VfB Clubhaus Mediterran
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Frauenhäusleweg 1a, 76187 Karlsruhe
Restaurant Vereinsheim Sportcafe
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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat VfB Clubhaus Mediterran in 76187 Karlsruhe bewertet.
vor 6 Jahren
"Karlsruher Mittagstisch – Teil 3: Ambitionslos aufgetischte Fleischkost im Dunst der Mittagsstunde"
Verifiziert

Geschrieben am 03.03.2018
Besucht am 23.01.2018 Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 12 EUR
Als vor etwa fünf Jahren das Restaurant „Mediterran“ im neugebauten, graugetünchten Clubhaus des VFB 05 Knielingen sein deutsch-kroatisches Angebot unterbreitete, statteten wir den Betreibern des vorher in der Karlsruher Oststadt ansässigen „Georg-Friedrich“ (so hieß die Balkan-Gastro früher) öfter mal einen Besuch ab. Damals zog es uns sogar im Rahmen eines Kollegium-Essens in das großräumige Innere der Vereinsgaststätte. Täglich wechselnder Mittagstisch und ein ausreichendes Parkplatzangebot ließen uns den kurzen Weg über den Rhein regelmäßig zurücklegen. Von der stets sehr umsichtig agierenden Servicechefin Anna – wie könnte sie auch anders heißen? – wurden wir immer einwandfrei bedient.
 
Vielleicht besuchte ich die im Sportpark Knielingen beheimatete Clubhaus-Gastro anfangs etwas zu häufig. Jedenfalls hatte ich die fleischlastigen Grillteller recht schnell über und ließ mich dort ein paar Jahre lang nicht mehr blicken. Auch die leicht schwächelnde Qualität schien meinen anfänglichen Enthusiasmus nicht gerade zu befeuern und so kam es, dass mich erst der Ruhetag des lediglich 600 Meter entfernten Knielinger Fischerhauses zu einem kulinarischen Comeback zwang. Dort angekommen, war es fast schon beruhigend festzustellen, dass sich am Interieur der Gastwirtschaft kaum etwas geändert hatte. 
 
Das Lokal befindet sich in der ersten Etage des großangelegten Clubhauses. Schon beim Erklimmen der wenigen Treppenstufen kündet ein penetranter Grilldunst von rustikaler Brutzelpräsenz. Durch eine Glastür geht es auf dunklen Fliesen in den großzügig eingeteilten Gastraum, dessen nüchterne Ausstattung schon damals keine besonders gemütliche Atmosphäre erzeugte. Einfache, teilweise in grau gehaltene Holzstühle mit Polsterunterlage standen um sauber eingedeckte Tische, deren weißes Leinen zusätzlich von grauen Tischläufern überzogen war. Eine steife, geradezu förmliche Szenerie, die eine völlig unsinnige Distanz zur mediterranen Geselligkeit kreierte. Da war der Name definitiv kein Programm.
 
Aufgestellte Papierservietten, sparsame Blumendeko, kleine Salz- und Pfeffergefäße, die der allgemeinen Zerstreuung dienten, sowie unscheinbar wirkende, silberne Kerzenständer mit weißem Wachslicht beherrschten die Tischlandschaft. Der weitläufige Speisesaal wurde von ein paar raumteilenden Elementen (Olivenbäume in großen Kübeln, hölzerne Sichtschutz-Aufsteller) durchzogen, die für etwas mehr Wohnlichkeit sorgen sollten. Leider erhellte der eher spärliche Lichteinfall von draußen das Innere des Lokals nicht ausreichend, was die zylinderförmigen Deckenleuchten selbst zur Mittagszeit brennen ließ.
 
Ein Makel, der zur warmen Jahreszeit nicht besonders ins Gewicht fiel. Da lockte nämlich die gemütliche Sommerterrasse mit Blick auf das gepflegte Grün des Fußballrasens. Besonders die Weizenbierfraktion mit Freiluftambition tat sich hier gütlich an Schnitzel, Burger und Co. Auch wir saßen hier im Sommer 2013  ab und an, genossen die bierselige Ausflugsidylle und füllten unsere Mägen mit deftiger Balkankost ohne größeres Lamento.
 
Auf  Nachfrage bei der männlichen Bedienung, wo denn Serviceleiterin Anna abgeblieben sei, wurde ein kurzes „schon seit zwei Jahren nicht mehr da“ sehr zeiteffizient übermittelt. Der junge Mann wurde von einer noch jüngeren, weiblichen Servicekraft unterstützt, was in Anbetracht der großen Zahl an Mittagsgästen auch notwendig war. Der Patrone stand als graue Ausschankeminenz hinter dem Tresen und befüllte die Gläser.
 
