Geschrieben am 17.12.2022 2022-12-17| Aktualisiert am
17.12.2022
Besucht am 13.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Ojeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn Opa R. mal wieder Schuhe braucht! Die findet er nämlich vorzugsweise in einem Laden, der so heißt, wie unser Hund aussieht, und dessen nächstgelegene Filiale ist in Baden-Baden. Die Gelegenheit hatten wir nun beim Schopfe ergriffen.
Schönes Haus an der Oos
Die unmittelbare Umgebung des Taj Tandoori hat sich seit unserem letzten Besuch deutlich verbessert: Der potthässliche Anbau an das denkmalschutzwürdige alte Haus, über den ich mich damals so echauffiert hatte, ist inzwischen renoviert worden, und statt des damaligen, aufdringlich mit Prozentzahlen zuplakatierten Teppichladens findet sich dort jetzt ein elegantes Kosmetikinstitut.
Ob das mal ein bayrisches Restaurant war?
Drinnen hingegen ist alles beim Alten geblieben: Eine Rokoko-Symphonie in blau und weiß, ansonsten für indische Verhältnisse aber dezent dekoriert. Und die Tische sind immer noch zu klein für die ganzen Gerätschaften, die zu einem indischen Essen gehören.
Unter Hunden ist der Einäugige König
Hunde sind zugelassen, obwohl der Gastraum mit Teppichboden ausgelegt ist. Der, das sei an dieser Stelle angemerkt, schon länger nicht mehr gesaugt worden war, vor allem unter den Tischen. Dagegen waren die Toiletten sauber und, was ich immer sehr schätze, berührungslos zu bedienen.
Umsorgt wurden wir von zwei kompetenten und hervorragend Deutsch sprechenden Herren mittleren Alters – ich erwähne das, weil wir bei unserem letzten Besuch ja weitgehend lost in translation waren.
Immerhin hatten wir damals gelernt, dass das Restaurant zu vorauseilender Unterwerfung unter deutsche Empfindlichkeiten neigt, was Schärfe und Würzung indischer Gerichte betrifft. Daher gab ich mich sicherheitshalber und, wie ich gerne zugebe, nicht ohne einen gewissen Stolz als Old Bombay Hand zu erkennen, und ich bilde mir ein, dass die beiden sich sichtlich freuten, jemanden zu bewirten, der fünf aufregende Jahre in ihrer Heimat verbracht hatte.
Beim Bestellen waren unsere Augen mal wieder größer als unsere Mägen. Zwei Hauptgerichte, eine Beilage, zwei fette Brote und natürlich Reis. Dass wir das alles schafften, grenzt an ein Wunder, ein Wunder allerdings, das mir eine unruhige Nacht bescherte. Aber schön der Reihe nach.
Ipanema & Mango Lassi
Zu trinken gab es eine alkoholfreie Caipirinha namens Ipanema für meine Frau (5,80 €); für mich, wie eigentlich fast immer, wenn wir indisch essen gehen, ein Mango Lassi (4,20 €) – es gibt wenig Besseres, wenn es gilt, schnell überschüssige Schärfe abzupuffern.
Dass meine Liebste dem Fisch als solchem zugeneigt ist, habe ich hier schon öfters angemerkt. Diesmal das Fish Mango Curry, ein „Filet vom weißen Heilbutt in einer milden Sauce aus Gewu?rzen, Sahne und Mango“.
Fisch muss schwimmen.
Sollte das Bild den Eindruck erwecken, dass das Curry aus relativ viel Sauce und relativ wenig Fisch bestand, so täuscht das nicht. Für 22,50 € hätte es durchaus etwas mehr von dem schmackhaften Heilbutt sein können sein können, zumal ich ihr noch eines von den fünf mittelgroßen Stückchen geklaut hatte. Die Sauce war aber genau nach ihrem Geschmack, so mild wie angekündigt, ein bisschen süß, ein bisschen sauer und vor allem frei von den besonders schlimmen Gewürzen. Eine solche Begeisterung hatte ich bei meiner Frau in einem indischen Restaurant noch nicht erlebt, genauer gesagt Begeisterung mit einem Touch Erleichterung.
Da war mein Lamb Vindaloo („gebratenes Lammfleisch in einer pikanten Sauce aus gemahlenen Granatapfelkernen und Chilies“, 17,80 €) schon etwas kantiger. Das Rezept stammt ursprünglich aus Goa, und der Name ist eine Verballhornung des portugiesischem vinha d‘ alhos, also Wein und Knoblauch. Und da der Zufall es will, dass aloo in Hindi Kartoffel heißt, finden sich vielerorts Kartoffeln im Vindaloo, wie zum Beispiel auch hier.
Lamm goanisch
Die Gewürzmischung bestand aus einer langen Reihe der usual suspects der indischen Küche, wie Kreuzkümmel, Bockshornklee und Kurkuma, um nur einige zu nennen. Die gemahlenen Granatapfelkerne verliehen eine leicht herbe Säure und Chili die erhoffte Schärfe - ein bisschen Luft auf der nach oben offenen Scovilleskala blieb aber schon noch, dafür hätte es das Mango Lassi jetzt nicht gebraucht. Über zu wenig Fleisch konnte ich mich aber nicht beklagen, das meiste war auch so zart wie das sprichwörtliche Lämmchen, nur ein paar Stücke waren etwas fester. Die darüber geraspelten Streifen sahen hübsch aus und sorgten für Knackigkeit, steuerten geschmacklich aber wenig bei; mir kamen sie vor wie Kohlrabi, ich kann mich aber täuschen, denn das wäre schon ein Exot in der indischen Küche.
Um das Festmahl abzurunden, gab es neben dem obligatorischen Reis noch weitere Beilagen.
Palak Bhaji
Meine Frau liebt Spinat, also gab es eine Schüssel Palak Bhaji (6,80 €), das wir beide aber etwas langweilig fanden. Hier wären wir mit Palak Paneer besser gefahren.
Garlic Naan
Großartig dagegen die beiden Brote, die wir uns ausgesucht hatten: Garlic Naan (2,80 €), ein im Tandoor gebackenes Sauerteigbrot mit ordentlich Knoblauchbutter, und Aloo Paratha (4,50 €), das nicht auf der Karte stand, aber trotzdem gerne für mich gemacht wurde. Das hatte ich nämlich seit meiner Zeit in Indien nicht mehr gegessen.
Aloo Paratha
Es ist ein ungesäuertes Brot, das mit einer würzigen Kartoffelmasse gefüllt, ausgerollt und in der Pfanne ausgebacken wird. Herrlich.
Mango Chilli Sorbet ohne Chili, was ein Glück...
Meine Frau, obwohl schon ziemlich satt, wollte es sich dennoch nicht nehmen lassen, die Orgie mit einem Sorbet zu beschließen. Und siehe da, das rätselhafte Mango Chilli Sorbet vom letzten Besuch stand immer noch auf der Karte, rätselhaft insofern, als es kein Chilli enthält, sondern neben der dicken Eiskugel nur eine anständige Menge Sekt. Auch diesmal wurde das Geheimnis nicht gelüftet, außer dass der Chef eben auf dem Namen besteht und so das Personal immer wieder in Erklärungsnöte bringt. Meiner Frau schmeckt es aber ohnehin besser so, wie es ist. Und obwohl aufmerksamerweise ein zweiter Löffel mitgeliefert wurde, konnte ich einfach nicht mehr helfen.
Hier wird man uns wiedersehen, und das nicht etwa deshalb, weil meine Frau es sich nicht hatte nehmen lassen, vor dem Essen im benachbarten Kosmetikinstitut einen Termin zu arrangieren. Sondern weil es, wie eingangs gesagt, nicht selbstverständlich ist, dass wir mit unseren unterschiedlichen Geschmäckern nach dem Besuch eines indischen Restaurants beide rundum zufrieden sind. Denn hier versteht man nicht nur sein Küchenhandwerk, sondern ist auch gerne bereit, auf Sonderwünsche einzugehen. So soll es doch sein.
Ojeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn... mehr lesen
Restaurant Taj Tandoori
Restaurant Taj Tandoori€-€€€Restaurant072213973460Lange Straße 68, 76530 Baden-Baden
4.0 stars -
"Alle fünf Jahre ist entschieden zu selten" OparazzoOjeoje, wie die Zeit vergeht. Da hatten wir vor fünf Jahren mit dem Taj Tandoori endlich ein indisches Restaurant gefunden, in dem wir beide recht zufrieden waren – keine Selbstverständlichkeit, weil meine Frau die indischen Küche in Teilen befremdlich findet –, und dann hat es bis heute gedauert, dass wir dort wieder eingekehrt sind.
Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn
Geschrieben am 09.12.2022 2022-12-09| Aktualisiert am
09.12.2022
Besucht am 06.12.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Zwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar, als spartanischer, etwas unterkühlter Diner rüberkommt, dauert es eine ganze Weile, bis man das verwinkelte, wesentlich gemütlichere Burgerheart zur Gänze erkundet hat. Es gibt nämlich noch eine obere Etage, wo zwar zur Mittagszeit niemand saß, zu der man aber hochsteigen muss, um die Toilette aufzusuchen.
Hier ein paar Eindrücke, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
She let me know twenty years ago...
Hier war es zwar nicht so kuschelig wie weiter drinnen, aber dafür hatte unser Kleiner was zu gucken und war auch niemandem im Wege.
Ich fing gleich an zu jammern, dass ich bei unserem letzten Restaurantbesuch (TA Izakaya) die kleine Schrift nicht lesen konnte, worauf der freundliche Herr sofort entschwand, um mit einem Tablet zurückzukehren.
Endlich mal 'ne lesbare Speisekarte
Inzwischen hatte ich aber festgestellt, dass man hier auch auf dem Handy alles hervorragend lesen kann und dass ein übersichtliches Menü einem die Entscheidungsfindung ganz erheblich erleichtert. Die weitere Betreuung übernahm dann eine ebenso freundliche junge Dame.
