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GastroGuide-User: x2x
x2x hat La Piazzetta in 40479 Düsseldorf bewertet.
vor 7 Jahren
"Tesla, Porsche-Design, Breuninger, Altstadt, Weihnachtsmärkte und ein klasse Italiener"
Verifiziert

Geschrieben am 07.12.2016 | Aktualisiert am 08.12.2016
Besucht am 02.12.2016 Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
* Weihnachtsmarkt-Tour durch NRW. Heute, Landeshauptstadt Düsseldorf. Das Dorf an der Düssel - wie es die Kölner gerne und häufig bezeichnen - verfügt über zirka 10 Weihnachtsmärkte für unterschiedliche Zielgruppen. Altbier-Permanent-Konsumenten favorisieren mehrheitlich den Weihnachtsmarkt in der Düsseldorfer Altstadt, der längsten Theke der Welt. Markenbewusste Kö-Flanierer (Lacoste es was es wolle, Geld spielt keine Rolex) zieht es eher zum Weihnachtsmarkt am Kö-Bogen (gesehen und gesehen werden), wo die Weihnachtsmarkt-Buden im Schatten vom Porsche-Design Shop, der Tesla-Galerie oder dem Shop der Schreibgeräte von Graf Faber von Castell aufgestellt sind. Wer es eher "rheinisch-kuschelig" mag (z.B. wir), inkludiert der zahlreich angereisten Bürger aus dem nahen Holland, der besucht den Weihnachtsmarkt am Heinrich-Heine-Platz. Gemeinsam mit unseren Freunden enden die Besuche beim Christkindchen und seinen Märkten fast immer in einem Restaurant. Endlich die Wärme genießen, endlich sitzen und vor allem kein Geruch mehr nach Bratäpfeln oder Glühwein aus Kanistern, dessen Einkaufswert häufig pro Liter sehr weit unter 1,- Euro liegt. Kanister die noch nie einen Winzer gesehen haben, auch wenn dem Marktbesucher "Winzer-Glühwein" verkauft wird. Ein Liter Diesel ist im Einkauf deutlich teurer. Von den Erträgen einer umsatzstarken Glühweinbude, kann man 11 Monate im Jahr gut leben.

* Tschüss Weihnachtsmarkt, guten Abend La Piazzetta. Das Restaurant liegt wenige Minuten von der City entfernt. Es gehört zur Düsseldorfer Rossini-Gruppe, die in der Landeshauptstadt 6 Gastrobetriebe führt. Die Außenfront des Hauses ist wenig auffällig, ein Gebäude das an die "Nachkriegsmoderne" der 60er und 70er Jahre erinnert. Tritt man ein, wird man hinsichtlich des Ambiente schnell entschädigt. Helle weiße Wände, Bögen die an das alte Rom erinnern, nett ! Hier hat sich ein Innendesigner/Raumgestalter Gedanken gemacht. Schlicht und trotzdem schick. Wir hatten reserviert und wurden sehr freundlich begrüsst. Die Auslastung lag sicherlich schon in Richtung 100%. Ein freundlicher Service-Mitarbeiter brachte uns zum reservierten Tisch. Obwohl die Bestuhlung sehr nachbarschaftlich (zu hochdeutsch relativ nahe beieinander) war, fühlten wir uns doch wohl. Die Karten wurden gereicht, nach Getränken wurde gefragt. Der Service agierte bereits schon im Antritt dezent, ruhig und überzeugend. Das Angebot war ordentlich, mehrheitlich "typisch Italiener", was wir ausdrücklich begrüssten. Neben der Karte auch eine Tafel mit aktuellen Tagesangeboten. Lamm, Dorade, Wild und passend zur Jahreszeit auch etwas von der Gans. Alles machte einen homogenen Eindruck. Dazu ein Weinangebot das sehr breit angelegt war. Wie immer überlasse ich die Beurteilung der Winzer-Produkte den Menschen, die in diesem Segment deutlich kompetenter sind als ich. 

* Unsere Getränke-Order (wir waren zu sechst) ging quer durch die Wein-aber auch Bierkarte. Während einer meiner Freunde noch ein ausführliches Beratungsgespräch mit unserem Kellner über passende Weine führte, durfte ich bereits in der Altbierstadt mein erstes Pils trinken. Die dazu gereichten Oliven (damit grüsste die Küche etwas bescheiden), überließ ich gerne Hasimausi, die bekanntlich zu den grössten Oliven-Anhängern nördlich der italienischen Alpen gehört. Mir sagte viel mehr das wunderbare frisch Brot zu. Ebenso die dazu gereichte Butter, die wohl mit Knoblauch, Tomaten (?) und Basilikum angereichert war - lecker. Inzwischen fand am Tisch eine lebhafte und analytische Diskussion über die servierten Weine statt. Ich bin immer wieder erstaunt, was die menschlichen Durchschnitts-Geschmacks-Knospen alles beim Konsum des Weines erkennen. Mein Hochachtung ! Dabei warte ich immer auf den Tag, wo ein excellenter Weinkenner neben dem Duft (z.B. nach Quitte), die Lage, die Beschaffenheit des Bodens (kalk-oder tonhaltig), die Traubensorte, das genaue Datum der Traubenlese und den Namen des Winzers herausschmecken wird. - Wir bestellten unser Essen: Für meine Dame als Vorspeise den Salat vom Oktopus (15,- Euro) und für mich das Rindercarpaccio (20,- Euro). Als Hauptgerichte den Bio-Lachs für 25,- Euro für Hasimausi und für mich das Saltimbocca (23,- Euro) vom Kalbsrücken. Unsere Freunde bestellten quer durch die Karte.

