauptgericht), von denen schon die Schiefertafel an der Einfahrt zum Hof kündete. Die mit geschmortem Rindfleisch gefüllten Edel-Teigtaschen wurden lediglich von Trüffelschaum begleitet und waren in zwei Portionsgrößen erhältlich. Meine Entscheidung beim Hauptgang war damit schon getroffen. Auch meine Frau schloss sich dem verlockenden Pasta-Angebot an.
Vorweg sollten sich noch ein grüner Salat (für mich) und eine Gazpacho (für meine Frau) dazu gesellen. Da stand bereits ein veritabler Durstlöscher in Form einer spritzig-frischen Sommerschorle (halber Liter für 4,50 Euro) auf dem Tisch. So eine mit einem Schluck Bitter-Lemon versehene Riesling-Schorle sollte in der warmen Jahreszeit prinzipiell zum Suffstatut auf Pfälzer Terrassen avancieren. Für den gemeinen Volksdurst perlte ein heiter vor sich hin sprudelndes Mineralwasser der Marke Bellaris für 4,70 Euro aus der Dreiviertelliterflasche.
Die Lektüre des Wendel’schen Weinverzeichnisses wurde von einem kleinen Küchengruß unterbrochen. Ein kleines Stückchen Rotkrautquiche lag als quaderförmiger, noch leicht lauwarmer Gaumenkitzler auf dem weißen Porzellan. Ein herzhafter Auftakthappen, den wir uns gerne einverleibten. Rotkrautquiche als Amuse
Noch ein paar Worte zur Weinauswahl. Die Familie Wendel betreibt bereits seit vier Generationen Weinbau und bewirtschaftet eine Rebfläche von 2,5 Hektar. Die angebotenen Weine stammen ausschließlich aus der Lage Kapeller Rosengarten und einige von ihnen haben im vergangenen Herbst bei der AWC Vienna, einem der größten Weinwettbewerbe weltweit, diverse Medaillen abgeräumt.
Zusätzlich zum reichhaltigen Rebsaftsortiment wird manchmal auch ein Monatswein von einem befreundeten Winzer aus der Region oder von weiter her offeriert. Dass man hier auch einen sehr feinen, 18 Monate im Barrique gereiften Regent (Rotwein) ausschenkt, lässt mich als Holzfreund mit offenkundiger Affinität zur ausgeprägten Tanninstrukur besonders in der kälteren Jahreszeit genussvoll den Kelch kreisen.
Für diesen edlen Tropfen war es jedoch nicht kühl genug. Die weibliche Weinfraktion am Tisch hatte eh die trocken ausgebaute 2018er Chardonnay Spätlese (0,25l für 5,50 Euro) ins Visier genommen und so ließen wir uns nach dem zitrischen Dämmerschoppen von der Hausherrin endlich reinen Wein einschenken.
Der kleine Beilagensalat (4,20 Euro) wurde, wie gewünscht, mit ausschließlich grünem Blattwerk serviert. Beilagensalat in Grün
Rohkostverzichtend machte ich mich über das mit feinem Balsamico-Dressing angemachte Grünzeug her, während sich meine Frau die Mutter aller Sommersuppen gönnte.
Ein Probierlöffel später ärgerte ich mich, dass ich jene nicht selbst geordert hatte. Dezente Gurkenfrische traf auf knackige Paprikasäure und wurde von aromatischem Tomatenpüree perfekt eingebunden. Die daraus resultierende, apricotfarbene Tönung machte allein schon richtig Appetit. Die Gazpacho
Neben dem doppelwandigen Suppenglas lag noch eine Crostini-Stange zum Dippen auf der Schieferplatte.
Marc Wendels Händchen beim Abschmecken von Terrinen ist uns wohl bekannt. Auch bei seiner Gazpacho hatte er Knoblauch, Olivenöl und – ich schätze mal – Sherry-Essig in der optimalen Dosierung verwendet und so seiner iberischen Kaltschale geschmacklich auf die Sprünge geholfen. Meine Frau war begeistert und löffelte genussvoll aus dem sich schnell leerenden Suppenglas.
Bei den nach angenehmer Wartezeit servierten Ravioli „Brasato“ lagen die gefüllten Nudelteigtäschchen unter einem wohlig duftenden Trüffelschaumbad. Ravioli-Traum unter Trüffelschaum
Die mit deftiger Schmor-Rind-Füllung versehenen Pasta-Träume waren keine Schäume, aber harmonierten hervorragend mit eben jenen auf dem Teller. Das wohl stundenlang eingeköchelte, mit ordentlich Rotwein marinierte Rindfleisch erinnerte aufgrund seiner mürben Konsistenz an Pulled Beef. Aber eines, das eine halbe Ewigkeit in seiner eigenen Bratensoße vor sich hin geschmort hatte. Ravioli Brasato
Ich habe dieses Gericht schon öfters in guten italienischen Restaurants genossen, aber so delikat wie bei Marc Wendel hatte ich es tatsächlich noch nie auf dem Porzellan. Ganz große Klasse, was der Herdmeister da ablieferte. Chapeau!
Ähnlich euphorisch ließ sich auch meine Gattin über das formidable Innenleben ihrer Pasta-Taschen aus. Sie wunderte sich ein wenig darüber, dass mir die Trüffelschaumsauce so gut mundete, habe ich doch sonst mit den unterirdisch wachsenden Knollenpilzen wenig am Hut.
Eine kleine Sorbet-Reise wurde kurz vor dem Rückweg noch eingestreut. Kokos, Litschi und Mirabelle (je 1,50 Euro) hießen die kugelförmigen Protagonisten, die dem Wendel’schen Pacojet entsprungen waren. Mirabell-/Kokossorbet
Die drei herrlich cremigen, nebeneinander im Glasteller liegenden Glücksbällchen wurden selbstverständlich geteilt. Litschi-Sorbet (Beste wo gibt...)
Nach dem üblichen kurzen Plausch mit der Gastgeberin und einem dicken Dankeschön in Richtung Küche ging es über die Orte Oberhausen, Barbelroth und Hergersweiler wieder zurück in heimische Gefilde. Für meine Frau und mich war dieser erste Besuch bei den Wendels nach so langer Zeit ein ganz besonderes Erlebnis, das sich ein stückweit nach Normalität anfühlte. Denn die Kapeller Hopfestubb ist für uns eine liebgewonnene Adresse in Sachen gepflegter Heimatkost, die wir nicht mehr missen möchten.
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene-... mehr lesen
Geschrieben am 28.12.2018 2018-12-28| Aktualisiert am
29.12.2018
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Kapeller Hopfestubb
Besucht am 23.11.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 66 EUR
"Hot and spicy" lautete das Motto im November, als Marc Wendel und sein Team zum Thailändischen Abend in der Kapeller Hopfestubb baten. Inspiriert von seinen Reisen nach Fernost, veranstaltete der vielseitig talentierte Küchenchef nun schon zum vierten Mal in diesem Jahr einen kulinarischen Ausflug nach Südostasien. Er selbst ist großer Fan der dortigen Esskultur und davon konnten wir uns an diesem Abend zum ersten Mal ein Bild machen. Dank einem Veranstaltungshinweis bei FB konnte ich frühzeitig einen Tisch für zwei Personen reservieren, denn die Plätze sind an solch besonderen Abenden immer schnell vergeben.
