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GastroGuide-User: AndiHa
AndiHa hat Casa Mia in 71336 Waiblingen bewertet.
vor 4 Jahren
"So kochen die Italiener eben, oder was ein selbstverliebtes Haus darunter versteht"
Verifiziert

Geschrieben am 25.06.2020 | Aktualisiert am 26.06.2020
Besucht am 20.06.2020 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 42 EUR
Das La Nonna im VFL-Vereinsheim in Waiblingen wollten wir schon lange mal besuchen. Hatte seither aber irgendwie nie geklappt.
Und dann kam letzthin in der Zeitung ein Bericht über das Vereinsheim des TV Bittenfeld in dem das La Nonna nun eine Dependance mit Namen Casa Mia errichtet habe.
Nachdem wir zu post-Lockdownzeiten einigen unserer wesentlichen Anlaufstellen einen Besuch abgestattet hatten (das Al Forno in Marbach war auch dabei ;-)) kam auch mal wieder die Lust auf etwas Neues zu probieren.
 
Der TV Bittenfeld hat am Rande des namensgebenden Ortes ein nettes Vereinsheim direkt am Waldrand.
Solch ein kleiner Ort und doch mittlerweile ein solch großer Verein.
Für die Nichtkenner der Handballszene: Der TV Bittenfeld war früher zu Feldhandballzeiten schon eine gewisse überregionale Hausnummer. Seit den Hallenhandballzeiten wurde aber ebenfalls recht erfolgreich gearbeitet und gespielt und so schaffte es der „Dorfverein“ 2006 in die zweigleisige 2. Handballbundesliga.
2011 schaffte man die Qualifikation zur eingleisigen 2. Handballbundesliga und 2015 stiegen sie sogar in die 1. Handballbundesliga auf. Seither tritt die erste Mannschaft als TVB 1898 Stuttgart (für was das „B“ wohl steht;-)) auf.
Seither spielen sie auch in Stuttgart in der Scharrena oder der Porsche-Arena.
 
Jetzt habe ich mit Handball so recht überhaupt nichts am Hut aber auf dem Tisch weckt durchaus mein Interesse.
Vielleicht liegt es auch daran, daß Handball ursprünglich als ein kontaktloses, speziell für Frauen geeignetes (gar entworfenes), Format darstellte. Wie sich die Zeiten ändern…
 
Wie dem auch sei, für den klassischen Küchendreikampf (kochen, essen, abspülen) zeichnen wir schon seit jeher gerne für den Mittelteil verantwortlich.
 
Ein vorheriger Anruf schadet derzeit ja nie und uns wurde daraufhin freundlich ein Platz an der Sonne zugesagt.
 
Das Vereinsheim liegt, wie bereits erwähnt recht lauschig und die Terrasse bzw. der Vorplatz war angenehm beschattet. Parkplätze gibt es in solchen Häusern ja sowieso ausreichend.
Mit dem derzeit obligatorischen Gesichtsschlüpper stellten wir uns im Haus vor und uns wurde mehr oder weniger ein freier Platz auf der Terrasse angeboten. Weniger, weil wir uns einen der vielen freien Tische lieber selbst aussuchen wollten als ihn von der Dame des Hauses zugewiesen zu bekommen.
 
Und da saßen wir nun.
Eine Karte wäre toll gewesen.
Die kam dann auch von der Dame an den Nachbartisch.
Hier scheint jemand gerne zu laufen.
Ein paar unangenehm viele weitere Minuten vergingen und dann bekamen auch wir unsere Karten.
Mitsamt der obligatorischen Adressangabe. Aber wie das hier gelöst wurde spottete jeder Beschreibung! Eine Liste in der sich jeder eintrug und sich damit der spätere Vogel die ganzen Adressen reinziehen konnte. DSGVO at its worst!
 
Nun denn, die Dehydrierung war schon weit fortgeschritten und ich bestellte beim nächsten Aufschlag der Dame ein Weizenbier (3,60) und meine Lieblingsfrau ein Spezischorle (0,4L zu 3,40) und ein Wasser von Ensinger (0,5L zu 2,70).
 
Das dauerte dann wieder. Sporadisch sah man einen Kellner wuseln welcher wohl schon planvoller vor ging. Kein Weg umsonst kannte er durchaus.
Unsere Bedieneuse kam dann aber auch irgendwann in die Puschen und nahm endlich die Getränkewünsche auf. Und weil wir so auf Zack waren auch gleich die Essenswünsche.
Wir waren nicht auf Zack sondern hungrig und durstig und die Wartezeiten durften durchaus als gedehnt angesehen werden.
 
Meine liebe Frau orderte Rigatoni al Forno (10,50) und weil ihr lieber Gatte Anhänger der stinkenden Rose ist auch gleich mit Knoblauch (+1.-).
Meine Wenigkeit nahm natürlich Pizza. Hier war die Pizzenzusammenstellung etwas unkonventionell und so stellte ich mir auf Basis einer Salamipizza (8.-) eben meinen Teigfladen zusammen.  Knoblauch und Kapern (jeweils 1.-) sollten sie begleiten.

