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Sonntag war Gelegenheit dazu. Der Frühling hatte sich mit sommerlichen Temperaturen eingeführt und das Münsterland saß auf der "Fietse" um den Sonnenschein zu genießen. Auch meine Frau und ich waren unterwegs und hatten uns vorgenommen, ein erstes Mal im Kreislehrgarten in Steinfurt vorbei zu schauen. Danach war es spätere Mittagszeit und wir hatten Sinn nach einer Einkehr. Ich erinnerte mich an die Schlossmühle, die jetzt Ristorante Locoselli heißt.
Nach ein paar Minuten fahrt vom Garten zum Schloss standen wir vor der Schlossmühle
man kann nicht verstehen, warum diese gastronomische Immobilie so lange leer stand
Innen war renoviert worden, das Restaurant hatte im Herbst 2017 eröffnet. Das Ambiente ist schlicht, aber edel.
Stofftischdecken, Stoffservietten, gutes Besteck. Die Tische nicht zu eng gestellt. Einzig die Stühle gefielen meinem Rücken nicht so gut. Die Sitzfläche war sehr klein für größere Menschen, selbst meine Frau hatte Schwierigkeiten, eine angenehme Sitzposition zu finden. Wir wurden von einer jungen Dame freundlich in Empfang genommen und fragten nach einem Tisch für uns. Das war kein Problem und wir fanden einen schönen Tisch mit Fenster nach draußen, direkt über dem Mühlrad.
Die Karten wurden uns gereicht, keine Pizza! Ein Blick in die Karte bestätigte eine Ausrichtung zur gehobenen italienischen Küche. Auch auf der Tageskarte keine Standarditaliener-Küche.
Viel Fisch, viel Meeresfrüchte, Aufteilung der Gänge in den italienischen Standard Antipasti, Pasta, Hauptgericht und Dessert. Fein! Ich fing an mich auf das kommende Mahl zu freuen. Auch ein Blick in die offene Küche, wo eine junge, offensichtlich italienische Köchin sehr liebevoll dekorierte Teller an den Service übergab, lies mich mit Spannung das Angebot in Karte und auf der Schiefertafel erkunden.
Vorab wurde eine Flasche Wasser und eine Flasche Gavi di Gavi bestellt.
Der Wein war ein recht junger, frischer Gavi, der zum Sommerwetter draußen passte. Ich würde aber beim nächsten Besuch Alternativen wählen. Mit dem Bestellen servierte der Service einen kleinen Küchengruß
Sehr gute Kalamata (oder eine vergleichbare Sorte) Oliven, ein Aioli sowie frisches Baguette. Mit dem Wein und dem Küchengruß warteten wir auf unsere Vorspeisen. In der Wartezeit erblickte ich immer wieder sehr verlockende Teller, die die Küche verließen und anderen Gästen serviert wurden. Ich bekam wirklich Appetit auf meine Vorspeise, die dann auch serviert wurde
Grüner Spargel auf Parmaschinken hatte die Tageskarte angekündigt. Ein Parmesan oder Grana Padano war auch in Scheiben dazu gehobelt worden. Der Spargel selber war blanchiert und dann angebraten, lecker, der erste grüne Spargel 2018. Ich warte sehnsüchtig, das unsere lokalen Spargelbauern endlich ihre Hofläden öffnen. Dazu ein sehr guter Parmaschinken und ein wenig Kaviar zur Deko. Feiner Vorspeise, aber meine Frau hatte eine noch besser Wahl von der Tageskarte getroffen
Tartar vom Thunfisch wurde schlicht angekündigt. Der servierte Teller war eine Wucht. Recht grob geschnittener roher, qualitativ perfekt frischer Thun war mit ein ganz wenig Avocado und Zwiebeln angemacht. Dazu war er recht süß mariniert worden. Das war wirklich ein sehr gutes Tartar!
Nach den überraschend guten Vorspeisen freuten wir uns dann auf die Hauptspeisen, für beide Fisch
Steinbeißer auf Tomatenchutney für meine Frau. Ein sehr großes Stück Steinbeißerfilet mit einer Kruste obenauf. Leider weiß ich nicht was für eine, aber auch hier war meine Frau äußerst angetan von der Zubereitung des Filets und dem begleitenden Chutney. Für mich wie gesagt auch Fisch, ich hatte mich für
Seezunge mit gelben Zucchini und Spargelsauce entschieden. Die Sauce war auf Basis von grünem Spargel erstellt und gut abgeschmeckt. Der Koch, die Köchin spielen gerne mit ein bisschen Molekularküche in Form von Olivenölcrumble und aufgepoppten Cerealien für den Crunch. Die Seezunge lag auf einem Püree, ob es nur Kartoffel enthielt konnte ich in der Sauce nur schwer feststellen, aber die Zucchini fand sich in der Seezunge
Das waren Seezungenfilets als Roulade gefüllt mit dünnen Scheiben von Zucchini. Auch hier war der Fisch auf den Punkt zubereitet. Beide Fischgerichte waren äußerst gutes Kochhandwerk. Dessert ging angesichts der Portionsgrößen nicht mehr, von den begleitenden Gemüsen zum Hauptgang verzehrten wir nur einen Teil. Also einfach ein Espresso
Der Service, später war ein junger Mann zur Unterstützung der jungen Dame anwesend, leistete sich keine großen Schwächen (man muss die junge Dame nur mal darin schulen, eine Flasche Wein am Tisch zu öffnen, nicht am Tresen) und wir fühlten uns gut umsorgt. Das passte im Großen und Ganzen zur sehr guten Küchenleistung.
Fazit, es gibt in meiner Reichweite endlich wieder ein italienisches Restaurant, dass mit seiner Küchenleistung an das von mir sehr vermisste Restaurant Amici in Neuenkirchen erinnert. Gehobene italienische Küche abseits vom Pizzaofen! Ich werde sicher wieder einkehren. Später bemerkte ich, dass ein paar Tage vor unserem Besuch ein Kochabend mit 5 Köchen stattgefunden hatte (https://de-de.facebook.com/schlossmuehlesteinfurt/ ), unter anderem mit Rene Kalobuis ( Ex Küchenchef Westfälische Stuben (1 Stern) und mit Oliver Jacobi. Wer zusammen mit diesen Herren kocht, kann gar nicht schlicht kochen, ich komme sicher wieder.