Da wir die Hopfestubb mittlerweile zu unseren Stammadressen zählen, fällt hier die Begrüßung fast schon freundschaftlich aus. Ein kleiner Plausch mit der Chefin des Hauses, Frau Manuela Wendel, ist eigentlich immer drin. Da unser Tisch noch nicht frei war, wurden wir kurz an der Theke "geparkt" und mit einem perlenden Winzersekt aufs Haus sowie der extra für den Thai-Abend angepassten Speisenkarte ausgestattet.
Diese führte uns mit vier Vorspeisen und fünf Hauptgerichten quasi im Schnelldurchlauf durch das Land der Garküchen. Denn die kleine, aber fein zusammengestellte Auswahl hielt jede Menge Klassiker parat, die heute zum festen Bestandteil des kulinarischen Erbes gezählt werden. Schon das Vorspeisenangebot machte uns den Mund wässrig. Zur roten Thai Currysuppe (6,50 Euro) wurde eine gebratene Garnele gelegt, der Rindfleischsalat (9,20 Euro) wurde "larb-gerecht" mit Erdnüssen unterfüttert. Zu den knusprigen Frühlingsrollen (5,90 Euro) gab es süße Chili-Sauce und in der Tom Kha Gai (5,60 Euro), der legendären Hühnersuppe mit Kokosmilch, fanden sich - laut Karte - duftende Thai-Kräuter wieder.
Auch bei der Auswahl an Hauptspeisen wurde auf Altbekanntes aus dem Mekong-Delta zurückgegriffen. Natürlich waren die als Nationalgericht angesehenen, gebratenen Reisnudeln ("Pad Thai", 15,90 Euro) vertreten. Die Marc-Wendel-Version enthielt Schweinefleisch, Garnelen und aromatisches Thai-Basilikum. Daneben wurde in dreifacher Hinsicht dem Curry gehuldigt. Beim eher süßlich-milden, aus der südthailändischen Küche stammenden Massaman Curry (16,20 Euro) wurden Hähnchen, Gemüse und Cashewkerne miteinander kombiniert, während beim scharfen Rindercurry (17,50 Euro) noch Kartoffeln hinzukamen. Das Grüne Curry (9,80 Euro) verhielt sich dagegen rein vegetarisch, wohingegen das süß-saure Hähnchen unter dem Namen "Gai Pad Priew Wan" (13,50 Euro) firmierte.
Das las sich doch schon mal alles ganz lecker. Auch unser Zweiertisch war mittlerweile bezugsfertig, so dass wir die leeren Sektgläser auf der Theke zurück ließen und durch den bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum zu einer gemütlichen Ecke geführt wurden. Gut, der Abstand zum Nachbartisch hätte ein wenig größer ausfallen dürfen, aber in der Pfalz wurde das enge Beisammensitzen schließlich erfunden und bis heute erfolgreich praktiziert. So gesehen nicht verkehrt, da man sich schon einmal ein Bild von den nebenan verzehrten Gerichten machen konnte.
Für den Flüssigstart waren alkoholfreier Traubenbitzler (0,25 l für 3,80 Euro), eine Flasche Bellaris Classic Mineralwasser (0,75 l für 4,50 Euro) und ein Viertel von der trocken ausgebauten Weißburgunder Spätlese (5,90 Euro) aus der MM-Edition verantwortlich. "MM" steht für das Gemeinschaftsprojekt von Marc Wendel (der neben seiner Tätigkeit als Küchenchef auch die gutseigenen Weine keltert) und Matthias Thoni, bei dem zwei Weinfreunde aus der Pfalz zusammen einen Weiß- und einen Grauburgunder vinifizieren.
Im Allgemeinen zeigt ein Weißburgunder im Glas recht wenig Kante. Als ein Weißwein, der eigentlich immer funktioniert, ist er im Grunde wie geschaffen für Redundanztrinker. Umso erstaunlicher schmeckte da die auf Muschelkalkboden angebaute MM-Kreation. Leichte Apfelfrische mit subtilem mineralischen Unterbau, dazu ein wenig exotischer Ananasduft in der Retronase - das hätte wohl ein stadtbekannter Bremer Internet-Weinhändler, bei dem ich ab und an bestelle, in sein Verkostungsbüchlein geschrieben.
Die Küche grüßte mit einem kleinen Quader asiatisch ausgerichteter Gemüsequiche. Kleingeschnittene Bambussprossen und Mu-Err-Pilz-Streifen hinterließen die ersten Eindrücke aus Fernost am Gaumen. Ich hatte die Rote Thai-Curry-Suppe mit gebratener Garnele als Vorspeise auserkoren, während sich meine Herzensdame für den Rindfleischsalat entschied.
Als erstes kleines Aromenfeuerwerk machte mir die rote, in einem Glas servierte Asiabrühe klar, dass es heute Abend scharf zur Sache gehen wird. Es waren keine Schmerzen im Mundraum wie damals in der Mannheimer Supan's Küche nach dem ersten Löffel vom grünen Curry, aber die mit Galgant, Zitronengras und Chili verfeinerte Suppe hinterließ doch ein leichtes Brennen auf der Zunge. Die auf einen Zitronengrashalm gespießte Garnele war saftig, von überdurchschnittlicher Qualität und angenehm gewürzt.
Beim mit Stangensellerie und Erdnüssen veredelten, lauwarm servierten Rindfleischsalat wurde ähnlich wie beim sehr beliebten "Pad Kra Pao" Hackfleisch verwendet, jedoch, dem Gericht Rechnung tragend, ausschließlich vom Rind. "Pad Kra Pao" wird in der klassischen Variante - das weiß der fachkundige Thai-Esser natürlich - aus gehacktem Schweinefleisch zubereitet. Man reichte uns zur Intensivierung dieses Geschmackserlebnisses noch ein paar Chilies, die sich trotz homöopathischer Dosierung recht schnell in unser Gaumengedächtnis brannten.
Die Portion hätte von der Menge her locker zwei "Vorspeiser" erstversorgt, weshalb ich mich erbarmte und meiner Begleitung nach Kräften half, diese pikant gewürzte Umami-Bombe zu entschärfen. Beide Vorspeisen gefielen durch kräftige Aromen und eine liebevoll arrangierte Anrichtung (Koriandergrün, Chili-Schote, Zitronengrashalm, etc.). Wie Kollege "tischnotizen" mag auch ich die kleinen Details, die ein ansprechendes, mit mehr Mühe und Aufwand zubereitetes Gericht vom Durchschnittsessen unterscheiden.
Wohl dem, der seine Frühlingsrollen selber zusammenbastelt. Marc Wendel gelang das ausgesprochen gut. Von der Größe her irgendwo zwischen dicker Cuba-Zigarre und gefülltem Börek angesiedelt, mundeten uns die von knusprig frittiertem Reisteig ummantelten Gemüsefinger richtig gut. Als Zwischengang stellten sie eine angenehme Verkürzung der Wartezeit auf die Hauptgerichte dar.
Und dann stand es vor mir. Das thailändische Nationalgericht, das schlicht "Pad Thai" genannt wird, und bei dem man die gebratenen Reisbandnudeln fröhlich mit unterschiedlichsten Zutaten kombiniert. In meinem Fall war das saftiges Schweinefleisch, das ganz ohne die üblichen Weichmacher auskam, und gebratene Garnelenschwänze, die bis auf die Schwanzflosse "entpanzert" (und natürlich entdarmt) erfreulich zahlreich meinen Nudelteller bevölkerten.
