Zurück zu Ristorante Francesca
GastroGuide-User: hbeermann
hbeermann hat Ristorante Francesca in 30171 Hannover bewertet.
vor 9 Jahren
"Gute Leistungen, aber leider nicht ganz konstant"
Verifiziert

Geschrieben am 19.09.2015 | Aktualisiert am 20.09.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Ristorante Francesca
Besucht am 18.09.2015
 
Ich muss vorweg sagen, dass es sich hier um Jammern auf hohem Niveau handelt. Noch immer sehe ich das Francesca in der Spitze der Italiener in Hannover.

Diesmal hatten wir Glück mit den Taxifahrern. Beide, hin ein Türke, zurück in Iraner waren prima.

Die Begrüßung im Francesca war wiederum sehr herzlich. Wie ich beim letzten Mal schon schrieb: ein Zuhausegefühl. Signora Francesca Rottinos Kinder, Margherita und Gheri kamen uns beim Betreten des Restaurants gleich entgegen. Die dritte im Bunde, Mira, begrüßte uns am Tisch. Mira hat enorm an Sicherheit zugelegt und hat ihren Charme in der deutschen Sprache erfolgreich trainiert. Sie macht einen richtig guten Job im Service.
 
Das Ambiente gefällt mir immer wieder ausnehmend gut. Trotz des begrenzten Platzes ist man nicht der Versuchung erlegen, die Tische so eng zu stellen, dass man stetigen Körperkontakt zu anderen Gästen hat. Die an der Sitzfläche und am Rücken gut gepolsterten Stühle sind so bequem, dass man es lange darauf aushalten kann. Die Tische sind stillvoll eingedeckt, die Dekoration ist detailverliebt und ansprechend.

Die Zeiten des mir zu süßen Prosecco als Aperitif sind wohl Geschichte. Champagner gibt es jetzt offenbar immer. Bei einem Ristorante, das einem Gast so gekonnt die italienischen Momente im Leben nahe bringt, wäre es sicher angebracht, auch einen Franciacorte auf der Karte zu haben. Aber den müsste man natürlich aktiv anbieten, weil er in der Breite zu wenig bekannt ist. Aber so richtig authentisch wäre das schon.

Der Champagner für unsere Freunde aus Spanien und für uns kam schnell, perfekt temperiert und in beschlagenen Flöten. Da die beiden Damen noch jede ein Glas zum Dessert tranken, waren also 600 ml gewinnbringend unter das Volk gebracht worden. Als Wasser hatten wir San Pellegrino.

Es folgte knusprig aufgebackenes Weißbrot und  - wie beim letzten Mal - nicht der bereits bestellte Rotwein. Der ist aber essentiell für mich zum Weißbrot. Später wurde mir von unseren Freunden beschieden, dass ich selbst schuld sei, weil noch eine Träne in meinem Champagnerglas war.  Als Rotwein nahmen wir wieder den etwas knarzigen Is Solinas aus Sizilien, einen ziemlich hochwertigen Roten.

Das Amuse gueule bestand aus einer Scheibe eines tollen Parmaschinkens mit Parmesan-Hobelstücken und ein paar Tropfen Olivenöl. Alles erstklassig.

Endlich kam der Rotwein, so dass auch ich zum Weißbrot greifen konnte, von dem später noch ein zweiter Korb kam.
Die Vorspeisen machten deutlich, warum Signora Francesca Rottino als Pasta-Meisterin gilt. Eigentlich ist Pastateig ja vor allem vom Körpereinsatz abhängig, aber es gibt wohl doch noch kleine Geheimnisse bei der Herstellung. Solche Pasta sind rar. Ob es nun die Spaghettini oder die Ravioli waren, der Nudelteig schmeckt so gut, dass die Veredelungen (bei den Spaghettini Öl und Trüffel, bei den Ravioli Tomaten-Sahne) fast überflüssig machte.

Leider fiel drei von uns Vieren während der ersten Rotweinflaschenleerung auf, dass am oberen Trinkrand der Gläser je ein Stück Glas fehlte. Nur meines war unversehrt. Das sollte nicht vorkommen. Ich denke, es muss sich bei dieser Häufung um einen systematischen Fehler handeln(Spülmaschine, Ablage, Lagerung?), den man beseitigen sollte. Bei Trinkgläsern ist es erfahrungsgemäß gar nicht leicht, ein kleines Stück heraus zu brechen, ohne dass das Glas ganz zerbricht (oder bieten die Implantologen inzwischen Stiftzähne mit Diamantbeißfläche an?)

Die Hauptgerichte wurden serviert. Meine Frau hatte das Rinderfilet mit Grünpfeffersoße gewählt, ich mal wieder das Nodino (Kalbskotelett).  Nach dem Anschneiden tauschten wir sofort die Teller, weil meine Frau ultrarare/très bleu nicht isst. Natürlich wurde angeboten, es nachzugaren, aber wer will schon nach den anderen essen? Mir schmeckte es ausgezeichnet (außen röstig, innen 45 Grad), aber meine Frau hatte so nicht ihre geliebte Soße, mit der die typisch italienisch überschaubaren Gemüsebeilagen tatsächlich besser schmecken.

Beim Dessert sollte sich wieder einmal zeigen, dass Sonntagskinder einfach mehr Glück haben. Mein Schokoladensoufflé mit Früchten war ein Traum. Die Tiramisu-Portionen der andern drei dagegen waren eher schlimm. Was hier alles schief gelaufen ist, kann ich nicht sagen. Zum einen war keines der Löffelbisquits duchgezogen, noch merkte man die üblich Alkoholeinlage (Mandel- und Espressolikör). Die im Übermaß vorhandene Creme hatte einen leichten Kondensmilchgeschmack.

Service und Sauberkeit waren wieder untadelig. Aufmerksamkeit, Präzision, gepaart mit Freundlichkeit und Herzlichkeit findet man so selten. Drei Menschen im Service bei dieser Restaurantgröße sind ein stressvermeidender Luxus.

Nach Küchenreise natürlich eine 5, also unbedingt wieder.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 34 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Ehemalige User und 35 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.