Geschrieben am 09.11.2016 2016-11-09| Aktualisiert am
09.11.2016
Besucht am 04.11.2016Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
* Mal wieder wurde ein Herrenabend eingeläutet. Ich machte hinsichtlich der Location einige Vorschläge, stieß aber auf Widerstand. Die Meinung tendierte klar in die Richtung, "nix feines". Da ich aus der Vergangenheit Abende kannte die "fein" begonnen haben aber rustikal endeten, fügte ich mich der Mehrheit. Schnell hatte man sich auf das rustikale Landhaus Ewich am ländlichen Ortsrand von Wuppertal verständigt. Es liegt oben im Stadtteil Dönberg, nur ein Viertelstündchen von der Stadt entfernt, aber umgeben von Wiesen mit Kühen und (Martins) Gänsen, die gerade noch ihre letzten Tage erleben dürfen. Bekanntlich wird ja zu Sankt Martin nicht nur der Mantel des heiligen Bischof Martin geteilt, sondern werden auch tausendfach Gänse zerlegt. Hier im Merkel-Land, aber noch viel mehr in Polen.
* Nun denn, wir erreichten das rustikale Landhaus an einem Freitag-Abend. Das Haus war zu gut 30% gefüllt, wir hatten reserviert. Die Service-Maid (in keinster weise rustikal) begrüsste uns mit einem erfrischenden "Hallo" und führte uns an einen Tisch. Für 5 Personen gerade richtig - nett. Einige von uns kannten das Haus von vielfachen Besuchen, denn schließlich existiert diese Gastronomie hier seit vielen Jahrzehnten, mit der aktuellen Wirtin seit rund 12 Jahren. Neulinge die hier aufschlagen sind fallweise über das Ambiente etwas erstaunt. Rustikale Dekoration "ohne Ende". Man hat den Eindruck, dass hier irgendwann ein Antiquitäten-Händler den rustikalen Auftrag erhalten hat, mal ganz viel verkaufen zu dürfen. Für manche ist das Nostalgie, für andere "Nippes", das ein oder andere Teil sogar Kunst oder ganz einfach die Gemütlichkeit der Deutschen, gerne auch als rustikal bezeichnet. - Egal wie, wir waren nicht hier um darüber zu philosophieren ob wir hier gerade in einem Bergischen Heimatmuseum sitzen oder in einem Restaurant, dass uns hoffentlich mit Speis + Trank verwöhnen wird.
* Die erfrischende Service-Maid brachte die Karten und fragte direkt nach Getränken. Es wurde mehrheitlich (Warsteiner) Bier geordert, aber auch das dunkle Old Woodhouse Bier. Nur ein Kollege aus der Runde trank Wein, dazu später mehr. - Ein Blick in die Karte und schon die nächste Überraschung für Gäste, die erstmalig hier aufschlagen. Die Karte ist teilweise in "Bergischen Platt (Dialekt)" verfasst, allerdings mit hochdeutschen Untertiteln. Auf Kostproben oder Auszüge dieser rustikalen, volksnahen und bergischen Ausdrucksform soll hier verzichtet werden, denn diesen Dialekt versteht man schon im nahen Düsseldorf kaum noch. Zudem hat der geschätzte GG-Kollege "First" ja bereits hier in seiner Bewertung die ein oder andere Kostprobe verfasst. - Die Speisekarte kann man wie folgt zusammenfassen: Derbe Küche aus dem Bergischen Land wie z.B. gebratene Blutwurst, Heringsstip oder Pfannkuchen. Aber auch die ganze Parade der Rump-und Filetsteaks. Dazu Schnitzel aus Mailand, Holstein und Austria. Fangruppen aus dem Lager der Veggies werden hier nicht viel passendes finden. Selbst in der Mehrzahl der offerierten Salate findet man Speck oder Filetstreifen. Wenn dann noch Veganer im Salat Büffelmozzarella finden, bleibt nur noch der Weg auf die Wiese. Und die findet man direkt neben dem Haus. - Als "Special" wurden noch verschiedene Gänsegerichte und ein Wildgulasch angeboten. Was etwas dünn und dazu sehr rustikal ausfällt, sind die Vorspeisen. Neben einigen Süppchen, nur Schwarzbrot mit Mettwurst, Roastbeef mit Bratkartoffeln oder auch Pellkartoffeln mit Quark. Gerade die Damenwelt erreicht bei solchen (mächtigen) Vorspeisen schnell schon vor dem Verzehr der Hauptgerichte einen Sättigungsgrad von über 60%.
