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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Restaurant Dobler's in 68165 Mannheim bewertet.
vor 7 Jahren
"Über die Jahre hinweg gleichbleibende kulinarische Qualität, der Michelin gibt seit Jahren ein Stern und das zu Recht !!"
Verifiziert

Geschrieben am 11.03.2017 | Aktualisiert am 11.03.2017
Hier kann, nein, muss man sich einfach wohl fühlen“ und weiter „ beim Eintreten fällt sofort die eher klassisch ausgerichtete, geschmackvolle Einrichtung auf, ebenso die beiden großen modernen Kronleuchter, die ein angenehmes Licht spenden. Braun, weiß, ecru, die bestimmenden Farben, angenehme Kontraste, sparsame Dekorationen an den Wänden ..“ schrieb vor ca 10 Monaten meine geschätzte GG-Kollegin Lavandula und da hat sie 100%ig Recht.


Mein Vater und dessen jüngster Sohn, neudeutsch „Bruder“ waren noch nie in einem Sterne Restaurant. Mein Vater war einmal in den Pfälzer Stuben als Karl Emil Kunz für 90 Euro den geladenen Gästen einen für ihn „überteuerten Einblick in die Sternewelt“ aufzeigte. „Da war alles sehr eng, ich spürte vom Nachbar regelmäßig seinen Ellenbogen in den Nieren“. Ich war also vorab informiert und belehrt, auch weil wir vor ca 1,5 Jahren im Restaurant Schneider einkehrten und da ein Vierbeiner, so ein kleiner Mischlingshund, ich glaube es war eine dänische Dogge mit 150 Kilo Kampfgewicht, meinen Vater die ganze Zeit anlächelte. Seine Worte „ in dieser Preisklasse darf das eigentlich nicht sein“. Meine Frau und ich waren also gewarnt, dennoch wollten wir ihm und seinem jüngsten Sohn einfach mal unverkrampft Mannheims Sternewelt aufzeigen. 

Opus ? Nein, fast jeder Gang mussten wir nachwürzen, außerdem viel zu laut und unpersönlich. Marly wäre unsere Alternative gewesen, aber im Januar reservierte ich gut vorausschauend für diesen Samstag im März einen Tisch für vier Personen imDobler in Mannheims Vorzeige-Viertel "Schwetzinger Vorstadt".


Das Dobler kommt hier bei Gastroguide mit einer Durchschnitt-Noten-Bewertung von 5,0 einfach atemberaubend gut weg. Wir machen einen Zeitsprung: Der junge Norbert Dobler macht sich 1987 in Mannheim selbstständig, seit über 10 Jahren hält er einen Michelin-Stern. Nicht weil er bei jedem Gang 15 Schäumchen und 25 Sößchen auf die Teller ziert, sondern weil er französisch angehauchte, mediterrane und neue regionale Küche so kombiniert, dass es seit Jahren dem Michelin Guide das Ganze ein Stern wert ist. Seit unserm ersten Besuch ist uns klar, hier werden konsequent frische, hochwertige Produkte verwendet. Der natürliche Geschmack, der von einer perfekten Würzung der Produkte lebt, steht hier absolut im Vordergrund. Und dazu wird der Geldbeutel nicht allzu sehr ge“beutelt“. Auch heute war kein Gang nur gut oder sehr gut. Alle Gänge waren wieder ausgezeichnet, Chapeau Herr Dobler.


Wir werden wie immer vorne am Eingang persönlich begrüßt, unsere Jacken werden abgenommen. Es wird gefragt wie wir hergekommen sind. Der erste Smalltalk gleich zu Beginn. Man fühlt sich als Gast und nicht als bezahlbarer Kunde. Von der ersten Minute, nein, von der ersten Sekunde waren mein Vater, mein Bruder und wir verzaubert, im Sterne Bann und sind erst nach zweieinhalb Stunden davon befreit worden. Wir sitzen, die Stoffstühle haben bequeme Armlehnen. Wir werden nach einem Aperitif gefragt, mein Vater und ich (eher klassisch aufgestellt) nehmen ein frisches Pils. Der Rest einen alkoholfreien Cocktail.


Beider sehr lecker. Wir werden nach unserem Essen gefragt, wir nehmen alle das kleine Menü welches heute 39,50 kostet, alle nehmen Schwarzfußhahn und Iberico-Schwein, mein Bruder den Skrei als Hauptgang. Was ich bemerkenswert finde: Unter der Woche habe ich Herrn Dobler angeschrieben per Email, gefragt ob es möglich sei als Überraschung für meine Frau ein Dessert mit Kokos vorzubereiten. Er antwortete prompt „ aktuell bieten wir ein Dessert mit Kokos an“. 
Das stand zwar nicht auf der Karte, aber die Bedienung fragte bei der Menübestellung, ob es bei einem Kokosdessert bzw „eine himmlische Schneekugel“ bleiben soll, oder ob der ganze Tisch die Alternative heute mag ? Der extra Wunsch wurde mit keinem Euro Aufpreis berechnet, das nenne ich absoluten Top Service. Das sind sie wieder. Die kleinen Mosaik Steinchen, welche so ein Spitzen-Restaurant ausmachen.


Es geht los mit Entenleber-Mouse, 

mit einer Reduktion aus Portwein, als Gelee-Würfel oberhalb serviert, dazu als Kontrast herbe Espresso-Splitter. Ein erster wahnsinnig guter Gruß.