Das Mittagsmenü heißt hier Bundle. Man darf sich Burger, Beilage und Getränk aussuchen und dafür vernünftige 12,90 € bezahlen - genau unsere Magenweite.
rediC rebuäR und Hibiskus-Limo
Meiner Liebsten stand der Sinn nach Homemade Lemonade, und zwar der mit Hibiskus, fruchtig und nur sparsam gesüßt, mir nach einem Glas Apfel Räuber Cider, also Äppelwoi, nur nicht so herb. Beides sehr angenehme Begleiter für unser Mittagessen.
Crispy (and juicy) Chicken
Meine Frau kann einem frittierten Huhn auf der Speisekarte nur schwer widerstehen, wenn sie eines sieht, und entschied sich für Crispy Fried Chicken. Eine offenbar (und für mich überraschend) saftige Angelegenheit, die sie mit großem Genuss verspeiste. Parmesan, Tomatensalsa sowie Ranch- und Burgersauce sorgten dafür, dass dem Huhn nicht langweilig wurde.
Chuck Norris aus sicherer Entfernung
Mein Burger war nach einem der größten Charakterdarsteller unserer Zeit benannt: Chuck Norris, dem Mann, der, wie sich Burger-King-Angestellte hinter vorgehaltener Hand zuraunen, bei ihnen mal einen Big Mac bestellt und auch serviert bekommen hat.
Chuck Norris aus der Nähe
Hervorragendes deutsches Beef, zwei dicke Streifen knusprigen Bacons, Tomate, Gurke (wenn er das erfährt…!) und karamellisierte Zwiebeln füllten das maskuline Fleischbrötchen. Reichlich BBQ- und Burgersauce waren mit schuld daran, dass der Boden ziemlich bald durchweichte und mich zu Messer und Gabel greifen ließ. Wer erinnert sich noch an die Treets-Reklame aus den 60ern? Schmilzt im Mund, nicht in der Hand, das sollte auch für Burger gelten. Na ja, nicht so schlimm, Chuck Norris schmeckt auch mit Besteck.
Die Fritten, die wir beide als Beilage hatten, waren hingegen außergewöhnlich gut. Im richtigen Moment aus der Fritteuse gehoben: außen knusprig, innen noch etwas weich und richtig lecker.
Aber Fritten können nie so gut sein, dass sie nicht noch von einem raffinierten Dip profitieren würden. Zur Auswahl standen, neben Ketchup und Mayo, weitere acht (!) verschiedene (je 1,50 €). Verschiedene? Leider nicht im Wortsinn: Wir hatte Aioli und Trüffelmayonnaise geordert und hatten tatsächlich Schwierigkeiten zu entscheiden, welcher Dip denn welcher sein sollte, so mutlos waren sie beide angerührt. Ich bilde mir ein, in einem Schälchen ein Trüffelkrümelchen rausgeschmeckt zu haben, dafür im anderen keinen Knoblauch, schon gar nicht in aioliwürdiger Konzentration. Das geht besser, und die Kellnerin versprach auch, dies der Küche mitzuteilen. Möge es nützen.
Die Abzüge bei der S-Note kommen daher, dass dort, wo wir saßen, schon eine Weile nicht mehr abgestaubt worden war. Die Toiletten waren dafür umso sauberer.
Fazit: Auch wenn Dips und Brioches noch etwas Luft nach oben hatten, halten wir das Burgerheart durchaus für eine Bereicherung für Karlsruhes Fußgängerzone. Jetzt muss es uns nur erhalten bleiben – es liegt ja nicht nur das Five Guys in unmittelbarer Nähe, auch Hans im Glück, McDonald’s und Burger King sind alle keine hundert Meter entfernt. Survival of the frittest…
Zwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar,... mehr lesen
4.0 stars -
"Chick ‘n‘ Chuck" OparazzoZwei mittelgroße Burgerketten haben dieses Jahr Niederlassungen in Karlsruhe eröffnet: Burgerheart im April und Five Guys im Juli. Bei beiden stand bislang ein Antrittsbesuch aus. Und da uns am Ende unserer heutigen Weihnachtseinkäufe mal wieder burgerlich zumute war, beschlossen wir, mit dem Burgerheart einen Anfang zu machen.
Die beiden Restaurants liegen an Karlsruhes Einkaufsmeile schräg gegenüber und kloppen sich etwa 50m voneinander entfernt um die Kundschaft. Das Design könnte verschiedener kaum sein – während das Five Guys, von außen komplett einsehbar,
Geschrieben am 18.11.2022 2022-11-18| Aktualisiert am
18.11.2022
Besucht am 14.11.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Im April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt, in dem wir normalerweise alles finden, was wir brauchen, einschließlich der mittäglichen Einkehrgelegenheiten.
Aber seit nach über zehnjähriger Bauzeit die Straßenbahn endlich eine Etage tiefer fährt, macht es auch wieder Spaß, die fußläufige Komfortzone ein wenig auszuweiten.
So unscheinbar sich das TA Izakaya von außen darstellt - TA sollen die Initialen des vietnamesischen Inhabers sein, was das Impressum aber nicht bestätigt - so dramatisch ist das Innere gestaltet:
Hier hat man sich wirklich etwas einfallen lassen und für seine Einfälle auch das passende Budget zur Verfügung gehabt. Man kann nur hoffen, dass sich der Aufwand lohnt; dass wir die einzigen Gäste dieses Mittags bleiben sollten, gibt etwas zu denken.
Wir blieben im Eingangsbereich stehen, erstens, weil wir den Anblick auf uns wirken lassen wollten, und zweitens, weil wir uns nicht sicher waren, ob unser Hund auch zugelassen war – Restaurants mit offener Küche haben da manchmal ein Problem.
Obligatorisches Hundefoto
Dieses hier nicht, wie uns der freundliche junge Mann bestätigte, der uns in Empfang nahm und uns zu dem Platz unserer Wahl geleitete.
Bitte aufklappen und sich auf dem Handy vorstellen
Eine Speisekarte der herkömmlichen Art gibt es nicht, dafür einen QR-Code, mit dessen Hilfe man sie sich aufs Handy ziehen kann, leider in einer Schriftgröße weit unterhalb der Lesbarkeitsgrenze. Ich bin da kein Freund von – für mich gehört das genüssliche Vor- und Zurückblättern beim Aussuchen dazu, schon um die Übersicht zu behalten, wenn die Karte so umfang- und abwechslungsreich ist wie hier.
Diese ist, bei dem Namen des Restaurants nicht so verwunderlich, japanisch geprägt, viel Sushi, wenn auch nicht nur. Der Betreiber hat aber auch einiges aus seiner südostasiatischen Heimat mitgebracht, und schließlich wird munter gecrossovert, vor allem in Richtung Spanien und Lateinamerika.
Ich muss gestehen, dass mir das erst jetzt beim Studium der Internet-Speisekarte so richtig klar wurde; vor Ort auf dem Handy war es uns schlicht zu fummelig, das alles herauszufinden, sodass wir vieles übersehen hatten.
Bitte ebenfalls aufklappen
Nach der Bestellung ging es erst mal zum Händewaschen. Der Weg dorthin ist nachtclubmäßig ausgeleuchtet,
die eleganten Anlagen sind dunkel gehalten, aber trotzdem sauber und fleckenfrei. Es geht also doch, siehe dazu meinen kürzlichen Bericht zum Mai Garden.
Zu trinken gab es grünen Blättertee aus gusseisernen Kannen, für mich aromatisiert mit geröstetem Reis.
Beide starteten wir wieder mit einer Suppe. Meine Frau entschied sich für „Miso Dashi Tofu“ mit Lauch, Algen, Kräutersaitlingen und Enoki (4,90 €). Sie liebt diese Pilze, und von dem würzigen Dashi war sie auch sehr angetan, sodass die Suppe ihr richtig Spaß gemacht hat.
Mich zog es nach Südostasien: „Prawn & Coconut“, wobei der Name auch hier nur einen kleinen Teil der Zutaten abdeckte; eine große Garnele in würziger Kokosmilchbrühe wurde assistiert von einem Hähnchen-Dumpling, den gleichen Pilzen, Cocktailtomaten, Röstzwiebeln, Koriander und Lauch. Auch dies ein Volltreffer, den ich jederzeit wieder bestellen würde.
Meine liebe Frau machte mit Sushi weiter. Nachdem sie beim Scrollen nur bis zum Sushi Mix aus dem Mittagsmenü gekommen war, ließ sie sich beim Bestellen dann gerne überzeugen, dass das entsprechende Gericht aus der Hauptkarte (18,90 €) zwar 50% teurer, aber auch deutlich spannender sei.
Interessant war auf jeden Fall die Darreichungsform – der schlankste Teller, den wir je gesehen haben! Darauf angerichtet vier verschiedene Nigiri, eine Avocado Maki und eine Surimi Ura Roll. Surimi werden ja oft geschmäht, gehören aber seit Jahrhunderten zur japanischen Küche und, was noch viel wichtiger ist, schmecken meiner Frau so gut, dass sie manchmal beim Metro-Einkauf ein Päckchen mitgehen lässt und auf der Heimfahrt wegsnackt. Ich lasse mir da immer gerne was von abgeben.
Auch am frischen Fisch auf den Nigiri gab es nichts auszusetzen, dafür aber am Wasabi. Das war zwar schön scharf, aber so flüssig, dass es von den Stäbchen kleckerte. Das wäre ja noch ok gewesen, weil es am Ende sowieso mit der Sojasauce verrührt wird, nicht ok war allerdings die Reisqualität: Zu bröselig und vor allem viel, viel zu kalt. Das schmeckte so, als hätten die Sushi im Kühlschrank auf uns gewartet, und wie es schien so lange, dass die Avocado Zeit hatte, braun anzulaufen.
Der ansonsten sehr sympathische und aufmerksame Kellner wies dies weit von sich bzw. von der Küche, konnte die unterkühlten Sushi aber auch nicht erklären. Schade, das war etwas unter dem Niveau, mit dem man in einem so eleganten Restaurant rechnet, auch wenn Izakaya auf Deutsch nur Kneipe heißt.
