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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Röhrbein | Speisen- und Weinrestaurant in 30159 Hannover bewertet.
vor 9 Jahren
"Hannover in einem Restaurant...."
Verifiziert

Geschrieben am 06.09.2015
Besucht am 05.09.2015
..dieser Eindruck drängt sich auf, isst man im Röhrbein.

Das Wetter wirbelte und regnete unsere Feuerwerkspläne in den Herrenhäuser Gärten in den Abfluss. Eigentlich hatten wir die Übernachtung in Hannover geplant, um mal wieder in den Herrenhäuser Gärten einen Beitrag des Feuerwerkswettbewerb anzusehen. Definitiv einer der kulturellen Höhepunkte in Hannover über das Jahr und für uns regelmäßig ein Grund, nach Hannover zu fahren. Ich frische dann immer meine 4 Jahre Studienzeit in Hannover auf....

Nun ja, das Wetter war sehr schlecht, und wir planten den Abend um. Freunde empfahlen das Röhrbein, um Essen zu gehen, wir hatten ja nirgendwo reserviert. Das Röhrbein ist Spross von Eckard Reimanns "Gastro-Imperium", zu dem auch das Clichy gehört (immer noch mein liebstes Restaurant in Hannover). Ich kannte das Röhrbein aus verschiedenen länger zurück liegenden Geschäftsessen. Die Küche ist von Mittags bis Abends geöffnet und bietet sich deswegen und wegen der zentralen Lage am Bahnhof dafür an.

Herr Reimann hat sich im letzten Jahr vom Röhrbein getrennt und es wird unter eigener Regie weiter geführt, und ein Blick in entsprechende Foren verriet, dass dieser Betreiberwechsel nicht gut ankam. Es gab einige enttäuschte Äußerungen zur Leistung der Crew nach dem Wechsel. Ich war also gespannt, was uns erwartete.

Restaurant und auch Küche sind ein bisschen wie Hannover, etwas unscheinbar, wenig aufregend, aber grundsolide.....so kam es mir früher immer vor, deswegen meine Titelwahl. Wir betraten das Restaurant durch den Eingang an der Joachimstrasse. Der Gastraum liegt etwas versteckt am Ende der Galerie Louise und man muss wissen, dass es das Röhrbein dort gibt. Laufkundschaft verirrt sich eigentlich nicht dahin, was wohl auch Grund für die Beliebtheit bei Geschäftsessen war.

Wir waren wie gesagt sehr gespannt auf das "neue" Röhrbein, und der Empfang war schon mal nicht so, dass wir in Euphorie ausgebrochen wären. Wir betraten das Restaurant, und warteten, von einem der beiden Kellner in Empfang genommen zu werden. Einer blickte auch mal kurz um die Ecke, empfing uns mit einem Hallo, aber nahm unser Erscheinen nicht zum Anlass, uns die Garderobe abzunehmen und uns zu begrüßen. Nun ja, wir entledigten uns also selber unserer Garderobe, und gingen weiter in das Restaurant hinein. Dort trafen wir also den Kellner wieder und jetzt wurde unser erscheinen zur Kenntnis genommen und wir konnten einen Tisch auswählen.

Das Restaurant ist sehr zurückhaltend gestaltet und dekoriert, ich fand das sehr angenehm. Dunkle Töne überwiegen, man nimmt an ausreichend großen Tischen Platz und sitzt auf bequemen Stühlen. Größter Hingucker im Gastraum sind verschiedene große Spiegel an den Wänden, die durch eine Schrägstellung den optischen Eindruck des Gastraums auflockern und interessante Blickachsen durch den Raum öffnen. Vom Ambiente waren wir angetan und zufrieden.

Die Karte hat einen Umfang von 4 Seiten, und die Küche ist deutsche-gutbürgerlich ausgerichtet. Das Röhrbein wirbt mit deutscher Küche auf einem hohem kulinarischem Niveau. So finden sich Rouladen, Wiener Schnitzel, zum beginnenden Herbst die Pfifferlingsgerichte, Schnitzel vom Duroc Schwein und weitere Klassiker der deutschen Küche auf der Karte. Alles las sich sehr verlockend und es fiel nicht schwer, eine Wahl zu treffen. Zu früheren Zeiten galt das Wiener Schnitzel als eines der Besten in der Stadt und meine Wahl fiel auf dieses Gericht.

Vorweg sollte es das Lachstartar sein. Meine Frau entschied sich für gebackenen Ziegenkäse mit mediterranem Gemüse. Meine Frau war zufrieden mit ihrem Gericht. Ich durfte mich an einem wirklich gutem Lachstartar erfreuen, das kann die Küche wirklich. Das Tartar kam angemacht mit Lauchzwiebeln absolut frisch und lecker daher. Dazu eine Senfbasierte Vinaigrette und ein guter Rösti, selbstgemacht, und gut abgeschmeckt. Das Tartar konnte wirklich erfreuen und mein Laune stieg nach dem etwas holprigem Einstieg in das Abendessen.

Der Hauptgang war für uns beide das Wiener Schnitzel mit Gurken- und Kartoffelsalat. Der Kartoffelsalat war süddeutsch angemacht, ohne Mayonnaise, danke dafür an die Küche und selbst meine schwäbische Ehefrau war mit dem Kartoffelsalat zufrieden, diese Hürde wurde souverän gemeistert. Der Gurkensalat war mit einer Dill-betonten Sahnesauce angemacht und schmeckte auch gut und frisch. Bleibt noch das Schnitzel. Beide bekamen wir zwei Stück Kalbfleisch mit einer knusprigen Panade. Das Fleisch war gut zubereitet und saftig, allerdings hätte ich mir bei der Panade etwas mehr Buttergeschmackgefallen. Die Panade war sehr dicht am Fleisch, leider fehlte da etwas die abgehobene Panade, die entsteht, wenn das Schnitzel ständig mit heißem Fett beträufelt wird.....allerdings ist auch dies Kritik auf hohem Niveau.

Der Service wurde durch den Abend besser, und eindecken der Tische und Betreuung am Tisch, servieren der Gänge und nachschenken des Weins klappten ohne Probleme. Die beiden Kellner hatten das geschehen im Griff. Unverständlich ist mir allerdings, dass man bei einem Restaurant wie dem Röhrbein Papiertischdecken in Größe des Tisches auf das Tischtuch legt, dass mindert den Eindruck eines sonst gut eingedeckten Tisches nachhaltig.

Die Weinkarte ist relativ bescheiden. Allerdings lassen sich ein paar gute Tropfen finden, wer allerdings sich von bekannten VDP Namen leiten lassen will, bekommt ein Problem. Wir entschieden uns für einen 2012er Grauburgunder vom Weingut Salwey vom Kaiserstuhl und bereuten diese Wahl nicht, für die aufgerufenen 28,50 EUR eine feine Wahl, der gut zum Kalbsschnitzel passte.

Der Abend wurde, keines der gebotenen Desserts konnte unser Verlangen entfachen, mit einem wirklich guten Espresso abgeschlossen und ich konnte ein Fazit ziehen. Wer mit grundsolider deutscher Küche glücklich wird, und wer ohne kulinarische Feinheiten glücklich werden kann, ist im Röhrbein gut aufgehoben. Die angebotenen Gerichte werden auf hohem Niveau zubereitet und serviert. Und die Exotik (ist dem Hannoveraner wahrscheinlich eh suspekt) kann man sich woanders in Hannover suchen.

Wenn es die Gelegenheit zulässt, kommen wir gerne wieder. Die ca. 100 EUR waren gut investiert.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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