Geschrieben am 12.05.2020 2020-05-12| Aktualisiert am
23.05.2020
Besucht am 11.05.2020Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 121 EUR
.......das zu sagen, wäre vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ein wenig fühlte es sich schon so an gestern Abend am Marktplatz in Rheine.
Als sich die Meldungen verdichteten, dass ab 11. Mai die Gastronomie in NRW wieder öffnen darf, wurde am vorhergehenden Freitagabend während einer sehr exklusiven Weinverkostung in einem Rheinenser Garten im Stadtteil Wadelheim im Vierer-Freundeskreis, verkostete Weine siehe hier,
beschlossen, wir gehen am Montag in unser Marktplatz-Wohnzimmer Echtzeit. Per WA Nachricht war ein Tisch schnell bei Luca reserviert. Ich freute mich wirklich, Luca und seine Kolleginnen wieder zu sehen. Unser letzter Restaurantbesuch am 13. März vor dem lockdown war auch an jenem Ort, also war es angemessen, die Gastronomielose Zeit dort auch zu beenden. Und gerade das Echtzeit mit seinen fest angestellten Mitarbeitern verdient es, unterstützt zu werden, erst endlose Baustelle, dann die zu Ende und das Virus legt das Geschäft erneut lahm. Und die Lage mitten in der Fußgängerzone ist natürlich auch nicht förderlich für alternatives take away Geschäft.
Deswegen war die Freude groß, erst einmal, natürlich vollvermummt, alle bekannten und vermissten Gesichter zu begrüßen und sich zu freuen, alle noch da. Man gibt nicht auf! Schön! Luca zapfte mir erst einmal wie immer ein Rolinck Pilsener. Die Weinkarte im Echtzeit ist immer noch ein kleiner Wermutstropfen im ansonsten geliebten Ambiente. Aber wir hatten es ja drei Tage vorher krachen lassen, dass war wie immer zu verschmerzen. Maria lugte auch kurz aus ihrer Küche und bekam durch unsere Bestellung gleich gut zu tun. Die wöchentlich wechselnde und jeweils aktuelle Karte lässt sich auf der Facebookseite einsehen.
Vorweg dreimal saisonaler Spargel und einmal ein Klassiker der italienischen Küche. Beginne ich mal mit dem Klassiker, Vitello Tonnato, bestellt durch den Herren neben mir.
Sagte ich schon, dass ich Marias farbenfrohe, kreative Küche vermisst habe? Was immer schön ist, dass sie das sehr dünn aufgeschnittene Kalbfleisch nicht in der Thunfischcreme ertränkt. Dazu als Crunch noch panierte und frittierte Gemüsesticks. Wenn das so serviert wird, würde sogar meine Frau Vitello Tonnato essen. Die hatte aber, wie ich, Spargel geordert. Wir sind in Rheine quasi umzingelt von Spargelfeldern und bis Mitte Juni ist der Spargel ein "must have" bei uns. Gebratener grüner Spargel in Vanillebutter und Zitronenvinaigrette. Immer wenn man denkt, jetzt hat man alle Arten von Spargelzubereitungen gegessen, entdeckt man was Neues. Gebraten ist für mich persönlich die einzig akzeptable Zubereitung der edlen weißen und grünen Stangen, in meiner Küche wird Spargel niemals gekocht. Ganz leicht karamellisiert schmeckt er angebraten am Besten. Maria hatte den jetzt mit einer Butter glasiert, in der sich Vanille befand. Klasse, keinerlei Süße und ein perfekt dosiertes Vanillearoma, als Gegengewicht die saure Vinaigrette. Dieses Gericht darf ein Frühjahrsklassiker im Echtzeit werden! Chapeau!
