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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Taverna Ta Dio Aderfia in 12099 Berlin bewertet.
vor 9 Jahren
"Solide griechische Küche mit umfangreicher Auswahl und gastfreundlicher Bepreisung - Der Service hat viel Luft nach oben"
Verifiziert

Geschrieben am 19.04.2015 | Aktualisiert am 21.04.2015
Besucht am 14.04.2015
Zeche: 43,90 € (zwei Personen)

Allgemein:

Nach der vom Interieur her puristischen Taverne Thalassa haben wir uns dieses Mal als Kontrast eine ordentliche "Griechendröhnung" gegeben und haben das Ta Dio Aderfia am belebten und lauten Tempelhofer Damm aufgesucht.

Seit bald dreißig Jahren sind dort zwei griechische Brüder (daher der Name) als Wirte tätig und betreiben ein traditionelles griechisches Restaurant, für das einige Deko und große Portionen mit charakteristisch sind.

Das allein wäre sicherlich kein Grund gewesen, das Ta Dio Aderfia aufzusuchen. Was mich gereizt hatte, war die Speisekarte, die man auf der Homepage des Ta Dio Aderfia einsehen kann (http://www.tadioaderfia.de/). Dazu gleich mehr.

Für einen Dienstagabend war das Ta Dio Aderfia gegen 19 Uhr ganz gut besucht. Älteres Paarpublikum, kleine Gruppen und Alleinesser waren zu beobachten, vermutlich aus dem Tempelhofer Umfeld.

Wir sind mit einem gemischten Eindruck gegangen und ich kann das Ta Dio Aderfia für sehr hungrige Esser empfehlen; sie werden wohl gesättigt das Ta Dio Aderfia verlassen und es dürfte ihnen auch geschmeckt haben.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis darf deswegen gerne mit vier Sternen gut abschneiden.

Den Service hingegen haben wir als selten unaufmerksam erlebt.

Hier meine weiteren guten "Griechenerfahrungen" in Berlin: Taverna Athene,  Der Kretaner,  Berkis, Restaurant Z, Elena, Estiatorion Jevssis, Nemesis, Pratirio, Ousies, Retro, Thalassa. Nobel, mit griechischen Restanklängen das Cassambalis.

Nur mittelmäßig das Ypsilon und das Dimokritos.

Service:

Die griechischen Servicemänner erkennt man an den hellblauen Hemden mit Restaurantschriftzug. Ich meine drei gezählt zu haben. Später gesellte sich noch eine Frau dazu. Stammgäste wurden durchaus herzlich behandelt. Wir gehörten freilich nicht zu dieser Kategorie.

Es ließ sich gar nicht schlecht an: Man bot mir einen Ecktisch an, von dem aus man eine gute Beobachtungsposition hatte. Das erste Getränk wurde mit dem Überreichen der Karte erfragt und kam mit dem eiskalten "Hausouzo" schnell auf den Tisch. Ich hatte mittlerweile einen Blick in die Karte geworfen und gesehen, dass neben dem gebrachten Warsteiner auch Weihenstephan ausgeschenkt wird (zum selben Preis). Statt für das Hausfrauenpils hätte ich mich für das Weihenstephan entschieden, aber ich wurde nicht nach meiner Wahl gefragt.

Im Laufe des Abends schenkte man uns immer weniger Beachtung. Die große Vorspeisenplatte kam noch nach akzeptabler Wartezeit. Sie abzuräumen dauerte dann lange und unser klares Signal, das wir noch einen zweiten Gang bestellen wollten, wurde nicht richtig wahrgenommen, so dass wir die Bedienung heranwinken mussten, auch für eine weitere Getränkeorder. Große Beschäftigung konnte nicht mehr der Grund der Unaufmerksamkeit sein, denn das Lokal hatte sich zwischenzeitlich merklich geleert. Die Ansprache war auf den notwendigen Informationsaustausch begrenzt.

Nach dieser Erfahrung mag ich den Brüdern und ihren Unterstützern nur maue 2,5 Sterne geben.

Die Getränkepreise sind moderat: Die beiden Pilsener kamen für 0,3 l auf 2,30 €, 0,75 l griechisches Mineralwasser kommt auf 4,50 € und die Weine, gleich ob rot oder weiß, beginnen bei 3,60 € für das Viertel. Gut auch die Auswahl an drei Retsinas, darunter der selten anzutreffende Kechribari in der bauchigen Flasche (0,5 l für ebenfalls wohlfeile 7,90 €). Leider kam die Flasche nur gekühlt, aber nicht kalt auf den Tisch.