Nach etwa zwei Dritteln tauschten wir; man ist ja Kavalier. Ich war mit meiner „Salmon Bowl“ von der Mittagskarte (12,90 €) nämlich sehr zufrieden. Alles frisch, der Reis diesmal warm – hier wäre Sushireis vielleicht geeigneter gewesen als der Jasminreis, der den nicht so geübten Stäbchenesser gegen Ende doch zum ebenfalls bereitliegenden Besteck greifen ließ – und vor allem der grob gewürfelte Lachs in seiner Teriyakimarinade hätte besser nicht sein können. Ich ließ mir die Stücke einzeln im Munde zergehen. Und als Anregung nehme ich mit, auch in den heimischen Salatschüsseln ab und zu mal Algensalat unterzumischen.
Wie stets war meiner Liebsten nach einem Nachtisch. Die Auswahl ist mit gerade mal drei Angeboten ziemlich bescheiden, umso schader (?), dass die Premium Ice Cream, serviert in einer Fruchthülle, noch nicht verfügbar war. Mango Dream (6,90 €) klang aber auch nicht schlecht, und das sollte sich bestätigen: Mangopüree, geröstete Mandeln, Löffelbiskuit und eine panna-cotta-ähnliche Creme schichteten sich zu einem sündhaften Abschluss, und wenn die drei Dekoscheibchen von einer reifen Mango und nicht von einem unreifen Apfel abgesäbelt worden wären, wäre er perfekt gewesen. Als stiller Teilhaber kann ich das beurteilen.
Wie immer bei einer so unausgeglichenen Performance fällt das Fazit nicht leicht. Das Ambiente ist für Karlsruher Verhältnisse beeindruckend, und dass die Kaiserstraße hier allmählich an Attraktivität verliert, macht überhaupt nichts. Man muss halt nur wissen, dass sich der Weg dorthin lohnt.
Auch mit unserem Service waren wir insgesamt zufrieden. Der junge, kompetente Kellner war stets zur Stelle, wenn wir ihn brauchten, wobei außer uns ja niemand zu umsorgen war. Allerdings steht das Rätsel der kalten und trockenen Sushi weiterhin im Raum, das ist nicht schön in einem Restaurant, in dem Sushi den weitaus größten Teil des Angebots ausmachen. Berücksichtigen möchte ich auch die fehlende Speisekarte; ein Text im Font 1 auf dem Smartphone ist kein Ersatz.
Zum Essen schließlich ist alles gesagt. Angesichts dessen, was wir wegen der technologischen Schwierigkeiten alles verpasst haben, ist ein Folgebesuch (eine hoffentlich angenehme) Pflicht. Dann werden wir uns aber so platzieren, dass wir bessere Übersicht über das Geschehen in der Küche und ihren Kühleinrichtungen haben.
Im April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt,... mehr lesen
TA Izakaya
TA Izakaya€-€€€Restaurant0721 15149688Kaiserstraße 64, 76133 Karlsruhe
3.5 stars -
"Sushi trübten leider den Gesamteindruck" OparazzoIm April dieses Jahres öffnete das TA Izakaya in den Räumen eines ehemaligen Burger Kings. Einen Monat später wurde es von einem namhaften Bremer Restaurantscout ausfindig gemacht und auf GastroGuide eingetragen.
So schnell waren wir nicht, denn wir brauchten bis zum vergangenen Montag, um es zu entdecken. Und das lag nicht etwa daran, dass man sich große Mühe gegeben hatte, das Äußere so unauffällig wie möglich zu gestalten, sondern das TA Izakaya liegt einfach etwas außerhalb desjenigen Bereichs der Karlsruher Innenstadt,
Geschrieben am 03.10.2022 2022-10-03| Aktualisiert am
03.10.2022
Besucht am 25.09.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 89 EUR
Eine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir noch nie, deshalb quartierten wir uns kurz entschlossen im Hotel Schwanstein ein, in Sichtweite des Schlosses und von TripAdvisor denkbar übel beleumundet. Es stellte sich dann aber als längst nicht so übel heraus.
Der Grund für die Hotelwahl war allerdings nicht der letzte Platz bei TA, sondern das Restaurant des Hauses: Das/die Ristorante Pizzeria Da Pietro nimmt praktisch das ganze Erdgeschoss ein und macht im Internet einen erfreulichen Eindruck, bot sich also an für eine erste Einstimmung auf die kommende Woche.
Hier füllten den Kalorienvorrat wieder auf, den wir am Nachmittag beim knapp halbstündigen Aufstieg zu Ludwigs Lustschloss verbraucht hatten. (Drinnen im Schloss waren wir nicht, da wir a) erst oben feststellten, dass wir die Tickets unten hätten kaufen müssen, und b) Hunde sowieso nicht mit reindürfen. Ich könnte mir allerdings denken, dass wir nach dieser überwältigenden Opulenz nichts mehr runtergebracht hätten, also hatte auch dieses vielleicht sein Gutes. Man muss wirklich nicht alles mit eigenen Augen gesehen haben, man denke nur an Trumps Wohnung im gleichnamigen Tower.)
So war an Appetit kein Mangel, zumal wir uns während der Anreise nur wenige, wenn auch feine Thunfischsandwiches aus eigener Herstellung gegönnt hatten.
Der Gastraum ist halb deutsch, halb italienisch geprägt,
und der Patron des Ortes ist auch hier gegenwärtig.
Getränke waren schnell gewählt. Für meine Liebste wie stets, wenn verfügbar, ein Aperol Spritz (6,50 €), für mich wie stets, wenn verfügbar, ein möglichst lokales Bier, hier das unfiltrierte Helle aus dem Schlossbrauhaus Schwangau (2 Halbe zu je 4,50 €), ein netter Durstlöscher, der mich aber meinem Herrenalber Lieblingsbier nicht untreu werden ließe, so man ihn überhaupt bei uns kaufen könnte.
Calvin beschloss, schon mal eine Runde zu schlafen; ihm steckten noch die aufregenden Begegnungen mit all den anderen Hunden in den Knochen, die auch nicht ins Schloss gedurft hatten, und natürlich die 150 Höhenmeter.
So konnten wir in aller Ruhe die Tafeln betrachten, die die besonderen Offerten des Abends bewarben. Die Tagliatelle mit Steinpilzen zum Beispiel hörten sich verlockend an, doch angesichts der Bebilderung kamen uns Zweifel an der Pilzexpertise des Hauses. Schließlich wollten wir am nächsten Tag die Weiterreise lebend antreten, und deshalb vertieften wir uns lieber in die pilzfreien Angebote der regulären Speisekarte. Diese findet man im Internet überraschenderweise nicht, dort sind nur ein paar preislose und teils nicht mehr aktuelle Gerichte aufgeführt.
Hungrig, wie wir waren, wollten wir beide Vorspeise und Hauptgericht. Meine Frau begann mit einer schön angerichteten Insalata di mare (13 €). Auf einem Bett aus Tintenfisch und Garnelen waren Miesmuscheln drapiert, obendrauf thronte ein fetter Gambero. Alles war frisch und hatte einen schönen Biss, und das großzügig verwendete Olivenöl passte qualitativ hervorragend dazu.
Dazu gab es eine Scheibe geröstetes Knoblauchbrot. Zum Glück, muss man sagen, denn das Brot im Körbchen gab nicht allzu viel her.
Mit arg feinporiger Krume, ohne richtige Kruste, und geschmacklich wenig aussagekräftig konnte es in der Qualität mit dem Rest nicht mithalten,
auch nicht mit meinem Vitello Tonnato. Das ging aber auch ohne Brot gut runter, mit seinem zarten, rosa gebratenen Kalbfleisch und der mengenmäßig genau richtig dosierten, cremigen Thunfisch-Sardellen-Sauce (12,50 €).
Ein schöner Start, und da wir beim Aufstieg zum Schloss so viele Kalorien jetzt auch nicht verbraten hatten, waren wir als abendliche Wenig- bis Nichtsesser schon beinahe satt. Allerdings ging es jetzt erst richtig los.
Als meine Frau den gegrillten Schwertfisch mit Gemüse und Rosmarinkartoffeln (26,50 €) auf der Karte entdeckt hatte, war nach all den erfreulichen Erfahrungen der letzten Restaurantbesuche kein Halten mehr. Auch das Schwangauer Exemplar musste getestet werden. Und es bestand! Zart, innen gerade nicht mehr glasig und mit so schönen Röstaromen, wie man sie ohne offenes Feuer eben hinbekommt. Eine gute Wahl, auch dank des beigelegten knackigen Grillgemüses.
Vom gleichen Grillgemüse wurden auch meine Calamari livornese begleitet, wie die meisten Gerichte von der Pesce-Carne-Karte. Passt ja irgendwie auch immer, genau wie die Rosmarinkartoffelecken.
Alla livornese heißt nichts anderes als in – Speisesalonlöwen, aufgepasst! - reichlich Tomaten-Knoblauch-Sauce gekocht, für mich eine Inkarnation, hier genau genommen Inpiscation von Soul Food, vor allem wenn die Sauce mit so viel Liebe eingeköchelt wurde wie diese hier. Da griff ich mir dann sogar noch was von dem Brot, um die Reste aufzuputzen.
Mein süßes Gegenüber beschloss den Abend mit einer Kugel Vanilleeis. Sorbet wäre ihm lieber gewesen, aber das war nicht im Angebot. Bei mir ging nichts mehr.
