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GastroGuide-User: PetraIO
PetraIO hat Cafe-Restaurant Weinbrück in 67823 Obermoschel bewertet.
vor 5 Jahren
"Kalt…. gaaanz kalt! Und süß… und ich bin keine Süße."
Verifiziert

Geschrieben am 14.04.2019 | Aktualisiert am 15.04.2019
Besucht am 28.03.2019 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 60 EUR
Mein erster Besuch in dem gemütlichen Weinkeller 2016 mit einer Kollegin war mir noch in sehr schöner Erinnerung.

3 Jahre später:
Spontan sollte es nun ein Mädelsabend mit meiner besten Freundin werden. Sicherheitshalber reservierte ich am gleichen Tag telefonisch.

Meine Freundin holte mich am Büro ab und gemeinsam fuhren wir in den kleinen Ort Obermoschel.

Ein paar Herren tankten noch die letzten Sonnenstrahlen im schön gestalteten Hof. Mit der Sonne sollte es aber in wenigen Minuten vorbei sein. Also hinunter, über Jahrzehnte ausgetretene Treppenstufen. Für Gehbehinderte steht ein Treppenlift zur Verfügung.

Der junge Servicemitarbeiter begrüßte uns ausgesprochen fröhlich und herzlich, begleitete uns zum reservierten Tisch und reichte die kleine und trotzdem vielversprechend-abwechslungsreiche Speisekarte.

Ein Aufsteller am Tisch wies auf hausgemachte Limonaden hin. Zitronen-Ingwer-Limonade, 0,4 l - € 4,00 sprach uns beide an. Auf meine Nachfrage, ob die Limonade süß sei, wurde sofort angeboten, sie etwas dünner zu machen. Also bestellt.
Zitronen-Ingwer-Limonade
Der alte Gewölbekeller gefällt mir ausgesprochen gut. Rustikale, schlichte Eleganz fällt mir hierzu ein. Eigentlich ein Widerspruch, hier finde ich die Beschreibung passend. Die Tische stehen in komfortablen Abständen, Besteck liegt auf großen Stoffservietten für die Gäste bereit, die Beleuchtung sehr angenehm.

An der Stirnseite des Kellers fiel mir ein großer Landhaus-Kachelofen ins Auge. Den gab es wohl bei meinem ersten Besuch noch nicht. Und sehr schade: Er spendete keine Wärme.
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Während ein recht sonniger Tag mich bei weit geöffnetem Fenster im Büro erfreute, war es hier nicht nur kühl, sondern kalt. Ich friere nicht so schnell. Meine leichte Strickjacke bot ich nach kurzer Zeit meiner Freundin an.

Unsere Limonaden wurden gut gekühlt und mit frischer Minze dekoriert serviert. Sie war keinesfalls zu süß, aber wie es bei mir einfach ist: Auch minimal gezuckerte Getränke sind nicht meine Liga. Ist halt Geschmackssache.

Wir beide hatten uns beide gleich entschieden:

Gemüse-Quiche
mit Spinat-Apfelsalat im Balsamico, Brombeer-Espuma, eingemachte Babymöhren und gratiniertem Ziegenkäse - 7,80 €
Unser aufmerksamer Serviceherr wies darauf hin, dass die Gemüse-Quiche aktuell eine Süßkartoffel-Quiche sei. Wir zögerten kurz, der absolute Favorit ist die Süßkartoffel nicht für uns. Wir blieben aber bei dieser Vorspeise.
 
Zum Hauptgang:
Roggenspätzle mit Käsesahnesauce, karamellisierter Zwiebelcreme, Möhren und Curryespuma - 14,40 €

Kurze Zeit später gab es einen kleinen Gruß aus der Küche: Ein schlichtes Schälchen Kraut-Karottensalat. Gut gekühlt und mild abgeschmeckt.
Kraut-Karottensalat
Etwas früher aus der Kühlung genommen wäre er sicherlich aromatischer gewesen. Dazu wäre ein Stückchen gutes Brot willkommen gewesen. 2015 wurde hier besser begrüßt.

