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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Millé in 56462 Höhn bewertet.
vor 7 Jahren
"Auch abseits der großen Städte gibt es Oasen für Feinschmecker"
Verifiziert

Geschrieben am 20.01.2017 | Aktualisiert am 20.01.2017
Besucht am 18.01.2017 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
„Oh, du schöner Westerwald, über deine Höhen pfeift der Wind so kalt; jedoch der kleinste Sonnenschein, dringt tief ins Herz hinein.“
 
Das fiel mir bei der Fahrt nach Höhn (eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz mit rund 3.000 Einwohnern) ein.

Es lag viel Schnee und die Sonne schien und es war kalt.
 
Hier hat die Familie Millé ihr Restaurant gleich in der Ortsmitte.
 
„Geboten werden internationale Gerichte wie "Lachs im Sesammantel" oder "Rinderfilet unter Ziegenkäse". Speisen Sie im Sommer auch mal im schön angelegten Garten!“, schreiben die Inspektoren des Guide MICHELIN darüber.
 
Der GM vergibt 13 Punkte für 2017 (wie auch schon im Vorjahr) und führt aus: „An dem unauffälligen Gebäude in der Ortsmitte von Höhn, auf halber Strecke zwischen Herborn und Montabaur (B 255), fährt man leicht achtlos vorbei. Auch drinnen lässt der erste Eindruck nicht auf ambitionierte Küche schließen. Zwei kleine niedrige Räume, einfach, aber ordentlich eingerichtet – und fast immer proppenvoll. Dieser Rahmen, der keinerlei Schwellenangst auslöst, gehört sicherlich zum Erfolgsrezept des Hauses … wie auch der herzliche Empfang …“.
 
Rang 85 in Rheinland-Pfalz
Rang 1 in Höhn (Westerwald)
Michael Schulkowski Chefkoch
 
Wir besuchten eine alte Bekannte und reisten mit der Bahn bis Montabaur und wurden dort abgeholt. Ein Restaurantbesuch stand natürlich an. Unsere Freundin hatte nur Gutes über das Restaurant gehört und daher wollten wir dort gemeinsam speisen.
 
Ambiente
 
Der Gastraum besteht aus zwei Teilen und ist einfach und zweckmäßig eingerichtet. Die Tische sind klassisch eingedeckt. Die Plätze sind angenehm ausgeleuchtet. Alles wirkt wie ein gutes Landgasthaus.
 
Sauberkeit 
 
Alles ist bestens gepflegt und vorbildlich hergerichtet.
 
Sanitär
 
Der Bereich ist klein, aber nicht eng. Alles Notwenige ist vorhanden. Hier wünschten wir uns etwas mehr Ausstattung: Dekoration, Handcreme etc. Das Wichtigste ist natürlich Sauberkeit und daran fehlte nichts.
 
Service
 
Die beiden Damen ergänzten sich gut und kümmerten sich gemeinsam um die Gäste. Sie waren offen und freundlich. Die eine schien auch die Chefin zu sein, weil sie noch detaillierter antworten konnte. Sie erzählte nämlich auch etwas aus der Geschichte des Hauses.
Wir fühlten uns perfekt umsorgt.
 
Die Karte(n) 
 
Zum Start bekamen wir die Karte, in der Aperitifs, Vorspeisen und Hauptgerichte aufgeführt sind.
Der Service machte noch mündliche Ansagen zu Gerichten, die tagesaktuell angeboten wurden.
Dann wurde die Weinkarte gereicht. Aber wir hatten nicht die Absicht ganze Flaschen zu wählen, sondern ein paar Gläser zu den Gerichten.
Nach dem Hauptgang gibt es noch eine Dessert- und Digestif-Karte.
 
Die abwechslungsreichen Angebote sind in einer Handschriftart aufgelistet und beschrieben. Das unterstreicht den Anspruch, alle Speisen selbst zu machen.
 
Ein A-la-Carte-Angebot für den Hauptgang heißt zum Beispiel Spanferkelrücken auf Wirsinggemüse (26,50 €) oder Poulardenbrust unter der Miso-Cashewkernkruste auf Edomame-Karotten (24,50 €).
 
