Zurück zu DesTill'e
GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat DesTill'e in 42651 Solingen bewertet.
vor 7 Jahren
"Neues Leben im gastronomisch altgedienten Gewölbekeller"
Verifiziert

Geschrieben am 14.05.2017 | Aktualisiert am 17.05.2017
Besucht am 05.05.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 79 EUR
Vorwort

Die Christians-Villen im Herzen Solingens - nicht nur stadtgeschichtlich ein Ort mit Historie, auch gastronomisch: Denn seit der liebevollen Sanierung der Häuser durch einen lokalpatriotischen, dem Denkmalschutz zugetanen Unternehmer in den späten Achtzigern - der Zeitpunkt der Sanierung ist gemeint, nicht das Alter des Herrn H. :-) - ging der stimmungsvolle, für gastronomische Belange voll ausgestattete Gewölbekeller der Häuser fast durchgehend durch die Hände verschiedener Pächter.

Viele erinnern sicher noch die Neunziger und frühen Nuller-Jahre, als hier Torsten Steinhaus erfolgreich das „Globusmann Restaurant“ betrieb, bevor man sich mit einer zu ambitionierten „Expansions-Strategie“ verzettelte und in den Konkurs ging.

Ende gut alles gut, jetzt wirkt dieser bekanntermaßen in schönen Ambiente im ehemaligen Hauptbahnhof, welcher, inklusive seines Umfeldes, dank der Fördermittel einer einige Jahre zurückliegenden Regionale, aus seinem unansehnlichen Dornröschenschlaf geweckt wurde.

In den letzten Jahren war es still geworden um den Keller an der Konrad-Adenauer-Straße, vom letzten Versuch, hier erfolgreich Gäste zu bewirten, zeugen noch heute die Logos des „Christians Villen Restaurant“, doch seit Anfang dieses Jahres ist die Stille reger Betriebsamkeit gewichen.

Der in Solingen durch die langjährige, mit einem Geschäftspartner erfolgreich realisierte Pacht des „Al B'Andy“ nicht unbekannte Till Droß, hatte sich entschieden,  jenes zu verlassen, um auf eigenen Beinen zu stehen und somit seine eigenen Vorstellungen fortan besser umsetzen zu können.

Er ist auch namensgebend für die etwas angestrengt klingende Wortschöpfung „DesTill'e“, so ganz ohne Apostroph wollte der sympathische Enddreißiger dann anscheinend doch nicht weitermachen.

Doch abgesehen von orthografisch fragwürdigen Kunstgriffen ist der Name durchaus Programm, denn eine Auswahl hochwertige Brände und „en vogue“ Spirituosen wie Gin und Rum sind fester Bestandteil der Getränkekarte.

Die Gesetze zeitgemäßen Marketings scheinen auch die Gastronomie mehr und mehr zu beeinflussen, die Website macht einen guten Eindruck, auch wenn man kein verkniffener Heraldik- oder Ikonografie-Nerd sein muss, um dem Logo eine gewisse Nähe zu einem Word-Art-Machwerk zu attestieren.

Wo ein Logo ist, ist ein Claim meistens nicht weit, ein griffiges Motto hat noch selten geschadet, „Verweilen bei Freunden“ ist es hier geworden und es umschreibt die Grundidee, die Droß hier verwirklichen möchte: kein Restaurant im klassischen Sinne, keine reine Bar oder Kneipe, sondern eine gesunde Mischung, garniert mit schönem Ambiente, gelegentlichen Events und hipsterkompatibler Beschallung.

Im angelsächsischen Sprachraum hat sich für solche Mischformen der imho sprachlich fürchterliche „Gastro-Pub“ durchgesetzt, was man dort gemeinhin mit „Kneipe mit Niveau und guter Küche“ assoziiert - nun, es gibt sicherlich schlechtere Attribute, zumindest inhaltlich.

Aus eigener Erfahrung weiß man: „Verweilen bei Freunden“ klingt für viele in langjährigen Partnerschaften lebende, mit unzähligen, unfreiwilligen  „Pärchenabenden“ gequälte Zeitgenossen beider Geschlechter in etwa so verheißungsvoll wie ein Kurzurlaub in Guantanamo.

