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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Hostaria da Caruso in 53773 Hennef bewertet.
vor 7 Jahren
"Unsere Begeisterung entspricht der Temperatur unserer Gerichte: Abgekühlt!"
Verifiziert

Geschrieben am 03.11.2016
Besucht am 01.11.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 50 EUR
Ein Freund aus alten Schulzeiten hat sich angesagt. Nach einer 16 km langen Wanderung über den Natursteig Sieg landen wir abends im Zentrum von Hennef. In der Hostaria da Caruso auf der Frankfurter Straße wartet ein reservierter Tisch auf uns: meine Liebste, unseren Freund und mich.

Das Ambiente ****
Die Hostaria da Caruso ist eingereiht in die Ladenzeilen der Frankfurter Straße und bietet im Parterre eines weißen Geschäftshauses Platz für Gäste. Parkplätze gibt es beidseitig der Einkaufsstraße, allerdings nur an Sonn- und Feiertagen und sonst erst ab 19.00 h kostenfrei. Wer gratis in den Nebenstraßen parken will, muß schon längere Laufwege in Kauf nehmen. 

Die Hostaria ist noch recht jung, mit knapp einem halben Jahr noch im Säuglingsalter. Dementsprechend macht auch die Inneneinrichtung einen noch nagelneuen Eindruck.
Gastraum
Die blau-grauen Wände sind im hinteren Bereich des Gastraums, wo wir gesessen haben, reichlich behängt mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Film- und Operngrößen. So schauen unter anderem der echte Caruso, die Ekberg, die Dietrich und die Lollobrigida beim Essen zu. Im vorderen Restaurantbereich sind es Motive italienischer Provenienz und Familienmitglieder, wie ein Serviceherr meiner Frau verrät, die das Blau-Grau der Wände auflockern.

Wandlampen tauchen den Raum in eine warme Atmosphäre und beleuchten den Farbkontrast zwischen den dunkelbraunen Stühlen und den hellbraunen Holztischen, die allesamt mit dunkelbraunen Tischsets, Kerzen im Glas, Wassergläsern und Bestecken eingedeckt sind. Einige Tische sind von beige-braun gepolsterten Eckbänken umstellt.

Der Gastraum gibt ein ansprechendes Bild, und wir sitzen hier recht gemütlich, deshalb vier Sterne für das Ambiente.

Der Service ****
Zwei junge Herren bedienen uns den Abend über. Sie sind beide sehr freundlich und kompetent, geben auf Fragen zu den Speisen Auskunft, ohne anderswo nachfragen zu müssen, sie fragen, ob es geschmeckt habe und ob alles recht und in Ordnung sei, sie räumen gebrauchtes Geschirr zügig ab. Und bei Reklamationen, zu denen wir leider Grund gehabt haben, ist einer der Beiden sehr darum bemüht, Patzer wiedergutzumachen.

Zwei unserer Gerichte, worüber noch zu berichten ist, sind nicht richtig heiß, fast schon lauwarm, ausgerechnet eine Pizza und eine Saltimbocca. Wie aus der Pistole geschossen bietet unser Serviceherr Grappa für uns alle Drei an, als wir reklamieren. Auf den Hinweis meiner Angetrauten hin, sie müsse noch fahren, bietet er eine alkoholfreie Wiedergutmachung an. 

Der Grappa für meinen Freund und mich ist im Faß gereift. Dem Geschmack nach ist er weit entfernt von einem Billigprodukt. Meine Frau erhält Alkoholfreies in einem kleinen Gläschen, von der Farbe her so etwas wie ein Bitterino, aufgefüllt mit Prickelwasser und einem Eiswürfel. Und ein Espresso, den meine Frau nach ihrem Hauptgericht trinkt, geht schließlich auch noch auf Rechnung des Hauses.

Ein redliches Bemühen, damit wir nicht mit einem schlechten Eindruck das Haus verlassen, registrieren wir. Und mehrfach bittet der junge Mann um Entschuldigung und bittet uns, dem Restaurant eine zweite Chance zu geben.