Dank einer wunderbar würzigen, auf Sojabasis geköchelten Sauce fiel der Nudelklassiker angenehm kräftig im Geschmack aus. Klarer Punktsieger nach Aromen: sein köstlich duftendes Thaibasilikum. Mit ein paar Sprossen und etwas Frühlingszwiebel wurde zusätzlich für knackige Frische gesorgt. Ein rundum gelungener Hauptgang, der gänzlich ohne Glutamatdenken auskam und am Gaumen mächtig Eindruck machte.
Das vegetarische Curry meiner Begleitung lag sowohl farblich als auch geschmacklich im grünen Bereich. Das Gemüse (Blumenkohl, Zuckerschoten, Bambussprossen, etc.) darin hatte noch leichten Biss und seine Schärfe hielt sich wohltuend zurück. Das ist bei der grünen Curryvariante ja eher selten der Fall. Gut, die Chilies zum Nachschärfen hatte man uns auf den Tisch gestellt. Für erhöhten Brennwert wäre also gesorgt gewesen.
Wir wollten jedoch unsere Geschmackspapillen ganz entgegen dem abendlichen Motto "Hot and spicy" nicht über Gebühr strapazieren. Warum sollten wir auch die aromenstarke Fernostküche von Marc Wendel durch zu viel Capsaicin sabotieren? Das hätte beim besten "Thai" von Kapellen wenig Sinn gemacht. In der Summe war es ein durchweg gelungener Abend mit intensiven Geschmackserlebnissen, die uns der junge Wilde hinterm Herd da bescherte. Gute Thaiküche ist bei uns rar gesät. Umso schöner, wenn es Betriebe gibt, die mit solch außergewöhnlichen Aktionen ihrem kulinarischen Spektrum noch mehr Farbe verleihen.
"Hot and spicy" lautete das Motto im November, als Marc Wendel und sein Team zum Thailändischen Abend in der Kapeller Hopfestubb baten. Inspiriert von seinen Reisen nach Fernost, veranstaltete der vielseitig talentierte Küchenchef nun schon zum vierten Mal in diesem Jahr einen kulinarischen Ausflug nach Südostasien. Er selbst ist großer Fan der dortigen Esskultur und davon konnten wir uns an diesem Abend zum ersten Mal ein Bild machen. Dank einem Veranstaltungshinweis bei FB konnte ich frühzeitig einen Tisch für zwei... mehr lesen
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Kapeller Hopfestubb
Besucht am 14.01.2018Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
„Zurück zu den Wurzeln!“ Da haben sich die hiesigen Tourismus-Vereine aber ein passendes Motto für den diesjährigen, vom 13. Januar bis 18. März stattfindenden Genießerwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz“ einfallen lassen. 19 Restaurants nehmen daran teil. Sie alle haben sich dem Thema „Kraut und Rüben“ verschrieben und bieten ein dreigängiges Menü an, welches das Wintergemüse in den kulinarischen Vordergrund rückt. Selbst der gemeine Pflanzenesser wird mit einer rein vegetarischen Version versorgt. Auch einzelne Gänge der Menüs lassen sich problemlos bestellen, was Gästen mit kleinerem Hunger entgegenkommt.
Auch in der familiengeführten Kapeller Hopfestubb, die mittlerweile zu unseren Pfalz-Favoriten zählt, widmet man sich in diesem Jahr den Wintersprösslingen. Marc Wendels frisch zubereitete, bodenständige Regionalküche mit Anspruch landete schon bei vergangenen Genusswettbewerben auf den vorderen Plätzen. Wir waren also gespannt, welche Spross- und Rübenvariationen er uns auftischen würde.
Kaum hatten wir die wenigen Stufen zum Gastraum erklommen, wurden wir von Frau Manuela Wendel, die seit Jahren schon den Service leitet, sehr freundlich begrüßt. Es ist diese lockere, familiäre Atmosphäre, die einem das Ankommen so leicht macht und die uns hier immer wieder einkehren lässt. Der Hauptgastraum war an diesem Sonntagmittag gut besucht. Im angegliederten Wintergarten wären noch Kapazitäten frei gewesen, aber wir hatten vorsorglich reserviert, was uns in der gemütlichen Gaststube einen Tisch einbrachte.
Schon blätterten wir in der Speisenkarte, deren erste Seite die saisonalen Empfehlungen listet. Als besondere Spezialitäten fielen mir das in Rotwein geschmorte Edelgulasch vom Hirsch (18,80 Euro) sowie die rosa gebratene, mit Honig lackierte Entenbrust an Rahmwirsing (21,60 Euro) ins Auge. Für Freunde des aromatischen Edelpilzes standen mit der hausgemachten Tagliatelle mit frischem Burgundertrüffel (18,90 Euro) und der getrüffelten Schwarzwurzelsuppe (5,50 Euro) gleich zwei Gerichte zur Wahl. Die Standards aus der Region (Saumagen, Rumpsteak und Co.) komplettierten wie immer das feine Speisenangebot der Hopfestubb.
Auf einer Extra-Karte war Marc Wendel’s Kraut- und Rübenmenü abgedruckt. Sein Beitrag zu einer schmackhaften Südpfalz eröffnete mit einer Vorspeisenvariation, die sich aus Schwarzwurzelsuppe mit Pfälzer Wildschweinschinken, heimischem Feldsalat und lauwarmem, mit Blut- und Leberwurst gefüllten Sauerkrautstrudel (10,20 Euro) zusammensetzte. Na da war unsere Vorspeisenwahl schnell erledigt. Der Hauptgang des Wettbewerbsmenüs hörte sich ebenfalls verlockend an. Geschmorter Pfälzer Sauerbraten mit Schokolade, hausgemachtem Rotkraut und einem mit Pfälzer Gin verfeinerten Steckrübenpüree.
Ich tat mir diesmal recht schwer mit der Entscheidungsfindung, die dann letzten Endes zu Gunsten des Edelhirschgulaschs von der Winterkarte ausfiel. Meine Begleitung blieb ihrem Geschmack treu. Sie orderte wie so häufig die Salatschüssel „Marc“ (11,20 Euro), die den Chefkoch im Namen und gebratene Streifen vom Schweinefilet obendrauf hatte. Vom Umfang her war das ein Hauptgericht, das noch ein wenig Platz für den sicherlich einkalkulierten Nachtisch ließ. Ein cleverer Schachzug, denn das Dessert des Saisonmenüs klang äußerst spannend. Die Option auf einen süßen Abschluss, der aus Rote Bete-Eis mit Blattpetersilie, Pastinaken Panna Cotta mit Mirabellen und Pfälzer Karottenkuchen mit Orangen bestand, zogen wir schon frühzeitig in Betracht.
Zu jedem Menü-Gang wurde ein Wein empfohlen. Dem vorgeschlagenen Vorspeisenbegleiter schloss ich mich vorbehaltlos an. Die trocken ausgebaute 2015er Chardonnay Spätlese vom eigenen Weingut enttäuschte nicht. Und mit 5,50 Euro für das Viertel lag man, auch was den Preis betraf, in einem vernünftigen Rahmen. Die zusätzliche Flasche Bellaris Medium (0,75 l) war mit 4,30 Euro auch nicht überzogen bepreist.
Als Küchengruß wurde uns eine Art gebackenes Sellerie-Risotto in Quaderform gereicht. Ein erster Vorgeschmack auf die stimmig zubereiteten Leckereien aus Marc Wendels Küche. Erinnerungen an den letzten Besuch, bei dem uns köstliche Saumagenravioli unter Rieslingschaum und ein perfekt gebratenes Rumpsteak an intensiver Regent-Jus serviert wurden, kamen auf. Doch der kulinarische Rückblick musste dem Hier und Jetzt weichen. Spätestens als vor uns die Schieferplatte mit der Vorspeise oder besser gesagt: den Vorspeisen landete.
