Tesoro
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Marienstr. 113, 30171 Hannover
Restaurant Weinstube Erlebnisgastronomie
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GastroGuide-User: hbeermann
hbeermann hat Tesoro in 30171 Hannover bewertet.
vor 8 Jahren
"Ein äußerst lohnender Besuch"
Verifiziert

Geschrieben am 26.09.2016 | Aktualisiert am 26.09.2016
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Besucht am 24.09.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 154 EUR
Das „lohnend“ sollte ich wohl gleich am Anfang erklären. Nachdem ich den Chef, Caglar Alan, nun zum dritten Mal darauf angesprochen habe, dass wir gern öfter kämen, wenn er statt Rumpsteak auch Filet auf der Karte hätte, versprach er, welches mitzubringen und uns per Mail zu verständigen, wenn es bereit läge. Auch das nicht nur von uns vermisste Tiramisù all’arrancia werde er uns dann anbieten können. Das ist ein Wort, und wir werden nicht zögern, ihn dabei zu nehmen.

Unser Taxifahrer war die größte Schnarchnase, die uns bisher untergekommen ist. Entschuldigend muss man sagen, dass er schon eine 12-Stunden-Schicht hinter sich hatte. Pünktlich da, Auto sauber, schwarz und erdgastgetrieben, dienstbeflissenes Aufreißen der Türen. Aber dann mussten wir dreimal eingreifen, um ein Falschfahren zu vermeiden. Trotzdem waren wir pünktlich, kurz vor 18:00 Uhr am Restaurant.

Der Empfang nach dieser langen Zeit (21.3.) war mal wieder an Herzlichkeit nicht zu überbieten. Der Chef stürmte als erster auf uns zu, Super-Daniel folgte und brachte uns zu unserem Tisch. Wir waren perfekt platziert, um den Eingang des Jante schräg gegenüber genau im Blick zu haben. Da war nicht viel los.  Der Anfangssturm der Schickimickeria ist wohl abgeebbt. Der Reihe nach begrüßten und auch die beiden Damen im Service, nicht ohne missbilligend zu erwähnen, dass wir zu lange nicht da gewesen seien.

Unser Champagner (Roederer weiß zu 11,90) kam wie immer perfekt temperiert in tollen Gläsern. Das San Pellegrino im Kühler wird mit 5,90 berechnet. Zur Tischdeko muss ich wohl nichts mehr sagen. Ich finde sie immer sehr gelungen. Daniel hatte – auch wie immer – alle Speisen außerhalb von Normal- und Wochenkarte auswendig gelernt und stellte sie uns leise und flüssig vor. Ob man ihm doch einmal vorschlagen sollte, sich bei Wetten dass zu bewerben?  (Sie legen Ihren Finger auf einen beliebigen Tag der letzten fünf Jahre, und ich sage Ihnen, was es zu Essen gab.)

Das Ritual mit dem Eingießen des Olivenöls in die kleinen Schälchen und das Platzieren des Brotkorbs auf dem Tisch folgte. Wie ich es gern mag, reichlich hausgebackenenes Weißbrot mit leichter Kräuterbeimengung. Für diesen Einstieg nach meinem Geschmack bestellte ich mir vorab ein Glas Nero d’avola (0,2 zu 9,70). Leider war hier die Wartezeit viel zu lang. Weißbrot, vor allem so gutes, möchte ich am liebsten immer gleichzeitig mit dem Rotwein haben. Ich  muss wohl so missmutig vor meinem Amuse gueule gesessen haben, dass eine der Damen Sorgen äußerte, es schmecke mir wohl nicht.

Das Gegenteil war der Fall. Mein Amuse gueule war sicher nicht das beste aller Zeiten, aber das schmackhafteste, das ich jemals im Tesoro hatte. Eine Spritzbeutelwurst aus einer Trüffelcreme, in der ein Stück Radieschen, eine Viertelkirschtomate und ein paar Trüffelscheibchen steckten. Der außerordentlich intensive Trüffelgeschmack harmonierte mit der Kirschtomate am besten.

Erstes Amuse gueule

Als Wein zum Essen nahmen wir einen Deidesheim Riesling von Bassermann-Jordan 2015, jung und sehr frisch zu 33,50. Die Weinpreise harmonieren im Tesoro nicht perfekt mit den in Anbetracht des hohen Aufwandes günstigen Preisen der Hauptgerichte. Der Wein musste im Eiseimer erst einmal auf Temperatur kommen, um richtig gut zu schmecken.

Riesling Deidesheim

Als zweiter Küchengruß kam ein Limonensorbet. Klasse!

Zweiter Küchengruß

Ich entschied mich für das Sonder-Carpaccio von der Wochenkarte vom Black Angus mit Trüffeln, Rucola und Parmesan zu 16,90. Dies war sicherlich das teuerste, aber auch beste Carpaccio, das ich je gegessen habe. Die Scheiben waren nicht von einem halbgefrorenen Filet gesägt, sondern mit der Hand von einem frischen Stück geschnitten und sorgfältig plattiert und gezupft. Es war so gut, dass ich Rucola und Parmesan vorab aß und nur einen Hauch Trüffel auf den Fleischscheiben ließ. Diesen überragenden Fleischgeschmack wollte ich unverfälscht haben. Herr Alan versicherte, es sei nun Schluss mit den Steinplatten. Den Rest gebe es in Porzellan. Ich glaube eigentlich nicht, dass ich mich jemals im Tesoro negativ über die Schiefermode geäußert habe. Da liest offenbar jemand auch meine anderen Bewertungen.
Als Hauptgericht nahm meine Frau, wie meist, das Rumpsteak mit Cognac-Pfeffer-Soße (22,50) mit Kartoffeln und Marktgemüse. Letzteres landete dann komplett auf meinem Teller. Es ist schon schwierig. Gerade das, was sie mag (Broccoli, Blumenkohl, Romanesco, Bohnen, Erbsen, Möhren, Blattspinat). Ist eher selten in italienischen Restaurants. Somit bat meine Frau um weitere Kartoffelhälften, die ihr auch sehr schnell gebracht wurden.

Carpaccio Black Angus
Rumpsteak Cognac-Pfeffer

Ich wählte von der Karte in Daniels Kopf die Kalbsbäckchen zum selben Preis. Sie waren gebettet auf herzhaft gewürztem Kartoffelbrei, angereichert mit einem feinen Soßenspiegel am Außenrand, Romanesco und Zucchini. Die Bäckchen zerfielen fast von selbst und hatten diesen unnachahmlich sahnigen Geschmack, wenn sie richtig gegart sind. Insgesamt eine runde Sache, die ich jederzeit wieder essen würde.

Kalbsbäckchen

Da wir gut gesättigt waren, bestellten wir ein Tiramisu mit Früchten zum Mitnehmen (6,90).
Daniel ließ es sich nicht nehmen, mir noch einen Grappa als Abschluss zu kredenzen. Als ich sagte, dass ich barriquegelagerten am liebsten mag, meinte er, er haben einen Uva aus ganzen Trauben, ich glaube, er war von Nonnino. Der werde mit bestimmt schmecken. Das Glas, in dem er kam, würde so manchem Malt für das Nosing zur Ehre gereichen. Er hatte recht, er schmeckte.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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