Die erste Karte nach der Wiedereröffnung war noch vorsichtig gestaltet, neben einer Seite simpler Klassiker gab es die beiden oben gezeigten Vorspeisen und 4 Nudelgerichte. Verständlich, bei einem Wiederbeginn, bei dem sich erst einmal zeigen muss, wie die Gäste das annehmen und ob sie schon wieder kommen. An unserem Abend war es noch sehr übersichtlich mit dem Gästeandrang. Somit orderten wir Vier am Tisch je zwei Nudelgerichte. Zum einen Pasta mit frischen Gemüse in Zitronensauce mit Parmesan.
Schlicht und gut. Die beiden Damen, die dieses Gericht bestellt hatten, äußerten keine Klage. Farbenfroh wie immer der Teller durch die Zuckerschoten obenauf. Des weiteren Möhren und Rübchen in der ganz leicht sauren Sauce. Der zweite Hauptgang des Abends mit Rindfleisch. Orecchiette mit Rindfleischspitzen in cremiger Parmesansauce und Sellerie-Möhren-Topping.
Andere Pasta, genauso lecker! Diese Sauce auch auf Parmesan Basis, aber nicht sauer, sondern herzhaft ausgerichtet. Das Rindfleisch, ein Schmorstück (Hüfte?) würde ich sagen, gekocht und in Streifen zur Sauce gegeben. Darauf knackig blanchierte Julienne von Möhre und Sellerie. Und wie immer nach den Pasta Tellern von Maria waren alle wirklich gesättigt! Schön, dass wir wieder einkehren dürfen ins Echtzeit, das hat echt gefehlt. Und weil es so schön war, gab es noch ein "Pilschen" und Gin Tonic von Luca gemixt.
Desserts sind in der Neustartkarte noch nicht vermerkt, dass Eis der benachbarten Eisdiele steht immer in der Karte. Aber als der Wunsch nach einem Espresso aufkam, fragte eine der Damen am Tisch nach einem Dessert. Meistens hat die Köchin da immer noch was in Petto. Und ja, Maria hatte gerade Panna Cotta gemacht, und würde die mit frischen Erdbeeren servieren. Irgendwie war plötzlich das Völlegefühl weg und es wurde nachgeordert.
Eigentlich sollte man jetzt einfach mal die Klappe halten und dieses Bild von einem Dessert bewundern, aber doch noch kurz eine Erläuterung. Nach ihrer Zeit im Locoselli in Steinfurt kann Maria nicht anders, sie muss mit den Konsistenzen von Grundzutaten spielen. Frische, marinierte Erdbeere gab es natürlich zur Panna Cotta, aber auch Erdbeerstaub in Krümeln, eine sehr verdichtete Sauce und etwas, dass eine ölige Konsistenz hatte. Dazu eine gelbe saure Creme als Gegengewicht zum Erdbeeroverkill, perfekt! Und dabei habe ich noch gar nicht geschrieben, dass das Minzblatt nicht einfach drauf geworfen wurde, sondern vorher leicht frittiert worden war.....
Wie man sieht, ich bin sehr froh, dass das Echtzeit die 2 Monate Lockdown überstanden hat, dass alle noch an Bord sind. Der Chef und Kellner Nummer 2, Batista, waren catern im Rheinenser Popup-Autokino. Schön, dass sie da auch noch was verdienen können. Wie immer meine uneingeschränkte Empfehlung für das Echtzeit in Rheine am Marktplatz.
.......das zu sagen, wäre vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ein wenig fühlte es sich schon so an gestern Abend am Marktplatz in Rheine.