Wenig später erreichte uns die schön und übersichtlich angerichtete Vorspeise. „Guten Appetit“ wurde gewünscht und den hatten wir.
Gemüse-Quiche mit Spinat-Apfelsalat
Ich rückte den Teller zurecht und war erschrocken. EISkalt! Klar, einen Teller mit Salat sollte man nicht vorwärmen. Aber gute Zimmertemperatur schadet nicht dem Salat und hilft den warmen Bestandteilen warm zum Gast zu kommen! Das dazu gereichte Aufbackbaguette wäre frisch aufgebacken vielleicht erträglich gewesen. Aber auch dies wurde gut gekühlt serviert. Dabei gibt es durchaus gute Bäcker (oder selbst backen?) im Umkreis.

Kann man eine solche Vorspeise gemütlich essen? Ich nicht. Denn die beiden Scheibchen des erwärmten und nicht gratinierte Ziegenkäse waren sofort nur noch handwarm. Dem breiigen Süßkartoffelküchlein, weit entfernt von einer Quiche, kroch die Kälte von unten in nicht vorhandene Glieder. Auch geschmacklich blieb es leider ohne nachhaltigen Eindruck. Da konnte der kleine Spinatsalat mit sehr verhaltenem Apfelanteil eher punkten. Die Möhre kalt, Granatapfelkerne nett. Die Brombeersauce (= zusammengefallene Espuma) geschmacklich für mich zu diesem Gericht nicht stimmig.

Bei der Nachfrage, ob es geschmeckt hat, merkte ich die unterkühlte Leistung an.

Die Beanstandung wurde professionell zur Kenntnis genommen. Zwischenzeitlich machte ich mir sogar Gedanken um ein eventuell unterkühltes Küchenteam. 

Gespannt warteten wir auf den Hauptgang.

Konstante der Küche: Wieder ordentlich und übersichtlich angerichtet. Die Teller dieses Mal nicht eiskalt, aber auch nur zimmerwarm. Lauwarm, die schnell abkühlende Mehlmasse. Spätzle? Kaum erkennbar. Da fehlte es an Konsistenz, Struktur und Geschmack.
Roggenspätzle mit Käsesahnesauce, karamellisierter Zwiebelcreme
Spätzle kann ich, variiere auch gerne. So was ist mir als ungelernte Küchenkraft noch nicht passiert. Die karamellisierte Zwiebelcreme viel zu süß, Zwiebeln kaum noch erschmeckbar. Die Möhren: Kalt. Curryespuma? Gesucht und nicht gefunden. Topping: Ein Spinatblatt mit Kristallen. Meine Freundin vermutete Zucker. Ich hoffte auf Salz. Nein, zuckersüß. Und der Granatapfel musste auch irgendwie weg.

Um mich der Nachfrage des Services zu entziehen, flüchtete ich auf die piccobello moderne Toilette. War es hier auch wärmer?

Nach meiner Rückkehr die Frage nach einem Dessert. Die ehrliche Antwort „Vor- und Nachspeise waren mit ihrer Süße Dessert genug“ schluckte ich runter. Warum eigentlich?

01.07.18 übernahm Jean-Luc Blumers das Restaurant vom Seniorinhaber Herrn Beisiegel. Herr Beisiegel betitelte bei meinem ersten Besuch die junge Küchencrew als „die jungen Wilden“. Dies ist wohl so geblieben. Ein ganz junges, engagiertes Team agiert sehr freundlich, hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben, bildet aus und wagt was.
Diesem Team gönne und wünsche ich viel Erfolg. Aber auch den Gästen gutes Essen. Warme Speisen sollten warm serviert werden. Und im Überschwung der kreativen Gedanken ist manchmal weniger mehr. An den Texturen und der Harmonie der Komponenten muss gearbeitet werden. Auch an den Portionsgrößen. Vor- und Hauptspeise machten nur „satt“, mehr davon hätte nicht glücklich gemacht. 

Statt Dessert noch ein Espresso - € 2,30 für mich, heiß und zuckerfrei.
Und eine Latte Macciato - € 3,40 für meine Freundin.

Wir wurden sehr freundlich verabschiedet. 

Sehen wir uns wieder? Ich würde mir einen dritten Besuch wünschen, wird aber dauern. Dann bitte mindestens so gut wie beim ersten Besuch. Dieser Abend war hoffentlich ein Ausrutscher.

Service und Sauberkeit können den Gesamteindruck dieses Besuches nicht retten. Die Kälte geht zu Lasten des schönen Ambientes.

50 km Heimfahrt, die Sitzheizung gab alles!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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