Diese texturell sehr abwechslungsreiche Interpretation des Wettbewerbsthemas bot ein breites Aromenspektrum, das sich vom säuerlich angemachten Feldsalat über süßes Zwiebel-Relish, deftigen Pfälzer Blut- und Leberwurststrudel bis hin zur würzig-cremigen Schwarzwurzelsuppe erstreckte. Ein äußerst stimmiges Arrangement, dessen Liebe zum Detail sicht- und schmeckbar war. Die getrockneten Rote-Bete-Chips, die dem Salat etwas erdigen Geschmack verliehen, setzten zudem noch farbliche Akzente. Die dünne, mit herzhaftem Wildschweinschinken umwickelte Brotstange, die quer über dem Suppenglas lag, peppte das Ensemble zusätzlich auf. Bei der getrüffelten Schwarzwurzelsuppe bewies Marc Wendel sein Händchen fürs Abschmecken. Und auch der lauwarme, mit Sauerkraut und kräftiger Hausmacher Wurst gefüllte Strudel ging zusammen mit der Süße der eingekochten Zwiebeln eine sehr harmonische Geschmacksehe ein. Und was so gut zusammenpasst, darf der Gast ja bekanntlich nicht getrennt genießen.
Nach dieser beeindruckenden Darbietung warteten wir schon leicht gesättigt auf unsere Hauptspeisen. Gut, dass wir uns die Kraut- und Rübenkreation zu Beginn geteilt hatten, denn bei Herrn Wendel ist auch beim Hauptgang immer ordentlich was auf dem Teller. Das war bei meinem Hirschgulasch nicht anders. Die Konsistenz der Fleischstückchen ließ auf ewig langes Schmoren schließen, was die Benutzung eines Messers nahezu überflüssig machte. Sie badeten förmlich in kräftiger, dunkler Sauce, deren Anblick die ältere Dame am Nebentisch vor Neid erblassen ließ. Den süßen Tupfer lieferte ganz klassisch ein Klecks Preiselbeersauce, die es sich auf einer pochierten Birnenhälfte gemütlich machte. Ein Gulaschteller wie bei Muttern, nur eben etwas „wilder“. Die selbstgemachten Spätzle wurden à part in einer kleinen Schüssel serviert. Das obligatorische Eigelb war ihnen deutlich anzusehen. In Kombination mit der voluminösen Soße war das ein Geschmackserlebnis, das mich vollends begeisterte. Soßengott Wendel hatte vortrefflich geliefert. Ich tat also nur was getan werden musste und ließ einen blitzsauberen Teller zurück.
Über den Lieblingssalat meiner Begleitung habe ich mich schon bei einem meiner letzten Berichte gebührend ausgelassen. Nur eins dazu: er machte seinem Namen alle Ehre! Natürlich konnten wir dem Rübendessert nicht widerstehen. Allein schon das Rote-Bete-Eis war jede Kalorie wert. Eine ungewöhnlich erdige Sorbet-Erfahrung. Dass dann aber der Karottenkuchen zum heimlichen Star auf dem Schieferparkett wurde, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. Gute Idee auch, die geschmacklich eher unauffällige Pastinaken Panna Cotta mit etwas Mirabellenmus zu überziehen. Alles in allem ein richtig kreativer Schlussakkord in Süß, den wir sehr genossen.
Da drücke ich der Hopfestubb mal gehörig die Daumen, dass auch diesmal wieder ein Platz auf dem Treppchen des Genießerwettbewerbs herausspringt. Wundern würde es mich bei den beiden von uns gekosteten, sehr gelungenen Gängen nicht.
„Zurück zu den Wurzeln!“ Da haben sich die hiesigen Tourismus-Vereine aber ein passendes Motto für den diesjährigen, vom 13. Januar bis 18. März stattfindenden Genießerwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz“ einfallen lassen. 19 Restaurants nehmen daran teil. Sie alle haben sich dem Thema „Kraut und Rüben“ verschrieben und bieten ein dreigängiges Menü an, welches das Wintergemüse in den kulinarischen Vordergrund rückt. Selbst der gemeine Pflanzenesser wird mit einer rein vegetarischen Version versorgt. Auch einzelne Gänge der Menüs lassen sich problemlos bestellen,... mehr lesen
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Kapeller Hopfestubb
Besucht am 30.12.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Viel zu selten verschlägt es uns nach Kapellen-Drusweiler, obwohl das kleine, gerade mal knapp 1000 Einwohner zählende Dörfchen, das der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern angehört, doch ganz in der Nähe liegt und wir recht häufig in Richtung Kurstadt unterwegs sind. Dort befinden sich das Rebmeerbad und die Südpfalz-Therme. Beide Ziele, die ganz unmittelbar mit dem Element Wasser zu tun haben, werden von uns in einer gewissen Regelmäßigkeit aufgesucht.
Auf dem Weg dorthin führt die Landstraße am besagten Örtchen Kapellen-Drusweiler vorbei. Allein wegen Marc Wendel, dem jungen Mann am Herd, lohnt es sich, dort auch einmal den Blinker zu setzen und abzubiegen. Der kocht seit ein paar Jahren im elterlichen Betrieb, der „Kapeller Hopfestubb“, die sich in einem schmucken Fachwerkhaus im Ortskern befindet. Der Name ist ein wenig irreführend, da der Schwerpunkt eindeutig auf dem Ausschank der selbstgekelterten Rebensäfte des eigenen Weinguts liegt, aber auch ein frisch gezapftes Bellheimer Bier gibt es hier zu erstehen.
In meiner Rezension auf GastroGuide von vor zwei Jahren (eine meiner allerersten…) bin ich ausführlich auf die äußeren „Umstände“ der „Hopfestubb“ (Ambiente, Betriebsstruktur, Chefkoch Wendel’s Werdegang sowie sein Engagement als „kulinarischer Komplize“ und die Übernachtungsmöglichkeiten im zugehörigen Gästehaus etc.) eingegangen, weshalb ich bei Interesse auf jene verweise. Nur so viel sei gesagt: an der gemütlich familiären Atmosphäre und der Herzlichkeit der Gastgeber hat sich rein gar nichts geändert und deshalb fühlten wir uns auch beim letzten Besuch wieder verdammt wohl in der „Hopfestubb“ mit den guten hauseigenen Weinen.
Der Hunger nach dem Schwimmen ist bei mir immer ein besonders großer. Umso größer wird er, wenn zwischen den Tagen die einschlägig bekannten, regelmäßig angesteuerten Etablissements geschlossen haben und man förmlich im abendlichen Pfälzer „Gastronebel“ stochert bzw. durch diesen fährt.
Zu „Reuter’s Holzappel“ ins benachbarte Pleisweiler-Oberhofen kann man sich die Anfahrt sparen, da läuft ohne Reservierung überhaupt nichts. Und in die „Touri-Gasse“ von Gleiszellen zieht mich schon lange nichts mehr. Mal wieder zum Bergzaberner Griechen „Athos“? – „Muss auch nicht unbedingt sein.“ Oder ins „Walram“? – „Da stehen mir zu viele Nobelkarossen davor!“ Die „Reblaus“ hatte auch dicht und beim Kurt in der „Brunnestubb“ (Rumpsteak-Geheimadresse in Gleishorbach) brannte ebenfalls kein Licht.