* Während wir vom Service aufmerksam mit Wein, Wasser und Bier versorgt wurden, viel mir auf das es sich bei dem La Piazzetta nicht um einen Szene-Italiener handelt, wie man diese gerade in Düsseldorf vielfach vorfindet. Hier wird nicht alle 10 Minuten ein neuer Gast überschwänglich mit "Bussi-Bussi" begrüsst und auch nicht jeder männliche Gast oberhalb von 50 Jahren, ist hier ein (angeblicher) Dottore. Der Service übt sich in Zurückhaltung, Diskretion und fast schon in Perfektion. Sehr angenehm. Nicht ganz so angenehm war allerdings die Raumtemperatur. Geschätzt gut oberhalb von 25 Grad. Oder salopp ausgedrückt, "Klimatisch wie Italien im Hochsommer".

* Die 6 Vorspeisen erreichten unseren Tisch, alle zeitgleich - perfetto. Mein Dame war von ihrem Oktopus-Salat begeistert. Offensichtlich frisch, angereichert mit einem Sößchen, dass meine liebe Dame zwar nicht genau zuordnen konnte, aber ihren Gaumen sehr zufrieden stellte. Dazu noch Oliven. Hasimausi fand die Insalata-Erfüllung. Mich konnten Tintenfischringe noch nie begeistern, egal ob solo, leicht paniert (Tempura) oder im Salat versteckt. Ganz anders mein Rindercarpaccio. Wunderbar gewürzt, hauchdünn und damit vorbildlich geschnitten, abgerundet mit Zitronenöl und mit frischem Parmesan. Kompliment an die Küche. Um mich herum bei unseren Freunden - Zufriedenheit, keine Kritik. Während der Service die geleerten Vorspeisenteller abservierte, gesellte sich zur hohen Innentemperatur noch ein Live-Gesang. Etwas abseits in einem separaten Raum residierte eine etwa 15 köpfige Weihnachtsfeier-Gruppierung, mehrheitlich weiblich. Dazu ein italienisches Buffet und Canzoni Italiano, live am Klavier von einer Signorina interpretiert. Wir fanden es gut.

* Zu den Hauptspeisen. Meine Dame erhielt ihren Lachs - sorry, natürlich Bio-Lachs. Dazu etwas Gemüse und Trüffel. Hasimausi setzte ihre hohe Zufriedenheit nach dem Verzehr der Vorspeise fort. Der Lachs war offensichtlich frisch, die Konsistenz vorbildlich, die Weißweinsauce ein gute Abrundung und die Trüffel ein Genuss. Ein Genuss zeichnete auch meine Kalbsrücken-Steaks aus. Die Fleischqualität ohne Tadel, der Salbei-Geschmack war dezent und überflügelte nicht den Fleischgeschmack. Gemeinsam mit dem Parma-Schinken eine gelungene Komposition. Obwohl fast jeder Italiener ein Saltimbocca anbietet, gibt es doch erhebliche Qualitäts-und Zubereitungsunterschiede. Hier hatte die Küche eine sehr gute Leistung erbracht. Daher nochmals - perfetto ! - Nicht nur meine Dame und ich waren zufrieden, auch unsere Freunde machten keinen Ansatz einer Kritik, ganz im Gegenteil. Dann ging es in die Dessertrunde, an der ich nur selten teilnehme, außer beim Formaggio. Der Grappa-Abschluss zog sich noch etwas hin. Es wurde nochmals über Weine philosophiert und konsumiert und wir lauschten noch etwas den Canzoni aus dem Separato.

Fazit: Zufriedenheit ohne wenn und aber. Das Ambiente verdient gute 4 Sterne, einzig die Raumtemperatur war satte 5 Grad über der normalen Zumutbarkeit. Selbst meiner Dame war es zu warm, die sonst schon mal in der Sauna friert. Trotz der Wärme kein Punkteabzug. Wir gehen mal davon aus, dass es ein einmaliger Ausrutscher war. Für den Service 4,5 Sterne und ebenso für das Essen. Summiert ein sehr guter Gesamteindruck.

Buon Natale.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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