Als sich die Meldungen verdichteten, dass ab 11. Mai die Gastronomie in NRW wieder öffnen darf, wurde am vorhergehenden Freitagabend während einer sehr exklusiven Weinverkostung in einem Rheinenser Garten im Stadtteil Wadelheim im Vierer-Freundeskreis, verkostete Weine siehe hier,
beschlossen, wir gehen am Montag in unser Marktplatz-Wohnzimmer Echtzeit. Per WA Nachricht war ein Tisch schnell bei Luca reserviert. Ich freute... mehr lesen
Geschrieben am 08.12.2019 2019-12-08| Aktualisiert am
09.12.2019
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Echtzeit
Besucht am 06.12.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Mal wieder ein Bericht aus meiner Heimatstadt. In Sachen Rheinenser Gastronomie bin ich ja eigentlich durch, denn alles, was mir kulinarisch zusagt in der heimatlichen Gastronomie, ist beschrieben und wird in angemessenen Abständen neu bewertet. Für den Rest der vorhandenen und oder neu hinzu gekommenen Betriebe kann ich mich nicht zu einem Besuch und/ oder Bewertung aufraffen, Leidenstouren a la Borgfelder durch die Bremer Gastronomie tu ich mir nicht an. Ich hab hier meine kulinarischen Ankerpunkte, in die es mich regelmäßig zieht und in denen ich mich wohlfühle.
Einer dieser Ankerpunkte lag und liegt jetzt wieder am Markt in Rheine. Der alte Inhaber hatte wohl geahnt, dass die Stadt Rheine durch eine 2,5jährige Baumaßnahme auf dem Markt versuchen würde, allem hier vorhandenen gewerblichen Treiben ein vollständiges Ende durch unendliche Bautätigkeit zu setzen und schloss sein Café Central. Im April eröffnete der Nachfolgebetrieb in der Hoffnung, dass das Auspflastern eines Marktplatzes in maximal 6 Monaten zu erledigen sei, aber er wurde eines besseren belehrt. Der beauftragte Betrieb hat es fertig gebracht, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt erst maximal 20% des Pflasters gelegt sind. Man munkelt von März (nur welches Jahr?) als Monat der Fertigstellung. Darunter leiden alle Anlieger seit jetzt mehr als 2 Jahren. Das Team der Echtzeit hat aber das einzig mögliche getan und durch Engagement über die letzten 8 Monate versucht, den Gästen trotzdem eine schöne Zeit im oder vor dem Echtzeit zu ermöglichen.
Und durch regelmäßige Besuche wurde ich Zeuge, welche kreative Kraft man in einem jungen Team wecken kann, wenn man ihnen Freiheit und Vertrauen schenkt als Chef. Denn der hat eine jetzt vierköpfige, sehr junge italienisch-sardische Kerntruppe um sich geschart, Ihnen Vertrauen durch feste Arbeitsverträge gegeben und die jungen Leute zahlen das jetzt Form von großem Engagement zurück. Nach meinem Erstbericht im April 2019 war und bin ich regelmäßiger Gast und kann von einer gerade in Bezug auf die Küche erfreulichen Entwicklungskurve nach oben berichten, deren Steigung sich noch mal erhöhte, als Maria ihre Schwester aus der italienischen Heimat auch an den Herd im Echtzeit lockte. Bei Rotkohl und Rosenkohl zeigten die beiden jungen Damen mir im letzten Monat, was gute Köche/innen aus Italien mit diesen urdeutschen Zutaten anzustellen vermögen und wie äußerst wohlschmeckend dieses Resultat sein kann, Bilder davon in der Galerie.
So kam es, dass ich den beiden Damen ein 4 Personen-Überraschungsmenü anvertraute, weil 2 Freunde nicht zu meiner Eigenheim Geburtstags-Küchen-Party kommen konnten und ich an einem Freitagabend nicht die Muße und Zeit hatte, selber auf einem angemessenen Niveau zu kochen. Im Vorfeld hatte ich Team des Echtzeit angesprochen, ob sie Lust hätten, mir im Rahmen eines Maximalbetrags ein Überraschungsmenü zu kochen. Nur ein monetäres Limit gab ich pro Person, den Rest überlies ich komplett den beiden Damen in der Küche des Echtzeit.