Doch dann der kulinarische Einfall zum Ausklang des Jahres. Die Kapeller Hopfestubb lag ja förmlich auf dem Heimweg. Und selbst wenn dort auch alles restlos belegt wäre, gäbe es ja noch den „Fritz Walter“ in Niederhorbach. Ein durchaus kalkulierbares Restrisiko blieb zwar, aber notfalls wären wir auch mit einem Platz an der Theke zufrieden. Das „Tresen-Relikt“ aus seligen Weinstuben-Tagen, als die Familie Wendel noch schoppenweise die gutseigenen Kreszenzen ausschenkte, liegt zwar etwas unkommod direkt am Eingang, dafür hat man von dort einen guten Blick in Marc Wendels Wirkungsstätte und kann sich mit dem am Ausschank tätigen Seniorchef über den kommenden Jahrgang unterhalten. Unserer Sache sicher, betraten wir optimistisch die Gaststube.
Frau Wendel hatte gerade eine aus mehreren Tischen bestehende Tafel einer kurz vorher verköstigten und bereits verschwundenen Gruppe abgeräumt. Alle anderen Tische waren belegt. Im hinteren Bereich, dem durch einen Durchgang erreichbaren „Wintergarten“, brannte kein Licht. Aber der wird wohl eher bei größeren Feiern und Gesellschaften gebraucht. Auch an einer großen Tafel kann man es sich zu zweit gemütlich machen, dachten wir uns und nahmen Platz. Der Gastraum gewinnt durch seine raumteilend wirkende Trennwand etwas mehr an Atmosphäre. Wir saßen direkt dahinter, was uns etwas von der lautstarken Pfälzer Geselligkeit abschirmte. Das war uns nach der langen Heimreise aus Bremen und dem abendlichen „Ausschwimmen“ nicht unrecht.
Nach den Eskapaden im hohen Norden (ein bekannter Schreiberling dieses Portals war ebenfalls beteiligt, Anm.) trat ich, was den Alkohol betraf, etwas kürzer an diesem Abend. Da kam der alkoholfreie „Traubenbitzler“ (0,25l für 3,80 Euro) zum Aperitif gerade recht. Dahinter verbarg sich eine weiße Traubensaftschorle, die mit Limette und geeisten Weintrauben zum leckeren Cocktail avancierte. Eiswürfel waren gestern, geeiste Weintrauben müssen da rein! Meine Begleitung begnügte sich mit einem halbtrockenen weißen Secco (0,1 l für 2,80 Euro) aus Gewürztraminer, Kerner und Co. Der stammte selbstverständlich auch aus dem Hause Wendel. Zum Durstlöschen orderten wir noch eine Flasche „Bellaris“ (0,75l für 4,10 Euro), dem guten Bellheimer Mineralwasser.
Mir war nicht entgangen, dass Marc Wendel beim diesjährigen Apfelwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz 2016“, einer Initiative südpfälzer Tourismusvereine, beim Publikum besonders gut ankam und mit seinem Apfelmenü den zweiten Platz belegte. Grüße und Glückwünsche in Richtung Küche folgten und wurden mit einem kleinen Schälchen Couscous-Salat zum Amuse erwidert.
Doch vorher studierten wir die Speisenkarte, deren regionale Ausrichtung Marc Wendels Herangehensweise treffend widerspiegelte. Da wundert es nicht, dass der überwiegende Teil der Hauptlieferanten aus der unmittelbaren Umgebung kommt. Zum Beispiel das Fleisch von der Metzgerei Kieffer aus Bad Bergzabern oder das Mehl aus der nahegelegenen Bischoff-Mühle bei Appenhofen. „Herxemer Grumbeere“ (Kartoffeln aus dem wunderschönen Herxheim in der Südpfalz, Anm.), Gemüse aus Hochstadt, Bier und Mineralwasser aus Bellheim sowie Essig vom Venninger Doktorenhof zeugen vom bewussten Regionalitätsdenken der Inhaber.
An den Standardgerichten, wie beispielsweise Rumpsteak in verschiedenen Varianten, norwegisches Lachssteak an Zitronengrasschaum oder Schweinemedaillons an pikanter Pfeffersauce wird nach wie vor nicht gerüttelt. Diese befinden sich saisonunabhängig immer auf der Karte. Auch der Pfälzer Saumagen, die gebratene Blut- und Leberwurst sowie Marc Wendels hausgemachte Pasta (Tagliatelle, Spaghetti und Saumagen-Ravioli) sind gesetzte Klassiker, die es ebenfalls immer zu bestellen gibt. Der mediterranen Pfalz wird in der Herz-und-Seele-Küche des Chefkochs besondere kulinarische Beachtung geschenkt. Davon künden „Alltime-Favourites“, wie etwa das Rindfleisch-Mozzarella-Carpaccio (12,50 Euro) oder die Salatschüssel mit gebratenen Riesencrevetten (13,30 Euro). Doch auch der nicht besonders hungrige „Schafskäse-Rösti-Wurstsalat-Esser“ kommt hier auf seine Kosten.
Kulinarisch interessanter sind da die saisonal wechselnden „besonderen Spezialitäten“, bei denen Marc Wendel aus seinem üblichen Hausmannskostduktus ausbricht und ein wenig mehr wagt. Diesmal standen getrüffelte Schwarzwurzelsuppe (5,80 Euro), hausgemachte Tagliatelle mit Trüffelschaum und frischem Herbsttrüffel (17,80 Euro), Lammcarrée an Rosmarinjus mit Ratatouille und Kartoffelgratin (26,80 Euro) und eine hausgemachte Rinderroulade, die mit Speck, Zwiebel und Senf gefüllt war und für 18,50 Euro mit Apfelrotkraut und Kartoffelklößen serviert wurde, auf der Empfehlungskarte. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber das Rouladen-Angebot klang einfach zu verlockend. Meinem Wunsch, das Rotkraut gegen Ratatouille-Gemüse einzutauschen, wurde freundlicherweise entsprochen. Dazu ein kleiner grüner Beilagensalat, der schlicht mit Essig und Öl angemacht war- sozusagen ein kleines Sonntagsessen einen Abend vor Silvester.
Meine Begleitung hatte Lust auf Salat. Sie entschied sich für die Salatschüssel „Marc“ (kein Kalauer, ehrlich nicht!), bei welcher sich zu den üblichen Rohkost- und Blattsalaten gebratene Schweinefiletscheiben gesellten. Für 11,20 Euro war das eine ansehnliche Portion, die da zusammen mit einem Körbchen voll hausgebackenem Olivenbrot serviert wurde. Die Tranchen vom Schweinefilet waren leicht gewürzt und noch schön saftig. Das Hausdressing hatte eine ausgeprägte Essignote und sorgte so für die nötige Würze. Im Sellerie-Salat tummelten sich ein paar Erdnüsse. In der Summe war das eine sehr gelungen angerichtete, reichhaltige Salatschüssel, die aufgrund ihrer Produktfrische und ihres Geschmacks zu überzeugen wusste.