Ein wechselndes Drei-Gang-Menü (44,00 €) bestand heute aus:
 
Gebratenes Filet vom Kabeljau auf winterlichem Gemüsesalat
Roulade von der Poulardenbrust auf Crèmewirsing
Warmer Schokoladenkuchen mit hausgemachtem Eis
 
Das 5-Gänge-Überraschungsmenue (58,00 €) wird so angekündigt:
Sie sagen uns, wenn es etwas gibt, was Sie nicht mögen, der Rest ist - Überraschung!
 
Hier werden also klassische Gerichte angeboten. Es sind asiatische Einflüsse zu bemerken. Und es werden viele Zutaten aus der Umgebung oder passend zur Jahrszeit verarbeitet.
 
Die verkosteten Speisen 
 
Unsere Gastgeberin schlug vor, frei zu wählen, damit wir verschiedene Speisen verkosten können und nicht an ein Menü gebunden sind.
Somit wurde von den Tagesangeboten und aus Karte bestellt.
 
Gruß/Grüße aus der Küche
 
Vorab gab es einen Korb mit frischem Baguette und drei verschiedenen Dips:
 
Knoblauchcreme
 
Diese Paste hatte für mich mehr Curry-Noten als Knoblauch. Sie schmeckte aromatisch und passte gut zum Brot.
 
Remoulade
 
Dieser Dip erinnerte mich an Zutaten, die ich vom Fleischsalat her kenne (aber ohne Wurst, dafür mit viel Gemüse).
 
Gänseschmalz
 
Der Brotaufstrich war ebenfalls cremig und zart gesalzen. Bis auf die asiatische Note bei der Knoblauchcreme hatte ich bei den anderen Dips schöne Erinnerungen an die eigene Kindheit mit deftigen Gerichten.
 
Als Amuse Geule erhielten wir eine Frikadelle auf Pilzsalat
 
Auch hier war das Fleischpflanzerl eher traditionell ausgerichtet. Die kleinen Waldpilze waren geschmacklich dazu angepasst. Nur das grüne Blatt war vielleicht ein asiatischer Anklang.
 
Zur Vorspeise wählten wir:
 
Rehconsommé
 
Diese Suppe hatte einen kräftigen angenehmen Geschmack und war mit kleinen Fleischstückchen, Möhrenstreifen und Petersilie verfeinert.
 
Vorspeisen-Variationen
 
Gemüse-Curry-Suppe
 
Hier handelte es sich um eine gebundene cremige Suppe. Sie war zusätzlich aufgeschäumt und war mit einem Chip und grünen Sprossen verziert.
 
Frühlingsrolle von der Ente
 
Ein dünner Teigmantel um hüllte das Fleisch und das fein geschnittene Gemüse. Die Röllchen standen auf einem kleinen Rote-Bete-Salat.
 
Pastrami-Röllchen
 
Das schön gemaserte dünne Fleischstück war um Rucolablätter und Tomatenstückchen gerollt. Von den drei Teilen war dieses Gericht das deftigste. Aber nach dem klassischen Einstieg war das nun ein kleiner Ausflug in die weite Welt.
 
Beim Hauptgang verkosteten wir:
 
Reh mit Dörrobstkruste auf Wirsing mit Kartoffelrösti
 
Das Reh war wunderbar gegart. Es war zart und saftig. Die Dörrobstkruste war der Hammer. Leichte Süße verband sich genial mit den Fleischaromen.
 
Auch das Gemüse war ganz in meinem Sinne zubereitet. Der Wirsing hatte noch Struktur und war gleichzeitig durch die Sahne auch noch cremig. Die Rösti schmeckten pur aber auch in Verbindung mit der Jus.
 
Ein ganz prima Teller.
 
Entenbrust mit Haselnusspesto auf Rotkohl mit Servietten-Knödel-Scheiben
 
Auch die Ente war genau auf den Punkt gegart und machte nur Freude. Meine Frau hatte sich vorher erkundigt, wie der Rotkohl zubereitet wird. Die Servicedame versicherte, dass es kein „Brei“ werden würde. Und so kam es auch: der Rotkohl mundete vorzüglich.
 
Der Serviettenknödel konnte da nicht ganz mithalten; aber er war in Ordnung. Dagegen war wieder das Pesto äußerst gelungen.
 
