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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Casa Matti in 10557 Berlin bewertet.
vor 9 Jahren
"Großzügig dimensionierter Italiener mit Licht und Schatten"

Geschrieben am 31.01.2015
Besucht am 08.08.2014
Zeche: 57 €

Allgemein:

Nach den Essen im Cassambalis, Pratirio und La Sepia war uns in Berlin nach einer Pizza zumute. Rund um den Savignyplatz gibt es sicherlich ein Dutzend Italiener. Um da keine Auswahlentscheidung treffen zu müssen, suchte ich bei RK das Casa Matti heraus, das nur einen Spaziergang längs der Spree von unserem Hotel in Tiergarten entfernt liegt.

An dem hochsommerlichen Freitagabend war das Casa Matti auf der Terrasse bis auf den letzten Platz besetzt und auch drinnen war vielleicht gut ein Drittel der Tische belegt. Das Publikum sehr gemischt. Teils international, Gruppen, Stammgäste, Touristen wie wir. Das Casa Matti in Moabit ist also beileibe kein Geheimtipp.  Wir hatten den Eindruck, dass die Auslastung an diesem Abend die Crew an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit brachte, die Küchenbrigade eingeschlossen.  An einem solchen Tag sollte man das Casa Matti nicht aufsuchen. Ansonsten ist es solide, aber ich würde künftig nach einer Alternative suchen.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis sehe ich wegen der dreisten Weinpreise nur bei drei Sternen.

Eine Internetseite hat das Casa Matti nicht.

Service:

Drei männliche italienische Kräfte unterschiedlichen Alters und eine jüngere Frau in schwarz-weiß gekleidet, verrichteten schon fast in Laufarbeit den Service am Tisch einschließlich Theke. Unser jüngerer Kellner war durchaus freundlich und wir können uns nicht über lange Wartezeiten beklagen. Eine Gruppe in der Nähe, die vor uns bereits erschienen war, wartete allerdings sicherlich 75 Minuten auf ihr Essen, was zu deutlichem Missmut führt und einige Kotaus des älteren Kellners waren zur Besänftigung erforderlich. Auch Herumirren mit Speisen war zu beobachten.

Auch zwischen den Servicekräften ein gestresster Umgangston.

Die Frage nach der Weinkarte wurde so beantwortet, dass es keine aktuelle gäbe, weil der Chef neue Weine gekauft habe. Die seien aber noch nicht aufgeschrieben, ob ich denn einen roten oder weißen Wein haben möchte. Ich setzte dann diesen Dialog nicht weiter fort, denn dafür schien weder die Ruhe noch die Expertise bei unserem Kellner vorhanden. Im weiteren Verlauf wählten wir dann einen weißen sizilianischen Wein, der auf einer Tafel ohne nähere Details angepriesen wurde. Der Wein sehr flach. Er wurde für 0,25l mit schon frechen 8,50 € berechnet. Der offene Rosé meiner Mitesserin kam auf 6,00 € für das Viertel, auch überzogen. Unangenehm, dass die Weingläser sehr warm waren, als wenn sie gerade aus der Heißlufttrocknung kämen. Da wir auch die Weintemperatur angesichts der Außentemperatur als nicht kalt genug empfanden, haben wir banausenhaft mit Eiswürfeln Kälte in den Wein gebracht.

Die übrigen Getränkepreise halten sich im Rahmen: 0,3 l Radeberger 2,50 €, 0,75 l Wasser 4,50 €.

Für die Kondition unseres Kellners und die von ihm gewahrte Freundlichkeit gebe ich vier Sterne. Aber insgesamt möchte ich nur drei Sterne geben, denn der Wirt muss an einem solchen Abend seine Mannschaft in der Küche und im Service verstärken, um dem Andrang Herr zu werden. Und die aktuellen Weine kann man auf ein Einlegeblatt schreiben.

Zur Rechnung wurde uns ein Getränk nach Wahl spendiert.

Essen:

Die Karte weist drei Suppen auf (4,50 bis 5,00 €), sechs Salate (5,50 bis 11,50 €), sieben übliche Vorspeisen (7,50 bis 9,50 €), 13 Pastagerichte (7,00 bis 12,00 €), 14 Pizzas (7,00 bis 11,50 €), fünf Fleischgerichte vom Schwein, Rind und Hühnchen (11,50 bis 18,50 €) sowie drei Fisch und fünf Scampigerichte (15,00 bis 19,50 €). Ergänzt wird sie durch ein Blatt mit zehn weiteren Speisen quer durch die Rubriken. Also eine durchaus ansprechende Auswahl in üblichen Preisbandbreiten. Kalbfleischgerichte sucht man vergebens (ausgenommen Vitello Tonnato).