Aber Madame verweilte an diesem Freitagabend bei ihrem gelegentlichen „Damen-Stammtisch“, alleine essen macht keine Freude, also kurzentschlossen meinen stets verfressenen Weindealer aktiviert, ihn um halb sieben in seiner Spelunke, sorry (er liest mit, es gilt spontanen Preiserhöhungen meiner Lieblingstropfen vorzubeugen…), natürlich muss es heißen seinem „arkadischen Genussparadies“, aufgegabelt und ab auf die Stadtautobahn…

Kritik

Große Freude bei unserer Ankunft: Nachdem die (gefühlt in etwa so lange wie die Bauarbeiten zum Berliner Flughafen andauernden) Umbauten der Konrad-Adenauer-Straße – inklusive einer für alle Beteiligten hochnotpeinlichen Provinz-Posse um den Bau einer neuen Treppe zum Haupt-Eingang des Stadttheaters –langsam aber sicher einem Ende entgegensehen, ist der Parkplatz neben den Villen endlich wieder von der Straße anzufahren.

Ab 18 Uhr stehen die dortigen Mitarbeiter-Parkplätze der hier ansässigen Unternehmen den Gästen des Restaurants zur Verfügung, wir hatten gegen viertel nach Sieben  fast noch freie Auswahl, sicher ein großes Plus für ein Lokal in dieser Gegend.

Der Garten hinter den Villen war und ist im Sommer ein schöner Ort für Speis und Trank unter freiem Himmel, die Häuser schirmen den Lärm der Straße ab, alte Bäume spenden Schatten; und durch diesen Garten müssen alle vom Parkplatz kommenden Gäste, um zum rückwärtigen Eingang des Lokals zu gelangen.



Da ich den Keller seit fast 20 Jahren in all seinen lebhaften Veränderungen erlebt habe, war ich gespannt, was sich getan hat und wurde positiv überrascht.

Der vordere Bereich bietet die aus Zeiten des „Christians Villen Restaurants“ bekannte Mischung von Moderne und Tradition in Form einer schicken, minimalistischen Bar, nur das Milchglas an der Bar wurde entfernt und auf die gegenüberliegende, hübsch verputzte Wand das neue Logo appliziert.





In den hinteren Tonnengewölben lässt man die historische Bausubstanz für sich wirken, Dekoration wird dezent eingesetzt, der kleine Raum vor bzw. hinter dem auf der anderen Seite des Kellers liegenden neuen Haupteingang wartet mit antiquarischer, zeitgenössischer Möblierung auf, alles ist nach wie vor stimmungsvoll illuminiert.




Ich war nie im Al B’andy, da Till Droß aber mitunter Wein bei meiner Begleitung kauft, hatte ich in den letzten Jahren das ein oder andere Gespräch mit ihm bei meinem samstäglichen Pflicht-Termin im Casa Luz, man kennt sich vom Sehen, wir wurden beide herzlich begrüßt.

Wir hatten reserviert, ein netter Tisch für Zwei wartete auf uns, Herr Droß führte uns zu diesem, nahm erste Getränkewünsche auf und während wir auf unser Feierabend-Bier warteten, begann sich das Lokal quasi minütlich mehr mit neuen Gästen zu füllen, über mangelnden Zuspruch kann sich die „DesTill`e“ schon heute nicht beklagen.


 
In Sachen Bier war ich etwas enttäuscht, ich hatte nicht nur durch die Hipster-Dichte im Publikum sondern eben gerade wegen des feucht-fröhlichen Restaurant-Namens das ein oder andere interessante Craft-Beer auf der Karte erwartet, außer Mainstream vom Fass waren in der Flasche nur Weizen und Alt zu bekommen, wir entschieden uns für ein Schlüssel Alt, die 0,33l Flasche zu moderaten 3 €.

Die Karte der DesTill´e geht spürbar über die Kategorie „bierbegleitende Speisen“ hinaus, hat aber auch in dieser einiges zu bieten, zudem offeriert man zwei Gerichte als Tages-Special, das teuerste Gericht auf der Karte ist mit 23 Euro bepreist.

Vor dem Hintergrund, dass man offensiv damit wirbt, mit guten Zutaten frisch zu kochen und auf Convenience zu verzichten ein absolut reeller Preisrahmen, wie ich meine.

Den Service stemmen mit Geschmack gecastete, hübsche junge Damen, die einen überaus geschätzten Bremer Kritikerkollegen sicher zu begeisterten Höchstnoten auf seiner mit Fleiß und Eifer geführten Service-Ästhetik-Skala hingerissen hätten.

Eines dieser emsig wuselnden Exemplare brachte uns unser Bier, hoppla, ist ja eins mehr als bestellt, macht nix, Käpt´n Rioja trinke auch gerne ein Bier mehr, Herr S. fährt und übt sich abermals in moderater Askese.