Eine Cocktailkarte mit allen Klassikern und einigen griechischen Kreationen verdient noch eine Erwähnung.

Essen:

Auf der Karte findet man alles, was man erwartet und noch viel mehr. Allein 55 Positionen weisen die Rubriken Suppen sowie kalte und warme Vorspeisen auf. Darunter auch etliche Gerichte mit Oktopus, Calamari, Garnelen, Sardellen oder Sardinen, die für eine Mezeküche typisch sind.

Neben Gegrilltem gibt es viele Pfannen- und Backofengerichte (darunter die sehr selten angebotene Kaninchenkeule). Auch bemerkenswert die gute Auswahl an ganzen Mittelmeerfischen, gebraten oder gegrillt zubereitet. Die Preise durchweg sehr gastfreundlich.

Aus der reichhaltigen Auswahl an kalten und warmen Vorspeisen werden drei Vorspeisenplatten zusammgestellt (kalt, warm, gemischt). Wir wählten die gemischte Variante (Special Meses, 10,90 €). Auf ihr befanden sich laut Karte 12 verschiedene kalte und sechs warme Vorspeisen! Ich habe nicht nachgezählt, aber es dürfte hinkommen. Man sollte sich das Foto dieser Platte anschauen, um nachvollziehen zu können, dass ich für Auswahl und Preis ein großes Lob ausspreche. Denn auch geschmacklich gab es nichts auszusetzen. Aber Aha-Erlebnisse hatten wir auch nicht. Vermisst habe ich Meeresgetier, das sich vielleicht auf der warmen Platte für 15,90 € tummelt.
Ein Korb mit dicken Scheiben eines leicht warmen und mit knuspriger Sesamkruste versehenen Stangenbrotes begleitete die Platte.

Für die Vorspeisenplatte 3,5 Sterne.

Nach einer Weile der Erstverdauung kam noch Hunger auf und wir wählten eine Spezialität des Ta Dio Aderfia, nämlich Bratwürste (Loukanika) aus der Heimatstadt Iraklia der Brüder. Sie werden bei der Order als Hauptspeise in vier Geschmacksvarianten angeboten (Lauch, Chili, Knoblauch und Oregano).

Ich wählte die Knoblauchvariante und bekam vier der gut gegrillten und knobig-schmackhaften Würste in einem halbierten warmen Pitabrot, ergänzt um "Jumbopommes", Bauernsalat und dilligem Tsatsiki für 9,90 €. Pommes und Tsatsiki gut, der Bauernsalat leider kaum angemacht. Zwei ordentliche Klackse Senf und Chilisoße rundeten das Gericht ab. Meine Berliner Begleiterin wählte die Vorspeisenvariante (5,90 €) und bekam immerhin drei der Würste mit Tsatsiki, Salatbeilage und Senf.

Also leckere Würste und ordentliche Beilagen für kleine Münze.

Das Essen schneidet in toto mit 3,5 Sternen ab.

Ambiente:

Über die ganze Front erstreckt sich ein Wintergarten, der durch eine Markise bedeckt wird. Er ist wohl nicht geheizt, was ich aus den Decken auf den Stühlen schloss. In ihm darf geraucht werden. Dann geht es ins leicht plüschige, salonartige Restaurant. Es ist, was auch für die Fassade gilt, kein klassischer Blau-weiß-Grieche. Die Dekofolklore besteht aus Säulen und gefassten griechischen Motiven. Ansonsten wird die Atmosphäre durch Lüsterleuchten an den Decken und dazu passende Wandleuchten, helle Wände, teilweise aufwendig gestaltete Decken und die senfgelben Polstermöbel (Stühle und Bänke) bestimmt. Dazu ein dunkelroter Teppichboden.
Die Tische sind durch zwei Lagen Tischwäsche farblich auf die Polster der Sitzmöbel abgestimmt. An ihnen findet man noch ausreichend Platz und die Abstände zwischen ihnen gehen in Ordnung.

Die Lichtstärke angenehm und zu Vernehmen ist leichte griechische Musi.

Man kann sich im Ta Dio Aderfia durchaus wohl fühlen, wenn man Polster dem harten Tavernenstuhl vorzieht.

Sauberkeit:

Den Polstern der Sitzbänke sieht man die Jahre an, ohne dass sie schon verschlissen oder fleckig wirken.
Die Toiletten großzügig, modern und frisch.
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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