Kurz darauf wurde mir die „Mutter aller gewickelten Rindfleischgerichte“ serviert. Die klassische Variante verschmähend, blieb das obligatorische Rotkraut in Marc Wendels Küche. In einem Extra-Schälchen wurde mir dazu noch leicht knackiges Ratatouille-Gemüse (Paprika, Auberginen, Zucchini etc.) gereicht. Die Extra-Wurst hatte sich gelohnt. Genauso muss Ratatouille. Sehr gut abgeschmeckt und mit dezenter Würze, die dem Gemüse noch genügend Raum zur aromatischen Entfaltung ließ, versehen stand die kleine Schüssel mit dem mediterran duftenden provenzalischem Gemüse vor mir. Auf dem Teller war die Rinderroulade in zwei Hälften geschnitten. Ein nicht zu knapp bemessener Saucenspiegel umspielte die beiden Fleischinseln. Zwei fluffige Kartoffelknödel, wie sie die beste Hausfrau nicht besser hinbekommen hätte, komplettierten die Highend-Hausmannskost des „kulinarischen Komplizen“ aus Kapellen-Drusweiler.
Frau Wendel fragte mich, ob mir die Sauce denn reichen würde und sie bot an, gerne noch ein wenig Nachschlag in der Saucière an den Tisch zu bringen. Ich fand die Proportionen jedoch absolut stimmig und verzichtete dankend. Allein der Geschmack und die Konsistenz der Roulade war ganz großes Gaumentheater. Da fehlte weder die Gurke (klassische Hausfrauenart) noch das hartgekochte Ei (wie sie meine Mutter immer macht). Das Fleisch war schön mürbe geschmort und erhielt durch den Speck zusätzliche Würze. Bei der Sauce wurde wohl einiges an hauseigenem Rotwein verkocht. Sie hatte eine wunderbare geschmackliche Tiefe und zusammen mit den Knödeln schmeckte das wie beim sonntäglichen Mutter-Genuss-Werk. Einfach und doch so lecker.
Ach, es war ein richtig netter Abend bei den Wendels und ich bin mir sicher, dass wir nach dem Besuch des Bergzaberner Schwimmbads mal wieder den Umweg über Kapellen-Drusweiler machen. Bei der leckeren Hausmannskost und den ehrlichen Gutsweinen ist die „Hopfestubb“ immer einen Besuch wert.
Viel zu selten verschlägt es uns nach Kapellen-Drusweiler, obwohl das kleine, gerade mal knapp 1000 Einwohner zählende Dörfchen, das der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern angehört, doch ganz in der Nähe liegt und wir recht häufig in Richtung Kurstadt unterwegs sind. Dort befinden sich das Rebmeerbad und die Südpfalz-Therme. Beide Ziele, die ganz unmittelbar mit dem Element Wasser zu tun haben, werden von uns in einer gewissen Regelmäßigkeit aufgesucht.
Auf dem Weg dorthin führt die Landstraße am besagten Örtchen Kapellen-Drusweiler vorbei. Allein... mehr lesen
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Besucht am 14.01.2015
Nach längerer Abstinenz habe ich neulich mit meinem Kollegen die Kapeller Hopfestubb besucht. Im Januar, der sogenannten „Sauren-Gurken-Zeit“ für Gastronomen ist der Andrang in vielen Pfälzer Restaurants eher verhalten. Dass wir an diesem Abend jedoch die einzigen Gäste waren, kann als (für uns) angenehme Ausnahme gewertet werden, da ich das Lokal von vorherigen Besuchen eigentlich immer als gut gefüllt in Erinnerung habe. Kapellen-Drusweiler ist ein kleiner schmucker Weinort, den man auf dem Weg nach Bad Bergzabern im Allgemeinen rechts liegen lässt. So liegt das malerische Fachwerkhaus etwas abseits ausgetretener Südpfälzer Touristenpfade und ist eher etwas für „Gastro-Entdecker“.
In dem geschmackvoll eingerichteten Inneren der „Hopfestubb“ fühlt man sich als Gast auf Anhieb wohl. Man passiert zunächst den Tresen am Eingang. Dieser ist wohl noch ein Relikt aus seligen „Weinstuben-Tagen“ als die Familie Wendel schoppenweise die eigenen Weine ausschenkte. Die bekommt man selbstverständlich auch heute noch, wenngleich sie mittlerweile eher als korrespondierende Viertel zum leckeren Essen getrunken werden. Ein gemütlicher Gastraum, stilvoll ausgeleuchtet mit in Fassdauben integrierten Strahlern, die lässig von der Decke hängen, bietet Platz für schätzungsweise 40 Personen. Wenn dieser Platz nicht ausreicht, fungiert der angeschlossene Wintergarten als zweite Gaststube. An lauschigen Sommerabenden besteht sogar die Möglichkeit, sein Essen auf der Terrasse einzunehmen. Die Tische sind hübsch dekoriert und man sitzt bequem auf den trendigen Polsterstühlen in aparter Lederoptik. Freigelegtes Mauerwerk und heimelige Holzdecke ergänzen das stimmige Gesamtbild und schaffen Behaglichkeit.
Es gibt jede Menge zu tun bei den Wendels, denn auch ein "kleines Landhaus" zum Übernachten und ein Weinkeller gilt es wirtschaftlich in Schuss zu halten. Ein Familienunternehmen, das auf eine mittlerweile 25-jährige (!!!) Tradition zurückgreift. Das nötigt Respekt ab! Vater und Mutter sind im Service der „Hopfestubb“ tätig, während sich Sohn Marc nach seiner Ausbildung beim Landgasthof Zickler in Gleisweiler und den obligatorischen Wanderjahren (ihn verschlug es in die Schweiz, Anm.) endlich im heimischen Betrieb am Herd verwirklichen kann. Dies gelingt ihm auf wirklich hervorragende Weise. So hat er sich ganz einer regionalen Frischeküche verschrieben. Mit leckerer selbstgemachter Pasta, aufwendig hergestellten Grundsaucen (Jus), der Verwendung von Kräutern aus dem eigenen Garten, der Verarbeitung von qualitativ hochwertigem Fleisch und Fisch sowie dem richtigen Gespür für saisonale Gerichte verfolgt der seit 2011 im elterlichen Restaurant wirkende Marc Wendel einen ambitionierten Ansatz und bringt gute Qualitäten auf die Teller, ohne dabei seine Pfälzer Wurzeln zu vergessen. Mit 4 gleichgesinnten „kulinarischen (Koch-)Komplizen“ sorgt er übrigens auch dafür, dass die „Junge Südpfalz (ein Qualitätswettbewerb junger Winzertalente aus der Pfalz, Anm.) gut isst“.
Es befinden sich einige beachtliche Gerichte auf der wechselnden Saisonkarte (diese steht auch als Schiefertafel im Eingangsbereich). Thunfischsteak mit Gemüsecouscous an Martinischaum, am Knochen geschmorte Lammhaxe, Rumpsteak mit Gänseleber und Parmesanrisotto oder Cappuccino vom Kürbis sorgen für jahreszeitliche Abwechslung. Daneben werden in den Wintermonaten jeden Donnerstag und Freitag frische Miesmuscheln in zwei Varianten (pikant oder an Riesling) angeboten.
Die Rumpsteaks vom argentinischen Rind werden als Men’s Cut (250g) oder Ladies‘ Cut (180 g) angeboten und in 3 „Garnituren“ gepackt. Ob mit Kräuterbutter oder gedünsteten Zwiebeln, Bratkartoffeln oder Pommes frites, dieser Klassiker der Fleischküche schmeckt hier in der „Hopfestubb“ besonders lecker. Mein Kollege bestellte das Rumpsteak „Pfälzer Art“ (21,40 €) mit den erwähnten Zwiebeln in leckerem Regentjus geschwenkt, Pommes frites und einem schmackhaft angemachten Vorspeisesalat in der „Präsidentenversion“, sprich 250 g. Das perfekt medium gebratene Fleisch konnte locker mit seinem sogenannten „Referenz-Rumpsteak“ aus dem Maximiliansauer Bajazzo mithalten. Auch bei den Rumpsteaks leistet sich Chefkoch Wendel eine kleine Besonderheit. Die mit Oliven, Kräutern und getrockneten Tomaten gratinierte „mediterrane“ Version wird aus besonders saftigem Charolais-Rinderrücken genommen und stammt aus artgerechter regionaler Zucht.