Zwischen Handwerkern im Montage-Outfit tummelten sich auch ein paar Jackett-Träger mittleren Alters. Der hohe Anteil an männlichen Gästen war wohl der kulinarischen Ausrichtung der Lokalität geschuldet. Die Fleischküche Südosteuropas ist wohl eine der letzten gastronomischen Männerbastionen. Neben der ausgehungerten, auf ein schnelles Mittagessen vorbeieilenden Arbeiterschicht waren es vor allem Pensionäre, die den Gastraum bevölkerten.
Die umfangreich angelegte Speisenkarte zum Aufklappen listet sage und schreibe 115 (!!!) verschiedene Gerichte deutscher bzw. süd(ost)europäischer Provenienz. Da locken mediterrane Antipasti, panierte Calamaretti und gefüllte Champignons im Vorspeisenprogramm. Eine knappe Handvoll Suppen und ein Dutzend Salate stehen zusätzlich bereit, ehe der Grill über die Hauptspeisen gebietet. Die rustikalisierte Auswahl für Chefcarnivoren reicht von Pola-Pola über Hacksteak bis hin zum Pfefferrahm-Gyros. Lamm, Schwein, Rind, Pute - alles wird über glühenden Kohlen zubereitet. Keine Fleischfantasie soll hier unbefriedigt bleiben. Und wem selbst das nicht reicht, der greift alternativ zu Altbewährtem. Diverse Schnitzel- und Rumpsteakvariationen, Pfannengerichte und Riesenburger klingen dabei genauso so „mediterran“ wie Markklößchensuppe oder Maultaschen. Keine Ahnung, wer so eine Speiseauswahl braucht. Bei mir löst solch ein diffuses Überangebot immer eine gesunde Portion Skepsis aus.
 
Gut, dass da wenigstens die Mittagskarte den kulinarischen Wildwuchs etwas eindämmt. Von Dienstag bis Freitag werden drei täglich wechselnde Gerichte besonders günstig angeboten. Von Straßburger Wurstsalat (dafür ist der Kroate ja bekannt) über Jägerschnitzel mit Nudeln (eine absolute Balkandelikatesse) bis hin zu Gyros in Metaxasauce reicht das uninspirierte „Köchelverzeichnis“ am Mittag. Üppige Fantasielosigkeit statt ambitionierter Tagesangebote. Der günstige Preis entscheidet, nicht das verlockende Speisesortiment.
 
Bei meinen beiden Besuchen im Januar bzw. Februar dieses Jahres wählte ich einmal das Hirtensteak von der Pute (8,90 Euro) sowie das mit Schafskäse gefüllte Hacksteak (8,70 Euro). Bei beiden Gerichten wurden vorweg eine Suppe sowie ein gemischter Beilagensalat serviert. Diese waren im günstigen Menüpreis inbegriffen. Dagegen schlug der halbe Liter Mineralwasser – genau wie das Glas Spezi (0,4 l) – mit recht sportlichen 2,90 Euro zu Buche. Aber warum sollte es in einer Vereinsgaststätte nicht sportlich zugehen und von irgendwas müssen die Gastronomen ja leben.
 
Zurück zum Essen. Bei der zu Beginn gereichten Suppe aus der Tasse hat sich scheinbar in all den Jahren nichts zum Besseren verändert. Wie ich schon früher bemängelte, fehlte es der heißen Brühe an Kraft und Würze. Vereinzelte Karottenstücke bzw. Nudeln als Einlage konnten diese schwachbrüstige Bouillon auch nicht retten. Der Salat folgte nahezu zeitgleich. Als Hauptbestandteil stach der zu Krautsalat verhäckselte Weißkohl hervor. Ein wenig Rohkost von der Möhre und der unvermeidliche Eisbergsalat wurden vom rahmigen Joghurtfertigdressing regelrecht ertränkt. Als wäre das nicht genug, lauerte am Tellerboden noch eine fiese Essigsäure, die den übrigen Zutaten geschmacklich den Garaus machte. Warum hier überhaupt Grünzeug in die Schale geschmissen wurde, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Gegen die dominierende, saure Plempe hatte es jedenfalls keine Chance.
 
War die Suppe von erschreckend fadem Gusto, wurde beim Grillgut umso deftiger gewürzt. Das Putensteak war mit Schafskäse gefüllt und wurde von einer Greek-Style-Marinade geschmacklich aufgepeppt. Das Bifteki fiel dagegen aufgrund zu viel Salzwürze eher unangenehm auf und sorgte damit später für gehörigen Nachdurst. Die Pommes habe ich schon schlechter frittiert auf dem Teller liegen sehen. Flankiert wurde das Hacksteak von einem zusätzlichen Ballen Djuvec-Reis, der im kulinarischen Niemandsland beheimatet, das rustikal gesalzene Grillfleisch etwas ausglich. Gut, dass wenigstens die Schafskäsefüllung für etwas Saftigkeit sorgte. Ansonsten wäre das eine recht staubige Angelegenheit geworden. Der Kleks Ajvar aus dem Eimer (oder Glas) war grundsolide. Wirklich gebraucht hätte ich das leicht bittere Paprikamus jedoch nicht. Zumal es aromatisch recht überschaubar war und keinen großen Geschmacksgewinn darstellte.
 
Resümierend lassen sich die Besuche im Mediterran als extrem „beutelschonend“, aber auch kulinarisch sehr überschaubar bezeichnen. Für um die 12 Euro ist man mit Suppe, Salat, Hauptgang und einem Getränk gut dabei. Zum Sattwerden reicht das, aber das Bauchgefühl ist hier längst nicht dasselbe wie nach dem Besuch des in der Nähe befindlichen Fischerhauses. Außerdem lagen hier die Schwaden des Deftigen nur allzu schwer in der Luft und steckten danach noch zäh in den Kleidern. Doch die schweigende Mehrheit der Schnitzelvertilger und Gyroskomplizen semmelt das recht ambitionslos aufgetischte Mittagsmahl in sich hinein und scheint zufrieden. Ich war es nicht und werde mich nach weiteren Alternativen im Karlsruher Mittagsmilieu umsehen. Dann hoffentlich in einem Lokal mit leistungsfähigerem Dunstabzug!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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