Gegen 19 Uhr fanden wir uns zu Viert im Echtzeit ein und orderten Getränke. Eine Flasche Riesling Sekt Brut vom Schloss Vaux war der angemessen Auftakt für die Geburtstagsfeier Teil B. Ein Tisch war für uns eingedeckt und weitere Getränke danach bestellt. Das Echtzeit hat sich, siehe weiter oben, seine Kundschaft durch gute Leistungen erworben und das a la Carte Geschäft an den Tischen brummte, eine erfreuliche hohe Zahl an Tischen war belegt. Maria und ihre Schwester würden gut zu tun haben, dann auch noch außer der Reihe unsere Speisen an den Pass zu bringen. Eigentlich hatte ich bei dem Menü an Variationen der aktuellen (monatlich wechselnden) Karte gedacht, ich sollte aber eines besseren belehrt werden.
Maria persönlich servierte uns den Küchengruß, mea culpa, kein Foto, ich hatte gar kein Handy dabei. Die Fotos hier im Bericht sind von zutiefst beeindruckten Tischgenossen geschossen. Und weil die nie Rezis schreiben, leider im Hochformat, für guten Einblick in die Fotos, bitte drauf klicken. Jedenfalls gab es einen frittierten Pizzateig, in den die Küche eine kleine Tasche geschnitten hatte und mit Kalbfleisch und Thunfischcreme gefüllt hatte. Vitello Tonnato in ausgebackenen Teigtaschen sozusagen. Das hatte keinen Bezug zu den Speisen auf der Karte, ich war überrascht, und erfreut, weil es so kreativ los ging.
Gang eins war eine Suppe aus Topinambur. Ungewöhnlich serviert
in einer Schale aus Parmesankäse, der durch backen zu einen Suppenteller ausgeformt wurde. Der Käse hielt tatsächlich auch eine heiße Suppe aus. Drin in der Schale eine gut abgeschmeckte Kombi von Topinambur, einer Bouillon und Sahne mit Gewürzen. Lecker! Und das Behältnis wurde nach leeren noch zu einer leckeren Knabberei. Jetzt war ich etwas baff, wie hatten die beiden Damen meine Anfrage aufgefasst? Gang zwei kam an den Tisch und schon beim Weg von dort zu uns aus dem Tisch verschlug es uns etwas den Atem.
Ein halber roter Hummer lag auf jedem Teller. Darunter hausgemachte Tagliatelle, versehen mit einer genialen Hummersauce und dem Inhalt der leeren, nur zur Dekoration auf dem Teller liegenden Hummerhälften. Soulfood für Frau und Herr Carsten1972! Für Hummer lassen meine Frau und ich alles stehen und liegen, hatten die beiden Damen in der Köche das irgendwie mal erfahren? Sprachlos widmete ich mich dem Teller. Darauf perfekt al dente gekochte Pasta mit einer sehr guten Hummersauce und dem Fleisch aus der Karkasse. Selbst ein sonst Fisch verweigernder Tischgenosse schwelgte in den Meeresfrüchten. Wie ging es wohl weiter, Maria lies uns noch nicht vom Haken und servierte Fisch im dritten Gang. Seezunge, Pflaume, Kürbis. Ein Kürbispüree war auf dem Teller ausgestrichen, darauf eine Roulade aus einem Seezungenfilet gefüllt mit Lardo, oben auf der Roulade eine weihnachtlich mit Gewürzen abgeschmeckte eingekochte Pflaume. Wilder Aromenritt von Süß zu Herzhaft zu Weihnachten. Dicker Gegensatz zum vorherigen Gang und ebenso kreativ. Jetzt waren alle am Tisch und mancherlei unbeteiligte Nachbarn an den anderen Tischen in Euphorie versetzt und spekulierten wie es weiter gehen könnte.
Es ging weg vom Wasser in Richtung Land (aber nur ein bisschen), Geflügel wurde serviert. Entenbrust mit dem schon gelobten Rotkohl. Der Rotkohl war in Blätterteig eingeschlagen, coole Idee, so hatte man auch Crunch auf dem Teller, und der Rotkohl war ebenso gut abgeschmeckt, wie der bei einem vorherigen Besuch genossene. Dazu eine äußerst zarte Entenbrust in dünnen Tranchen geschnitten. Eigentlich waren wir alle satt, aber ohne Dolci geht der Italiener / Italienerin nicht ins Bett, so gab es noch was Süßes.
