Restaurant Haus Stemberg
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Kuhlendahler Straße 295, 42553 Velbert
Restaurant Sternerestaurant Weinkeller Gourmet
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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Restaurant Haus Stemberg in 42553 Velbert bewertet.
vor 9 Jahren
"Eine Institution im Bergischen Land - mit Stern"

Geschrieben am 06.02.2015 | Aktualisiert am 06.02.2015
Besucht am 12.05.2014
Schon lange wollte ich diese „Bergische Institution“ besuchen – schon vor der Adelung durch Michelin mit dem Stern. Die beiden Köche (Senior und Junior) sind mir durchs Fernsehen auch wie gute „Bekannte“ vorgekommen.
Aktueller Anlass war ein Geburtstag in der Familie auf einem Montag. Also haben wir schon vor längerer Zeit reserviert – und das mit großer Vorfreude.

Das Restaurant liegt an einer viel befahrenen Straße. Um das Haus herum gibt es eine Menge Parkplätze, auch eine (eigene) Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Gaststätte.

Die Besitzerfamilie war an diesem Tag immer sichtbar präsent und hatte alles im Auge. Das gefällt mir; denn es zeigt den Willen zur Qualität und trotzdem war es auch nie aufdringlich (es wird nicht „überwacht“ – „man“ ist aber bei Bedarf sofort zur Stelle).
Auch die Geschäftszeiten sind prima: mittags und abends – und montags ist offen (dieser Tag ist bei Sterneköchen fast bundesweit zu).

Das Ambiente ***

Das Restaurant hat mehrere Bereiche für seine Gäste: Gaststube, Kaminzimmer, Wintergarten, Terrasse.
Wir waren im Wintergarten. Hier hat man auch bei schlechtem Wetter gutes Licht und eine freie Sicht auf die Straße.
Aber der Raum ist relativ eng mit Plätzen ausgestattet. Schnell wird es laut, wenn alle Tische belegt sind.
Das Lokal war im Bereich Wintergarten sehr gut besucht – einige Tische wurden sogar mehrfach belegt (in der Zeit in der wir das Menü verkostet haben). Die Gäste scheinen oft ein Stammpublikum zu sein; schnell einige Gänge und wieder weg.

Sauberkeit *****


Die Räume sind perfekt gepflegt. Die Sanitäranlagen haben mich sehr überzeugt; insbesondere die perfekte hygienische Klobrille, die auf Knopfdruck neue Folie erhält – das ist vorbildlich gelöst.

Bedienung ****


Der Service ist tadellos. Wir wurden freundlich begrüßt, zu unserem Platz geführt und die Garderobe wurde sofort versorgt.
Der Kellner brachte schnell die Karte und annoncierte weitere tagesaktuelle Gerichte. Beim Essen wurden wir dann überwiegend von zwei Servicekräften betreut, die die Speisen und Getränke einstellten und vorstellten. Das geschah alles unaufdringlich, routiniert und korrekt. Es fehlte uns nur ein wenig Konversation zur Auflockerung.

Der Tisch war klassisch dekoriert und das Besteck wurde nach der Bestellung komplett eingedeckt.
Alle Wünsche und Fragen wurden sachkundig beachtet bzw. beantwortet. Gerne wurden Vorlieben oder Unverträglichkeiten berücksichtigt.

Besonders Walter Stemberg versorgte uns am Ende mit ausgezeichnetem Informationsmaterial und zeigte mir seinen „Felsenweinkeller“. Auch Sascha Stemberg machte eine Runde zu den Gästetischen.

Das Essen ****

Da wir eine möglichst breite Palette der Gerichte des Hauses kennen lernen wollten, bestellten wir das Degustations-Menü (mit sieben Gängen).

Sofort wurde der Teller mit drei Brotsorten und zwei Aufstrichen gebracht.

Grüße aus der Küche


1. Lachs-Tartar – gut gemacht
2. Tafelspitz – lecker
3. Maissüppchen – prima im Geschmack

Languste

Krustentier-Tapioka, Avocado, Algensalat & Grüner Spargel

„Tapioka ist eine nahezu geschmacksneutrale Stärke, die aus der Maniokwurzel hergestellt wird. Es kommt in Form von feinen, weißen Kügelchen oder als dünne, getrocknete Flocken zu Anwendung.“
Das Kalt-Gericht bekam durch die Zutaten für mich eine asiatische Richtung und wies ein breites Aromenspektrum auf, die ich nicht alle vorher gekannt habe. Die Cremepunkte und der Spargel haben mir gut geschmeckt. Das Langustenfleisch war mir jedoch zu gel-artig und elastisch.
Dazu gab es als Wein einen Weißburgunder (Selektion Stemberg von Poss an der Nahe).

Als weitere Gruß ein Hummersüppchen – schmackhaft und erfrischend.

Jakobsmuschel

Kalbsmarkkruste, Erbscreme, Grapefruit, Jalapeno & Vadouvan

Das Erbsenpüree, die Fruchtstücke, die Paprika (Jalapeno ist eine mexikanische Züchtung – wikipedia) mit einer Würzmischung (Vadouvan ist die französische Feinschmeckervariante des südindischen "Vadagam". Es handelt sich dabei um fermentierte Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen, die mit Rizinöl haltbar gemacht werden - http://wildweb-pfeffersack.de/rezepte/vadouvan.php) haben mir wiederum prächtig zugesagt. Die Kruste auf der Jakobsmuschel war mir zu weich und schmeckte mir wie Paniermehl mit Markgeschmack (früher die Markbällchen bei meiner Mutter hatten dies Aroma). Die Jakobsmuschel esse ich persönlich lieber etwas krosser gebraten – war aber insgesamt lecker.
Dazu als Wein einen Grauburgunder ebenfalls aus der Selektion Stemberg.