So viel Bemühen und der Service an sich rechtfertigen eine gute Note für die beiden jungen Herren. Vier Sterne!

Essen und Getränke **/***
Einer der beiden Serviceherren präsentiert uns kurz nach unserer Platzeinnahme einen prächtigen Lachs auf einem Silbertablett und macht damit auf die Tageskarte aufmerksam. Neben der Tageskarte auf einer Tafel an der Wand geben uns die Speisekarten, die uns unser cameriere kurz danach reicht, den Überblick über das Angebot, das ristorante-üblich ist. Antipasti, Insalata, Zuppa, Pasta, Pizza, Carne, Pesce und Desserts sind die Rubriken der Karte. Die Preise liegen im üblichen Rahmen, sind aber teilweise auch schon im oberen Bereich vergleichsweise kleinstädtischer Italo-Restaurants.

Die Getränke hat unser Kellner aufgenommen, ein
– dunkles Weizenbier (3,60 € der halbe Liter) für meinen Freund, eine Flasche
– San Pellegrino (0,75 l für 5,40 €) für meine Frau und ein
– Pinot Grigio (0,25 l für 5.- €) für mich,
die uns dann auch gut gekühlt und richtig temperiert serviert werden. 

Inzwischen haben wir gewählt, und unser cameriere notiert eine
– Pizza Chef (13,90 €) für meine Frau, eine
– Lasagna al forno mit Rinderhackfleisch und Béchamelsauce (10,90 €) für meinen Schulfreund und eine
– Saltimbocca alla romana mit Kalbfleisch, Parmaschinken und Salbei (20,90 €) für mich.

Und schon bringt der andere Serviceherr den Gruß aus der Küche
Gruß aus der Küche – Brot
Das Brot ist frisch und knusprig. Hier gibt es nichts zu mäkeln. Dazu gereicht wird ein Dip.
Gruß aus der Küche – Dip
Der Dip ist kanpp bemessen für die Menge an Brotscheiben und für drei Personen. Es ist ein Kräuterschmand mit Olivenöl obenauf. Geschmacklich ist er okay, aber es ist kein Dip, der Geschmacksnerven in freudige Aufregung versetzt.

Nach einer Weile, zeitlich der Zubereitung der Speisen und in Anbetracht der zahlreichen Gäste durchaus angemessen, bekommen wir unsere Gerichte. 

Die Pizza für meine Frau sieht recht ordentlich aus.
Pizza Chef
An Zutaten findet sie neben Mozzarella und Tomatensauce Salsiccia, Steinpilze, Ruccola, Tomaten, Knoblauch und Parmesanspäne auf der Pizza. Geschmacklich liegt die Pizza im unteren Bereich. Es fehlt Würze, die Steinpilze sind nicht frisch, sondern gummiartig, feucht und laff. Die Wurst schmeckt nach nichts. Auf Nachfrage bringt der Serviceherr zum Würzen Salz, Pfeffer und Chiliöl, das aber längst nicht so scharf ist wie angekündigt. Zu allem Überfluß ist die Pizza auch nur warm, aber nicht richtig heiß. Lediglich der Rand hat noch etwas von der erwarteten Knusprigkeit bewahrt, der Rest ist recht durchweicht, um nicht zu sagen matschig.

Mein Spring-in-den-Mund ist von der Sorte „Sauce auf dem Fleisch“, nicht vom Typ „Fleisch auf dem Saucenspiegel“. Ich kann auch mit dieser Variante leben. 
Saltimbocca alla romana mit Kalbfleisch, Parmaschinken und Salbei
Begleitet wird das Kalbfleisch von Möhrenscheiben, Broccoli, grünen Bohnen, leicht gerösteten Kartoffelecken und einer Kirschtomate auf einem Ruccolablättchen.