* Als Vorspeise wählte ich von der Sonderkarte (Sankt Martin) das Carpaccio von der geräucherten Gänsebrust zu 8,50 Euro, dann das 250 gr. Filetsteak mit dem Klassiker aller Saucen, der Sauce Bernaise zu 30,50 Euro. Die anderen Herren am Tisch wählten z.B. Gänsebrust mit Maronen, das Rumpsteak Marokko etc. Aus genannten Gründen tat man sich mit den Vorspeisen schwer, einige mutige entschieden sich dann für die "Kottenbutter". Auch dazu später mehr. - Inzwischen hatte uns unsere Service Maid bereits aufmerksam und sehr flott mit Getränken versorgt und einen Gruß aus der Küche serviert. Dunkles Brot und eine Butter, deren Bestandteile nicht ganz deutlich wurden. Irgendwas mit Paprika und anderen Bestandteilen aus dem Garten. Soweit okay, aber ohne "Explosion". Dazu gut gezapfte Biere. Nur unser Weinkenner am Tisch meinte, dass die Weinauswahl sehr überschaubar sei und gewisse Ansprüche nicht erfüllen kann, zumal die Karte nicht zweifelsfrei auszeichnet, welcher Wein angeboten wird. Nun gut, dieses Problem musste er für sich lösen. Bei dem von uns konsumierten Warsteiner war die Herkunft zweifelsfrei. - Inzwischen waren weitere Gäste erschienen, aber voll war es nicht. Vielleicht lag es am Freitag.
* Die Vorspeisen wurden serviert. Ein kurzer Blick auf die Teller zeigte auf, übersichtliche Portionen werden hier nicht serviert. Zwar keine übervollen Teller, aber "ordentliche Portionen". Die von den Kollegen verzehrte "Kottenbutter" (Mettwurst auf Schwarzbrot) hätte auch einem hungrigen Pferdekutscher gereicht - als kleines Hauptgericht. Viel zu viel allerdings die Anzahl der Zwiebelringe, die zwischen dem schwarzen Brot und den dicken Mettwurstscheiben lagen. Einer der Herren drückte es so aus: "Möchtest Du mal probieren, wie Zwiebelringe den Geschmack einer Mettwurst zerstören". - Das von mir bestellte Carpaccio von der geräucherten Gänsebrust war da schon etwas weniger rustikal. Sehr dünn geschnitten, wie es wohl kaum dünner geht. Abgerundet mit einem vorzüglichen Walnußdressing - Klasse. Offen gesagt, das hätte ich dieser rustikalen Küche nicht zugetraut. Nur der mit "Grünzeug" zugestreute Tellerrand war überflüssig. Warum müssen sich - nicht nur hier - in vielen Restaurants einige Köche mit Dekos auf dem Tellerrand beschäftigen oder irgendwelchen Balsamico Malereien veranstalten ?
* Wir unterhielten uns angeregt und bekamen nur am Rande mit, das an den Nachbartischen intensiv serviert wurde. Unsere Gesprächsthemen waren vielfältig, im Mittelpunkt auch die Debatte "Hillary Clinton vs Donald Trump". Ich war da noch der festen Meinung, dass dieser politische Horror-Clown mit seinen gelben Haaren und der toten Katze auf dem Kopf, natürlich als US-Präsident nicht gewählt wird. Aber während ich diese Zeilen heute am 09.11.2016 schreibe, werde ich ständig darauf aufmerksam gemacht, dass ich mir eine Fehleinschätzung aller erste Güte geleistet habe. Aus dem heutigen 11/9 wird hoffentlich kein 9/11.