Als „Amuse“ wurde ein Stück lauwarmer Reiskuchen grüßend aus der Küche geschickt. Anstatt Linzertorte zum Dessert, eine Art Asia-Kuchen vorweg. Auch nicht verkehrt! Meine Entscheidung fiel auf die gebratene Maispoulardenbrust mit Kartoffelgratin (von der Saisonkarte) und – anstatt den regulären Schwarzwurzeln – knackiges Zucchini-Möhren-Gemüse sowie einem kleinen Salat vorweg (17,40 €). Auf diesen Extrawunsch ging man genauso flexibel ein, wie auf die geänderte Beilagenwahl meines Kollegen. In der Pfalz sagt man dazu gerne auch: „Ma muss hald schwätze mid de Leid…“. Und das konnte man mit der sympathischen Frau Wendel im Service sehr zwanglos und fühlte sich stets gut beraten und fürsorglich bedient. Die Maispoularde war außen schön knusprig und hatte sehr saftiges, zartes Fleisch. Zusammen mit der delikaten Geflügeljus, dem aromatischen Gemüse sowie dem gut abgeschmeckten Gratin war das einfach nur zum Genießen. Ein wirklich sehr stimmig arrangierte Komposition in schöner Optik.
Die Weine zum Essen stammen selbstverständlich aus der eigenen Produktion und zeichnen sich durch wirklich fair kalkulierte Preise aus. Bei den offenen Weiß- bzw. Rotweinen wird hier bei den Vierteln die „4-Euro-Grenze“ eingehalten, meist liegt man sogar um Einiges darunter. Spezielle Editionen, Barrique-Weine oder Spätlesen sind mengen- bzw. aufwandbedingt natürlich etwas teurer. Mit Winzern der „Jungen Südpfalz“, wie beispielsweise Dominic Stern aus Hochstadt, arbeitet Marc Wendel gerne zusammen. Dessen Grauburgunder Gutswein war als „Wein des Monats“ in der Karte vertreten.
Platz für ein Dessert war nach dem üppigen Mahl leider nicht mehr. Mein Kollege gönnte sich noch eine Tasse Kaffee (2,10 €), während ich mein Bellheimer Lord-Pils (2,80 € für 0,3 l) leerte. Für knapp über 50 Euro hatten wir einen sehr entspannten und gleichzeitig angenehm sättigenden Abend in der Kapeller Hopfestubb verbracht. Dass Marc Wendel zum Schluss noch zu einem kurzen Plausch an unseren Tisch kam, hat uns besonders gefreut. Das zeugt von einem wirklichen Interesse an seinen Gästen. Wir hoffen, dass der sympathische Jungkoch diese gesunde Mischung aus Qualität, Raffinesse und Bodenhaftung beibehält und weiterhin erfolgreich seinen Weg im etwas abgelegenen Kapellen-Drusweiler geht. Das erwähnenswert gute Preis-Leistungsverhältnis ist den Weg dorthin allemal wert.
Nach längerer Abstinenz habe ich neulich mit meinem Kollegen die Kapeller Hopfestubb besucht. Im Januar, der sogenannten „Sauren-Gurken-Zeit“ für Gastronomen ist der Andrang in vielen Pfälzer Restaurants eher verhalten. Dass wir an diesem Abend jedoch die einzigen Gäste waren, kann als (für uns) angenehme Ausnahme gewertet werden, da ich das Lokal von vorherigen Besuchen eigentlich immer als gut gefüllt in Erinnerung habe. Kapellen-Drusweiler ist ein kleiner schmucker Weinort, den man auf dem Weg nach Bad Bergzabern im Allgemeinen rechts liegen... mehr lesen
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene- bzw. Öffnungsvorschriften.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe mehr oder minder bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen. Teil 3 widmet sich einem etwas abseits der touristischen Hauptwege befindlichen Familienbetrieb, dessen Küchenchef immer für die ein oder andere geschmackliche Überraschung gut ist.
Allein schon die Tatsache, dass es sich bei diesem Hopfestubb-Report bereits um den fünften in fünf Jahren handelt, unterstreicht den kulinarischen Stellenwert, den dieses Restaurant (inkl. Weingut und Gästehaus) aus dem kleinen Örtchen Kapellen-Drusweiler (bei Bad Bergzabern) bei meiner Frau und mir genießt. Neben dem Hubertushof in Ilbesheim, dem Sapori D’Italia in Landau und der Osteria Piccolo Paradiso (Landau-Mörzheim) zählt die Hopfestubb der Familie Wendel zweifellos zu unseren regelmäßig besuchten Stammadressen.
Da versteht es sich doch von selbst, dass wir nach der einkehrlosen Zeit möglichst zeitnah wieder dort aufschlagen wollten. Bei angenehmen 23°C Außentemperatur schwangen wir uns an einem sonnigen Mittwochabend auf unsere Fahrräder, um die knapp 11 Kilometer entfernte Hopfestubb nach dem Lockdown erstmalig wieder zu besuchen.
Der Servicechefin Manuela Wendel sah man die Wiedersehensfreude durch den Mundschutz hindurch an. Auf die mittlerweile dazugehörende, herzliche Umarmung zur Begrüßung mussten wir zwar coronabedingt verzichten, aber allein die Tatsache, dass wir mal wieder bei den sympathischen Wendels zu Gast sein durften, bereitete uns Vergnügen.
Einem kurzen „Hallo Marc!“ in Richtung Küche folgte eine kleine Plauderei mit dem Küchenchef über die letzten, gewiss nicht einfachen Monate. Er hatte an diesem Abend keine Küchenhilfe und musste alles alleine wuppen. Also hielt ich ihn mit meinem Gelaber mal besser nicht so lange auf.
Unser Tisch wartete auf der bereits gut gefüllten, nach Westen hin ausgerichteten Terrasse. Die Tische standen in vorbildlichem Abstand. Die direkte Abendsonne wurde von Schirmen entkräftet und der Säulenbrunnen plätscherte gemächlich vor sich hin. Nach dem Ablegen des Mundschutzes am Tisch kam sie dann angeschlichen, die so lange ersehnte Pfalz-Hygge.
Hier auf der sommerlichen Veranda der Hopfestubb wussten wir sofort, was uns in den letzten Wochen so sehr gefehlt hatte. Mit Blick auf das unweit von der Terrasse nistende Storchenpaar (samt Nachwuchs) sagten wir der Pandemie und der „neuen Normalität“ für ein paar Stunden Lebewohl und genossen diese kleine Auszeit in vollen Zügen und natürlich auch Gläsern.
Welch heimeliger Rückzugsort, den wir da mit gutem Essen und netten Menschen um uns herum teilen durften. Frau Wendel brachte uns zwei gut gekühlte Gläser vom frisch abgefüllten roten Prosecco als Willkommensgruß.
