Geschrieben am 10.08.2022 2022-08-10| Aktualisiert am
10.08.2022
Besucht am 08.08.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 27 EUR
Eins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen dominierten Ecke gelegen, ist es drinnen nicht größer als ein kleines Wohnzimmer. Davor gibt es noch ein paar Tische mit Holzbänken, auf denen man so bequem sitzt wie in einer Kirche, wobei man in Kirchen wenigstens ab und zu aufstehen darf. Nach zwei Stunden war mein siebzigjähriges Sitzfleisch ziemlich durch.
Ausgesucht wird am Tisch, bestellt und später bezahlt wird drinnen an der Theke. Getränke muss man sich selber holen, das Essen wird gebracht, man hat hier also eigentlich einen gehobenen Imbiss.
Die Getränkebestellung ging flott. Für den Kollegen hatte es mich sehr gefreut, dass man dort den Klosterstoff aus Alpirsbach anbietet, ein 5,9%iges Märzen, welches mein Leib-und-Leberbier war, bis ich unserer lokalen Minibrauerei Zaubercraft anheimfiel. Dem Stoff konnte er getrost zusprechen, da er mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist war. Ich war das nicht und beschied mich mit alkoholfreien Weizen aus demselben Hause (2x3,50 €).
Beflügelt von einer Mischung aus Gier und Neugier beschlossen wir zwei Gourmands, vor dem Verzehr der beschden Pizzen uns noch eine Antipasti-Platte zu teilen. Natürlich die namens „Omni“, das ist, wenn ich mich recht erinnere, Lateinisch und bedeutet „mit Alles“ (14 €, vegan oder vegetarisch hätten 10 bzw. 12 € gekostet). Das Holzbrett bog sich förmlich unter all den Köstlichkeiten; unvorstellbar, dass einer allein danach noch Hunger auf Pizza haben könnte. Sehr fein waren die karamellisierten Zwiebeln, vor allem zusammen mit dem Käse. Auch die Oliven waren sehr gut; schön für mich, dass der Kollege keine mag. Walnüsse verträgt er nicht, die waren auch alle für mich. Beim Schinken hätte man sich vielleicht ein Herz fassen und einen San Daniele aufschneiden können, statt des etwas unauffälligen Moosalbtaler Luftikus‘ vom hiesigen Starmetzger Glasstetter. Insgesamt eine schöne, abwechslungsreich Platte.
Dazu gab es richtig gutes Pizzabrot, das mich nicht im Geschmack, aber im Biss an indisches Naan erinnerte.
Weniger glücklich waren wir mit den Pizzen. Die sind mit 27 cm nicht besonders groß und sehen ein bisschen aus wie Kinderteller, mit einer allein dürfte ein gestandener Esser kaum satt werden. Aber wir hatten ja schon eine solide Grundlage, deshalb war uns die Größe gerade recht.
Von seiner Mexikana wird der Kollege in einigen Monaten selber erzählen, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass es ihm einmal kurz die Sprache verschlagen hat - ein Ereignis mit der Eintrittswahrscheinlichkeit einer totalen Sonnenfinsternis. Ich durfte vorsichtig kosten und konnte seine Reaktion gut nachvollziehen. Habt Geduld, Leute, vielleicht werdet ihr Näheres erfahren, noch bevor dieses Jahr zu Ende geht.
Ich Blindfisch bin sehenden Auges (hä?) in mein Unglück gestolpert. Ich laboriere nämlich an einer Neigung, Gerichte zu wählen, die mit Kreide auf schwarzen Tafeln geschrieben wurden. Vielleicht steckt dahinter eine frühkindliche Urangst, einmalige Gelegenheiten für immer verstreichen zu lassen, vielleicht bin auch nur zu faul, Speisekarten genau zu lesen, gerade in Pizzerien kann das ja ein mühsames Unterfangen sein. Wie auch immer, die Special Pizza der Woche kostete 10 € und nannte sich „Der Hentschel“ (ich habe vergessen zu fragen, nach wem, ich vermute aber, nach einem phantasievollen Gast. Drinnen steht nämlich ein Kästchen mit der Aufschrift Pizza-Ideen). Sie fietscherte die Toppings Salami, Schinken, Mozzarella, Basilikum und… Sahne. Tatsächlich Sahne. Ich hätte mir denken können, dass das nicht gut ausgehen würde.