* Zurück zur Kulinarik, denn bereits der Gedanke an Trump löst bei mit Appetitlosigkeit aus. - Man servierte mir ein Filetsteak so wie bestellt - medium. Dazu einen Salat, Bratkartoffeln und (über) reichlich Sauce Bernaise. Das Fleisch war von guter Qualität, der gewünschte Garpunkt getroffen. Die Bratkartoffeln kross, rustikal, lecker. Und die Bernaise ? Dem Himmel sei Dank, nicht über das Fleisch ausgeschüttet und auch kein Tütenprodukt, sondern offensichtlich frisch aufgeschlagen. Unter der Berücksichtigung meines Body-Mass-Index (25), wäre für mich die Hälfte der Sauce absolut ausreichend gewesen. Also zufrieden ? Ja, fast. Der Salat war nicht gerade der Hit. Inhaltlich und bezogen auf das Dressing eher langweilig. Als bekennender Salat-Ignorant, konnte ich damit gut leben. Die anderen Herren am Tisch lobten das ihnen servierte Essen durchgängig. Egal ob Gans oder Steaks, man war zufrieden. Hier hatte niemand eine gehobene Küche mit Raffinessen aus Italien oder Frankreich erwartet und auch keine kulinarischen Kreationen, sondern eher gute deutsche Hausmannskost. Aber genau diese wurde klar übertroffen. Hier wird der Versuch unternommen, die "Quadratur des Kreises" zu lösen. Einerseits robuste und rustikale einheimische Gerichte, aber auch Steaks, die etwas höhere Erwartungen erfüllen. Trotzdem geht man nicht soweit, gehobene Kulinarik zu versprechen. Man bleibt auf dem Boden, auch wenn auf der Karte im Einlauftext einmal etwas überzogen von einer "Internationalen Küche" gesprochen wird. Warum streben diverse Gastronomen immer wieder an, internationale Ansprüche erfüllen zu müssen. Bietet unsere Kulinarik in Deutschland nicht viele kreative Gerichte ? Das Landhaus Ewig tritt doch selber diesen Beweis an. Es muss nicht immer "International" sein. - Einige von uns verzehrten zum Dessert noch Zimt-Brownies mit einer Spekulatius Creme und Pfannküchlein mit Äpfeln oder Eis. Andere übersprangen diese Kalorien-Verstärker, um die "Abteilung Digestif" zu aktivieren. Dazu eine Anregung, ausdrücklich keine Kritik. Das Digestif-Angebot ist vielfältig und natürlich international. Wenn man aber bei den Gerichten ausdrücklich eine regionale Küche präferiert - bitteschön, dann sollte auf der Karte auch die ein oder andere regionale Spirituose aus dem Umfeld angeboten werden.
Fazit: Wenn in der Bewertung der Service nicht ausdrücklich lobend erwähnt wurde, er agierte flott, aufmerksam und freundlich. Gerne dafür 4 Sterne. Gleiches gilt für das Essen - 4 Sterne. Mir persönlich ist das Ambiente etwas zu rustikal, etwas zu viel im Stil eines dörflichen Heimatmuseums oder auch einer Bauernstube. Daher dafür 3,5 Sterne, obwohl das in unserer Herrenrunde einige "Bergische Jungs" völlig anders sehen. "Hier isset rischtisch jemütlich", so der gehörte O-Ton einiger Warsteiner, Old Woodhouse Bier und Himbeergeist-Inhalierer.
Das Haus wirbt mit dem Claim - Willkommen bei uns - . Wir fühlten uns Willkommen. Und in einigen Monaten wieder im netten Biergarten. Mal schauen was bis dahin der Horror-Clown in den USA veranstaltet hat.
* Mal wieder wurde ein Herrenabend eingeläutet. Ich machte hinsichtlich der Location einige Vorschläge, stieß aber auf Widerstand. Die Meinung tendierte klar in die Richtung, "nix feines". Da ich aus der Vergangenheit Abende kannte die "fein" begonnen haben aber rustikal endeten, fügte ich mich der Mehrheit. Schnell hatte man sich auf das rustikale Landhaus Ewich am ländlichen Ortsrand von Wuppertal verständigt. Es liegt oben im Stadtteil Dönberg, nur ein Viertelstündchen von der Stadt entfernt, aber umgeben von Wiesen mit Kühen... mehr lesen
Landhaus Ewich
Landhaus Ewich€-€€€Restaurant0202700790Neuenbaumer Weg 23, 42111 Wuppertal
4.0 stars -
"Ganz viel oder zu viel Rustikalität ?" x2x* Mal wieder wurde ein Herrenabend eingeläutet. Ich machte hinsichtlich der Location einige Vorschläge, stieß aber auf Widerstand. Die Meinung tendierte klar in die Richtung, "nix feines". Da ich aus der Vergangenheit Abende kannte die "fein" begonnen haben aber rustikal endeten, fügte ich mich der Mehrheit. Schnell hatte man sich auf das rustikale Landhaus Ewich am ländlichen Ortsrand von Wuppertal verständigt. Es liegt oben im Stadtteil Dönberg, nur ein Viertelstündchen von der Stadt entfernt, aber umgeben von Wiesen mit Kühen
Geschrieben am 08.09.2016 2016-09-08| Aktualisiert am
08.09.2016
Besucht am 18.06.2016Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 147 EUR
„Lecker eeten biem Ewich“
Das machten wir schon zum wiederholten Male. Auch diese Bewertung schildert einen etwas weiter zurückliegenden Besuch und geht daher nicht so in das Detail.
