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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Restaurant Marly in 68159 Mannheim bewertet.
vor 6 Jahren
"Produkte von ausgesuchter Qualität & auf den Punkt gebrachter Geschmack verhelfen dem Marly und seinem Koch Herrn Ruppenthal zu einem Stern im aktuellen Michelin Guide: „Ein MICHELIN Stern: eine Küche voller vollendeter Raffinesse“"
Verifiziert

Geschrieben am 24.04.2018 | Aktualisiert am 24.04.2018
Erst vor kurzem haben ich von einem alt eingesessenen Michelin Inspektor erfahren: beim Michelin und seiner Sternenvergabe zählt lediglich das was auf dem Teller ist. Serviceteam, Ambiente, Sitzplätze, Anzahl der geschlossenen Weinflaschen im Weinkeller ist alles „Café froid“. Ein guter Freund von mir aus meiner Geburtsstadt Landau ist zu Besuch. Er war noch nie in einem "Sterne-Restaurant", geschweige denn in einem mit zwei oder drei Sterne prämierten Michelin-Restaurant. Seine kulinarischen Highlights erlebte er bisher im Fünf Sterne Hotel in Side bzw in der Mercedes Kantine in Wörth. Machen wir es kurz: Er war dermaßen begeistert, dass wir in der Zwischenzeit noch weitere zwei Male im Marly waren, ich aber unser Erstbesuch hier bei GG veröffentliche, quasi ein kleines Update meiner voran gegangenen Rezi.
 
Das Lokal mit malerischer Kaiterrasse und Designerflair bietet frankophile Gourmetmenüs nach eigenen Rezepten - so steht es geschrieben in "google". Die Rede ist von Gregor Ruppenthals Gourmetküche, im ehemaligen Speicher direkt am Rhein. Das Restaurant Marly ist das Hotel Restaurant vom Speicher 7. Gregor Ruppenthal ist ein „Pälzer Bub“ wie aus dem Bilderbuch, der an der Weinstraße geboren wurde und sein Handwerk im Sternelokal des „Deidesheimer Hofes“ gelernt hat. Vor ein paar Jahren war er noch in Ludwigshafen gegenüber, wo er ebenfalls schon ambitionierte, französisch angehauchte mediterrane Küche, „ohne Fußfesseln“ wie ein Inspektor im Michelin Guide schreibt, angeboten hat.
 
Wir bekommen zuerst die Aperitif Karte, heute soll es für uns jeweils ein frisch gezapftes Pils sein, dazu eine Flasche Wasser. Vom angebotenen 5 Gang Lunch nehmen wir 4 Gänge, dazu die Weinreise, zusätzlich zwei Flaschen Wasser und die kleinen Pils zur Erfrischung, so dass wir mit knapp 200 Euro ein schon etwas größeres Loch in unser Tages-Budget reißen. Es geht los mit zweierlei Butter und frischem, leicht gewärmten Grimminger Brot. Besonders die geräucherte Paprikabutter hat es uns angetan. Weiter geht es mit dem ersten Küchengruß.
 
Auf einem grünlichen Tellerdie "Amouse Trilogie":
Amouse "Trilogie"
jeweils ein frittierter Reisball „Arancino“ mit Fischcreme, Garnele und Cotto-Schinken; geeiste rote Beete mit zweierlei Käse sowie in einem separaten Glas, gab es ein erfrischender Maracuja Smoothi mit Gemüse und geschäumten Ziegenfrischkäse. Bis auf die geeiste rote Beete hat uns alles ausgezeichnet geschmeckt. Ich finde auch nicht, dass man alle Trends verfolgen sollte zb Rote Beete als Eis. Der gehört in die Tube und fertig. 
 
Ein erstes kulinarisches Aushängeschild: gratinierter Ziegenkäse mit Wildkräutersalat.
Gratinierter Ziegenfrischkäse mit Wildkräuter-Salat
Dazu gab es ein Weißwein von Thomas Hensel. Der war spitze, schön fruchtig und das perfekte Gaumenspiel mit dem sehr leichten Ziegenfrischkäse. Die zerkleinerten Apfelspalten schwammen dann im Bauch zusammen mit dem Sauvignon Blanc und gingen eine Apfel-Apfel Liaison in meinem Magen ein wo jeder Bio Bauer nur davon träumen kann. Experimentierfreudige unter uns hätten ihre Freude mit dem Wildkräutersalat gehabt. Das war mir etwas zu viel des Guten, am kommenden Montag waren sämtliche Krankheiten aus meinem Körper verschwunden, ich war topfit, so dass ich Montags zur Arbeit musste. Dazu kam dass in meinem Bild-Tageshoroskop stand, ich könnte gesundheitlich „(Kräuter) Bäume ausreißen“.
 
Es kommt die Hauptspeise. Das Highlight des Tages
Simmenthaler Rinderfilet
„Simmentaler Rinderfilet mit Pommes Dauphin und karotten-Ingwer-Püree“. Der Anschnitt:
 lecker schmecker ....
Ein Traum in Braun. Mehr gibt’s da nicht zu sagen. Das Fleisch so weich, ich konnte es an meinem Gaumen mit der Zunge zerdrücken, dabei lief mir der Simmenthaler-Fleischsaft den Rachen hinunter  dass aus meinem Herz ein Simmenthaler-Rinderherz wurde, ein Fest für Carnivoren Enthusiasten. Das hätte auch unserem Doktor aus Hannover gemundet. Wir staunten auch nicht schlecht, als der Sommelier unseren Nero Avola aus einer 1,50 Meter langen Karaffe in unser Glas ein schenkte.
 
Als Zwischengang gab es eine Käseauswahl,
lecker Käse, wurden am Tisch vorgestellt
 besonders ist mir da der orangene Pecorino in Erinnerung geblieben. Zum Abschluß gab es ein Milch Schoko Dessert, welches uns Herr Ruppenthal ausführlich am Tisch erklärte, mit welcher Geschwindigkeit und Technik er die Milch bei den Betonischen-Kühen abgezapft hat. Geschmacklich war das sehr gut, hing aber von der Optik den anderen Gängen etwas hinterher. Dazu gab es den Dessertwein Payul.

Der Abschluß zum Espresso bildete ein weiterer Gruß aus der Küche. Creme Brülee, Schoko-Keks sowie mit Wodka und Limette gemischter Digestif. Zum Abschluß nochmals großes kulinarisches Kino: verschiedene Temperaturen (heiß und eiskalt), verschiedene Garzustände.
 
Fazit:
Ich finde es toll, dass der Begriff Menü bei Herrn Ruppenthal und seinem Team eine wichtige Rolle spielt. Gibt es dunkles Fleisch und ein Rotwein zum Essen, kommt der Käsegang vor dem Dessert. Gibt es Fisch im Menü und ein helleren Wein, wird der Käse nach dem Dessert serviert. Auch wiederholen sich kleine Details immer wieder im Menü. zb im Amouse Bouche der Ziegenfrischkäse, der kommt dann im ersten Gang erneut mit den Wildkräutern. Oder der Wodka, im ersten und im letzten "kleinen" Gang.

Ein Michelin-Stern und das mit Recht: eine Küche voller vollendeter Raffinesse, auch wenn wir die rote Beete lieber in der Tube genießen :-)


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