Eigentlich war die Basis ja recht ordentlich (man kann zwischen Weizen und Dinkel wählen, ich hatte Dinkel), mit dünnem Boden und knusprigem, sparsam aufgegangenem Rand. Aber mit der reichlich darüber gegossenen Sahne verwandelte sich die Pizza nach kürzester Zeit in einen mild schmeckenden Schinken- und Salamibrei. Tja, wenn es wenigstens Burrata gewesen wäre…
Der junge Kellner meinte auch, das sähe ziemlich flüssig aus, schien darin aber kein großes Problem zu sehen.
Dem unbekannten Herrn Hentschel allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings zu kurz gesprungen, gibt es doch auch auf der regulären Karte eine Pizza namens „Wer ist Fred?“, deren Zutatenliste von Sahnesauce angeführt wird. Auch ein zum Grübeln anregender Name, Till Schweiger kommt mir in den Sinn, aber was hat der mit Sahne am Hut?
Meiner Frau sollte ich eigentlich noch eine Sardellenpizza mitbringen, das ging aber nicht. Man verwendet dort keine Sardellen, weil sie offenbar nicht den Nachhaltigkeitskriterien des Hauses genügen. Ich lass das mal so stehen, aber gefährdetere Fische als Sardellen fallen mir schon noch ein paar ein. Ok, ich brachte ihr dann die Salamipizza mit, die sie zu Hause kalt verspeist und für gut befunden hat. Ich bekam ein Stück ab, fand es ok, aber auch nicht mehr.
Für die Bewertung muss ich etwas rechnen. Solide 4,5 für die Antipasti, 2 für meine unsolide Pizza und 3 für die meiner Frau ergeben im Mittel 3. Das gilt dann auch für das PLV. In meinem Gesamtpreis sind die Antipasti übrigens nicht enthalten, die hat nämlich, geheiligt sei sein Name, Kollege MarcO übernommen.
3 auch für den Service. Dass man drinnen bestellen muss, ist für jemanden, der sich aus diesem Gestühl wieder befreien muss, ziemlich lästig. Man hat schließlich nicht immer einen Kollegen dabei, der das netterweise für einen erledigt. Auch die Nonchalance im Umgang mit Kritik schlägt hier zu Buche.
Ambiente: Eigentlich ist diese kiezige Ecke von Karlsruhe recht reizvoll, andererseits sitzt man praktisch auf der Straße, hat den ganzen Verkehrslärm um die Ohren und lässt sich von den Passanten das Essen vom Teller gucken. Und natürlich der bereits mehrfach angesprochene Sitzkomfort – Gäste meiner Alterskohorte mögen es einfach bequemer. 2,5.
An der Sauberkeit gab es wenig zu bemängeln. In der beengten Toilette gibt es zwar einen berührungslos funktionierenden Wasserhahn, aber seine Hände muss man sich mit Toilettenpapier abtrocknen, dabei wäre für einen Handtuchspender oder ein Gebläse dann doch noch Platz. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug, 4.
Die Erwartungen, die man mit dem Namen des Restaurants weckt, wurden also nicht erfüllt. Beschde Andibaschdi wäre passender, aber ob’s dafür reicht, sollen andere entscheiden. Kollege MarcO, übernehmen Sie!
Eins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen... mehr lesen
Beschde Pizza
Beschde Pizza€-€€€Restaurant, Take Away072147045200Amalienstraße 53, 76133 Karlsruhe
3.0 stars -
"Jeder ist seines Unglückes Schmied" OparazzoEins ist klar: Wenn Gastro-Guides sich treffen, ob zu einer ambitionierten Ausschweifung oder zu einem spontanen Mittagessen, dann ist – ich zitiere - das Beste gerade gut genug. Und als MarcO74 und ich beschlossen, uns endlich mal wieder live auszutauschen, passte es natürlich gut, dass Ende letzten Jahres in Karlsruhe ein Restaurant aufgemacht hatte, das sich die beste Pizza (von wo auch immer) auf die mundartliche Fahne geschrieben hat.
Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen
Geschrieben am 19.07.2022 2022-07-19| Aktualisiert am
19.07.2022
Besucht am 17.07.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 80 EUR
Bei meinem ersten Bericht über das Bella Vista hatte ich geschrieben, wie angemessen doch sein Name sei. Die Aussicht über Bernbachtal und Golfplatz ist wirklich traumhaft, vor allem jetzt im Sommer, wenn man auf der Terrasse das schöne Wetter genießen und den Herrenalber Golfern beim Eisenschwingen zuschauen kann.
Aber letzten Sonntag sind wir nicht nur wegen der Aussicht hin. Wir finden, dass der Golfclub vergangenes Jahr mit dem neuen Pächter ein hole-in-one erzielt hat. Jetzt kann er sich des besten Italieners der Stadt rühmen, und zwar mit Abstand. So ist es auch kein Wunder, dass das Bella Vista ganz oben auf unserer Liste möglicher Caterer für ein im Hause des O. geplantes Familienfest steht. Mit Recht, das sollte dieser Besuch bestätigen.
Wir hatten schnell ein schattiges Plätzchen gefunden, das über die knapp zwei Stunden, die wir auf den bequemen Stühlen verbringen sollten, auch schattig blieb. Calvin, der seit einem Italienurlaub Restaurantbesuche mit der allergrößten Gelassenheit erledigt, bekam seinen Getränkewunsch erfüllt, bevor er oder wir ihn überhaupt hätten äußern können. So soll es sein - Kundenorientierung beginnt mit Hundeorientierung.
Als nächstes der Hinweis auf das Tischaufstellerchen, das verschiedene Pfifferling-Gerichte bewarb. Auf meine bange Frage nach deren Herkunft – hier im Schwarzwald ist es ja noch zu früh, und Pilze aus Weißrussland wollte ich noch nie, jetzt aber erst recht nicht – kam die beruhigende Auskunft, dass sie aus Italien stammen und somit einer Überlegung wert waren. Aber der Reihe nach.
Zunächst galt es ja, eine tragfähige Flüssigkeitsgrundlage zu schaffen. Als Pflicht eine Flasche Levico naturale aus dem Trentino, zu vertretbaren 4,80 €. Als Kür zwei Produkte aus Alpirsbach: Für meine Frau eine Birnen-Ingwer-Limonade (3,50 €, Foto im vorigen Bericht), die zumindest den Anschein erweckt, als käme sie aus dem dortigen Klostergarten,
und für mich einen halben Liter Pils zu ebenfalls erschwinglichen 4,50 €. Ein italienisches Bier gibt es leider nicht, ich kann mich aber auch nicht erinnern, in Deutschland je eines auf der Getränkekarte gesehen zu haben, was wiederum nach allem, was ich an guten Bieren im Urlaub zu mir genommen hatte, durchaus bedauerlich ist.
Und dann ging es richtig los, und zwar mit einer so gut sortierten Antipasti-Platte, dass sich der Blick aus verschiedenen Winkeln tatsächlich mal lohnt.
Statt der üblichen öligen Paprika, Auberginen, Zucchini und mit etwas Glück Artischocken ein abwechslungsreiches Arrangement feinster Vorspeisen. Das Vitello Tonnato mit seinen leckeren Fischlein ist hervorzuheben, auch der mittig positionierte Meeresfrüchtesalat in mit seinem zarten Polpo und seinen nicht ganz so zarten und deshalb gerne zwischen den Zähnen stecken bleibenden Miesmuscheln. Die Pepperoni steuerten etwas Schärfe bei und landeten zur Gänze auf meinem Teller. Ich könnte weiter erzählen, aber man sieht ja, was drauf war.
Wenn man bedenkt, dass das eine Vorspeise für eine Person sein sollte, nach der wir aber beide nahezu gesättigt hätten aufstehen und nach Hause gehen können, dann ist bei einem Preis von 13,80 € der Begriff „Schnäppchen“ eine schändliche Untertreibung.
Das frischgebackene Brot, das es dazu gab, sah nicht allzu aufregend aus, schmeckte aber richtig gut, noch leicht warm, mit lockerer Krume und knuspriger Kruste. Wir mussten uns allerdings etwas zurückhalten, weil wir ja wussten, dass da noch einiges auf uns zukam, und von den Antipasti konnten wir schließlich nichts übriglassen.
