Tesoro
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Marienstr. 113, 30171 Hannover
Restaurant Weinstube Erlebnisgastronomie
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GastroGuide-User: herr_foe
herr_foe hat Tesoro in 30171 Hannover bewertet.
vor 9 Jahren
"Große Erwartungen, Schatten & Licht"

Geschrieben am 01.02.2015 | Aktualisiert am 01.02.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Tesoro
Besucht am 31.01.2015
Häufig vorgenommen. Nie verwirklicht - aber nun haben wir es endlich geschafft, dem hochgelobten Tesoro einen Besuch abzustatten.

Unser reservierter 8er-Tisch für 7 im gefühlt bis auf den letzten Platz ausgebuchten Tesoro lag im "Separée" (das bereits beschriebene mit Flatscreen, der selbstverständlich nicht lief). Der Bar-Bereich wie erwartet szenig und illuminiert - interessant. Jedoch war ich froh, dass unser Tisch nicht in unmittelbarer Nähe dieser Lichtquellen gelegen war. Etwas too much für mich für ein Restaurant. Vom Ambiente war es dort hinten doch wirklich mehr als nett. Der Tisch war toll hergerichtet, weiße Rosen, schönes Besteck, die Einrichtung sehr hochwertig und die Sitzmöbel edel sowie bequem. Ein guter Start. Ich war sehr angetan. Toll!

Die erste Bestellphase zog sich etwas und wurde dadurch noch verzögert, dass das Tomahawk-Ribeye für 2 (ich wusste sofort, dass es das sein muss), was eben noch offeriert wurde, leider 10 Minuten später, als wir bestellen wollten, aus war. Pech gehabt! Kein Vorwurf, aber da uns nochmal neu orientieren. Nach 20-25 Minuten hatten wir dann alle Bestellungen untergebracht. Insgesamt von der Wartezeit noch akzeptabel. Wir bestellten letztlich zwei Trilogien (Carpaccio, Vitello, Caprese- zum Teilen als Vorspeise und danach das Dreierlei vom Lamm). Außerdem wurde u.a. das Rumpsteak im Parmesanmantel bestellt, Pasta mit Flusskrebsen, Spaghetti Vongole und Pizza Bianca.

Mit den Getränken (Syrah zu 19,50 / 0,75 bei uns) und gut gekühltem S. Pellegrino kam ein Gruß aus der Küche. Ein kaltes (warum nur kalt?) Süppchen vom Brokkoli und Mandel. Unspektulär und leider nicht der Rede wert. Aber immerhin ein Gruß.. Besser war da jedoch das tolle hausgebackene Brot in Kombi mit dem Haus-Olivenöl aus formschönen kleinen Schälchen. Zum Reinlegen.

Der Wein war ein Glücksgriff und schmeckte uns sehr gut, schön weich mit ausreichend aber nicht übermäßigen Tanninen und etwas Frucht - eine gute Wahl. 

Nach angemessener Wartezeit wurden die Vorspeisen serviert - wir bekamen die Trilogie Tesoro zu 14,90 mit einem ausgesprochen  guten Vitello Tonnato, einem recht guten Carpaccio und einem Caprese bei dem ich leider schwer bezweifeln muss, dass dieser Mozzarella aus Büffelmilch gewesen ist. Keinerlei cremiger Kern, sondern durchweg gleich fest in "gefühlter Galbani-Qualität", wenig bis fehlender milchig-rahmiger Eigengeschmack. Das kann ich auch zuhause.. Ich will der Küche kein Unrecht tun, aber an einem Samstagabend um 8 darf der Buffalo nicht aus sein und durch Kuhmilchmozzarella ersetzt werden. Das geht für mich gar nicht.. denn man schmeckt den Unterschied. Ärgerlich..

Die Trilogie vom Lamm als Hauptgang (24,90) war für mich leider nicht mehr als durchschnittlich. Alle 3 Stücke (Filet, Kotelett, Lachs) waren zwar saftig, aber nicht mehr rosa. Die Kartoffelcreme schmeckte mir persönlich gut. Das Gemüse (Möhre, grüne Paprika, Zucchini) dazu war in Ordnung aber belanglos. Ehrlich gesagt habe ich schon für weniger Geld sehr viel besseres Lamm gegessen. Kurzgebratenes auf den Punkt zu garen ist in dieser Preisklasse eine Selbstverständlichkeit - hier noch gerade so geglückt (aber ohne Kräuteraromen o.ä., die dem Lamm noch einen kleinen Kick gegeben hätten). Wenn man ein Gericht hochtrabend als Trilogie bezeichnet, dann dürfte auch eine Komponente wenigstens in der Zubereitungsart variieren. Ein Stück geschmorte Schulter oder Hüfte hätte sich gut gemacht. So- leider eben nicht mehr als solide. Und in der Menge (allenfalls 1/3 Lammfilet, 2 wirklich sehr lütte Koteletts und 1/3 Lammlachs) für 24,90 Euro grenzwertig. Ich brauche keine großen Portionen, aber ich muss sagen, dass eben auch weder die Fleischqualität noch die Zubereitung oder die Kreativität diesen Preis rechtfertigen. 