Salatvariationen mit Entenbrustscheiben
 
Die Ente war auch hier geglückt. Unsere Gastgeberin liebt Salate und war von daher glücklich und zufrieden mit dem Berg an Rohkost. Die Blätter waren natürlich mit einem feinen Dressing umhüllt.
 
Eigentlich waren wir nun recht gesättigt, denn die Portionen waren großzügig bemessen und die Dips mit Brot schmeckten auch verführerisch; aber Opfer müssen gebracht werden und ein Dessert passt einfach als Abschluss immer.
 
Brasiliabecher
 
Der Becher war mit Krokant und Obst angereichert. Im Becher waren dann noch mehrere Eisbällchen.
 
Gemischtes Eis
 
Diese Schale mit verschiedenen Eissorten war noch mit Sahne bekrönt.
 
Kaffeeteller:
 
Ich konnte diesem Angebot mit vier kleinen Komponenten nicht widerstehen.
 
Schokocreme
 
Die Schokoladenpaste war locker und cremig. Es schmeckte wie eine gute Vollmilchschokolade. Oben war eine Krokantschicht aufgetragen.
 
Panna Cotta
 
Der Sahnepudding war geschmeidig. Oben war eine dünne rote Schicht aufgetragen. Darauf lagen noch Früchte (Himbeere und Kapstachelbeere) und ein kleiner Keks.
 
Hausgemachtes Eis
 
Die Vanilleeiskugel ruhte auf einem kleinen Obstsalat. Obenauf war ein Schokoladengitter aufgesetzt.
 
Espresso
 
Die Tasse Kaffee rundete das Arrangement ab. Alles zusammen war ein leckerer Abschluss.
 
Tellerchen mit Petit Fours
 
Die kleinen Gebäckstückchen konnte ich gerne den beiden Damen zu ihrem Eis überlassen.
 
Getränke 
 
Stilles Wasser
 
Campari-Soda
 
Gin-Tonic
 
Windspiel - Premium Dry Gin - 47% vol.
„Die Herznote ist der Entdeckergeist. Er trieb Fridericus Rex an, die Kartoffel nach Deutschland zu bringen und uns aus ihr einen Gin herzustellen. Klassische Wacholderbeeren, Zitrone und Koriander vereint mit unseren, in der Vulkanerde gereiften Kartoffeln ergeben ein traditionelles Gin-Aroma mit feiner Milde. Für den besonderen Charakter sorgen Zimtrinde und Lavendel sowie weitere Botanicals …
Windspiel Tonic Water
Ein Gin lässt sich bekanntlich am besten in guter Gesellschaft genießen. Das passende Tonic Water ist für den Gin genauso wie der perfekte Freund mit dem man ihn genießt. Abgestimmt auf Windspiel Premium Dry Gin überzeugt Windspiel Tonic Water mit herrlich erfrischendem natürlichem Mineralwasser und einem Hauch Zitrone. Genießer schweben so in einer Welt zwischen klassischem, mildem Gin mit einer zarten Fruchtnote und dem bitteren Tonic Water, das das Entdeckertum von einst widerspiegelt.“  (Windspiel ist eine Manufaktur in der Vulkaneifel)
 
Dass ich diesen Aperitif gewählt habe, war ein absoluter Glücksgriff. Diese Produkte werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.
 
Offene Weine glasweise: Rose, Rotwein
 
Die Rebsorten wurden kurz genannt und ich habe mir die Hersteller nicht notiert und daher auch vergessen. Sie passten gut zum Essen. Lieber hätte ich die Flaschen präsentiert bekommen und fotografiert. Aber das geschah nicht und ich wollte es auch nicht einfordern, weil die beiden Damen sonst äußerst freundlich, umsichtig und  kommunikativ waren (sie haben mir zum Beispiel alle Speisen notiert und damit meinen größten Wunsch erfüllt).
 
Fazit
 
4 – gerne wieder. Wir als Bus- und Bahn-Reisende kommen leider nicht so einfach in die Gegend. Aber es gäbe noch eine Menge von der Karte zu probieren und das lockt schon.
 
Die Preise erscheinen mir völlig (was ich in der Karte so gesehen habe) angemessen – aber die Zeche zahlte, ja unsere Gastgeberin und daher kann ich keine gesicherte Aussagen machen.
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
Datum des Besuchs: 18.1.2017 – abends – drei Personen
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung
keine Wertung


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marcO74 und 25 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.