Meine Frau hatte es sich nicht nehmen lassen, noch mal den Schwertfisch zu bestellen, der ihr hier schon mal so gut gefallen hatte (24,50 €). Wieder mit frischem Gemüse und leicht mit Chili angeschärften Spaghetti. Wieder ein Volltreffer, außen kräftig angeröstet, aber innen noch zart und glasig. Ich bin zwar durchaus ein Freund von Abwechslung, vor allem wenn man bei einem Restaurant noch in der Erkundungsphase ist, aber nach dem Genuss eines Probierhäppchens würde es mich nicht wundern, wenn sie ihn auch beim nächsten Mal wieder bestellen täte.
Für mich gab es, nachdem die Pfifferlinge weder radioaktiv noch kriegsschuldbeladen waren, das Rumpsteak vom Tischaufsteller (28,90 €). Weder mit dem deutschen Fleisch (ich tippe auf 250+ Gramm) noch mit Pilzen war gespart worden, und mit Sahne schon gar nicht – als Steakliebhaber erfreut man sich ja gerne am Anblick des guten Stücks, das war hier der reichlichen Sauce wegen aber nicht möglich. Macht nichts, das Auge ist ja nur Mitesser, und dem Geschmack tut’s keinen Abbruch.
Der Gargrad war perfekt medium, obwohl wir alle vergessen hatten, diesen vorher zu klären. Vielleicht gehöre ich ja zu den Leuten, die so medium aussehen, dass man nicht mehr zu fragen braucht, oder, was wahrscheinlicher ist, es wollen die meisten sowieso medium und die wenigen anderen sagen Bescheid.
Wenn man die beiden frittierten Spaghetti nicht einrechnet, gab es hier außer dem Gemüse keine Beilagen, was in Deutschland sehr unüblich ist, in Italien aber die Regel. So passte es gut, dass meine Frau mir sowieso die Hälfte ihrer Pasta abgeben wollte, und der Rest der Sauce wurde mit dem guten Brot aufgewischt.
Kinder, waren wir satt. Was meine Liebste aber nicht davon abhielt, ihren üblichen Wunsch nach einer Kugel Sorbet zu äußern. Der wurde zwar abschlägig beschieden, man hätte nur Milcheis, aber zu ihrer freudigen Überraschung stand nach einiger Zeit dann doch ein Kelch mit einer Kugel Zitronensorbet auf dem Tisch, ganz offensichtlich aus eigener Herstellung, erkennbar an der aromatischen Zeste, und netterweise aufs Haus, nachdem die Bestellung zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war. Die Kugel war leider weitgehend gegessen, als wir uns unserer Bildberichterstatterpflicht erinnerten.
Fazit: Ein rundum gelungener Sonntagmittag, der uns die Wahl des Caterers für unsere Feier sehr leicht macht.
Bei meinem ersten Bericht über das Bella Vista hatte ich geschrieben, wie angemessen doch sein Name sei. Die Aussicht über Bernbachtal und Golfplatz ist wirklich traumhaft, vor allem jetzt im Sommer, wenn man auf der Terrasse das schöne Wetter genießen und den Herrenalber Golfern beim Eisenschwingen zuschauen kann.
Aber letzten Sonntag sind wir nicht nur wegen der Aussicht hin. Wir finden, dass der Golfclub vergangenes Jahr mit dem neuen Pächter ein hole-in-one erzielt hat. Jetzt kann er sich des besten Italieners... mehr lesen
Pizzeria Bella Vista
Pizzeria Bella Vista€-€€€Restaurant, Pizzeria070835749Bernbacher Straße 61, 76332 Bad Herrenalb
5.0 stars -
"Bella Vista, Bella Vita" OparazzoBei meinem ersten Bericht über das Bella Vista hatte ich geschrieben, wie angemessen doch sein Name sei. Die Aussicht über Bernbachtal und Golfplatz ist wirklich traumhaft, vor allem jetzt im Sommer, wenn man auf der Terrasse das schöne Wetter genießen und den Herrenalber Golfern beim Eisenschwingen zuschauen kann.