Fazit: Eine Reiseunterbrechung, die wir in dieser Form durchaus wiederholen würden. Schließlich steht hier noch ein weiteres Märchenkönigsschloss herum, und auf Pietros Karte gibt es auch noch einiges zu erkunden. Wobei ich fast sicher bin, dass meine Frau wieder den Schwertfisch wählen würde…
Eine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir... mehr lesen
Ristorante Pizzeria Da Pietro
Ristorante Pizzeria Da Pietro€-€€€Restaurant, Biergarten, Pizzeria083628392Kröb 2, 87645 Schwangau
4.0 stars -
"Feine Fische zu Füßen des Kinis" OparazzoEine knappe Woche am deutschesten See Italiens stand vor der Tür. Die 600 Kilometer durchzufahren wäre grundsätzlich kein Problem gewesen, doch angesichts der nicht geringen Staugefahr erschien es uns etwas gewagt, vor allem wegen des Temperatursturzes ein paar Tage zuvor. Man möchte ja nicht, dass der erste Urlaubstag erst kurz vor Mitternacht beginnt.
Bei der Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kamen wir auf Schwangau. Das liegt für uns auf halber Strecke und beheimatet darüber hinaus Deutschlands bekanntestes Schloss. Dort waren wir
Geschrieben am 18.09.2022 2022-09-18| Aktualisiert am
18.09.2022
Besucht am 13.09.2022Besuchszeit: Mittagessen 9 Personen
Rechnungsbetrag: 125 EUR
In Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse des Gutshauses hatte die Eltern reserviert. Das Wetter war ein wenig unsicher, deshalb spannten wir mit vereinten Kräften die beiden großen Schirme auf. Der Einschulwettergott meinte es dann aber gut mit seiner Klientel und sorgte dafür, dass der Dienstag der trockenste Tag der Woche wurde.
Die Terrasse und Umgebung wirkten etwas, na ja, ungepflegt. Aus den Fugen spross das Unkraut, gefegt worden war schon länger nicht mehr, darunter aufgeräumt auch nicht. Die kleine Wiese daneben diente zwar als Kinderspielplatz, lag aber voller fauler Äpfel.
Im Restaurant ging es hoch her, denn nach uns erschien noch eine etwa doppelt so große Gesellschaft – in Bayern wird dieser Tag wirklich sehr ernst genommen. Deshalb riet Signora Albamonte ab, als sich meine Frau die Riesengarnelen vom Grill wünschte. Die würden wegen des Andrangs in der Küche deutlich länger brauchen als die Pizzen und Pasten, die sich die anderen bestellt hatte. Nach kurzem Stirnrunzeln – Garnelen grillen ist so aufwendig ja nicht, und außerdem waren wir vor der anderen Gesellschaft eingetroffen – schwenkte sie um auf Spaghetti Bolognese (7 €).
Die waren geschmacklich in Ordnung, aber vom Sugo hätte es gerne mehr sein können. So bereute sie etwas, nicht doch auf die Garnelen gewartet zu haben. Lange genug dagesessen wurde ja ohnehin.
Ich startete mit einem kleinen italienischen Salat (5 €), der für meinen Geschmack etwas zu sehr von Eisbergsalat und Wassertomaten dominiert war. Das reichlich darüber gegossene, zugekaufte Dressing stammte von einer vertrauenswürdigen Quelle.
Von meiner Meeresfrüchte-Pizza (bescheidene 8 €) war ich angenehm überrascht. Zwar war sie nicht besonders luftig, aber auch nicht zu hart oder gar zäh. Der Boden blieb bis zum Schluss so knusprig, dass man die Stücke zum Abbeißen in die Hand nehmen konnte, ohne dass sie herunterhingen. Leider gelang es mir nicht, Vito zu entlocken, wie er das hingekriegt hatte; dass die Pizza nicht zu dick belegt war, hatte sicher geholfen.
Zufrieden war, das sei hier stellvertretend für die anderen Gäste angemerkt, auch die kleine Hauptperson, mit Ort, Speisen und dem Tag an sich.
Zum Schluss gab es eine weitere Überraschung, nämlich eine handgeschriebene, nur nach Speisen und Getränken differenzierte und natürlich bar zu bezahlende Rechnung. Ach, verwerfen wir alle bösen Gedanken und nehmen es als Reminiszenz an die Zeiten derer von Scheurl, als die Verwendung von Registrierkassen und ähnlichem Teufelswerk noch als Hexerei galt und ein Ende auf dem Scheiterhaufen nach sich zog.
In Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse... mehr lesen
Pizzeria Trattoria bei Vito
Pizzeria Trattoria bei Vito€-€€€Restaurant, Pizzeria09127904591Ortsstraße 5, 90574 Roßtal
4.0 stars -
"Solides aus dem Ofen" OparazzoIn Bayern finden die Einschulungen grundsätzlich an einem Dienstag statt, aber dienstags haben in Rosstal beide Pizzerien zu. Was macht man dann, wenn sich die Enkelin zu ihrem großen Tag Pizza wünscht? Natürlich auf nach Defersdorf! Dort wirkt Vito Albamonte im ehemaligen Scheurl-Schloss, einem über 400 Jahre alten, aber, zumindest äußerlich, bestens erhaltenen Gutshaus. Eine schönes, romantisch gelegenes Areal, selbst wenn ringsum der Zahn der Zeit seine Verbissspuren hinterlassen hat. Aber das hat ja auch seinen Charme.
Auf der kleinen Terrasse
Geschrieben am 16.09.2022 2022-09-16| Aktualisiert am
16.09.2022
Besucht am 12.09.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger Kilometer etwas Passendes. Diesmal waren wir allerdings an einem Montag unterwegs, dem Tag, an dem 90% der deutschen Restaurants ihren synchronisierten Ruhetag haben. (Eigentlich ein Fall fürs Kartellamt, aber das nur nebenbei.) Die Aussichten versprachen also keinen einfachen Erfolg.
Um die Mittagszeit wurde gerade der nächste Autohof angekündigt, und als ich spaßeshalber auf das berüchtigte gelbe M auf dem Schild zeigte, realisierte meine Liebste, dass sie schon seit ewigen Zeiten keine Chicken Nuggets mehr gegessen hatte. (Erstaunlich, aber wahr - die Frau, die so gut kochen kann, hat aus ihrer Kindheit ein paar solcher Neigungen herübergerettet.)
Ich bereute meinen doofen Scherz, tat aber selbstverständlich wie geheißen und bog ab. Der Zufall wollte es aber, dass der Weg zu McDonald‘s am recht einladend aussehenden Autohof-Restaurant vorbeiführte, und zum Glück ließ sich meine Frau zu einem kurzen Check überreden.
Und siehe da, Chicken Nuggets gab es dort zwar nicht, dafür Burger’z, Pizza’z, Schnitzel’z, Steak’z und, believe it or not, Salat’z. Außerdem gibt es für Trucker‘z, die auf Rohkostbaguettes stehen, eine Subway-Filiale. Wir ließen uns von den pseudoamerikanischen Peinlichkeiten nicht abschrecken und blieben.
Hochkantfoto beim Restaurant
Wir entschieden uns für Burger’z. Wir bestellten und bezahlten an der Theke bei einer ausgesprochen freundlichen Mitarbeiterin, bekamen einen Summer ausgehändigt und suchten uns einen Platz im Wintergarten.
Die Dame kam später noch öfter an unseren Tisch, nicht nur weil sie wissen wollte, wie es uns schmeckte, sondern weil Calvin mit seinem Augenaufschlag ihr Herz gebrochen hatte.
Die Zeit, bis das Gerät losging, reichte gerade, um uns für je einen (nicht erstattungsfähigen) Euro auf der Toilette die Hände zu waschen.
Meine Frau hatte sich für die einfachste Burgervariante entschieden, mit Tomaten, Gurken, Salat, Zwiebeln und BBQ-Sauce, dazu Pommes (12,90 €).
Für mich als Fahrer kam natürlich nur der Trucker Burger in Frage, ein Mordstrumm mit Tomaten, Salat, Cheddar, Bacon, Spiegelei, BBQ-Sauce und Western Potatoes, und mit Ciabatta statt des standardmäßigen Sesambrötchens (15,90 €).
Für Ketchup und Mayo bekamen wir eine Menage ausgehändigt, das ist deutlich großzügiger und umweltfreundlicher als die McDonald’ssche Tütchenwirtschaft.
Blick ins Reingemachte
Wir wurden beide von unseren Burgern angenehm überrascht. Für die dicken Patties war gutes und ordentlich pariertes Fleisch verarbeitet worden. Die Brötchen hatten angenehmen Biss und Eigengeschmack, waren allerdings nicht feuchtigkeitsresistent genug, um bis zum Schluss aus der Hand essen zu können. Das wollten wir aber sowieso nicht, sonst hätten wir ja am Ende noch mal für teuer Geld die Hände waschen müssen.
Pommes und Wedges waren knusprig; letztere wurden im Verlauf des Mahls dann etwas weich.
Zur Verdauung und damit ich die restlichen anderthalb Stunden bis zum Ziel heil bewältigen konnte, gab es am Schluss noch ein hübsches Tässchen Lavazza-Kaffee.
So gut die Burger waren, so teuer waren sie allerdings auch – gute 50% Aufschlag für Autobahnnähe sind in der Kalkulation sicher enthalten. Dafür gibt es in der Stadt Luxus-Burger, die aber auch nicht immer halten, was der Preis verspricht. Zu diesem Preisniveau passen auch die 3,50 €, die wir für eine kleine Pepsi bezahlen mussten. Ob sich das insgesamt rentiert, müssen die Betreiber wissen, besonders viel los war jedenfalls nicht. Das es ein Montag war, sollte keine Rolle spielen, denn ein Autohof ist ja für Berufsfahrer konzipiert.
In der Benotung habe ich berücksichtigt, dass es bei Selbstbedienung keine volle Punktzahl für den Service geben kann. Den Abzug gibt es also fürs Konzept, nicht für die Mitarbeiter. Der Abzug bei Sauberkeit ist dem Euro zu verdanken, den man fürs Händewaschen bezahlen muss, sonst gab es nichts zu beanstanden.
