Zurück zu Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza
GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Coa · Cusine of Asia · Skyline Plaza in 60327 Frankfurt am Main bewertet.
vor 7 Jahren
"Asia-Food mit System aber ohne Geschmackstiefe"
Verifiziert

Geschrieben am 14.11.2016
Besucht am 08.11.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 52 EUR
Bei Konzertbesuchen in der Frankfurter Festhalle gibt es für Leute, die mit dem PKW anreisen keine Parkplatzprobleme mehr. Grund dafür ist die Shopping Mall „Skyline Plaza“, die im Sommer 2013 eröffnete und dem Messe- bzw. Europaviertel kommerzielles Leben einhauchen sollte. 2400 Parkplätze lauern unter der Erde auf Besucher. Eine große Auswahl gastronomischer Betriebe soll den dort einkaufenden Kunden die Mägen füllen. Auch hier heißt das Zauberwort „Franchise“ und so wundert es nicht, die Ergebnisse unserer globalisierten Fast-Food-Kultur auch hier zu erblicken.

Neben altbekannten Burger-, Huhn- und Fischketten gibt es jedoch auch einige Neuentdeckungen, mit denen auf die veränderten Kundenwünsche (bio, vegan, offen, frisch, transparent, lokal, authentisch, hochwertig, slow, usw.) eingegangen werden soll. Einige Läden, wie beispielsweise der Mexican Grill „Chipotle“, sind erstmalig in Deutschland vertreten, während andere, wie z.B. das „Asiahung“, landesweit ihre Systemgastronomie betreiben.

In jenem Abend gab sich die schottische Rock-Band „Biffy Clyro“ in der Festhalle die Ehre und da diese nur 5 Minuten Fußmarsch von der Skyline Plaza entfernt liegt, war klar, dass wir in der dortigen Tiefgarage nicht nur unser Auto abstellen würden, sondern dass wir auch die Zeit vor dem Konzert mit einem kleinen Bummel durch die Mall – inklusive kleinem Abendessen – würden nutzen wollen. Die Homepage des Einkaufszentrums bietet einen guten Überblick, welche (Schnell-)Restaurants hier beheimatet sind. Ich klickte mich ein wenig durch und stieß auf das Coa, von dessen Mannheimer Existenz ich dank eines Berichtes von GG-Kollege Daueresser wusste. Hätte ich ihn mir doch vorher noch einmal durchgelesen…

Wir betraten das räumlich offen konzipierte Asia-Lokal gegen 19 Uhr und waren zunächst sehr angetan von der dezenten Beleuchtung, der geradlinig schicken Einrichtung, bei der dunkles Holz dominierte, und vor allem der offen einsehbaren, verglasten Wok-Küche, wo sich schon die Bambusdämpfer für die Dim Sum stapelten. Wir wurden zu einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals geführt. Hier war der Getränketresen in Reichweite und durch die Glasfront konnten wir nach draußen blicken. Die Atmosphäre würde man hier wohl neudeutsch als „chillig-loungig“ bezeichnen.

Alles easy, alles lässig. Aus der etwas zu laut eingestellten Soundanlage trällerten die „Pet Shop Boys“ ihren Evergreen „West-End-Girls“, aber leider nur in der Remix-Version, mit unnützem Modern-Beat-Gestampfe, das mir ziemlich schnell auf die Nerven ging. Und so gesehen ist das Coa auch nur eine enttäuschende Remix-Version eines „echten“ Asia-Restaurants. Denn was da „handmade“ und „à la minute“ auf die Teller kommt, ist leider mehr gewollt als gekonnt.

Das liest sich zunächst einmal in der stylish aufgemachten Speisenkarte wie beim Nobel-Asiaten um die Ecke. Da werden über südostasiatische Ländergrenzen hinweg thailändische Currys, vietnamesische Sommerrollen, taiwanesische Baos und Spare-Ribs in Rinderbrühe, deren Herkunft angeblich Malaysia sein soll, zu Papier - und nach Bestellung - auf den Teller gebracht. Na dann mal schauen, was die Asia-Gastronomen mit System hier so können und mal munter drauflos bestellt.

Von den „Homemade Drinks“ orderten wir eine Ingwer-Zitronengras-Limonade (0,5 l für 4 Euro) und eine Maracujaschorle mit Minze (0,25 l für 3 Euro), die uns zeitnah an den Tisch gebracht wurden. Wie so oft gibt es bei solcher Art Gastronomie tatsächlich einen im Service, der den Überblick hat. Man muss dann nur noch das Glück haben, von demjenigen auch bedient zu werden. Das war leider nur zeitweise der Fall. Das Aushilfspersonal (es wirkte jedenfalls so) war im relativ leeren Restaurant alles - bloß eben nicht besonders aufmerksam bzw. am Wohl des Kunden interessiert.