Aber letzten Sonntag sind wir nicht nur wegen der Aussicht hin. Wir finden, dass der Golfclub vergangenes Jahr mit dem neuen Pächter ein hole-in-one erzielt hat. Jetzt kann er sich des besten Italieners
Geschrieben am 28.05.2022 2022-05-28| Aktualisiert am
28.05.2022
Besucht am 25.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Es dürfte niemanden verwundern, dass in Indien die indische Küche nahezu hundertprozentige Zustimmung findet. In Outdien dagegen stellt sich die Situation völlig anders dar, denn dort sind die Stimmen derjenigen unüberhörbar, die mit der Sinfonie subkontinentaler Gewürze nichts anfangen können, ja, die das Zusammenspiel von Koriander, Chili, Kreuzkümmel und Co. als regelrechten Missklang empfinden. Und manchmal trifft es sich, dass man mit so jemandem verheiratet ist.
Kurz, meine Frau hat’s nicht so mit indisch.
Das hat manchmal traurige Folgen. Zum Beispiel mussten wir vor etlichen Jahren eine Reservierung bei Gaggan in Bangkok wieder aufgeben, weil er in seiner Küche auf Koriander nicht verzichten mochte. Und - schwupps! - weg war die Chance, von einem der besten indischen Köche der Welt ein 25-gängiges Degustationsmenü serviert zu bekommen.
Zum Glück gibt es in Karlsruhe indische Restaurants, in denen so gekocht wird, dass es auch ihr schmeckt, ohne dass das Essen bis zur Unkenntlichkeit eingedeutscht wird. Eines davon war das Sangam in Beiertheim, das dann aber zu unserem Bedauern vor einigen Jahren einer Dönerbraterei Platz machte.
Zu unserer Freude stellten wir Ende letzten Jahres fest, dass wieder ein Sangam aufgemacht hatte, diesmal in Mühlburg, also ziemlich am anderen Ende von Karlsruhe. Vor einigen Tagen waren wir zum ersten Mal dort und erfuhren, dass der Pächter des Beiertheimer Restaurants aus Altersgründen aufgegeben hatte, seine Frau nach einem Jahr aber keine Lust mehr hatte, zu Hause herumzusitzen und in Mühlburg neu durchgestartet ist.
Die neue Location hat einige Standortnachteile. Die Kaiserallee macht eine Menge Lärm, und Parkplätze sind tagsüber eine Rarität. Deshalb ist mittags wenig los; später kam nur noch ein weiteres Paar. Abends soll es aber besser aussehen.
Hirsch trifft Shiva
Das Lokal ist mit relativ geringem Aufwand und nicht ganz kitschfrei für seine neue Bestimmung eingerichtet worden. Deutsches und Indisches prallt stellenweise heftig aufeinander. Vielleicht hat sich ja auch noch ein Italiener dazwischengeschoben, die Tischdecken lassen jedenfalls darauf schließen, und die vom alten Sangam sind es nicht.
Auch die winzigen Toiletten strahlen den Charme lange vergangener Jahrzehnte aus. Das sollte aber nicht daran hindern, dort mal Staub zu wischen, allein schon wegen all der böswilligen Mensch, die gerne Schlüsse auf die Küche ziehen. Im Gastraum war es dagegen so staubfrei, wie es bei offener Tür zur Straße möglich ist.
Wir entschieden uns für einen Tisch in der Ecke. So konnte Calvin, nachdem er noch schnell einen mittelgroßen Holzelefanten zurechtgewiesen hatte, ungestört vor sich hindösen.
Man soll ja nicht hungrig einkaufen, aber es scheint, dass man auch nicht hungrig ins Restaurant gehen sollte, haha... Tatsache ist, dass wir zu viel zu viel bestellten: Chicken Tikka Masala (15,50), Jhinga Palak (18,90) und Tandoori Bharta (10,50).
Reis war sowieso dabei, aber etwas Butter-Naan (2,00) sollte es noch sein, sonst fehlt uns etwas.
Zu trinken gab es Maracuja-Schorle für meine Frau (3,00), Mango Lassi für mich (3,50), und eine Flasche Stilles für beide (5,50). Mit den Getränken und zur Überbrückung der (kurzen) Wartezeit kamen Papadams samt der dazugehörigen Trilogie von Pickle, Chutney und Minzsauce.