Brandteig ausgebacken, gefüllt mit einer Creme von Zimt. Weihnachten zum Abschluss.
Was soll ich jetzt sagen, außer der Information, dass mein Limit bei 50 Euro pro Person gelegen hatte. Was wir an diesem Freitagabend serviert bekommen hatten, überbot alle denkbaren Erwartungen bei weitem. Ich kann einfach nur ganz herzlich Danke sagen an das Team und den Chef vom Echtzeit für diese allerschönste Geburtstagsüberraschung. Wir hatten einen in allen Aspekten wunderschönen Abend, der lange im Gedächtnis bleiben wird.
Ich wünsche dem Team vom Echtzeit weiterhin den nötigen Kundenzuspruch, den es braucht, um das kreative Küchenkonzept abseits von Convinience, langweiliger Themenküche und sonstigen Niederungen der deutschen Restaurantlandschaft umzusetzen. Auf mich könnt ihr zählen, als genießender Gast und fleißig Empfehlungen gebender Freund der Küche von Maria!
Vom Barkeeper dann noch ein Digestif....
Mal wieder ein Bericht aus meiner Heimatstadt. In Sachen Rheinenser Gastronomie bin ich ja eigentlich durch, denn alles, was mir kulinarisch zusagt in der heimatlichen Gastronomie, ist beschrieben und wird in angemessenen Abständen neu bewertet. Für den Rest der vorhandenen und oder neu hinzu gekommenen Betriebe kann ich mich nicht zu einem Besuch und/ oder Bewertung aufraffen, Leidenstouren a la Borgfelder durch die Bremer Gastronomie tu ich mir nicht an. Ich hab hier meine kulinarischen Ankerpunkte, in die es mich... mehr lesen
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Echtzeit
Besucht am 20.04.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 70 EUR
Seit dem 15. April ist wieder Leben im Gebäude am Marktplatz Nummer 13. Schmerzlich war für viele Menschen die Schließung des Café Central nach sehr vielen Jahren. Und die dafür ursächlichen Bauarbeiten auf dem Marktplatz sind immer noch nicht fertig! Weiterhin gibt sich die Stadt Rheine sehr große Mühe, allen ansässigen Gewerbetreibenden am Marktplatz das Leben möglichst schwer zu machen. Ich hoffe, dass der Neustart in den alten Räumen des Café Central darunter nicht zu leiden muss.
Das eine Gastronomie am dortigen Ort schwer vermisst wurde in Rheinenser Genießerkreisen, das wurde in der ersten Woche nach der Eröffnung am 15. April klar, die Besucherzahl war sehr erfreulich. Und da mit dem Neustart auch vom alten Betrieb bekannte Gesichter wieder in der Echtzeit zu Werke gehen, konnten wir nicht anders als auf mehrfache Nachfrage endlich auch mal dort aufzukreuzen.
Also waren wir am 20. April nach fast einem Jahr wieder in den einst so geliebten Räumen um zu speisen. Von außen hat sich nicht viel geändert, innen hat man wirkungsvoll renoviert.
Obwohl viel vom alten Central blieb, wirkt innen alles neu und frisch. Alte Möblierung, neue Theke, neue Beleuchtung. Weil aber die Sonnen schien, setzten wir uns erst Mal auf die Terrasse. Die beiden jungen Herren, beide italienischer Herkunft, kennen wir schon aus früheren Tagen, und so wurde uns zugesichert, dass ein Tisch innen für uns bleibt, sollten wir in den Innenraum wechseln wollen. Das Konzept hat sich geändert, der Betreiber will etwas mehr in Richtung Bar gehen, das Speisenangebot ist kleiner geworden. In der Küche hat sich die aus dem Locoselli in Steinfurt bekannte Maria ihr Reich eingerichtet, und regiert über Töpfe und Pfannen. Weil sie das alleine macht und frische Küche anbieten will, muss der Angebotsumfang sich reduzieren. Ein Mittags Angebot gibt es
und ein Abendangebot, dass alle paar Tage wechselt und sich auf 8 bis 10 Gerichte beschränkt.