Das Gemüse ist bißfest und auf den Punkt gegart. Etwas Pfeffer und Salz streue ich drüber, da es kaum gewürzt ist. Die Kartoffelecken, wahrscheinlich nur mal kurz durch die Pfanne geschwenkt, hätten etwas mehr geröstet sein können. Das Kalbfleisch ist zart und einwandfrei zubereitet. Der Parmaschinken macht sich geschmacklich durchaus bemerkbar, das Kalbfleisch ist damit reichlich belegt. Die Sauce vermag sich geschmacklich nicht gegen den Parmaschinken durchzusetzen, ich könnte nicht sagen, ob Wein zum Ablöschen des Bratenfonds verwendet worden ist.

Soweit wäre die Saltimbocca ja okay gewesen, aber auch sie ist wie die Pizza nicht heiß. Anfangs esse ich warmes Gemüse und unwesentlich wärmeres Fleisch. Als der Teller fast leer ist,  ist das Gemüse nur noch lauwarm, ja fast schon kalt und das Fleisch auch nur noch lauwarm. 

Es war ein Fehler, daß meine Frau und ich nicht direkt nach dem Servieren reklamiert haben. Anfangs ist die Temperatur der Speisen ja noch so an der unteren Erträglichkeitsgrenze gewesen, später aber sind die Speisen einfach zu sehr abgekühlt, zumal die Teller nicht vorgewärmt worden sind.

Unser Freund hat die einzige richtig heiße Speise erwischt, nicht verwunderlich bei einer Lasagne aus dem Ofen. 
Lasagna al forno mit Rinderhackfleisch und Béchamelsauce
Er ist mit seinem Nudelgericht ganz zufrieden. Jubelschreie stößt er aber nicht aus.

Wahrscheinlich ist die Lasagne in der Küche als Letztes fertig geworden, und die Pizza und die Saltimbocca haben ohne Wärmelampe warten müssen. Das Timing bei der Zubereitung gehört aber zum Tornistergepäck eines Kochs. Insofern sind wir schon enttäuscht.

Diese Enttäuschung teilen wir auch unserem jungen Mann mit, worauf die oben geschilderten Entschuldigungen und Wiedergutmachungsversuche folgen.

Dennoch: Das hitzebedürftige Essen und die teilweise durchweichte Pizza sind nicht in Ordnung. Zweieinhalb Sterne sind gutgemeint, mehr ist wirklich nicht drin.

Die Sauberkeit ****
Bei der Sauberkeit gibt es nichts zu bemängeln. Die Gasträume sind sauber. Auch die Tische, das Geschirr und die Bestecke sind sauber. Die Toiletten im Untergeschoß, zu denen man über eine Treppe hinunter geht, sind ebenfalls gepflegt und sauber. Die Sauberkeit bewerten wir mit „gut“, also vier Sterne.

Das Preis-/Leistungsverhältnis **/***
Die Mängel beim Essen beeinträchtigen natürlich auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Für 20 Euro und 90 Cent darf man eine einwandfreie Saltimbocca und für 13 Euro und 90 Cent eine einwandfreie Pizza verlangen. Gut , wir haben eine kleine Entschädigung in flüssiger Form bekommen. Dennoch sind Preis und Küchenleistung nicht stimmig, der Service macht  wieder ein bißchen wett. Deshalb auch hier nur zweieinhalb Sterne, das Preis-/Leistungsverhältnis ist nicht mehr okay.

Das Fazit **/***
Es bleibt zu hoffen, daß wir einen schlechten Tag erwischt haben. Jedenfalls können wir die Hostaria da Caruso vor dem Hintergrund des Erlebten nicht empfehlen. Aber wir neigen durchaus dazu, dem Restaurant eine zweite Chance zu geben, worum ja auch der cameriere gebeten hat. Aber für einen zweiten Versuch lassen wir einige Zeit verstreichen. Mehr als zweieinhalb Sterne sind jetzt für uns beim Fazit nicht drin.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 33 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 33 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.