CTM
Chicken Tikka Masala (CTM) ist eine Erfindung indischer Köche in Großbritannien, bei der Chicken Tikka (Hühnerfleisch in Joghurt mariniert und im Tandoor gebacken) in einer milden Masala-(Gewürz)-Sauce versenkt und auf diese Weise dem englischen Gaumen angedient wird. Das Gericht ist mir in Indien nie und in Deutschland jetzt zum ersten Mal begegnet, in Großbritannien ist es dagegen so populär wie bei uns Pizza und Döner zusammen. Klar, dass ich das probieren musste, mangelnde Authentizität hin oder her.
Und siehe da, das Zeug ist ein echtes Seelenfutter! Ich kann die Engländer jetzt gut verstehen, dass sie so verrückt danach sind. Die für den Tandoor typischen Röstaromen waren zwar von der Sauce absorbiert worden, aber das Fleisch war sehr zart und die Gewürzkombination ausgewogen, also für Indienskeptiker(innen) gut verträglich.
Jhinga Palak
Etwas, was meiner Frau in indischen Restaurants wirklich gut schmeckt, ist der Spinat (Palak). Dabei hilft wahrscheinlich, dass er ganz ähnlich zubereitet wird wie in den Philippinen die Blätter der Taropflanze, nämlich zu einer leckeren Pampe verkocht. Wir hatten den Spinat mit Riesengarnelen (Jingha). Die sah man auf den ersten Blick zwar nicht, aber in dem aromatischen Spinatbrei versteckten sie sich tatsächlich in respektabler Zahl und Größe.
Tandoori Bharta
Ein bisschen Gemüse hatte es noch sein sollen, die Wahl war auf Auberginen (Bharta) gefallen, die im Tandoor weichgebacken, aus der Schale gekratzt und mit reichlich Öl fertiggeschmort werden. Mir gefällt diese ölige Konsistenz, meiner Frau mit ihrem empfindlichen Magen war es etwas arg.
Scharf war keines der Gerichte, die Chefin brachte aber noch ein Schälchen Chilipaste, mit deren Hilfe ich hier und da ein wenig nachhelfen konnte. Überhaupt war sie sehr besorgt um unser Wohlbefinden, so kam sie etwa bei Halbzeit vorbei und fragte, ob wir noch Reis bräuchten.
So gab es noch mal eine ganze Portion des aromatischen Basmatis.
Danach war ich so satt wie schon lange nicht mehr, auch wenn wir am Ende nicht alles schafften. Es blieb aber überraschend wenig übrig, selbst von der Doppelportion Reis, was uns gerne eingepackt wurde und als kleiner Abendsnack diente.
Wir wünschen dem Sangam, dass es ihm an seinem neuen Platz wohlergehen möge, und dass die Standortnachteile, allen voran das Parkproblem, der freundlichen Betreiberin nicht den Umsatz ruinieren. Sie soll aber bitte nicht auf die Idee kommen, nur noch abends zu öffnen, denn dann müssten wir uns von Neuem auf die Suche machen.
Es dürfte niemanden verwundern, dass in Indien die indische Küche nahezu hundertprozentige Zustimmung findet. In Outdien dagegen stellt sich die Situation völlig anders dar, denn dort sind die Stimmen derjenigen unüberhörbar, die mit der Sinfonie subkontinentaler Gewürze nichts anfangen können, ja, die das Zusammenspiel von Koriander, Chili, Kreuzkümmel und Co. als regelrechten Missklang empfinden. Und manchmal trifft es sich, dass man mit so jemandem verheiratet ist.
Kurz, meine Frau hat’s nicht so mit indisch.
Das hat manchmal traurige Folgen. Zum Beispiel mussten... mehr lesen
4.0 stars -
"Wiedersehen macht Freude" OparazzoEs dürfte niemanden verwundern, dass in Indien die indische Küche nahezu hundertprozentige Zustimmung findet. In Outdien dagegen stellt sich die Situation völlig anders dar, denn dort sind die Stimmen derjenigen unüberhörbar, die mit der Sinfonie subkontinentaler Gewürze nichts anfangen können, ja, die das Zusammenspiel von Koriander, Chili, Kreuzkümmel und Co. als regelrechten Missklang empfinden. Und manchmal trifft es sich, dass man mit so jemandem verheiratet ist.
Kurz, meine Frau hat’s nicht so mit indisch.