Wer gute Steaks, Schnitzel und regionale Küche (u. a. Bergischer Pillekuchen, gebratene Blutwurst oder Bergischen Panhas) mag, ist im Landhaus Ewich bestens aufgehoben. Die Preise sind für die Region im Vergleich sehr günstig, die Portionen riesig.
Das Landhaus Ewich liegt etwas abseits zwischen Elberfeld und Dönberg und ist gut nur mit dem Auto zu erreichen.
Im Sommer lädt eine Terrasse vor dem verschieferten Fachwerkhaus zum draußen sitzen ein, sonst sitzt man gemütlich im Lokal, mit mehreren verbundenen Räumen, die passend im Landhausstil eingerichtet ist. Viel Holz, Dielenboden, freigelegtes Fachwerk, teilweise sichtbar ausgemauert, für meinen Geschmack etwas zu viel Dekoration, welche käuflich erworben werden kann.
Wir hatten für fünf Personen reserviert, wurden freundlich begrüßt und zu unserem Tisch geleitet. Die Karten wurden gereicht und Getränkewünsche abgefragt.
Die Karte insgesamt recht fleischlastig teilt sich in verschiedene Rubriken, ist in Wuppertaler Platt gehalten und reich bebildert, aber keine Angst, statt ins englische wie in internationalen Lokalen Usus werden die Gerichte hier ins Deutsche übersetzt.
„Vöarher or Jöschendorch“ (Suppen, Brot, Kartoffelgerichte)
„Schloote“ (Salate, je nach Zutat von 8-17 €)
„Bergesche Köche“ (Regionales sie Blutwurst, Sülze und ähnlich rustikales)
„Ferkesgerichte“ (Schnitzel 13-17€)
„Stääks vom Angusrind verschieden zusammengestellt bis zur 450 Gramm Variante
„Pannekoken“ in süß und salzig
„Kaffee, Kuchen oder Bergisch Koffedrenken“ ist auch möglich.
Bergischer Fleischspieß-Schloot € 16,80 (Bunter Salatteller mit gemischten Fleischspießen und Erdnuss-Chili-Dip)
Schloot med Rinderfilet-Striepen € 16,80 (Verschiedene Blattsalate mit Balsamico, gebratenen Rinderfiletstreifen und Zwiebeln)
Rumpsteak mit Broaderpeln € 24,70 (250 g mit Bratkartoffeln, Salat und Kräuterbutter)
und 2 x Rumpsteak 450 Gramm mit Broaderpeln, Knoblauchbrot und Salat € 27,80. (ich habe von einem GG-Freund aus GAP gelernt dass alles unter 300 Gramm Carpaccio ist, für einen anderen befreundeten Gastrokritiker beginnen Steaks erst ab 750 Gramm und werden in regelmäßigen samstäglichen Szessions im Stück gebraten - na gut, etwas gemogelt, die Freundin bekommt 150 Gramm ab. ;-)))
(Wer jetzt aufgepasst hat, merkt, dass die Fotos nicht ganz zu den Gerichten passen. Nun, am diesem Abend herrschte an unserem Tisch Fotoverbot und die Bilder stammen von einem vorherigem Besuch.)
Anschließend noch 2 ordentliche Espresso zu 2,00 €
Alle Speisen wirlich sehr gut, der Salat diesmal nicht essiglastig wie hier schon einmal leider erlebt. Die 450 g Steaks wurden natürlich restlos verputzt, die anderen Teller unter Mühe, die Reste des kleinen Steaks wurden uns zum Mitnehmen eingepackt.