In Sachen durch Lächeln transportierte Freundlichkeit in Richtung Gast hat unser studentisches Kellner-Küken vielleicht noch das ein oder andere Seminar zu belegen, verblüffte dann aber mit überzeugenden Gedächtnisleistungen.

„Wollen Sie Essen bestellen?“ „Ja, gerne,  ist ein wenig mehr, also….“ Ich wartete darauf, dass sie einen Block herauskramen würde… nix passiert, etwas merkwürdige Pause entsteht, ich wiederhole „Ähm, also sind schon ein paar Sachen….“ … man nickt mir mit regungsloser Mimik zu, ich schaue zu meiner Begleitung, Schulterzucken bei uns beiden, hilft ja nix, ich rattere also unsere sechs Positionen runter, inklusive gewünschter Steak-Garstufe.

Man quittiert wortlos mit einem Nicken und entschwindet, keine Rückfragen zur Abfolge, „Wenn das mal gut geht…“ höre ich mich noch sagen.

Und dass tat es dann auch nur bedingt. Keine zehn Minuten später (!) kamen alle Vorspeisen, alles fehlerfrei, nur: Wir wollten Brot und Aioli und Bruschetta als kleinen Happen zum Bier vorweg teilen, Suppe und Gambas danach als Vorspeisen und dachten, das sei eigentlich aufgrund unsere Auswahl recht eindeutig, zumal auch keine Rückfrage erfolgte.

Wir waren etwas perplex, wollten die warmen Gerichte aber nicht zurückgehen lassen, und mussten somit mit Bier statt Wein zur Vorspeise leben, obwohl ich eigentlich zu den Gambas gerne einen schönen kalten Verdejo gehabt hätte.
 
Brot und Aioli – 3,50€




Auch wenn das Brot sicher keinen Preis für besonderen Charakter verdient hat, war es ein frisches Weizenbrot, das eine ganze Spur besser war, als das landesweit bei vielen spanischen und griechischen Lokalen servierte geschmacksneutrale Aioli- bzw. Zaziki-Transportmedium ähnlicher Optik.

Die Aioli hat mir ausgesprochen gut gefallen, die Konsistenz sämig angenehm, ohne zu sehr an Mayonnaise zu erinnern, auch nicht zu pappig, was gerne passiert wenn Kartoffeln mit ihm Spiel sind.

Geschmacklich sehr gut, kräftiger Knoblauch, leichte Säure, würde ich wieder bestellen!

Bruschetta – 5€



Das Rendite-Wunder schlechthin, altbackenes Brot, ein paar Tomatenwürfel - danke für 4-7 Euro lieber Gast, nur Spaghetti AOP machen so manchen Wirt sicher noch glücklicher.

Hier erhält man eine typische Portion, drei handtellergroße, in Olivenöl geröstete Scheiben Weißbrot, dazu die klassische Tomaten Knoblauch Zubereitung.

Brot gut, allerdings in seiner Tagesform heute nicht ideal für Bruschetta da doch teilweise etwas bissfest, aber das ist sicher auch Geschmackssache. Geschmacklich sehr gut die Tomaten, kräftig gewürzt ohne zu übertreiben, ein mildes Olivenöl, mehr braucht man oft nicht.

Störend hätte ich in einem reinrassigen Restaurant die Tatsache empfunden, dass die Tomaten nicht ganz sauber filetiert wurden, da lugten ab und an etwas  vom hellen Inneren und Tomatenkerne hervor.

Aber, und das gilt auch für die folgenden Speisen und das erwähne ich gerne nochmal im Fazit: das hier ist kein Gourmet-Tempel! Man muss einordnen, was ich wo zu welchem Preis erwarten kann, und somit finde ich das im Kontext einer gepflegten Küche „wie bei Muttern“, wie das Lokal die eigenen Ansprüche umschreibt, akzeptabel.

Ich finde das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zuletzt durch durch die üppige Salatgarnitur vertretbar.
 
Gambas al ajillo – 8,50€



Dampfend und brodelnd in einer typischen Cazuela serviert, nur dezenter Duft von Olivenöl und Knoblauch.
Sieben mittlegroße Exemplare, auf den Punkt gegart, leicht glasig, guter, leicht süßlicher Geschmack.

Zu diesem Preise natürlich kein Wildfang, aber zu diesem Preis habe ich in Sachen Geschmack und Sortierung schon vergleichbar unendlich Schlechteres erhalten, konnte man mit Appetit verspeisen.