Das Rumpsteak im Parmesanmantel (200gr) sah sehr gut aus und auch die Pasta-/Pizzaesser waren zufrieden. Deshalb reicht es gerade noch so zu knappen 4 Punkten. 

Nun zum Service und einigen störenden Kleinigkeiten. Das Konzept, dass die Mannschaft überall immer mal wieder nach dem Rechten schaut und unauffällig versucht, einen Überblick zu gewinnen, finde ich gut. Häufig war jemand anderes vom Service am Tisch zugegen, das Meiste klappte auch ordentlich, aber leider blieben einige Dinge auf der Strecke.

- eine Cola in der die extra bestellte Zitrone fehlte (2 Erinnerungen nötig) - eine Kleinigkeit, aber nervig.
- man bestellt eine Vorspeise zum Teilen, das Gericht wird serviert, der Service entfernt sich und man kann nicht beginnen, weil man erst auf die nächste freie Kraft warten muss, um zwei Teller zu bekommen.
- der Rotwein wird ca 3 Meter entfernt in einem formschönen Hand-Ständer platziert, aber dummerweise nur auf Aufforderung durch mich und am Ende dann gar nicht mehr nachgeschenkt. Dann doch bitte lieber auf dem Tisch belassen, damit ich beim Essen und im Anschluss nicht extra aufstehen muss (nach ca 15 Minuten Leere im Glas) um nachzuschenken. Und es waren wie gesagt gefühlt zweiminütlich Servicekräfte in der Nähe. Beim Weißwein aus dem Kühler trat dieses Problem übrigens nicht auf. Pech für mich und meine Begleitung.
- Rumpsteak explizit rare bestellt und gerade noch Medium bekommen.
- Nach dem Hauptgang wurde gefragt ob dieser in Ordnung gewesen sei, es wurde abgeräumt und dann sahen wir 15 Minuten keinen Service mehr. Die Frage nach einem Dessertwunsch oder Kaffee blieb schlicht aus. Auch das geht wirklich nicht.. Nach 20 Minuten war dann auch die Lust auf Dessert vergangen und wir bestellten noch einen Espresso, der ohne Frage sehr gut war. Der Digestif aufs Haus schmeckte zwar frisch, mir aber viel zu süß und fast nur nach Grenadine-Sirup. Nette Geste trotzdem. 
- der Service sollte auf Nachfrage zum Digestif und zu der Mousse-Trilogie nicht erst in Bar/Küche eilen müssen, um herauszufinden, was die Komponenten sind.

Ich kann mit all diesen Dingen leben, aber sie entsprechen nicht dem Bild, was in meinen Erwartungen durch die verschiedenen Bewertungen gezeichnet wurden. Das war leider nur gut gewollt (die Ansätze und Aufmerksamkeit der Servicekräfte stimmte schon), aber mittelprächtig ausgeführt. Vielleicht hatten wir auch einfach Pech oder man kümmert sich nur um Stammgäste mit der angemessenen Mühe. In dieser Preisklasse sind das dann maximal 3 Sterne. Da ist auch die etwas separierte Lage unseres Tisches keine Entschuldigung mehr.

Alles in allem für 55-60 Euro pro Nase leider enttäuschend. Das Handwerk in Küche und Service ist ohne Zweifel vorhanden. Die Ausstattung und das Ambiente sind toll. Mit etwas mehr Glück beim Hauptgang und einem Ruf als Stammkunde wäre es vllt. anders gelaufen. Der Andrang auf den Laden ist scheinbar ungebremst groß - ruht man sich hier etwas auf der Welle aus? Vielleicht gebe ich dem Tesoro noch eine zweite Chance. Gerade ist mir aber die Lust vergangen, denn das was wirklich zählt war leider zu wenig.

Ich muss auch noch einmal betonen, wie sehr ich mich darüber ärgere, wenn ich merke, dass es Gäste verschiedener Klassen gibt. Ein dreigliedriges Amuse mit Fleisch + Sorbet zwischendurch für die einen vs. kalte & lahme Gemüsecreme für die anderen. Trüffel zum Lamm habe ich natürlich auch keine gesehen, war wahrscheinlich aber besser so. Vielleicht braucht man auch keine neuen Stammkunden.. Chance vertan. 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


uteester und 7 andere finden diese Bewertung hilfreich.

hbeermann und 6 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.