Bekannt gegeben wird das über das Facebook Profil der Echtzeit. Dort und auf der HP finden sich dann auch noch mehr Hintergrundinformationen zum neuen Angebot. Mir gefällt das. Mit dem Wein kam ein kleiner Gruß der Küche.
Aber was mir gefällt, muss anderen nicht unbedingt auch gefallen, ich habe an dem Abend mehrere Besucher bemerkt, die neugierig Platz nahmen, das Angebot in Augenschein nahmen und wieder gingen, weil Ihnen diese Art kulinarisches Angebot offensichtlich nicht zusagte. Bei meiner Frau und mir ist das sehr willkommen, kleine frische Karte ist uns immer lieber als ein großer Haufen Convinienceküche. Wir waren uns ganz schnell einig. Vorweg Spargelsuppe a la Maria
nicht die bekannte klassische Suppe, war die diese Variation nicht nur durch eine Mehlschwitze abgebunden, sondern hatte ihre Konsistenz auch durch ein wenig aufmixen erhalten. Wichtig ist ja, schmeckt es nach Spargel oder nicht? Das tat es, lecker, etwas ungewohntes Mundgefühl. Und der angebratene Speck da drin war eine schöne Ergänzung. Als zweites dann drinnen serviert gratiniertes Lachsfilet, Petersilienespuma und Zitronenrisotto. Und hier merkte man, dass eine junge italienische Köchin am Werk war. War der Lachs solides Handwerk, gut angebraten, etwas zu sehr durch, um mir restlos zu gefallen, aber gut im Bunde mit den Schaum aus Petersilie, riss das Risotto alles heraus! Fein, al dente, mit Biss serviert, war das Risotto mit einem durchdringenden Zitronen(zesten)Aroma gesegnet. Äußerst lecker! Dessert wurde zur Probe bestellt auch noch bestellt, wieder was a la Maria: Mousse au chocolat. Mit zwei Löffeln zum probieren. Weiße Schokolade, also nicht herb. Konsistenz sehr weich, eher wie eine Zabaione. Wieder sehr zitronig.....lecker war es. Was wir probiert haben, schmeckte uns. Der Service ist vom Fach und macht keine großen Schnitzer. Das passte also soweit.
Ich bin gespannt, ob sich dieses Konzept so trägt. Ein engagierter Chef, der auf frische Küche setzt, ein junges Team, dass sich sehr anstrengt, dass Konzept mit Leben zu füllen. Aber es muss auch auf Gegenliebe in unserer Stadt stoßen. Ich hoffe, dass sich genug Genießer finden, die sich von diesem Konzept erfreuen lassen. Ein dicker Schnitzer wurde Maria noch mitgeteilt. Es gab kein vegetarisches Angebot in der Abendkarte, dass ist aber zwingend, um den Kundenkreis, den man ansprechen will, an sich zu binden. Maria gelobte noch am Abend Besserung, wir werden sehen. Ebenso wünsche ich mir etwas mehr Mühe bei der Weinkarte, die ist Rheine-Typisch sehr langweilig.........
Und weil wir mit Köchin und Chef noch so angeregt im Gespärch waren, mußten wir noch das hier probieren Tiramisu, ich bin jetzt noch satt von dem leckeren, frisch zubereiteten, vom Haus spendierten Brocken! Puh!
Ich drücke der Echtzeit die Daumen, dass trotz Baustelle draußen und dem für Rheine gewöhnungsbedürftigen Konzept genug Besucher kommen. Meine Frau und ich gehören sicher wieder dazu!