Leider war man für meinen Gaumen zurückhaltend bei Chili und „Ajillo“, am heimischen Herd gerät das Gericht immer zu einer kleinen Aromenbombe mit allerlei Kräutern, daher bin ich hier vielleicht etwas „ver-konditioniert“, das mache ich der Küche aber nicht zum Vorwurf.

Meine Begleitung labte sich an einer

Karotten-Ingwer-Suppe

mit Garnele am Spieß zu moderaten 5,50 €, probiert habe ich diese nicht, man zeigte sich aber durchaus zufrieden.

Nach der Zufriedenheit fragt Meister Droß gerne selbst, bei der Gelegenheit kurze Weinbestellung zu den beiden Hauptgerichten - komisch, die Weine kamen mir seltsam bekannt vor… :-)

Rumpsteak mit Rotwein-Schalotten und Bratkartoffeln – 22,50€
2013 López  de Haro Crianza, Garnacha, Graciano, Tempranillo, Hacienda López de Haro, Rioja, Spanien – 0,2l zu 5,50€

Rumpsteak mit Rotwein-Schalotten, Ratatouille & Bratkartoffeln

Hier muss ich mich besonders zusammenreißen, denn nichts kann ich weniger ausstehen, als hochnäsige, bornierte Negativ-Bewertungen von bodenständigen Restaurants, nur weil die Currywurst nicht vom handmassierten Bio-Bison aus der Region stammt.

Ich bin als Fleisch-Freak ein verwöhnter Bengel, ich genieße es wie andere gute Weine, denn was für das Terroir dort gilt, gilt auch bei Fleisch und ich kann nicht erwarten, hier für 22,50€ USDA Prime und Co. zu erhalten.

Was ich erhielt, war optisch aller Ehren wert, das Fleisch wurde auf einem Spiegel der recht dickflüssigen Rotwein-Schalotten Sauce serviert, daneben ein wenig Ratatouille aus Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Tomaten und Paprika - a part kamen die Bratkartoffeln.

Das Fleisch wurde auf den Punkt gegart, medium rare wie bestellt, ich hätte mir noch etwas mehr Röstung gewünscht.


 
An richtig scharfen Steakmessern sollte es in Solingen eigentlich nicht mangeln, leider war mit dem mir in die Hand gedrückten Exemplar kein richtig sauberer Schnitt möglich, das haben Klingen mit grobem Wellenschliff leider so an sich, zumindest wenn sie in die Jahre kommen.

Das Fleisch geschmacklich gut, nass gereift, auch wenn mir die kräftigen Aromen und das butterweiche Fett der hochklassigen Rassen fehlen, aber siehe oben, das war ein absolut akzeptables Stück Fleisch, vielleicht auch ohne deplatzierte Gourmet-Ansprüche einen Hauch trocken, was aber z.B. auch an etwas zu ruppig aufgetauter Ware liegen kann.

Die Rotwein Schalotten auch gut, der unvermeidliche Balsamico darf hierin nicht fehlen, leicht lieblicher Grundton, eine runde Sache.

Leider, und das habe ich auch angemerkt, war der Saucen-Spiegel  beim ersten Bissen doch schon spürbar Richtung Zimmertemperatur unterwegs und somit traf heißes Fleisch auf gerade noch lauwarme Sauce, diese hätte man besser, wie die Bratkartoffeln auch, separat in einer kleinen Sauciere servieren sollen oder aber den Teller entsprechend vorwärmen.

Das Ratatouille im Garpunkt sehr gut, kein Matschhaufen, keine Rohkost, in der Würzung eher zurückhaltend, was aber zu der kräftigen Sauce und der Zwiebel-Speck-Attacke der Bratkartoffeln gut funktionierte.

Die Bratkartoffeln klassisch mit Zwiebeln und Speck, optisch durch Röstaromen im Sinne Tim Mälzers nicht unbedingt tauglich für ein Kochbuch-Titelbild und auch einen Hauch fettig, ABER: geschmacklich wurden diese dem Motto des Lokals mehr als gerecht.



Einfach aber gut, die Kartoffeln waren vorgekocht und von gutem Geschmack, kein „Kühlhaus- Hautgout“, haben geschmeckt wie bei „Omma“ und waren somit eine gern verspeiste Beilage.

Der einfache Rioja hat in der Vergangenheit auch schon mehrfach in meinem bescheidenen heimischen Weinkühlschrank Platz gefunden, ein alter Bekannter und verlässlicher Begleiter von Gegrilltem und allen kräftigen mediterranen Aromen, eine gute Wahl aus einer hier naturgemäß sehr kleinen Weinkarte.