Beim Studium des hinlänglich bekannten Speisezettels blieb ich gleich auf der ersten Seite hängen. Hier tummelten sich die kulinarischen Spezialangebote, mit denen sich das Speiseprogramm der Hopfestubb über den üblichen Hausmannskos(t)mos hinausbewegte und für saisonal geprägte Überraschungen sorgte.
Das nicht minder verlockend klingende Standardprogramm zeigt sich in erster Linie dem gutbürgerlichen Gaumen verpflichtet. Ich habe es in meinen vorherigen Rezensionen bereits ausführlich gewürdigt und konzentriere mich deshalb auf die aktuellen „Außer-der-Reihe-Gerichte“.
Diesmal stand mit einer Gazpacho (5,60 Euro) die andalusische Kaltsuppe schlechthin auf der Empfehlungsseite. Auch das Erdbeer-Cordon-Bleu (16,90 Euro), das schon Marc Wendels Großvater zu schätzen wusste, war als saisonale Abwandlung des Panadeklassikers vertreten. Das mit Käse und frischen Erdbeeren gefüllte Schweineschnitzel wurde ganz klassisch von Pommes frites und einem gemischten Salat begleitet. Ein echtes Prachtexemplar von einem Cordon Bleu, wie mich der Teller vom Nachbartisch lehren sollte.
Und dann waren da ja auch noch die hausgemachten Ravioli „Brasato“ (15,30 Euro als Hauptgericht), von denen schon die Schiefertafel an der Einfahrt zum Hof kündete. Die mit geschmortem Rindfleisch gefüllten Edel-Teigtaschen wurden lediglich von Trüffelschaum begleitet und waren in zwei Portionsgrößen erhältlich. Meine Entscheidung beim Hauptgang war damit schon getroffen. Auch meine Frau schloss sich dem verlockenden Pasta-Angebot an.
Vorweg sollten sich noch ein grüner Salat (für mich) und eine Gazpacho (für meine Frau) dazu gesellen. Da stand bereits ein veritabler Durstlöscher in Form einer spritzig-frischen Sommerschorle (halber Liter für 4,50 Euro) auf dem Tisch. So eine mit einem Schluck Bitter-Lemon versehene Riesling-Schorle sollte in der warmen Jahreszeit prinzipiell zum Suffstatut auf Pfälzer Terrassen avancieren. Für den gemeinen Volksdurst perlte ein heiter vor sich hin sprudelndes Mineralwasser der Marke Bellaris für 4,70 Euro aus der Dreiviertelliterflasche.
Die Lektüre des Wendel’schen Weinverzeichnisses wurde von einem kleinen Küchengruß unterbrochen. Ein kleines Stückchen Rotkrautquiche lag als quaderförmiger, noch leicht lauwarmer Gaumenkitzler auf dem weißen Porzellan. Ein herzhafter Auftakthappen, den wir uns gerne einverleibten.
Noch ein paar Worte zur Weinauswahl. Die Familie Wendel betreibt bereits seit vier Generationen Weinbau und bewirtschaftet eine Rebfläche von 2,5 Hektar. Die angebotenen Weine stammen ausschließlich aus der Lage Kapeller Rosengarten und einige von ihnen haben im vergangenen Herbst bei der AWC Vienna, einem der größten Weinwettbewerbe weltweit, diverse Medaillen abgeräumt.
Zusätzlich zum reichhaltigen Rebsaftsortiment wird manchmal auch ein Monatswein von einem befreundeten Winzer aus der Region oder von weiter her offeriert. Dass man hier auch einen sehr feinen, 18 Monate im Barrique gereiften Regent (Rotwein) ausschenkt, lässt mich als Holzfreund mit offenkundiger Affinität zur ausgeprägten Tanninstrukur besonders in der kälteren Jahreszeit genussvoll den Kelch kreisen.
Für diesen edlen Tropfen war es jedoch nicht kühl genug. Die weibliche Weinfraktion am Tisch hatte eh die trocken ausgebaute 2018er Chardonnay Spätlese (0,25l für 5,50 Euro) ins Visier genommen und so ließen wir uns nach dem zitrischen Dämmerschoppen von der Hausherrin endlich reinen Wein einschenken.
Der kleine Beilagensalat (4,20 Euro) wurde, wie gewünscht, mit ausschließlich grünem Blattwerk serviert.
Rohkostverzichtend machte ich mich über das mit feinem Balsamico-Dressing angemachte Grünzeug her, während sich meine Frau die Mutter aller Sommersuppen gönnte.
Ein Probierlöffel später ärgerte ich mich, dass ich jene nicht selbst geordert hatte. Dezente Gurkenfrische traf auf knackige Paprikasäure und wurde von aromatischem Tomatenpüree perfekt eingebunden. Die daraus resultierende, apricotfarbene Tönung machte allein schon richtig Appetit.
Neben dem doppelwandigen Suppenglas lag noch eine Crostini-Stange zum Dippen auf der Schieferplatte.
Marc Wendels Händchen beim Abschmecken von Terrinen ist uns wohl bekannt. Auch bei seiner Gazpacho hatte er Knoblauch, Olivenöl und – ich schätze mal – Sherry-Essig in der optimalen Dosierung verwendet und so seiner iberischen Kaltschale geschmacklich auf die Sprünge geholfen. Meine Frau war begeistert und löffelte genussvoll aus dem sich schnell leerenden Suppenglas.
Bei den nach angenehmer Wartezeit servierten Ravioli „Brasato“ lagen die gefüllten Nudelteigtäschchen unter einem wohlig duftenden Trüffelschaumbad.
Die mit deftiger Schmor-Rind-Füllung versehenen Pasta-Träume waren keine Schäume, aber harmonierten hervorragend mit eben jenen auf dem Teller. Das wohl stundenlang eingeköchelte, mit ordentlich Rotwein marinierte Rindfleisch erinnerte aufgrund seiner mürben Konsistenz an Pulled Beef. Aber eines, das eine halbe Ewigkeit in seiner eigenen Bratensoße vor sich hin geschmort hatte.
Ich habe dieses Gericht schon öfters in guten italienischen Restaurants genossen, aber so delikat wie bei Marc Wendel hatte ich es tatsächlich noch nie auf dem Porzellan. Ganz große Klasse, was der Herdmeister da ablieferte. Chapeau!
Ähnlich euphorisch ließ sich auch meine Gattin über das formidable Innenleben ihrer Pasta-Taschen aus. Sie wunderte sich ein wenig darüber, dass mir die Trüffelschaumsauce so gut mundete, habe ich doch sonst mit den unterirdisch wachsenden Knollenpilzen wenig am Hut.
Eine kleine Sorbet-Reise wurde kurz vor dem Rückweg noch eingestreut. Kokos, Litschi und Mirabelle (je 1,50 Euro) hießen die kugelförmigen Protagonisten, die dem Wendel’schen Pacojet entsprungen waren.
Die drei herrlich cremigen, nebeneinander im Glasteller liegenden Glücksbällchen wurden selbstverständlich geteilt.
Nach dem üblichen kurzen Plausch mit der Gastgeberin und einem dicken Dankeschön in Richtung Küche ging es über die Orte Oberhausen, Barbelroth und Hergersweiler wieder zurück in heimische Gefilde. Für meine Frau und mich war dieser erste Besuch bei den Wendels nach so langer Zeit ein ganz besonderes Erlebnis, das sich ein stückweit nach Normalität anfühlte. Denn die Kapeller Hopfestubb ist für uns eine liebgewonnene Adresse in Sachen gepflegter Heimatkost, die wir nicht mehr missen möchten.