Seit dem 15. April ist wieder Leben im Gebäude am Marktplatz Nummer 13. Schmerzlich war für viele Menschen die Schließung des Café Central nach sehr vielen Jahren. Und die dafür ursächlichen Bauarbeiten auf dem Marktplatz sind immer noch nicht fertig! Weiterhin gibt sich die Stadt Rheine sehr große Mühe, allen ansässigen Gewerbetreibenden am Marktplatz das Leben möglichst schwer zu machen. Ich hoffe, dass der Neustart in den alten Räumen des Café Central darunter nicht zu leiden muss.
Das eine Gastronomie am dortigen... mehr lesen
Mo: 12:00 bis 23:00
Di: 09:00 bis 23:00
Mi: 12:00 bis 23:00
Do: 09:00 bis 23:00
Fr: 12:00 bis 02:00
Sa: 09:00 bis 02:00
So: 09:00 bis 23:00
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Als sich die Meldungen verdichteten, dass ab 11. Mai die Gastronomie in NRW wieder öffnen darf, wurde am vorhergehenden Freitagabend während einer sehr exklusiven Weinverkostung in einem Rheinenser Garten im Stadtteil Wadelheim im Vierer-Freundeskreis, verkostete Weine siehe hier,
beschlossen, wir gehen am Montag in unser Marktplatz-Wohnzimmer Echtzeit. Per WA Nachricht war ein Tisch schnell bei Luca reserviert. Ich freute mich wirklich, Luca und seine Kolleginnen wieder zu sehen. Unser letzter Restaurantbesuch am 13. März vor dem lockdown war auch an jenem Ort, also war es angemessen, die Gastronomielose Zeit dort auch zu beenden. Und gerade das Echtzeit mit seinen fest angestellten Mitarbeitern verdient es, unterstützt zu werden, erst endlose Baustelle, dann die zu Ende und das Virus legt das Geschäft erneut lahm. Und die Lage mitten in der Fußgängerzone ist natürlich auch nicht förderlich für alternatives take away Geschäft.
Deswegen war die Freude groß, erst einmal, natürlich vollvermummt, alle bekannten und vermissten Gesichter zu begrüßen und sich zu freuen, alle noch da. Man gibt nicht auf! Schön! Luca zapfte mir erst einmal wie immer ein Rolinck Pilsener. Die Weinkarte im Echtzeit ist immer noch ein kleiner Wermutstropfen im ansonsten geliebten Ambiente. Aber wir hatten es ja drei Tage vorher krachen lassen, dass war wie immer zu verschmerzen. Maria lugte auch kurz aus ihrer Küche und bekam durch unsere Bestellung gleich gut zu tun. Die wöchentlich wechselnde und jeweils aktuelle Karte lässt sich auf der Facebookseite einsehen.
Vorweg dreimal saisonaler Spargel und einmal ein Klassiker der italienischen Küche. Beginne ich mal mit dem Klassiker, Vitello Tonnato, bestellt durch den Herren neben mir.
Sagte ich schon, dass ich Marias farbenfrohe, kreative Küche vermisst habe? Was immer schön ist, dass sie das sehr dünn aufgeschnittene Kalbfleisch nicht in der Thunfischcreme ertränkt. Dazu als Crunch noch panierte und frittierte Gemüsesticks. Wenn das so serviert wird, würde sogar meine Frau Vitello Tonnato essen. Die hatte aber, wie ich, Spargel geordert. Wir sind in Rheine quasi umzingelt von Spargelfeldern und bis Mitte Juni ist der Spargel ein "must have" bei uns.