Das alles wird uns nicht davon abhalten, dort wieder vorbeizuschauen, jedenfalls dann, wenn wir wieder an einem Montag unterwegs sind. Bei der Gelegenheit sollten wir dann auch unbedingt das Internationale Museum für Badekultur besuchen, für das auf der Kaffeetasse geworben wird.
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger... mehr lesen
Autohof 24
Autohof 24€-€€€Restaurant, Cafebar, Biergarten07066 915353Wilhelm-Hauff-Str. 43, 74906 Bad Rappenau
3.5 stars -
"Hier gibt'z gute Burger'z" OparazzoDas hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass ich mal etwas zu einem Autohof schreiben würde. Nun ist es doch passiert, und das kam so:
Wenn uns auf Reisen mittags der Hunger packt, fahren wir auf gut Glück von der Autobahn runter, denn beim Angebot der Firma Tank & Rast würden wir lieber fasten. (Einer Umbenennung in, haha, Tank & Fast stünde aus unserer Sicht nur im Wege, dass wir es auch vermeiden, an der Autobahn zu tanken.)
Meistens finden wir innerhalb weniger
Geschrieben am 10.09.2022 2022-09-10| Aktualisiert am
10.09.2022
Besucht am 06.09.2022Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Mein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des Besuches in eine seiner früheren Zapfstellen einzuladen.
Ein omnipräsenter Chef
Gegründet 1985 von Braumeister Rudi Vogel, ist der Vogelbräu (oder Vogel, wie er von seinen Stammgästen liebevoll genannt wird) eine Karlsruher Institution, der wegen der offensichtlich großen Nachfrage nach unfiltriertem Bier Dependancen in Ettlingen (1988) und KA-Durlach (2004) folgten.
Der Ettlinger Vogel befindet sich am Rande der Altstadt in einem ehemaligen Kino.
Parkplätze in der Nähe sind Mangelware (allerdings nicht ganz so schlimm wie rings um das Karlsruher Haupthaus), deswegen scheint das Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel zu sein - auf dem Hinweg geritten, auf dem Rückweg notfalls geschoben. Wir hatten Glück, in der Nähe einen Platz zu finden, zumal ich zwischendurch noch mal nachlösen musste.
Such den Rudi!
Drinnen erinnern großflächige Wandgemälde an die vormalige Bestimmung des Hauses. Dort, wo früher die Leinwand war, stehen heute zwei Braukessel; zu Fußballzwecken kann aber immer noch eine etwas kleinere Leinwand herunterlassen werden.
Der Gastraum mit seiner Empore ist riesig und so geschickt konzipiert, dass sowohl Familien mit Kindern als auch solitäre Leistungstrinker ein Plätzchen finden, wo sie sich wohlfühlen und ihren jeweiligen Neigungen nachgehen können, ohne sich gegenseitig zu stören.
Bei unserem Eintreffen gegen 17:00 Uhr war der Kinosaal nur spärlich besetzt; der Wintergarten davor und der große Biergarten dahinter umso besser.
Hier war bei diesem schönen Wetter ordentlich was los, obwohl es ein hundsgewöhnlicher Dienstag war. Das verlagerte sich etwas, als das Champions-League-Spiel Dortmund gegen Kopenhagen losging, zumindest ein wenig, denn im Vogel übersteigt das Interesse der Gäste am Bier das Interesse am Fußball beträchtlich.
Im Wintergarten waren alle größeren Tische reserviert, deshalb erlaubten wir uns, einen Vierer- zu einem Fünfertisch auszubauen. Sofort erschien eine ziemlich kurz angebundene Kellnerin auf dem Plan und wies uns darauf hin, dass der Extrastuhl in den Gang hineinragte und dass wir da nicht bleiben konnten. Da der Schwager Rücken hatte, kamen die Bierbänke im Garten nicht in Frage, also verzogen wir uns nach drinnen. (Dass an all den reservierten Tischen später nur je zwei Personen saßen, nahmen wir halb belustigt, halb bedauernd zur Kenntnis.)
Signature pic
Der Platz drinnen hatte überdies den Vorteil, dass Calvin, der diesmal vergleichsweise zappelig war, nicht ständig durch vorbeiflanierende Hunde noch weiter aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.
Das Bier wird im Vogel standardmäßig in Halbliterkrügen (4,40 €) ausgeschenkt; in Ausnahmefällen bzw. „zur Feinabstimmung am Ende der unfiltrierten Nacht“ sind auch Drittelliter erhältlich (3,30 €). Für Bayern und solche, die meinen, das Zeug dazu zu haben, gibt’s die Maß für 7,90 €. Während mein Schwager die sich ihm bietende Gelegenheit ausgiebig nutzte, begnügte ich mich dem Führerschein zuliebe mit Apfelschorle (0,4 L zu 3,70 €). Später kam noch ein zugekauftes und irgendwie verzichtbares alkoholfreies Weizen dazu (4,70 €). Weitere Getränke am Tisch waren Maracuja-Schorle (0,4 L zu 4,20 €) und Karamalz (0,33 L zu 2,50 €).
Die für Brauhäuser typischen Fleischschmankerln dominieren die Speisekarte; es gibt aber auch zwei vegetarische und ein veganes Gericht. Zwei weitere vegetarische fanden sich unter den drei Gerichten der Wochenkarte, so dass Fleischverächter sich hier gut aufgehoben fühlen können.
Das einzige Fleischgericht auf der Wochenkarte zwinkerte mir aber schamlos zu: Dem Haxengröstl mit Spiegelei und Bratkartoffeln (9,40 €) konnte ich schlicht nicht widerstehen. Hätte ich mal lieber…
"Haxen"gröstl
Während es an Ei und Bratkartoffeln nichts auszusetzen gab, musste in der Küche wohl die Haxe ausgegangen sein. Von zartem, faserigem Haxenfleisch keine Spur, stattdessen in Quader geschnittenes, knorpeliges und ziemlich trockenes Bauchfleisch. Immerhin war der Bauch am Stück gegrillt worden, sodass ein paar knusprige Hautvierecke dabei waren. Da meine Frau und ich eingeladen waren, äußerte ich meine Enttäuschung am Tisch nur in Maßen.
Die Kellnerin, in zwei leisen Sätzen darauf hingewiesen, schaute etwas verdutzt, hatte aber keine Erklärung parat. Ob sie den Hinweis für sich behielt, weiß ich nicht, eine Rückmeldung zu diesem schweinischen Fehlgriff kam jedenfalls nicht. Hier ist die Fanbasis offenbar so groß, dass es solche Feinheiten nicht mehr braucht.
Meine Frau machte es besser, indem sie gleich den Grillbauch mit Senf und Brot bestellte (6,40 €). Das Fleisch zart und schön geröstet und die Haut knusprig. Eine halbe dieser Scheiben landete schlussendlich auf meinem Teller, sodass ich ihre Zufriedenheit gut nachvollziehen konnte.
Nicht nur das Bier weckte Erinnerungen. Auch unsere vegetarische - eigentlich pescetarische, aber Fisch gibt es hier keinen - Nichte wählte etwas from down memory lane, nämlich die Käsespätzle (9,90 €), die sie in ihrer Jugend so geliebt hatte und die sie in London schmerzlich vermisst. Sie machte einen durchaus zufriedenen Eindruck, und dass am Ende einiges auf dem Teller blieb, lag nur an der (für sie) gewaltigen Portion.
Zufrieden schienen auch ihre Eltern mit je einem halben Hähnchen (mit Brot 7,90 €, mit Pommes 9,90 €), was einen bei Betrachtung des Fotos nicht überrascht.
Im Vogel wird übrigens das ganze Hähnchen verwertet. Das ist comb-to-claw, wie man es sich heutzutage wünscht.
Fassen wir zusammen. Das Bier war noch so gut wie immer. Auch das Essen war grundsätzlich von der gleichen Gediegenheit, wie wir sie von unseren jetzt schon länger zurückliegenden Besuchen in Erinnerung hatten. Das verkorkste Haxengeröstl gab allerdings Rätsel auf, die der Service nicht aufklären konnte oder wollte. Wo Haxe drauf steht, sollte schließlich Haxe drin sein, und nicht irgendwas, was auf dem Küchentisch gerade herumliegt.
Um beim Service zu bleiben: Die Kurzangebundenheit der anfänglichen Platzanweiserin war vielleicht dadurch zu erklären, dass wir kurz vor ihrem Schichtende eingetroffen waren, seltsam war es aber schon. Die Kollegin, die uns dann übernahm, war insgesamt etwas zugewandter, hatte allerdings so viel um die Ohren, dass der Biernachschub am Schluss nur noch stockend lief.
Unser Schwager war von alldem unberührt – das Wiedersehen mit seinem Lieblingsgetränk versetzte ihn in einen derartigen Glückszustand, dass er ernsthaft versicherte, nun ruhig sterben zu können.
Mein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des... mehr lesen
3.5 stars -
"Unfiltriert und unvergessen, aber ein unverständlicher Missgriff der Küche" OparazzoMein Schwippschwager ist ein in fast jeder Hinsicht typischer Engländer, außer in einer: Er mag sein Bier mit Kohlensäure. Deshalb kam es ihm seinerzeit nicht ungelegen, dass er sein Berufsleben überwiegend in Karlsruhe und seine Feierabende überwiegend im Vogelbräu verbringen konnte.
Seit einigen Jahren lebt die Familie wieder in England. Ein größeres Fest hatte sie aber am letzten Wochenende zu uns nach Bad Herrenalb gelockt - die Gelegenheit für den Schwager, bierselige Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen und uns am Ende des
Geschrieben am 19.08.2022 2022-08-19| Aktualisiert am
19.08.2022
Besucht am 17.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 129 EUR
Nach einigen durchwachsenen Restaurantbesuchen der vergangenen Wochen war es wieder mal an der Zeit, (uns) auf eine sichere Bank zu setzen. Als solche kennen wir zum Beispiel das Herrenalber Park Restaurant, vor allem seit dem Pächterwechsel vor fünf Jahren.