Ein Chef-Salat (11.-) mit Thunfisch, Schinken und Ei war als Vorspeise platziert.
 
Und dann hieß es genießen. Also die Umgebung!
War aber auch wirklich schön und lauschig hier.
 
Und als wir so vor uns hin genossen kam dann eeendlich der Salat.

Sah ganz passabel aus und schmeckte auch so. Fast.
Wie eigentlich immer benötigte man etwas mehr Dressing für den Salat. Ist beim Italiener eben so. Nein, er war nicht unangemacht. Aber eben etwas leise. Oftmals bekommt man ja auch nur nasses Grünzeug. Hier dankbarer Weise nicht.
Dennoch war für meinen Geschmack ein kleiner Schubs aus der Essigflasche notwendig.
Zuhause bekomme ich wenigstens die Menagerie umgehend. Hier musste man sie ordern und die liebe Dame vergaß es umgehend. Dabei standen die Teile im Durchgang wo man(n)/sie vorbei musste.
Aber vielleicht war der Nachbartisch auch wichtiger.
Mit dem schwatzte man sehr gerne.
 
Nach einer kleinen Weile konnten wir den fleißigen Kellner erhaschen und ihm diesen Wusch signalisieren.
Damit war das Thema binnen Sekunden erledigt.
Frl. AnderweitigBeschäftigt weiß wahrscheinlich bis heute nicht warum die Menagerie am Ende an unserem Tisch stand.
 
Letztlich war der Salat ganz in Ordnung. Schön frisch, sogar durchgehend ansatzweise angenehm angemacht. Eierviertel und Schinkenrollen waren auch ganz ok. Das drüber geläpperte Dressing wurde ja sowieso eigenhändig aufgepeppt.
Die dazu gelieferten Pizzabrötchen konnten allerdings was. Noch schön warm waren sie und auch einigermaßen luftig. Leider aber auch nur aufgewärmt und von daher im Nachgang recht teigig.
 
Klar, wenn es mal läuft dann kommen auch die Pizza und die Rigatoni zur Unzeit an den Platz. Wir waren so eben fast mit dem Salat fertig und schon kamen die Hauptspeisen.
Es blieb natürlich uns überlassen den Platz dafür zu schaffen.
Echt enormer Selfservice. Danke Frl. WasHabenSieInDerGastronomieVerloren.
 
Ja die Hauptspeisen.
Grundsätzlich waren die Ragatoni al Forno meiner lieben Frau nicht schlecht.
Aber leider auch irgendwie nicht mehr.
Passend im Gargrad und auch mit dem entsprechend ausgewogenen Verhältnis Hackfleischsoße zu Pasta und so weiter. Aber irgendwie auch herzlich langweilig. Da vermisste sie durchaus einen gewissen Pep (nicht Guardiola) um das Gericht toll zu finden. Das war einfach herzlich lau von der Würzung her und auch ansonsten irgendwie langweilig.
 
Analog dazu die Pizza.

Auch sie, durchaus sehenswert, aber dann doch geschmacklich recht eindimensional.
Scheint der Rand auf dem Bild noch einigermaßen aufgegangen und Luftigkeit versprechend, war dem aber beim Genuss nicht mehr so. Hart aber nicht herzlich war das Ergebnis. Dafür war er aber dann doch zu ausgeprägt. Der Boden war angenehm fest, schön dünn und nicht lapprig. Das passte durchaus. Aber das Obendrauf war ausgesprochen unspannend.
Klar waren die Kapern würzig. Und auch der Knoblauch war durchaus passend vorhanden um evtl Blutsauger tierischer Art zu verscheuchen. Aber das Sugo schmeckte nur wie eingedickte Tomatensoße und auch die Salami war geschmacklich günstigste Ware.
 
Beim Abräumen gab es dann noch ein kleines negatives Highlight:
Die Dame streckte uns beim Abräumen der Teller die Hand hin während sie sich gerade um drehte um mit dem Bussi-Nachbartisch zu reden. Wären wir nicht so konsterniert gewesen hätten wir entsprechend darauf reagiert. So blieb diese Chance leider ungenutzt ;-)
 
Es sprach und spricht nicht wirklich etwas für einen Wiederbesuch.
Vielleicht hätte es ihn geben können aber dann begingen wir den ultimativen Fehler den man in beratungsresistenten oder von sich selbst überzeugten Häusern nur machen kann.
Wir gaben Antwort auf die Frage „ob es geschmeckt habe“.
Unsere Antwort (welche aus dem Text zu erlesen ist) wurde retoutniert mit der selbstbewussten Aussage: So kochen die Italiener eben.
 
Damit war dieses Haus für uns gestorben. Denn wie die Italiener kochen wissen wir aus mannigfaltiger Erfahrung. Und diese stützt sich nicht nur auf Pasta und Pizza.
 
Frl. SchlechteAusrede darf sich in Zukunft darauf freuen zwei Personen weniger bedienen zu müssen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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