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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Café Friedrich in 26548 Norderney bewertet.
vor 7 Jahren
"Gute Ansätze, in der B-Note eher Durchschnitt -oder: Kuckst Du!"
Verifiziert

Geschrieben am 30.09.2016 | Aktualisiert am 30.09.2016
Besucht am 03.09.2016 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
            „Eine Insel, da ist eine Insel!“


            „Wo denn ? Wo denn? ...  Ah, jetzt, ja, ...eine Insel!“


Endlich wieder eine Insel, nach Borkum die zweite (ostfriesische) unserer inländischen “Places to see before… - Liste“. Der wackere, kleine Horch bewältigte die Anreise in gefühlter Rekordzeit und durch die zusätzlichen Fährfahrten schien auch die Wartezeit erträglich. Dementsprechend schlugen wir bereits vormittags im Gästehaus auf. Da wir unsere Ankunft frühzeitig angekündigt hatten, konnten wir sogar das Zimmer direkt beziehen, was ein äußerst kulantes Entgegenkommen darstellt. Überhaupt haben wir uns durch die sehr guten Leistungen der Gastgeber sehr wohl gefühlt (eventuell an anderer Stelle hierzu mehr), bedanken uns für den tollen Aufenthalt und wünschen weiterhin alles Gute.
 
Nachdem die Formalitäten erledigt und der Koffer verstaut war, machten wir uns auf, den mittäglichen Appetit zu bekämpfen. Schnell fiel uns das ‘Friedrich‘ ins Auge. Mit seiner gut gestalteten kleinen Terrasse und dem hellen, freundlich wirkenden Interieur nicht nur für uns ein Anziehungspunkt. Angenehm auch die großzügige Raumhöhe und die offene Gliederung.


 
Auf der Terrasse tobte (und rauchte) das Leben also suchten wir uns ein nettes Eckchen drinnen aus. Der Service war recht flott unterwegs, durch den großen Andrang dauerte es bis zu einer, sehr freundlichen, Ansprache schon eine Weile. Da die Karten (Wein, Whisky, Cocktails, Speisen & Getränke) auf den Tischen bereits ausliegen, konnten wir die Wartezeit gut überbrücken und waren entsprechend gut vorbereitet.



Zusätzlich befinden sich jeweils ein Paar Salz- und Pfeffermühlen, ein Zuckerstreuer und ein Windlicht (Typ: Wastel-Grablicht) auf den blanken (Bankett-) Holztischen.
 
Speise- und Weinkarte sind jeweils recht umfangreich, man versucht einen breiten Spagat, der für das Gros der Klientel auch sicherlich gelingt. Auf einigen Tafeln gibt es noch Tagesangebote die bedauerlicher Weise vom Service nicht aktiv beworben werden.



Zur Einstimmung wurde ein aufgeschnittenes Brötchen (Resteverwertung vom Frühstück?!), Weißbrotscheiben mit Sesamrand und die gastronovische Allzweckwaffe, der Universal-magical-mystery-Quarkaufstrich gereicht. Dieser entsprach nicht dem, in den finsteren, von Trollen und Drachen bewachten Kellergewölben der DEHOGA sorgsam gehüteten, Originalrezept (matschige Konsistenz nicht mehr als drei olivgrüne Einsprengsel je cm³ und ganz wichtig: völlige Geschmacksfreiheit). Nö, hier kam er leicht cremig daher, ausreichend frische, sattgrüne Kräuter und eine dezente Knobinote zusammen mit Pfeffer und Salz (Peugeot-Mühlen) schon ein guter Auftakt Die georderte Flasche stillen Charity-Wassers (http://www.vivaconagua.org/mineralwasser, wird in der Norderneyer Gastroszene häufiger angeboten) für 5,60 Euronen kam ebenfalls zügig. Nur der Salwey Grauburgunder RS von 2012 ließ etwas auf sich warten. Dazu gab es immerhin einen Eiskühler, von den Dimensionen her dankenswerter Weise, in der Lage auch die Wasserflasche zu kühlen.



Das Warten auf den Wein hatte sich aber gelohnt, ein Grauburgunder mit recht langem Abgang und schöner Barriquenote ist uns dann auch 35,- Euronen je 0,75L wert.
 
Auch wenn der Service recht ausgelastet war kam uns die Wartezeit auf die beiden bestellten Gerichte nicht übermäßig lange vor. Wir hatten einen guten Blick auf die Terrasse, die durchgängige Radiobeschallung informierte über den neuesten Küstentratsch, den Nebentisch okkupierte eine junge Familie mit drei Pfützenpiraten und einem tiefenentspannten Dertutnix, für Kurzweil war also gesorgt.
 
Das von Madame für 16,50 Euronen gewählte:



Wiener Schnitzel vom Kalb mit warmem Kartoffelsalat und Gurken-Dill-Joghurtsalat
entsprach im Großen und Ganzen der Erwartung. Oben knusprige Hülle unten durch die Vinaigrette aufgeweicht, nur leicht gewellt, durchgegart aber saftig. Die originale Wiener Garnitur fehlte natürlich. Dafür gab’s eine Orangenscheibe und einen Zitronenschnitz nebst etwas Blattsalatdeko. Der Gurkensalat kam etwas blass-wässrig daher und wies ein verdächtiges C-Knobi-Sahnearoma auf. Dass sich der warme Kartoffelsalat als warmgehaltene Salzkartoffeln in etwa fingerdicken Brocken mit lauwarmer, essiglastiger Vinaigrette übergossen entpuppte, überraschte dann doch. Sehr effizient die Marinierzeit an den Gast outzusourcen, da hat man gleich viel mehr Zeit für die wichtigen Dinge, beispielsweise Nasenbohren.
 
Der auf der Tafel für ebenfalls 16,50 Euronen angebotene:



Rotbarsch mit Muschelragoût und Petersilienkartoffeln (Umbestellung auf Bratkartoffeln war problemlos möglich)
übertraf sogar meine Erwartung. Saftig und fast noch glasig gebratener Fisch mit hübschen kleinen, schalenfreien C-Miesmuscheln, Lauchstreifen und Cherrytomatenecken kurz angeschwenkt daher von zarter Konsistenz aber ungewürzt, naja wir hatten ja potente Salz- und Pfeffermühlen auf dem Tisch. Die Bratkartoffeln mit etwas wenig Röstaromen, dafür durch den Speckanteil gut gewürzt und die Zwiebeln nicht verbrannt. Orangenscheibe, Zitronenschnitz und Blattsalatdeko scheinen obligatorisch.
 
Insgesamt sind die Portionen reichlich und für das Norderneyer Publikum ist wohl auch das Preis-Leistungsverhältnis in Ordnung. Kleine Verbesserungen in der Umsetzung würden aber Wunder wirken. Egal, auch so ist bei gutem Wetter die Terrasse ständig voll, leider zieht der Rauch von dort teilweise nach innen.



Im Zweifelsfall einfach aus der umfassend bestückten Bar, einen Laphroaigh oder Nonino wählen bzw. als abstinente Spaßbremse die kompetent wirkende, zweigruppige Cappuccino-Maschine beschäftigen. Für 73,60 Euronen waren wir gesättigt und der Wein vermittelte sogar Urlaubsstimmung.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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