Es wäre von uns aus fußläufig leicht zu erreichen, wenn man hinterher nicht wieder den Berg hochlaufen müsste. Selbst bescheidene 65 Höhenmeter können je nach dem, was man zu sich genommen hat, zu einer Herausforderung werden.
Das Restaurant gehört zum Kurhaus und liegt malerisch am Rande des dazugehörigen Parks. Vor allem auf der Terrasse sitzt es sich sehr schön, Ein- und Ausheimische spazieren vorbei – ein Sehen und Gesehen-Werden in dem Maße, wie es dieser ehemalige Kurort zu bieten hat. Unter der Woche und bei dem kühlen Wetter natürlich weniger, deswegen waren auch die sonst sehr beliebten Strandkörbe verhüllt und verunstalteten etwas die Aussicht.
Wir waren zu fünft, wir zwei, meine Schwägerin, ihr Sohn und unser ständiger kleiner Begleiter. Calvin wird von Restaurantbesuch zu Restaurantbesuch abgeklärter; selbst ein Hund am Nachbartisch ließ ihn später vergleichsweise kalt. (Dass es beim gestrigen Treffen dreier GG-Kollegen samt einem Anhang etwas wilder zuging, ist nur zum Teil dem Hund anzulasten. Leider wird man davon hier nie erfahren, da es ein paar Meter hinter der Grenze stattfand. Dies nur nebenbei.)
Begrüßt wurden wir von einer für uns noch unbekannten jungen Dame südostasiatischer Herkunft, die über das ausdauerndste Lächeln verfügte, das uns bei einer Servicekraft je begegnet war, und die alle unsere Wünsche entweder gerne, sehr gerne oder sehr, sehr gerne erfüllte. Der sympathische französische Herr von unserem letzten Besuch war ebenfalls im Dienst und operierte wie gewohnt freundlich und aufmerksam.
Das Wetter hatte etwas abgekühlt, seit langer Zeit hatte es sogar mal wieder ein bisschen geregnet. Deswegen waren wir draußen zunächst alleine, was sich aber bald ändern sollte.
Getränke waren schnell gewählt. Die Damen griffen zu Aperol Spritz (6 €), und da der ihnen so gut schmeckte, später zu noch einem. Das hing auch damit zusammen, dass wir vor lauter Alkoholseligkeit vergessen hatten, Wasser zu bestellen, und sorgte für eine gewisse Ausgelassenheit. Die Männer hielten sich an das gezapfte und bewährte Hoepfner Pils aus Karlsruhe (3,30 € für 0,4 L).
Schön ist hier, dass man auf der Karte immer wieder was Neues entdeckt. Die personelle Verflechtung mit der Villa Lina scheint sich hier befruchtend auszuwirken. Dazu gibt es auch immer noch eine Tafel mit den Spezialitäten des Tages, die ich diesmal aber weniger attraktiv fand als sonst.
Meine risikoscheue Frau griff aber wieder auf Bewährtes zurück und bestellte sich ein weiteres Mal die Forellenfilets „Müllerin Art“ mit reichlich Mandelbutter und Kartoffeln (19,90 €). Wenn die Forellen frisch sind, und das sind sie hier, denn sie haben es nicht weit, kann man da kaum was falsch machen. Von Kartoffeln und Mandelbutter wanderte später ein ordentlicher Teil über den Tisch in meine Richtung; letzten November waren sie so überirdisch, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe, diesmal waren sie etwas weich geraten. Wodurch sie sich natürlich besser mit der Butter vermanschen ließen :-)
Für mich gab’s was Neues, die Pasta Aioli mit gebratenen, eingelegten Garnelen, verschwenderisch dosierten Frühlingszwiebeln und Parmesanhobelspänen (18,50 €). Eine gute Wahl: Die Garnelen hatten eine schöne Würze und waren trotz des zweimaligen Garens nicht zu fest geworden. Die Aioli war allerdings mit Sahne verlängert worden, das hatte das Aiolihafte leider etwas verdünnt. Jeder Vampir hätte sich kaputtgelacht.
Meine Schwägerin entschied sich für ein Gericht von der Tafel, Maultaschen auf Kartoffelsalat. Mit den Maultaschen war sie zufrieden, auch mit den großzügig darauf verteilten Schmelzzwiebeln. Der Kartoffelsalat war, wie es sich in unseren Breiten gehört, mayonnaisefrei und wirklich gut gelungen, das sage ich nach einer Probiergabel und als erklärter Mayofan.
Der Neffe hatte zur Feier seines Geburtstages - in vier Jahren wird er halb so alt sein wie ich - das marinierte Single Malt Whiskey Rinderfilet mit Wasabicreme und Pommes (26,90 €). Eigentlich hätten es Süßkartoffelpommes sein sollen, aber die waren aus. Das war vielleicht kein Nachteil, denn wie jeder weiß, geraten die gerne mal zu weich. Als weitere Beilage gab es lange Rote-Bete-Stifte, die von einer riesigen Knolle stammen mussten. Das Filet wollte er durchgebraten, das scheint in der Familie zu liegen, tut dem Fleisch aber selten gut. Ihm hat’s gefallen, die Qualität allerdings deutlich mehr als die Quantität. Da haben wir es hier schon mit ganz anderen Fleischportionen zu tun bekommen.
Inzwischen hatte sich die Terrasse gut gefüllt, bei gleichzeitigem fliegendem Wechsel von Mittags- zu Kaffeegästen. Schon beim Bestellen hatten wir gesehen, dass die kleine Dessertsektion mit ein paar interessanten Angeboten lockte. Ein kurzer Check der verbliebenen Speicherkapazität ergab, dass für zwei Teller noch Platz sein sollte.
Also gab es für Schwägerin und Neffen „Apfelstrudel mit Vanilleeis, Früchten der Saison und Sahne“,
Für Oma und Opa Razzo „Erdbeer-Mascarpone-Törtchen trifft Limonen-Basilikum-Sorbet“, ebenfalls mit Fruchtschnitzen und Sahne (je 8,50 €). Das Sorbet erwies sich als eins von der Johannisbeere, das machte aber nichts. Während es an den Hauptdarstellern Gebäck und Eis nichts auszusetzen gab, waren die Früchte zum Teil noch etwas unreif. Die Sahne kam leider, leider aus der Sprühflasche und hatte die dazugehörige schleimige Konsistenz. Dabei ist die Herstellung von ehrlicher Schlagsahne ja nun wirklich kein Hexenwerk und sollte bei dem Preis auch inbegriffen sein.
Aber: Trotz Sprühsahne und Bonsaifilet war es wieder ein erfreulicher Besuch. Es steht außer Frage, dass wir dort gerne wieder einkehren werden, schon damit meine Liebste endlich mal was anderes bestellt als Forelle Müllerin.
Nach einigen durchwachsenen Restaurantbesuchen der vergangenen Wochen war es wieder mal an der Zeit, (uns) auf eine sichere Bank zu setzen. Als solche kennen wir zum Beispiel das Herrenalber Park Restaurant, vor allem seit dem Pächterwechsel vor fünf Jahren.
Es wäre von uns aus fußläufig leicht zu erreichen, wenn man hinterher nicht wieder den Berg hochlaufen müsste. Selbst bescheidene 65 Höhenmeter können je nach dem, was man zu sich genommen hat, zu einer Herausforderung werden.
Das Restaurant gehört zum Kurhaus und liegt... mehr lesen
Park Restaurant im Kurhaus
Park Restaurant im Kurhaus€-€€€Restaurant, Cafe, Ausflugsziel070835277914Kurpromenade 8, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Eine sichere Parkbank" OparazzoNach einigen durchwachsenen Restaurantbesuchen der vergangenen Wochen war es wieder mal an der Zeit, (uns) auf eine sichere Bank zu setzen. Als solche kennen wir zum Beispiel das Herrenalber Park Restaurant, vor allem seit dem Pächterwechsel vor fünf Jahren.
Es wäre von uns aus fußläufig leicht zu erreichen, wenn man hinterher nicht wieder den Berg hochlaufen müsste. Selbst bescheidene 65 Höhenmeter können je nach dem, was man zu sich genommen hat, zu einer Herausforderung werden.
Das Restaurant gehört zum Kurhaus und liegt
Geschrieben am 11.08.2022 2022-08-11| Aktualisiert am
12.08.2022
Besucht am 09.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Grundstücksangelegenheiten hatten uns vorgestern nach Königswinter-Oberdollendorf geführt, meine alte Heimat, in der ich meine beiden ersten Lebensjahrzehnte verbracht hatte.
Wir kamen um die Mittagszeit an, und unsere mitbesitzende, linksrheinische Verwandtschaft schlug vor, dass wir doch schnell die Fähre über den Rhein nehmen sollten, damit wir alle zusammen in einem ihrer Lieblingsrestaurants essen könnten.
Der Schaumburger Hof liegt nämlich in ihrer Radelweite. (Seit Carstens Extremsport-Berichten weiß ich zwar, dass das ein dehnbarer Begriff ist, hier handelt es sich aber um Distanzen, die um mehrere Größenordnungen kürzer sind, mein Cousin ist aber auch schon über 80.)
Meine ebenfalls angereiste Schwester übernahm später die Rechnung, deswegen fehlen die finanziellen Details.
Der Schaumburger Hof ist über 250 Jahre alt und hat im Laufe der Jahrhunderte eine illustre Gästeschaft gesehen. Kaiser und Königinnen, Politiker des gesamten Spektrums, Dichter, Denker und, wir sind ja in Bonn, Ludwig van B. Da fühlten wir uns natürlich gleich zu Hause.
Suchbild für Hundefans
Im traumhaften Biergarten saßen wir unter einer uralten Hainbuche mit unverstelltem Blick über den Rhein aufs Siebengebirge.
Für dieses Ambiente gäbe es die volle Punktzahl, wenn Bierbänke nicht so gnadenlos ungemütlich wären. Sie passen eigentlich auch nicht zum eher älteren Godesberger Hautevolee, die dort gerne einzukehren scheint. Zum Glück hatten wir aber noch was zu tun und nicht vor, den ganzen Nachmittag da rumzusitzen.