Es ging weiter mit dem klassischen Dreierlei.


Links ein geräucherter Rinderschinken auf Brotcreme, in der Mitte eine konzentrierte Maronen-Schaumsuppe, und rechts ein kleiner Thai-Spargel-Salat. Mit dem fingen wir auch an. Erfrischend natürlicher Spargel Geschmack, etwas herb, der Spargel mit Biss, leichte süßliche Säure. Toll !! Danach der Schinken, mit diesem Brot-Mouse/Creme ein wahres Gedicht. In der Espresso-Tasse eine fantastische Maronen-Reduktion, etwas aufgeschäumt, perfekt. Besser geht es nicht !!


Es wird uns dreierlei Brot serviert. Ganz rechts eine Art Kartoffel-Brot, mit schöner Kruste, das Innenleben weich, saftig und leicht süßlich schmeckend. Das ganze mit der leicht gesalzenen Butter ein absolutes Gedicht. Die beiden anderen Brotarten/Sorten ebenfalls ein weiterer Grund um wieder bei Norbert und seinem Team einzukehren, aber mit dem ersten eigentlichen Gang kam dann das erste richtig große Highlight. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Geflügel Fan bin. Aber heute sollte es mal ein Hahn sein. Es gab Brust &Keule vom Schwarzfußhahn, dazu Couscous, Limonen-Joghurt und Frühlingssalat (Einzelpreis 24 Euro).


Hammer, die knusprige Haut von dem Hahn, leicht warm, ein Traum. Das Geflügel „Fleisch“ saftig, zart, harmonierte wunderbar mit dem erfrischenden Limonen-Joghurt, der Couscous hervorragend verarbeitet, ich glaube da wurde noch etwas Minze und andere Gewürze mitunter verarbeitet. Der Salat dazu perfekt, das ganze wie immer auf den edlen durchsichtigen quadratischen Glastellern, das haben wir schon 7 Jahre so erlebt, ich glaube das werden wir auch die nächsten 7 Jahre so erleben. 
Immer wieder werden Brot und Butter nachgereicht, während unserer 2,5 Stunden hat jeder von uns immer was zu beißen gehabt. Aber auch das Flüssige wurde aufmerksam nach geschenkt. Wir entschieden uns für eine Flasche Weißburgunder von Dr. Deinhard aus Deidesheim, für faire 26 Euro angeboten.


Es geht weiter mit dem Hauptgang, bei meinem Bruder der in Limonenbutter schwimmende Skrei (Einzelpreis 33,50):


auf Blumenkohlpüree, Bärlauchzwiebeln und neuen Kartoffeln. Diese kamen aus Zypern, brachten dem Geschmack aber keinen Abbruch. Der Skrei war perfekt, schon wieder muss ich Lavandula zitieren „So muss Fisch“, perfekt glasig, schön gewürzt, die Limonenbutter gab dem Gericht das erste Frühlingserwachen. Alles perfekt aufeinander abgestimmt.


Aber auch der Rest war voll des Lobes mit dem Rücken vom Iberico-Schwein. (33,50). 

Saftig, zart rosa, unheimlich guter Iberico-Geschmack. Dazu gab es einen mediterran abgeschmeckten Kartoffel-Püree, Tropea-Frühlingszwiebeln und Tempranillo-Sauce, diese war hervorragend reduziert und unheimlich ausbalanciert.


Damit sich unsere Zunge von dem Skrei bzw Schwein lösen konnte, wurden uns kleine Naschereien in Form von Pralinen und kleinen Kuchen serviert. Dazu gab es helle und dunkle Valrhona Schokolade und karamellisierte Orangen-Schalen.


Das Dessert dann abschließend der Höhepunkt. Mein Bruder ist wahrhaft kein „Süßer“, aber dass er als erster seinen Teller leer gemacht hat, war das eigentliche Highlight an dem Tag. Eine bessere Auszeichnung kann es für den Koch nicht geben. 

By the way, Herr Dobler kam dann an unseren Tisch und unterhielt sich noch mit uns. Er meint, Rhabarber sei eines seiner Lieblingsgewächse, unvergleichbarer Geschmack und das i Tüpfelchen heute bei dem Dessert. Es gab eingelegter Rhabarber, Himbeere-Sorbet und „Crunchy Cheesecake“. Hier muss ich das Bild einfügen:


Das Himbeeresorbet war der Knaller, der Rhabarber wunderbar eingelegt, süß-sauer, fast schon Asia-Style. Der Cheesecake eine weitere Ausbaustufe, von dem was Lavandula und meiner einer vor knapp einem Jahr erleben durften. Ganz großes Kino.


Und endlich: Meine Frau kam in den Genuss eines Kokos-Desserts. 

Eine himmlische Schneekugel, die Außenhaut weiße, auf der Zunge schmelzende Valrhona Schokolade, das Innenleben luftig weicher Kokos-Schaum und als Kern, eine dann aufbrechende lauwarme Karamell-Kugel (mit flüssigem Karamell). Als Gegenpart gab es eine Kugel säuerliches Mojito-Sorbet, ganz ausgezeichnet. Was für ein geiler Abschluss eines fantastischen Mittagessens !! Wir waren alle derart begeistert, dass wir uns einig waren. Wir müssen wieder her und das ziemlich schnell !!


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