Schwarzer Kabeljau

Miso, cremiger Sellerie, Frühlingsgemüse & Japanische Brühe

Die Miso-Suppe wurde von der Kellnerin zugeschüttet und daher baten wir um einen Gourmetlöffel, der sofort gebracht wurde. Dieses japanische Nationalgericht schmeckte mir sehr gut. Die Gemüsekreation passte sehr gut zum Selleriepüree. „Schwarzer Kabeljau“ wird im Internet oft mit „Kohlenfisch“ gleichgesetzt, ist es aber wohl nicht (http://www.alaskaseafood.de/pages-de/Alaska-Fisch/die-Arten/wilden-Weibfisch/Black-Cod.php). Gleichwohl hat mir das „Fleisch“ gut geschmeckt. Und somit hat mit dieser Gang komplett zugesagt.
Dazu als Wein einen Sauvignon Blanc von Peth.

Geeiste Wiesenkräuter
Orangenschale & Brogsitter’s Demi-sec

Dieser Zwischengang war ebenfalls köstlich – ein wirklich gelungenes Gericht. Der Kellner goss den Sekt zum Sorbet am Tisch dazu. Sehr erfrischend für mich; ich hätte es sogar ohne Sekt noch authentischer gefunden.

U.S. Short Rib 36/65°

geräucherte Kartoffel, Powerade, Rote Zwiebel & Ceasar’s salad

Dieser Gang hat mir im Nachgang noch lange im Kopf geschwirrt. Das Fleisch war sicher von hoher Qualität. Der Fettanteil war sehr hoch, es wird im Rohzustand sicher gut durchmasert gewesen sein. Gerne wüsste ich, wie solch ein Stück gebraten bzw. geschmort schmeckt. Hier war es nach der „Ansage“ 36 Stunden bei 65 Grad Celsius Sous-vide gegart worden. Dadurch erhält das Fleisch ein außergewöhnliches Aroma und durch die lange Verarbeitung wird es mehr als butterweich und saftig ohne Ende. Wie schon bei Besuchen in anderen Restaurants haben wir festgestellt, dass wir wirklich keine Fans von diversen Bäckchen und Ochsenschwänzen oder Onglet werden (können). Ich kann es nicht in passende Worte fassen: glibberig, super-weich, den Fettanteil stark schmeckend. Aber perfekt gemacht!
(Ich liebe jedoch grundsätzlich Niedergarmethoden – meist jedoch nur eine oder wenige Stunden und dann in der Pfanne noch einige Röstarmoen schaffen.)
Warum gab es zu diesem weichen Fleisch ein Laguiole-Steakmesser? Diese scharfen Werkzeuge waren zum Schneiden wirklich nicht nötig. Ein Löffel hätte gereicht.
Die Beilagen waren außergewöhnlich: Powerade ist eine italienische Artischockenart und war sehr schmackhaft. Die gefüllten Kartoffeln habe ich so auch noch nicht gegessen – klasse gemacht.
Dazu als Wein einen Cabernet Sauvignon aus dem Languedoc.

Käse vom Brett

von Affineur Waltmann & den Windrather Bio-Höfen
mit Birnensenf, Feigensenf & Früchtebrot

Hier waren wir in der klassischen Küche auf Besuch. Das Angebot war groß und abwechslungsreich. Ich habe jedes Stück genossen. Beiden Herstellern gehört großes Lob.
Dazu als Wein einen Rioja Crianza.

Als Vordessert gab es leckeren Marshmallow.

Kefir

Rhabarber, Rose, Zitronenverbene & Hafer

Der Nachtisch war der Höhepunkt der Speisen für uns. Jede Komponente war herrlich lecker – und es war ein Feuerwerk an Vielfalt. Dem Pâtissier gehört unsere Hochachtung und größtes Lob.
Als Wein gab es Dr.Muth Gewürztraminer.

Die Weinbegleitung war abwechslungsreich und jeweils schmackhaft zu den Gerichten. Das Haus verfügt über einen schönen Weinkeller und der Preis für alle Weine zusammen ist unfassbar günstig und äußerst fair.

Zum Abschluss haben wir noch Espresso und Gebäck verzehrt.

Fazit:


3 – wenn es sich ergeben sollte:
Sehr hochwertige Produkte werden zu anspruchsvollen Gerichten bei großer Präzision verarbeitet. Leider haben mir trotzdem ganz persönlich einige Speisen nicht völlig zugesagt.
Daher zitiere ich mich selbst: „Ich besuche ein Restaurant nie, um es zu testen. Ich besuche ein Restaurant in der Hoffnung und Erwartung, erfreulich essen und trinken zu können. Ich möchte erleben, wie Gerichte in Perfektion zubereitet und angerichtet werden, wie sie schmecken und mit welchen Getränken sie harmonieren. Wenn ich Glück habe, erlebe ich dann einen persönlich großartigen Augenblick in meinem Leben, von dem ich vielleicht lange zehren kann.“
Liebes Team von Haus Stemberg: Ihr habt meinen Kopf erreicht, aber nicht wirklich mein Herz.
Ich kann nichts besonders negativ sehen, aber ich war nicht so recht zufrieden.
Oder nach Marcel Reich-Ranicki, der jede Sendung mit dem abgewandelten Brecht-Spruch beendete "Und so sehen wir betroffen
den Vorhang zu und alle Fragen offen".
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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