Leider konnte das Essen mit dem Charme der Lokalität nicht mithalten.
Die Küche ist überwiegend deutsch mit ein paar fremdländischen Einsprengseln; die Preise passen zur Lage. (Hätte ich gewusst, dass man im Internet die Speisekarte nicht findet, hätte ich ein paar Fotos geschossen.)
Im Folgenden geht es nur um das, was meine Frau und ich gegessen haben. Kritik war von den anderen dreien nicht zu hören; wenn der eine das Lokal aussucht und die andere bezahlt, ist das unter gesitteten Menschen aber auch unangebracht.
Meine (ebenfalls) beste Frau von allen hielt sich mal wieder an Fisch: Gebratenes Schollenfilet mit Bratkartoffeln, Gurkensalat und Remouladensauce (21 €, wenn ich mich richtig erinnere). Mit dem Fisch war sie zufrieden, mit den Bratkartoffeln nicht, die waren ihr zu weich, zu fettig und stellenweise zu verbrannt. Ich kann das bestätigen, denn ich durfte mich am Ende mit dem üppigen Rest beschäftigen. Die zugekaufte Remouladensauce hatte in ihrem Töpfchen schon eine Weile warten müssen, erkennbar an der nachgedunkelten Oberfläche, und auch das sehr reichliche Dilldressing zum Gurkensalätchen kam eindeutig vom Großhandel.
Da hatte ich es besser erwischt. Endlich mal wieder im Rheinland, kam ich an Himmel und Ääd nicht vorbei (~17 €). Mit gebratener Blutwurst, Kartoffelbrei und Schmorzwiebeln kann man mich immer glücklich machen, da fallen Convenience-Apfelmus und Knorr-Bratensauce nicht mehr so sehr ins Gewicht. Die fein geräucherte Blutwurst war aber auch wirklich eine von der guten Sorte.
Fazit: siehe Überschrift.
Epilog
In meiner Jugend galt Dollendorf als nördlichster Weinort Deutschlands. Trockene Weine gab es damals kaum; das gezuckerte Zeug war einfach grauenhaft. Seit der Wiedervereinigung geht die „Nordmeisterschaft“ nach Saale-Unstrut, wenn auch nur um ein paar Bogenminuten. Und da der Dollendorfer Wein inzwischen ein ganzes Stück besser geworden ist, bei äußerst moderaten Preisen, habe ich natürlich die Gelegenheit genutzt, mir bei Blöser, dem letzten aus damaliger Zeit verbliebenen Weingut, den Kofferraum mit drüsche Wing zumindest halbvoll zu packen.
Grundstücksangelegenheiten hatten uns vorgestern nach Königswinter-Oberdollendorf geführt, meine alte Heimat, in der ich meine beiden ersten Lebensjahrzehnte verbracht hatte.
Wir kamen um die Mittagszeit an, und unsere mitbesitzende, linksrheinische Verwandtschaft schlug vor, dass wir doch schnell die Fähre über den Rhein nehmen sollten, damit wir alle zusammen in einem ihrer Lieblingsrestaurants essen könnten.
Der Schaumburger Hof liegt nämlich in ihrer Radelweite. (Seit Carstens Extremsport-Berichten weiß ich zwar, dass das ein dehnbarer Begriff ist, hier handelt es sich aber um Distanzen, die um... mehr lesen
3.5 stars -
"Schön gesessen, weniger schön gegessen" OparazzoGrundstücksangelegenheiten hatten uns vorgestern nach Königswinter-Oberdollendorf geführt, meine alte Heimat, in der ich meine beiden ersten Lebensjahrzehnte verbracht hatte.
Wir kamen um die Mittagszeit an, und unsere mitbesitzende, linksrheinische Verwandtschaft schlug vor, dass wir doch schnell die Fähre über den Rhein nehmen sollten, damit wir alle zusammen in einem ihrer Lieblingsrestaurants essen könnten.
Der Schaumburger Hof liegt nämlich in ihrer Radelweite. (Seit Carstens Extremsport-Berichten weiß ich zwar, dass das ein dehnbarer Begriff ist, hier handelt es sich aber um Distanzen, die um
Geschrieben am 10.08.2022 2022-08-10| Aktualisiert am
10.08.2022
Besucht am 08.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
Eins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen dominierten Ecke gelegen, ist es drinnen nicht größer als ein kleines Wohnzimmer. Davor gibt es noch ein paar Tische mit Holzbänken, auf denen man so bequem sitzt wie in einer Kirche, wobei man in Kirchen wenigstens ab und zu aufstehen darf. Nach zwei Stunden war mein siebzigjähriges Sitzfleisch ziemlich durch.
Ausgesucht wird am Tisch, bestellt und später bezahlt wird drinnen an der Theke. Getränke muss man sich selber holen, das Essen wird gebracht, man hat hier also eigentlich einen gehobenen Imbiss.
Die Getränkebestellung ging flott. Für den Kollegen hatte es mich sehr gefreut, dass man dort den Klosterstoff aus Alpirsbach anbietet, ein 5,9%iges Märzen, welches mein Leib-und-Leberbier war, bis ich unserer lokalen Minibrauerei Zaubercraft anheimfiel. Dem Stoff konnte er getrost zusprechen, da er mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist war. Ich war das nicht und beschied mich mit alkoholfreien Weizen aus demselben Hause (2x3,50 €).
Beflügelt von einer Mischung aus Gier und Neugier beschlossen wir zwei Gourmands, vor dem Verzehr der beschden Pizzen uns noch eine Antipasti-Platte zu teilen. Natürlich die namens „Omni“, das ist, wenn ich mich recht erinnere, Lateinisch und bedeutet „mit Alles“ (14 €, vegan oder vegetarisch hätten 10 bzw. 12 € gekostet). Das Holzbrett bog sich förmlich unter all den Köstlichkeiten; unvorstellbar, dass einer allein danach noch Hunger auf Pizza haben könnte. Sehr fein waren die karamellisierten Zwiebeln, vor allem zusammen mit dem Käse. Auch die Oliven waren sehr gut; schön für mich, dass der Kollege keine mag. Walnüsse verträgt er nicht, die waren auch alle für mich. Beim Schinken hätte man sich vielleicht ein Herz fassen und einen San Daniele aufschneiden können, statt des etwas unauffälligen Moosalbtaler Luftikus‘ vom hiesigen Starmetzger Glasstetter. Insgesamt eine schöne, abwechslungsreich Platte.
Dazu gab es richtig gutes Pizzabrot, das mich nicht im Geschmack, aber im Biss an indisches Naan erinnerte.
Weniger glücklich waren wir mit den Pizzen. Die sind mit 27 cm nicht besonders groß und sehen ein bisschen aus wie Kinderteller, mit einer allein dürfte ein gestandener Esser kaum satt werden. Aber wir hatten ja schon eine solide Grundlage, deshalb war uns die Größe gerade recht.
Von seiner Mexikana wird der Kollege in einigen Monaten selber erzählen, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass es ihm einmal kurz die Sprache verschlagen hat - ein Ereignis mit der Eintrittswahrscheinlichkeit einer totalen Sonnenfinsternis. Ich durfte vorsichtig kosten und konnte seine Reaktion gut nachvollziehen. Habt Geduld, Leute, vielleicht werdet ihr Näheres erfahren, noch bevor dieses Jahr zu Ende geht.
Ich Blindfisch bin sehenden Auges (hä?) in mein Unglück gestolpert. Ich laboriere nämlich an einer Neigung, Gerichte zu wählen, die mit Kreide auf schwarzen Tafeln geschrieben wurden. Vielleicht steckt dahinter eine frühkindliche Urangst, einmalige Gelegenheiten für immer verstreichen zu lassen, vielleicht bin auch nur zu faul, Speisekarten genau zu lesen, gerade in Pizzerien kann das ja ein mühsames Unterfangen sein. Wie auch immer, die Special Pizza der Woche kostete 10 € und nannte sich „Der Hentschel“ (ich habe vergessen zu fragen, nach wem, ich vermute aber, nach einem phantasievollen Gast. Drinnen steht nämlich ein Kästchen mit der Aufschrift Pizza-Ideen). Sie fietscherte die Toppings Salami, Schinken, Mozzarella, Basilikum und… Sahne. Tatsächlich Sahne. Ich hätte mir denken können, dass das nicht gut ausgehen würde.
Eigentlich war die Basis ja recht ordentlich (man kann zwischen Weizen und Dinkel wählen, ich hatte Dinkel), mit dünnem Boden und knusprigem, sparsam aufgegangenem Rand. Aber mit der reichlich darüber gegossenen Sahne verwandelte sich die Pizza nach kürzester Zeit in einen mild schmeckenden Schinken- und Salamibrei. Tja, wenn es wenigstens Burrata gewesen wäre…
Der junge Kellner meinte auch, das sähe ziemlich flüssig aus, schien darin aber kein großes Problem zu sehen.
Dem unbekannten Herrn Hentschel allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings zu kurz gesprungen, gibt es doch auch auf der regulären Karte eine Pizza namens „Wer ist Fred?“, deren Zutatenliste von Sahnesauce angeführt wird. Auch ein zum Grübeln anregender Name, Till Schweiger kommt mir in den Sinn, aber was hat der mit Sahne am Hut?
Meiner Frau sollte ich eigentlich noch eine Sardellenpizza mitbringen, das ging aber nicht. Man verwendet dort keine Sardellen, weil sie offenbar nicht den Nachhaltigkeitskriterien des Hauses genügen. Ich lass das mal so stehen, aber gefährdetere Fische als Sardellen fallen mir schon noch ein paar ein. Ok, ich brachte ihr dann die Salamipizza mit, die sie zu Hause kalt verspeist und für gut befunden hat. Ich bekam ein Stück ab, fand es ok, aber auch nicht mehr.