Fazit:
Der Service sehr freundlich und locker, zu Stoßzeiten manchmal etwas überlastet.
Das Ambiente passend zum Charakter des Hauses.
Sauberkeit tadellos.
Preis-Leistungsverhältnis für unsere Region hervorragend – man muss allerdings große Portionen mögen.
Gesamteindruck nach Küchenreise:
4 bis 5 mit Tendenz zur 5
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")
„Lecker eeten biem Ewich“
Das machten wir schon zum wiederholten Male. Auch diese Bewertung schildert einen etwas weiter zurückliegenden Besuch und geht daher nicht so in das Detail.
Wer gute Steaks, Schnitzel und regionale Küche (u. a. Bergischer Pillekuchen, gebratene Blutwurst oder Bergischen Panhas) mag, ist im Landhaus Ewich bestens aufgehoben. Die Preise sind für die Region im Vergleich sehr günstig, die Portionen riesig.
Das Landhaus Ewich liegt etwas abseits zwischen Elberfeld und Dönberg und ist gut nur mit dem Auto... mehr lesen
Landhaus Ewich
Landhaus Ewich€-€€€Restaurant0202700790Neuenbaumer Weg 23, 42111 Wuppertal
4.5 stars -
"„Lecker eeten biem Ewich“" First„Lecker eeten biem Ewich“
Das machten wir schon zum wiederholten Male. Auch diese Bewertung schildert einen etwas weiter zurückliegenden Besuch und geht daher nicht so in das Detail.
Wer gute Steaks, Schnitzel und regionale Küche (u. a. Bergischer Pillekuchen, gebratene Blutwurst oder Bergischen Panhas) mag, ist im Landhaus Ewich bestens aufgehoben. Die Preise sind für die Region im Vergleich sehr günstig, die Portionen riesig.
Das Landhaus Ewich liegt etwas abseits zwischen Elberfeld und Dönberg und ist gut nur mit dem Auto
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* Nun denn, wir erreichten das rustikale Landhaus an einem Freitag-Abend. Das Haus war zu gut 30% gefüllt, wir hatten reserviert. Die Service-Maid (in keinster weise rustikal) begrüsste uns mit einem erfrischenden "Hallo" und führte uns an einen Tisch. Für 5 Personen gerade richtig - nett. Einige von uns kannten das Haus von vielfachen Besuchen, denn schließlich existiert diese Gastronomie hier seit vielen Jahrzehnten, mit der aktuellen Wirtin seit rund 12 Jahren. Neulinge die hier aufschlagen sind fallweise über das Ambiente etwas erstaunt. Rustikale Dekoration "ohne Ende". Man hat den Eindruck, dass hier irgendwann ein Antiquitäten-Händler den rustikalen Auftrag erhalten hat, mal ganz viel verkaufen zu dürfen. Für manche ist das Nostalgie, für andere "Nippes", das ein oder andere Teil sogar Kunst oder ganz einfach die Gemütlichkeit der Deutschen, gerne auch als rustikal bezeichnet. - Egal wie, wir waren nicht hier um darüber zu philosophieren ob wir hier gerade in einem Bergischen Heimatmuseum sitzen oder in einem Restaurant, dass uns hoffentlich mit Speis + Trank verwöhnen wird.