Erst einmal wird ein Korb mit einem dunklen Brot gebracht. Grobporige Krume, krosse Kruste. Das Brot gut, aber es soll trocken oder zu den Vorspeisen gegessen werden, also kein Dip. Auch keine Teller auf den Tischen, die es gestatten würden, aus dem vorhandenen Olivenöl und Salz einen Eigendip zu erzeugen. Das bleibt hinter dem Standard vieler Pizzerien an der Ecke zurück.

Dann das Carpaccio (9,00 €) und der Meeresfrüchtesalat (9,50 €). Das Carpaccio mit Scheiben frischer Champignons und Parmesanhobel. Es wurde von meiner Carpaccio-erfahrenen Begleiterin gelobt.

Mein Meeresfrüchtesalat ein Reinfall. Auf krausen Salatblättern fanden sich etliche Oktopusstücke. Einige in einer Größe, die weiteres Zerschneiden erforderlich machten. Dazu gesellten sich einige Tiefseegarnelen, Muscheln Fehlanzeige. Auch keine Zwiebel oder Kräuter und leider auch nicht angemacht. Was mich am meisten störte, war der Garzustand des Oktopus, denn die Bisskonsistenz war noch hart. Also das war in jeder Hinsicht lieblos auf den Teller gebracht und nur schwache drei Sterne wert.

Die beiden Pizzen danach schnitten besser ab.

Die Casa Matti (9,50 €) war reichlich belegt mit Parmaschinken, Rucola und (statt des auf der Karte aufgeführten Mozzarellas) Parmesanhobel. Das stellt meine Begleiterin vollauf zufrieden.

Meine Mediterranea (8,50 €) war laut Karte belegt mit Kapern, Sardellen, Oliven und Peccorino. Nur sehr vereinzelte Sardellen und einige in Pulks versammelte Kapern, Oliven fand ich nicht. Sehr gut die dünnen Peccorinoscheiben, die die Pizza bedeckten und schmolzen und der Pizza eine klare Käsenote gaben. Der Teig und der Grundbelag gut.

Auch die Pizzagrößen vorzeigbar, so dass ich für die Pizzen knappe vier Sterne gebe, knapp, weil der Belag meiner Pizza sehr sparsam war. Da man die gute Brotqualität im Casa Matti mangels Dip verspielt und der Meeresfrüchtesalat ein Ausfall war, bleibt die Bewertungsuhr bei 3,49 Sternen stehen.

Auf den Tischen Flaschen mit Olivenöl und Aceto Balsamico, eine Pfeffermühle und ein Salzstreuer.

Ambiente:

Das Casa Matti ist ein großes Restaurant. Es erstreckt sich über eine Hausecke und hat einen Hauptbereich mit der Theke und einen kleineren Raum zur Linken.

Sein Interieur ähnelt dem so vieler Italiener, die in den letzten Jahren eingerichtet wurden. Auch hier der dunkle Fußboden in Holzoptik, dunkle Stühle und Bänke mit Lederpolstern und passende sehr große runde, geschlossene Lampenschirme für die Deckenbeleuchtung. Für Abwechslung sorgt die dunkelgrüne, längsgestreifte Tapete. Bilder mit floralen Motiven zieren sie, diese echt und zu erwerben (zumindest lassen das die Preisschilder vermuten).

Die Zweiertische ausreichend dimensioniert und der Raum zwischen den Tischen schon verschwenderisch breit.

Vor dem Casa Matti erstreckt sich links und rechts vom Eingang die Terrasse, auf der viele Gäste Platz nehmen können. Man sitzt auf dem Trottoir, das hier aber sehr breit bemessen ist, so dass es nicht eng wird. Das Mobiliar in der verbreiteten Korbflechtoptik.

Meine Speisekarte hatte sich schon entheftet und sollte aus dem Gebrauch genommen werden.

Sauberkeit:

Brotreste auf der Tischdecke von den Vorgängern möchte man eigentlich nicht sehen. Aber für das sorgfältige Herrichten der Tische war an dem Abend wohl keine Zeit. Es ist aber eine Nachlässigkeit, die zum Punktabzug führt.
Die Toiletten modern, frisch und sauber.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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