Auf der anderen Seite des Tisches vertilgte man eine

Gefüllte Hähnchenbrust im Parmaschinkenmantel an Salbeisauce mit Reis & Salat

zu 13 Euro. Die Optik, naja, begleitet von einem schon leicht zusammenbrechenden Reistimbal und etwas leider immer noch nicht unter Prügelstrafe gestellter Crema-di-Balsamico-Modern-Art, kam eine mit Salbei und Parmaschinken gefüllte Hähnchenbrust auf Salbeisauce.

Dies habe ich probieren können, wir stimmten überein, die Brust einen Hauch staubig trotz Parma-Einsatz, die Sauce sehr gut, der Reis Reis, alles in allem fand ich es aber vor allem durch die Saltimbocca Anleihe in der Füllung sehr schmackhaft.

Wir waren satt, es waren gerade einmal 90 Minuten vergangen, das Lokal in der Zwischenzeit bis auf den letzten Platz besetzt, sehr angenehmes, gemischtes Publikum aus Provinz-Hipstern, junggebliebenen älteren Semestern, diversen Pärchen und kleineren Mädels- und Jungs-Treffs.

Leider ist dann, so gemütlich und stimmungsvoll der Keller auch ist, schlechte Luft in diesem ein echtes Problem, was in Kombination mit dem Lautstärkepegel für viele nicht unbedingt eine ideale Atmosphäre für ein entspanntes Abendessen darstellt.

Hier ist anzuraten, den Freitag und Samstag entsprechend zu meiden, das Problem mit der schlechten Luft besteht wirklich nur bei Hochbetrieb.

Wir zahlten an der Bar, so wie es hier üblich ist, noch ein wenig netter Smalltalk und schon um kurz nach neun ging es wieder hinaus in den Freitagabend.

In der Zwischenzeit hatte es aufgeklart, das lärmende Gewölbe entließ uns in den nunmehr sonnigen, vergleichsweise ruhigen Garten und ich freute mich auf das vor mir liegende Wochenende.

Fazit

Ich gebe wohlmeinende 3,5 Sterne für die Tagesleistung der Küche, hier und da an diesem Abend noch Luft nach oben, aber für eine Küche im Kontext des Konzeptes und des Preisgefüges ist es in der Gegend SEHR EINFACH, mehr Geld für weniger auszugeben.

Wer mit Freunden einen netten Abend haben möchte, in außergewöhnlichem Ambiente ein paar schöne Getränke ohne hochpreisiges Chi-Chi auf der Speisekarte zu sich nehmen will, ist hier auch kulinarisch bestens aufgehoben. Als reines Restaurant ist die DesTill’e sicher keine Reise wert, aber das ist auch nicht die Intention von Till Droß und der Zuspruch der Gäste gibt ihm Recht, auf dem richtigen Weg zu sein.

Der Service beschränkte sich an diesem Abend eher auf das empathie-befreite Abstellen von Gläsern und Tellern, die sympathische Ausstrahlung, die den Patron ausmacht und dem Laden ein Gesicht gibt, vermochte dieser leider nicht im Ansatz mitzutragen. Zudem standen leere Gläser sehr lange auf den Tischen, hier muss sich noch einiges einspielen, auch wenn es unkompliziert zugehen soll: 2,5 Sterne für diese Tagesleistung.

Das Ambiente, schwierige Nummer. Einerseits ist der Keller wunderschön, ich erinnere mich an die Steinhaus Zeiten und spätere Anlässe. Aber wenn so voll, laut und stickig wie an diesem Abend, leidet doch einiges, daher als Bewertung als Bühne für ein Abendessen an eben diesem Abend 3 Sterne.

Die Sauberkeit tadellos, 5 Sterne.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis möchte ich im Zusammenspiel aller Faktoren trotz kleinerer handwerklicher Schwächen mit 4 Sternen bewerten, ein Standort mit Stil in idealer Lage will erst einmal gepachtet werden und angesichts dessen, was wir erhalten haben, ist ein „gut“ durchaus angebracht.

Ich wünsche dem sympathischen Betreiber noch lange gute und erfolgreiche Zeiten an diesem Standort, er ist mit Herzblut bei der Sache, will einfach nur gute, ehrliche und zivil bepreiste Küche bieten, und das ist heute ja fast schon eine Ausnahme.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 24 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Gast im Haus und 24 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.