Auf Wunsch meiner Frau wieder einmal Tesoro. Wir fühlen uns hier einfach am wohlsten.
Wie von uns bevorzugt, bekamen wir einen schönen Vierertisch für uns beide im vorderen Gastraum. Wir beide lieben es, das Treiben draußen zu beobachten. Die vollflächig verglaste Straßenfront macht das gut möglich. Empfangen wurden wir  mit großer Herzlichkeit von Signore Alan (nicht der Chef, sondern ein Italiener). Er eröffnete uns, dass wir uns kennen. Ich hatte schon lange gegrübelt, woher. Acht Jahre Ristorante da Lello vor und während unserer Studienzeit, wo wir ca. 1 X/ Monat waren. Wir kamen überein, uns eigentlich nur äußerlich geändert zu haben. Er war schon damals liebevoll, und wir haben uns bemüht, trotz knapper finanzieller Möglichkeiten, nette Gäste zu sein. Er teilte sich den Service mit Daniel, jenem jungen Kellner, der uns schon so oft hervorragend betreut hat. Dieser ist ein Phänomen, von der Körpersprache zurückhaltend und schüchtern, aber im Handeln aufs Beste für die Gäste bedacht wie eine Mutter bei ihrem Kind. 
Zuerst zwei Gläser Rosé-Champagner und eine Flasche San Pellegrino (im Kühler). Dann, wie üblich hausgebackenes Weißbrot, Öl ins Schälchen und drei Sorten Salz (weiß, rosa, schwarz). Ich kam nicht auf den Namen des Weines, den wir beim letzten Mal hatten. Daniel half aus: Lucente IGT 2011 aus der Toscana (im Internet für knapp 25 Euro angeboten). Daniel fragte, ob er schon dekantieren dürfe. Klar, zum Weißbrot brauche ich den Rotwein dringender als zu allem anderen.
Das erste Amuse gueule war Seeteufel-Tatar auf einem großen Kartoffelchip. Nichts für meine Frau, so dass ich beide hatte. Meine Vorspeise, ein getrüffeltes Carpaccio di manzo kam bald darauf. Geschmacklich perfekt balanciert zwischen Fleisch, Rucola und Parmesan. Ich verzichtete auf jegliche Verschlimmbesserungen. Das Vitello tonnato meiner Frau sucht seinesgleichen. Perfektes rosa beim Kalb, nicht abgesoffen in der extrem schmackhaften Thunfischsoße.
Da ich den ganzen Tag gehungert hatte, gönnte ich mir eine zweite Vorspeise, hausgemachte Tagliatelle mir Rinderfiletstreifen und Trüffeln. Pasta und Fleisch waren exzellent.
Das zweite Amuse gueule bestand aus einer Kugel Orangensorbet mit einem Orangenfilet. Sorbet kunstgerecht halbgefroren, gerade richtig zum Verzehr und sehr wohlschmeckend.
Mein Hauptgericht von der Tageskarte war ein sehr beachtliches Stück Kalbskaree. Als Zubereitung wählte ich eine Trüffelkruste. Zwischen sechs bis sieben Veredelungen kann man immer wählen. Meine Wunschbeilage Gartengemüse und kleine Kartoffeln war italientypisch relativ belanglos, aber ich mag diese Kombi aus Broccoli, Peperoncini, Möhre, Zucchini  und Kartoffel recht gern. Natürlich war der Garungsgrad des Fleisches perfekt getroffen. Das Rinderfilet meiner Frau unter Cognac-Rahm-Soße mit grünem Pfeffer war nicht schlechter. Wir tauschen nur immer Kartoffeln gegen Paprika untereinander.
Mein Dessert, dreierlei Mousse in Segafredo-Espresso-Begleitgläsern war zweimal toll, einmal mäßig. Das Tiramisu al arancia riss meine Frau buchstäblich vom Hocker. Breiter kann man nicht grinsen, vor allem, wenn man noch ein Glas Champagner dazu bekommt.
Fast überflüssig zu sagen ist, dass unsere beiden Ihren Job wieder einmal perfekt machten, eben so, dass man als Gast wunschlos glücklich ist. Alle Selbstverständlichkeiten lasse ich heute einmal weg, weil es schon meine vierte Bewertung ist. Nachmals unterstreichen muss ich aber, dass diese Serviceleistung sonst nur in Sterne-Restaurants zu finden ist.
Nach Küchenreise natürlich die 5 – unbedingt wieder