Zurück zu Gaststätte Am Hasenberg
GastroGuide-User: Jenome
Jenome einen Beitrag zum Gaststätte Am Hasenberg in 02692 Doberschau-Gaußig geschrieben.
vor 7 Jahren
"Feierabend am Hasenberg-Die Gnaschwitzer Gaststätte schließt, der Wirt geht nach 22 Jahren in den Ruhestand."

Geschrieben am 20.12.2016
Die Hände mal in den Schoß legen – das war für Wilfried Fritsche in den letzten Jahren nicht drin, erst recht nicht in der Weihnachtszeit. Umso mehr freut er sich in diesem Jahr aufs Fest. „Weihnachten werden wir richtig genießen“, sagt der 67-Jährige, der mehr als 20 Jahre in der Gaststätte „Am Hasenberg“ in Gnaschwitz hinterm Tresen stand.
Zwar hat er mit seiner Frau all die Jahre ein Ritual gepflegt und zu Heiligabend immer einen Ausflug zum Oybin unternommen. Aber schon am ersten Feiertag waren sie beide wieder gefordert – sie in der Küche, er bei der Bedienung der Gäste. Doch damit ist nun Schluss. Am Montag ging in ihrer Gaststätte die letzte Feier über die Bühne. Damit ist nun an dieser Stelle eine lange Tradition zu Ende – vorerst. „Vielleicht findet sich ja doch noch jemand“, sagt Wilfried Fritsche. Denn er möchte die Gaststätte verkaufen und hat einen Makler beauftragt, nach Interessenten zu suchen. Aber es wird wohl nicht einfach, vermutet er, denn es handelt sich um ein recht großes Objekt. Das hat Vor- und Nachteile. So sei der Saal ideal, um Feiern für 30 bis 100 Personen auszurichten – für eine Gaststätte auf dem Land ein wichtiges Standbein. Ringsherum sei aber eben auch viel zu tun, allein das Straßekehren und Schneeschieben nehme stets einige Zeit in Anspruch.

Aufzuhören, das habe er schon seit zwei Jahren geplant, sagt der Wirt. Und da seine Frau mittlerweile auch 65 sei, „ist nun wirklich gut“. Vor ein paar Jahren gab es noch die Hoffnung, dass es mit dem Gasthof vielleicht in Familienhand weitergeht. Denn der Sohn ist ausgebildeter Hotelfachmann. Aber inzwischen stehe fest: „Er kommt nicht wieder her.“ Zu lange arbeite er schon in den alten Bundesländern, sei dort heimisch geworden. – Anfang der 1990er Jahre wollte sich auch Wilfried Fritsche woanders Arbeit suchen. Er hatte zuletzt das Offizierskasino in Bautzen geleitet, in der Villa an der Löhrstraße hat nun schon seit vielen Jahren der Unabhängige Seniorenverband seinen Sitz. Aber dann bot sich mit dem Gasthaus in Gnaschwitz die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Die Gemeinde suchte einen Käufer für das Objekt, das damals eher eine Bier-und-Bockwurst-Kneipe war und nicht den besten Ruf hatte, wie Fritsche sich erinnert. Am weit über 100 Jahre alten Haus, das einst zu einem Dreiseitenhof gehörte, war zudem lange nichts gemacht worden.

„Wir haben dann Stück für Stück renoviert.“ 1994 öffneten sie die Gaststätte. Da die Wohnung im Obergeschoss noch vermietet war, nahmen sich die neuen Wirtsleute als Zwischenstation eine kleine Wohnung in Doberschau. Erst später konnten sie nach Gnaschwitz umziehen. Fritsche erinnert sich noch, wie er an der Giebelseite einen der großen Feldsteine, die im unteren Bereich der Außenwände verbaut sind, mit einem Traktor herausreißen ließ, um eine Tür zum Biergarten einbauen zu können. Bis 1999 gab es neben den Gasträumen noch einen Lebensmittelladen und eine Fleischerei. Später nutzte Fritsche die Räume als Lager, unter anderem für all die Utensilien, die für den Partyservice gebraucht wurden – einem weiteren Standbein neben Feiern und Gaststättenbetrieb. All das wurde im Wesentlichen zu dritt – und bei Bedarf mit einigen Helfern – bewältigt. „Arbeit hatten wir genug“, blickt Fritsche zurück. Die einzige angestellte Mitarbeiterin, eine Köchin, habe bereits eine neue Arbeit gefunden.
In den letzten Wochen sei noch einmal Hochbetrieb gewesen, nicht nur wegen der Weihnachtsfeiern. Auch viele Stammgäste seien noch einmal zum Essen gekommen, ob aus Bautzen oder aus dem Oberland. Aber auch aus Gnaschwitz selbst habe er treue Gäste gehabt. „Wir sind gemeinsam alt geworden“, sagt Fritsche schmunzelnd, wenn er daran denkt, dass von mancher Familie die Kinder inzwischen selbst Kinder haben. „Wir hören mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf“, meint er – und freut sich mit seiner Frau auf Ausflüge per Rad, Wanderurlaube in Österreich und ein entspanntes Weihnachtsfest.


Jens und 3 andere finden diesen Beitrag hilfreich.