Für die Bewertung muss ich etwas rechnen. Solide 4,5 für die Antipasti, 2 für meine unsolide Pizza und 3 für die meiner Frau ergeben im Mittel 3. Das gilt dann auch für das PLV. In meinem Gesamtpreis sind die Antipasti übrigens nicht enthalten, die hat nämlich, geheiligt sei sein Name, Kollege MarcO übernommen.
3 auch für den Service. Dass man drinnen bestellen muss, ist für jemanden, der sich aus diesem Gestühl wieder befreien muss, ziemlich lästig. Man hat schließlich nicht immer einen Kollegen dabei, der das netterweise für einen erledigt. Auch die Nonchalance im Umgang mit Kritik schlägt hier zu Buche.
Ambiente: Eigentlich ist diese kiezige Ecke von Karlsruhe recht reizvoll, andererseits sitzt man praktisch auf der Straße, hat den ganzen Verkehrslärm um die Ohren und lässt sich von den Passanten das Essen vom Teller gucken. Und natürlich der bereits mehrfach angesprochene Sitzkomfort – Gäste meiner Alterskohorte mögen es einfach bequemer. 2,5.
An der Sauberkeit gab es wenig zu bemängeln. In der beengten Toilette gibt es zwar einen berührungslos funktionierenden Wasserhahn, aber seine Hände muss man sich mit Toilettenpapier abtrocknen, dabei wäre für einen Handtuchspender oder ein Gebläse dann doch noch Platz. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug, 4.
Die Erwartungen, die man mit dem Namen des Restaurants weckt, wurden also nicht erfüllt. Beschde Andibaschdi wäre passender, aber ob’s dafür reicht, sollen andere entscheiden. Kollege MarcO, übernehmen Sie!
Eins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen... mehr lesen
Beschde Pizza
Beschde Pizza€-€€€Restaurant, Take Away072147045200Amalienstraße 53, 76133 Karlsruhe
3.0 stars -
"Jeder ist seines Unglückes Schmied" OparazzoEins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen
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Das liegt aber vor allem daran, dass die meisten unserer aushäusigen Mittagessen mit größeren Einkäufen verbunden sind, und die erledigen wir nun mal in Karlsruhe. Außer wenn Opa R. mal wieder Schuhe braucht! Die findet er nämlich vorzugsweise in einem Laden, der so heißt, wie unser Hund aussieht, und dessen nächstgelegene Filiale ist in Baden-Baden. Die Gelegenheit hatten wir nun beim Schopfe ergriffen.
Schönes Haus an der Oos
Die unmittelbare Umgebung des Taj Tandoori hat sich seit unserem letzten Besuch deutlich verbessert: Der potthässliche Anbau an das denkmalschutzwürdige alte Haus, über den ich mich damals so echauffiert hatte, ist inzwischen renoviert worden, und statt des damaligen, aufdringlich mit Prozentzahlen zuplakatierten Teppichladens findet sich dort jetzt ein elegantes Kosmetikinstitut.
Ob das mal ein bayrisches Restaurant war?
Drinnen hingegen ist alles beim Alten geblieben: Eine Rokoko-Symphonie in blau und weiß, ansonsten für indische Verhältnisse aber dezent dekoriert. Und die Tische sind immer noch zu klein für die ganzen Gerätschaften, die zu einem indischen Essen gehören.
Unter Hunden ist der Einäugige König
Hunde sind zugelassen, obwohl der Gastraum mit Teppichboden ausgelegt ist. Der, das sei an dieser Stelle angemerkt, schon länger nicht mehr gesaugt worden war, vor allem unter den Tischen. Dagegen waren die Toiletten sauber und, was ich immer sehr schätze, berührungslos zu bedienen.
Umsorgt wurden wir von zwei kompetenten und hervorragend Deutsch sprechenden Herren mittleren Alters – ich erwähne das, weil wir bei unserem letzten Besuch ja weitgehend lost in translation waren.
Immerhin hatten wir damals gelernt, dass das Restaurant zu vorauseilender Unterwerfung unter deutsche Empfindlichkeiten neigt, was Schärfe und Würzung indischer Gerichte betrifft. Daher gab ich mich sicherheitshalber und, wie ich gerne zugebe, nicht ohne einen gewissen Stolz als Old Bombay Hand zu erkennen, und ich bilde mir ein, dass die beiden sich sichtlich freuten, jemanden zu bewirten, der fünf aufregende Jahre in ihrer Heimat verbracht hatte.
Beim Bestellen waren unsere Augen mal wieder größer als unsere Mägen. Zwei Hauptgerichte, eine Beilage, zwei fette Brote und natürlich Reis. Dass wir das alles schafften, grenzt an ein Wunder, ein Wunder allerdings, das mir eine unruhige Nacht bescherte. Aber schön der Reihe nach.
Ipanema & Mango Lassi
Zu trinken gab es eine alkoholfreie Caipirinha namens Ipanema für meine Frau (5,80 €); für mich, wie eigentlich fast immer, wenn wir indisch essen gehen, ein Mango Lassi (4,20 €) – es gibt wenig Besseres, wenn es gilt, schnell überschüssige Schärfe abzupuffern.
Dass meine Liebste dem Fisch als solchem zugeneigt ist, habe ich hier schon öfters angemerkt. Diesmal das Fish Mango Curry, ein „Filet vom weißen Heilbutt in einer milden Sauce aus Gewu?rzen, Sahne und Mango“.
Fisch muss schwimmen.
Sollte das Bild den Eindruck erwecken, dass das Curry aus relativ viel Sauce und relativ wenig Fisch bestand, so täuscht das nicht. Für 22,50 € hätte es durchaus etwas mehr von dem schmackhaften Heilbutt sein können sein können, zumal ich ihr noch eines von den fünf mittelgroßen Stückchen geklaut hatte. Die Sauce war aber genau nach ihrem Geschmack, so mild wie angekündigt, ein bisschen süß, ein bisschen sauer und vor allem frei von den besonders schlimmen Gewürzen. Eine solche Begeisterung hatte ich bei meiner Frau in einem indischen Restaurant noch nicht erlebt, genauer gesagt Begeisterung mit einem Touch Erleichterung.
Da war mein Lamb Vindaloo („gebratenes Lammfleisch in einer pikanten Sauce aus gemahlenen Granatapfelkernen und Chilies“, 17,80 €) schon etwas kantiger. Das Rezept stammt ursprünglich aus Goa, und der Name ist eine Verballhornung des portugiesischem vinha d‘ alhos, also Wein und Knoblauch. Und da der Zufall es will, dass aloo in Hindi Kartoffel heißt, finden sich vielerorts Kartoffeln im Vindaloo, wie zum Beispiel auch hier.
Lamm goanisch
Die Gewürzmischung bestand aus einer langen Reihe der usual suspects der indischen Küche, wie Kreuzkümmel, Bockshornklee und Kurkuma, um nur einige zu nennen. Die gemahlenen Granatapfelkerne verliehen eine leicht herbe Säure und Chili die erhoffte Schärfe - ein bisschen Luft auf der nach oben offenen Scovilleskala blieb aber schon noch, dafür hätte es das Mango Lassi jetzt nicht gebraucht. Über zu wenig Fleisch konnte ich mich aber nicht beklagen, das meiste war auch so zart wie das sprichwörtliche Lämmchen, nur ein paar Stücke waren etwas fester. Die darüber geraspelten Streifen sahen hübsch aus und sorgten für Knackigkeit, steuerten geschmacklich aber wenig bei; mir kamen sie vor wie Kohlrabi, ich kann mich aber täuschen, denn das wäre schon ein Exot in der indischen Küche.
Um das Festmahl abzurunden, gab es neben dem obligatorischen Reis noch weitere Beilagen.
Palak Bhaji
Meine Frau liebt Spinat, also gab es eine Schüssel Palak Bhaji (6,80 €), das wir beide aber etwas langweilig fanden. Hier wären wir mit Palak Paneer besser gefahren.
Garlic Naan
Großartig dagegen die beiden Brote, die wir uns ausgesucht hatten: Garlic Naan (2,80 €), ein im Tandoor gebackenes Sauerteigbrot mit ordentlich Knoblauchbutter, und Aloo Paratha (4,50 €), das nicht auf der Karte stand, aber trotzdem gerne für mich gemacht wurde. Das hatte ich nämlich seit meiner Zeit in Indien nicht mehr gegessen.
Aloo Paratha
Es ist ein ungesäuertes Brot, das mit einer würzigen Kartoffelmasse gefüllt, ausgerollt und in der Pfanne ausgebacken wird. Herrlich.
Mango Chilli Sorbet ohne Chili, was ein Glück...
Meine Frau, obwohl schon ziemlich satt, wollte es sich dennoch nicht nehmen lassen, die Orgie mit einem Sorbet zu beschließen. Und siehe da, das rätselhafte Mango Chilli Sorbet vom letzten Besuch stand immer noch auf der Karte, rätselhaft insofern, als es kein Chilli enthält, sondern neben der dicken Eiskugel nur eine anständige Menge Sekt. Auch diesmal wurde das Geheimnis nicht gelüftet, außer dass der Chef eben auf dem Namen besteht und so das Personal immer wieder in Erklärungsnöte bringt. Meiner Frau schmeckt es aber ohnehin besser so, wie es ist. Und obwohl aufmerksamerweise ein zweiter Löffel mitgeliefert wurde, konnte ich einfach nicht mehr helfen.
Hier wird man uns wiedersehen, und das nicht etwa deshalb, weil meine Frau es sich nicht hatte nehmen lassen, vor dem Essen im benachbarten Kosmetikinstitut einen Termin zu arrangieren. Sondern weil es, wie eingangs gesagt, nicht selbstverständlich ist, dass wir mit unseren unterschiedlichen Geschmäckern nach dem Besuch eines indischen Restaurants beide rundum zufrieden sind. Denn hier versteht man nicht nur sein Küchenhandwerk, sondern ist auch gerne bereit, auf Sonderwünsche einzugehen. So soll es doch sein.