* Die erfrischende Service-Maid brachte die Karten und fragte direkt nach Getränken. Es wurde mehrheitlich (Warsteiner) Bier geordert, aber auch das dunkle Old Woodhouse Bier. Nur ein Kollege aus der Runde trank Wein, dazu später mehr. - Ein Blick in die Karte und schon die nächste Überraschung für Gäste, die erstmalig hier aufschlagen. Die Karte ist teilweise in "Bergischen Platt (Dialekt)" verfasst, allerdings mit hochdeutschen Untertiteln. Auf Kostproben oder Auszüge dieser rustikalen, volksnahen und bergischen Ausdrucksform soll hier verzichtet werden, denn diesen Dialekt versteht man schon im nahen Düsseldorf kaum noch. Zudem hat der geschätzte GG-Kollege "First" ja bereits hier in seiner Bewertung die ein oder andere Kostprobe verfasst. - Die Speisekarte kann man wie folgt zusammenfassen: Derbe Küche aus dem Bergischen Land wie z.B. gebratene Blutwurst, Heringsstip oder Pfannkuchen. Aber auch die ganze Parade der Rump-und Filetsteaks. Dazu Schnitzel aus Mailand, Holstein und Austria. Fangruppen aus dem Lager der Veggies werden hier nicht viel passendes finden. Selbst in der Mehrzahl der offerierten Salate findet man Speck oder Filetstreifen. Wenn dann noch Veganer im Salat Büffelmozzarella finden, bleibt nur noch der Weg auf die Wiese. Und die findet man direkt neben dem Haus. - Als "Special" wurden noch verschiedene Gänsegerichte und ein Wildgulasch angeboten. Was etwas dünn und dazu sehr rustikal ausfällt, sind die Vorspeisen. Neben einigen Süppchen, nur Schwarzbrot mit Mettwurst, Roastbeef mit Bratkartoffeln oder auch Pellkartoffeln mit Quark. Gerade die Damenwelt erreicht bei solchen (mächtigen) Vorspeisen schnell schon vor dem Verzehr der Hauptgerichte einen Sättigungsgrad von über 60%.
* Als Vorspeise wählte ich von der Sonderkarte (Sankt Martin) das Carpaccio von der geräucherten Gänsebrust zu 8,50 Euro, dann das 250 gr. Filetsteak mit dem Klassiker aller Saucen, der Sauce Bernaise zu 30,50 Euro. Die anderen Herren am Tisch wählten z.B. Gänsebrust mit Maronen, das Rumpsteak Marokko etc. Aus genannten Gründen tat man sich mit den Vorspeisen schwer, einige mutige entschieden sich dann für die "Kottenbutter". Auch dazu später mehr. - Inzwischen hatte uns unsere Service Maid bereits aufmerksam und sehr flott mit Getränken versorgt und einen Gruß aus der Küche serviert. Dunkles Brot und eine Butter, deren Bestandteile nicht ganz deutlich wurden. Irgendwas mit Paprika und anderen Bestandteilen aus dem Garten. Soweit okay, aber ohne "Explosion". Dazu gut gezapfte Biere. Nur unser Weinkenner am Tisch meinte, dass die Weinauswahl sehr überschaubar sei und gewisse Ansprüche nicht erfüllen kann, zumal die Karte nicht zweifelsfrei auszeichnet, welcher Wein angeboten wird. Nun gut, dieses Problem musste er für sich lösen. Bei dem von uns konsumierten Warsteiner war die Herkunft zweifelsfrei. - Inzwischen waren weitere Gäste erschienen, aber voll war es nicht. Vielleicht lag es am Freitag.
* Die Vorspeisen wurden serviert. Ein kurzer Blick auf die Teller zeigte auf, übersichtliche Portionen werden hier nicht serviert. Zwar keine übervollen Teller, aber "ordentliche Portionen". Die von den Kollegen verzehrte "Kottenbutter" (Mettwurst auf Schwarzbrot) hätte auch einem hungrigen Pferdekutscher gereicht - als kleines Hauptgericht. Viel zu viel allerdings die Anzahl der Zwiebelringe, die zwischen dem schwarzen Brot und den dicken Mettwurstscheiben lagen. Einer der Herren drückte es so aus: "Möchtest Du mal probieren, wie Zwiebelringe den Geschmack einer Mettwurst zerstören". - Das von mir bestellte Carpaccio von der geräucherten Gänsebrust war da schon etwas weniger rustikal. Sehr dünn geschnitten, wie es wohl kaum dünner geht. Abgerundet mit einem vorzüglichen Walnußdressing - Klasse. Offen gesagt, das hätte ich dieser rustikalen Küche nicht zugetraut. Nur der mit "Grünzeug" zugestreute Tellerrand war überflüssig. Warum müssen sich - nicht nur hier - in vielen Restaurants einige Köche mit Dekos auf dem Tellerrand beschäftigen oder irgendwelchen Balsamico Malereien veranstalten ?