Gebratener grüner Spargel in Vanillebutter und Zitronenvinaigrette. Immer wenn man denkt, jetzt hat man alle Arten von Spargelzubereitungen gegessen, entdeckt man was Neues. Gebraten ist für mich persönlich die einzig akzeptable Zubereitung der edlen weißen und grünen Stangen, in meiner Küche wird Spargel niemals gekocht. Ganz leicht karamellisiert schmeckt er angebraten am Besten. Maria hatte den jetzt mit einer Butter glasiert, in der sich Vanille befand. Klasse, keinerlei Süße und ein perfekt dosiertes Vanillearoma, als Gegengewicht die saure Vinaigrette. Dieses Gericht darf ein Frühjahrsklassiker im Echtzeit werden! Chapeau!
Die erste Karte nach der Wiedereröffnung war noch vorsichtig gestaltet, neben einer Seite simpler Klassiker gab es die beiden oben gezeigten Vorspeisen und 4 Nudelgerichte. Verständlich, bei einem Wiederbeginn, bei dem sich erst einmal zeigen muss, wie die Gäste das annehmen und ob sie schon wieder kommen. An unserem Abend war es noch sehr übersichtlich mit dem Gästeandrang. Somit orderten wir Vier am Tisch je zwei Nudelgerichte. Zum einen Pasta mit frischen Gemüse in Zitronensauce mit Parmesan.
Schlicht und gut. Die beiden Damen, die dieses Gericht bestellt hatten, äußerten keine Klage. Farbenfroh wie immer der Teller durch die Zuckerschoten obenauf. Des weiteren Möhren und Rübchen in der ganz leicht sauren Sauce. Der zweite Hauptgang des Abends mit Rindfleisch. Orecchiette mit Rindfleischspitzen in cremiger Parmesansauce und Sellerie-Möhren-Topping.
Andere Pasta, genauso lecker! Diese Sauce auch auf Parmesan Basis, aber nicht sauer, sondern herzhaft ausgerichtet. Das Rindfleisch, ein Schmorstück (Hüfte?) würde ich sagen, gekocht und in Streifen zur Sauce gegeben. Darauf knackig blanchierte Julienne von Möhre und Sellerie. Und wie immer nach den Pasta Tellern von Maria waren alle wirklich gesättigt! Schön, dass wir wieder einkehren dürfen ins Echtzeit, das hat echt gefehlt. Und weil es so schön war, gab es noch ein "Pilschen" und Gin Tonic von Luca gemixt.
Desserts sind in der Neustartkarte noch nicht vermerkt, dass Eis der benachbarten Eisdiele steht immer in der Karte. Aber als der Wunsch nach einem Espresso aufkam, fragte eine der Damen am Tisch nach einem Dessert. Meistens hat die Köchin da immer noch was in Petto. Und ja, Maria hatte gerade Panna Cotta gemacht, und würde die mit frischen Erdbeeren servieren. Irgendwie war plötzlich das Völlegefühl weg und es wurde nachgeordert.
Eigentlich sollte man jetzt einfach mal die Klappe halten und dieses Bild von einem Dessert bewundern, aber doch noch kurz eine Erläuterung. Nach ihrer Zeit im Locoselli in Steinfurt kann Maria nicht anders, sie muss mit den Konsistenzen von Grundzutaten spielen. Frische, marinierte Erdbeere gab es natürlich zur Panna Cotta, aber auch Erdbeerstaub in Krümeln, eine sehr verdichtete Sauce und etwas, dass eine ölige Konsistenz hatte. Dazu eine gelbe saure Creme als Gegengewicht zum Erdbeeroverkill, perfekt! Und dabei habe ich noch gar nicht geschrieben, dass das Minzblatt nicht einfach drauf geworfen wurde, sondern vorher leicht frittiert worden war.....
Wie man sieht, ich bin sehr froh, dass das Echtzeit die 2 Monate Lockdown überstanden hat, dass alle noch an Bord sind. Der Chef und Kellner Nummer 2, Batista, waren catern im Rheinenser Popup-Autokino. Schön, dass sie da auch noch was verdienen können. Wie immer meine uneingeschränkte Empfehlung für das Echtzeit in Rheine am Marktplatz.