Um eine möglichst große Bandbreite an Gerichten aus der Coa-Küche kennenzulernen, bestellten wir vorweg ein paar Kleinigkeiten. Wir entschieden uns für die ultra-gesunden Edamame (gedämpfte Sojabohnen, die man aus der Schale futtert) mit Meersalz  (für 2,90 Euro), die mit Garnele und Fisch gefüllten, Siu Mai (5,50 Euro) aus dem Bambusdämpfer sowie ein paar frittierte Teigtaschen namens „Pangsit Kaphrao Ayam“ (4,90 Euro), die mit Huhn und Thai-Basilikum gefüllt waren. Als Hauptgänge wählten wir den Garnelen-Papaya-Salat (in groß für 11,90 Euro) und die Szechuan Rinderfiletstreifen mit Paprika, roten Zwiebeln, Brechbohnen und Cashewnüssen (12,90 Euro). Bei letzterem war noch eine Schale Jasmin-Reis als Beilage dabei.

Die Vorspeisen waren von der Portion her eher überschaubar. Die Thailändischen Teigtaschen hatten eine schmackhaft pikante Füllung und auch die gedämpften Siu Mei Dumplings mundeten uns. Bei den Edamame-Bohnen hatte man wohl den Garvorgang etwas zu früh abgebrochen, da die Hülsenfrüchte innen noch etwas hart waren. Schade auch, dass man kein Fleur de Sel zum Verfeinern benutzte, sondern mit groben Meersalzkörnern das Ganze geschmacklich aufzupeppen versuchte. Diese sind sowohl vom Geschmack als auch von der Textur her der kristallinen Salzblume klar unterlegen.

Bei den Hauptspeisen wurde das schon vom Daueresser aus Monnem angesprochene Problem des Coa-Gastro-Prinzips offensichtlicher. Auch hier waren die Portionsgrößen nicht gerade besonders üppig. Aber was als Szechuan Rinderfiletstreifen deklariert den Weg vom Wok in meinen Teller fand war schon gelinde gesagt ein kleiner kulinarischer Offenbarungseid, den man böswillig auch als schlichten Etikettenschwindel bezeichnen könnte. „Where’s the beef?“ fragte sich nicht nur mein „Gastro-Alter-Ego“. Tatsächlich musste man die kümmerlichen Rindfleischstückchen zwischen der viel zu dick aufgetragenen, deutlich zu süßen Anfänger-Teriyaki-Soße und den mehr als reichlich vorhandenen roten Zwiebeln schon suchen. Geschmacklich und vom Aussehen her war dieses Gericht alles andere als überzeugend. Selbst der Duftreis fiel zu trocken aus und bei dem kann man ja nun wirklich kaum etwas falsch machen.

Für knapp 13 Euro war dieses Gericht auch entschieden überteuert. Da stimmte Anspruch und Wirklichkeit absolut nicht überein. Und da ich nicht richtig satt wurde, mussten noch ein paar angebratene Glasnudeln (3,90 Euro) als weitere Beilage herhalten. Diese hatten etwas zu viel Sesamöl abbekommen und standen dem trockenen Reis in puncto Beilagenschwäche in nichts nach.

Der Garnelen-Papaya-Salat meiner Begleitung bestand aus einem verschwindend geringen Anteil geraspelter Papaya, Sojasprossen, Karottenstreifen und ein paar Paprikastücken. Er war mit Limette, Chili und Nuoc-Mam-Sauce angemacht und entsprach von der Größe her eher einer Vorspeise. Was den Geschmack und die Frische der Zutaten betrifft war an ihm nichts auszusetzen. Die vier mit Koriander und Zitronengras marinierten Garnelen steckten auf zwei Holzspießen und lagen angebraten auf dem Salat obendrauf. Nicht besonders einfallsreich, aber zweckmäßig.

Man könnte fast meinen, dass die Jungs vom Coa etwas von unserem Konzertbesuch geahnt hätten und vielleicht deshalb die Portionen eher spärlich ausfallen ließen. Bekanntlich soll man vor körperlichen Betätigungen eher weniger Nahrung zu sich nehmen. Es gehört wohl zum Konzept des Ladens, dass man die ein oder andere Vorspeise und / oder Beilage mehr bzw. dazu bestellt. Das wirkt sich dann natürlich auf den Gesamtpreis aus. Unsere Rechnung von über 50 Euro ist da gar nicht mal das Problem, sondern eher das, was wir dafür bekommen haben. Und das war seinen Preis definitiv nicht wert. Beim Toh Thong in Frankfurts Stadtmitte ein paar Wochen zuvor war es wesentlich leckerer – und auch günstiger. Aber hinter dem Laden steckte ja auch keine „Fast Casual GmbH“.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 26 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Carlo Attraversando und 27 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.