* Wir unterhielten uns angeregt und bekamen nur am Rande mit, das an den Nachbartischen intensiv serviert wurde. Unsere Gesprächsthemen waren vielfältig, im Mittelpunkt auch die Debatte "Hillary Clinton vs Donald Trump". Ich war da noch der festen Meinung, dass dieser politische Horror-Clown mit seinen gelben Haaren und der toten Katze auf dem Kopf, natürlich als US-Präsident nicht gewählt wird. Aber während ich diese Zeilen heute am 09.11.2016 schreibe, werde ich ständig darauf aufmerksam gemacht, dass ich mir eine Fehleinschätzung aller erste Güte geleistet habe. Aus dem heutigen 11/9 wird hoffentlich kein 9/11.
* Zurück zur Kulinarik, denn bereits der Gedanke an Trump löst bei mit Appetitlosigkeit aus. - Man servierte mir ein Filetsteak so wie bestellt - medium. Dazu einen Salat, Bratkartoffeln und (über) reichlich Sauce Bernaise. Das Fleisch war von guter Qualität, der gewünschte Garpunkt getroffen. Die Bratkartoffeln kross, rustikal, lecker. Und die Bernaise ? Dem Himmel sei Dank, nicht über das Fleisch ausgeschüttet und auch kein Tütenprodukt, sondern offensichtlich frisch aufgeschlagen. Unter der Berücksichtigung meines Body-Mass-Index (25), wäre für mich die Hälfte der Sauce absolut ausreichend gewesen. Also zufrieden ? Ja, fast. Der Salat war nicht gerade der Hit. Inhaltlich und bezogen auf das Dressing eher langweilig. Als bekennender Salat-Ignorant, konnte ich damit gut leben. Die anderen Herren am Tisch lobten das ihnen servierte Essen durchgängig. Egal ob Gans oder Steaks, man war zufrieden. Hier hatte niemand eine gehobene Küche mit Raffinessen aus Italien oder Frankreich erwartet und auch keine kulinarischen Kreationen, sondern eher gute deutsche Hausmannskost. Aber genau diese wurde klar übertroffen. Hier wird der Versuch unternommen, die "Quadratur des Kreises" zu lösen. Einerseits robuste und rustikale einheimische Gerichte, aber auch Steaks, die etwas höhere Erwartungen erfüllen. Trotzdem geht man nicht soweit, gehobene Kulinarik zu versprechen. Man bleibt auf dem Boden, auch wenn auf der Karte im Einlauftext einmal etwas überzogen von einer "Internationalen Küche" gesprochen wird. Warum streben diverse Gastronomen immer wieder an, internationale Ansprüche erfüllen zu müssen. Bietet unsere Kulinarik in Deutschland nicht viele kreative Gerichte ? Das Landhaus Ewig tritt doch selber diesen Beweis an. Es muss nicht immer "International" sein. - Einige von uns verzehrten zum Dessert noch Zimt-Brownies mit einer Spekulatius Creme und Pfannküchlein mit Äpfeln oder Eis. Andere übersprangen diese Kalorien-Verstärker, um die "Abteilung Digestif" zu aktivieren. Dazu eine Anregung, ausdrücklich keine Kritik. Das Digestif-Angebot ist vielfältig und natürlich international. Wenn man aber bei den Gerichten ausdrücklich eine regionale Küche präferiert - bitteschön, dann sollte auf der Karte auch die ein oder andere regionale Spirituose aus dem Umfeld angeboten werden.
Fazit: Wenn in der Bewertung der Service nicht ausdrücklich lobend erwähnt wurde, er agierte flott, aufmerksam und freundlich. Gerne dafür 4 Sterne. Gleiches gilt für das Essen - 4 Sterne. Mir persönlich ist das Ambiente etwas zu rustikal, etwas zu viel im Stil eines dörflichen Heimatmuseums oder auch einer Bauernstube. Daher dafür 3,5 Sterne, obwohl das in unserer Herrenrunde einige "Bergische Jungs" völlig anders sehen. "Hier isset rischtisch jemütlich", so der gehörte O-Ton einiger Warsteiner, Old Woodhouse Bier und Himbeergeist-Inhalierer.
Das Haus wirbt mit dem Claim - Willkommen bei uns - . Wir fühlten uns Willkommen. Und in einigen Monaten wieder im netten Biergarten. Mal schauen was bis dahin der Horror-Clown in den USA veranstaltet hat.