Das hat manchmal traurige Folgen. Zum Beispiel mussten
Geschrieben am 23.05.2022 2022-05-23| Aktualisiert am
25.05.2022
Besucht am 18.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Vor ein paar Tagen hatte ich hier noch bedauert, dass unsere Schulklasse sich inzwischen gänzlich verlaufen hat und wir seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr haben. Ganz anders ist das bei unserem Arbeitskreis an der Uni Freiburg, obwohl auch hier längst alle ihre eigenen Wege gegangen sind. Und das liegt in allererster Linie an unserem Professor, der in regelmäßigen Abständen seine Ehemaligen um sich schart. Dafür auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank.
Früher waren die Events größer und die Abstände länger, heute trifft sich nur noch ein harter Kern, dafür aber jedes Jahr. Schließlich wird mit jedem weiteren Jahr die Chance kleiner, dass es einen fünf Jahre später überhaupt noch gibt. Corona hatte uns in den letzten beiden Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht, jetzt war es endlich wieder so weit.
Wir hatten einen schönen Tag erwischt, den bisher heißesten des Jahres (Lieber Rudi Carrell, die Antwort auf Ihre nicht so gut gealterte Frage: Bereits im Mai). So kam es uns entgegen, dass das Rote Lamm nicht nur fußläufig vom neuen Domizil unseres alten Chefs zu erreichen war, sondern im Außenbereich neben schicken Palmen auch reichlich Schatten bietet.
Es war insofern ein gewisses Wagnis, als unser Chef die Küche des Hauses nur von einer kleinen Vesper her kannte, doch es war Spargelzeit, und Spargeln sind im Markgräflerland eine sichere Bank. Sollte man meinen.
Wir waren zu fünft, der Chef, zwei ehemalige Kollegen, meine Frau und ich nebst unserem ständigen Begleiter. Ein vierter Kollege hatte erkältungshalber abgesagt, sonst wären wir vollständig gewesen. Eine gut gelaunte Bedienung war schnell zur Stelle und versorgte uns mit Speisekarten. Getränkewünsche wurden abgefragt, für den Chef ein Zehntele Weißen, alle anderen, denen eine zum Teil recht lange Heimreise bevorstand, vertrieben sich den Durst mit diversen alkoholfreien Getränken. Zum Essen dreimal Spargeln, einmal Putengeschnetzeltes und einmal Tranchen von der Lammkeule. Die beiden, die keine Spargeln hatten, bestellten sich noch eine Spargelsuppe vorneweg, um der Saison wenigstens in kleinem Maße zu huldigen.
Ein Essen zu kritisieren, zu dem man eingeladen wurde, erfordert normalerweise etwas Fingerspitzengefühl, selbst dann, wenn der Einladende kein ehemaliger Vorgesetzter ist. Zum Glück waren hier alle der gleichen Meinung, das macht mir die Arbeit einfacher.
Im Detail möchte ich nur auf das eingehen, was meine Frau und ich gegessen hatten. Preise kann, wer will, der Website des Hauses entnehmen. Allerdings ist die Spargelkarte dort nicht zu finden; ich glaube mich aber zu erinnern, dass die Spargeln mit gebratenem Lachs, die meine Frau bestellt hatte, in den höheren Zwanzigern lagen. (Irgendwie läuft es bei ihr immer wieder auf Lachs heraus, sie ähnelt in dieser Hinsicht kgsbus‘ Tante, wenn auch nicht in dieser Ausschließlichkeit.)
Der Lachs wurde à part serviert und musste erst mal unter etwas Geschiebe auf dem Teller untergebracht werden.
Teller ohne Lachs Teller mit Lachs
Er erwies sich als das Beste am Gericht, auch wenn er ziemlich trocken gebraten war. Die Spargeln hingegen waren die dünnsten, die uns je in einem Restaurant untergekommen sind, etwa in der Sortierung, von der wir am heimischen Spargelstand eine Handvoll für die Suppe dazugeschenkt bekommen. Besonders sorgfältig geschält waren sie auch nicht, aber wer mal so dünne Spargeln geschält hat, der weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Dazu passend dann die Holländische Sauce aus der Tüte. Die Folge waren ziemlich lange Gesichter bei allen Spargelessern, allen voran beim Chef.
Erfreulicher dagegen die Spargelsuppe, schön sämig und mit reichlich Einlage. Sie schmeckte sehr sahnig, und ich möchte bezweifeln, dass hier Spargelwasser zum Einsatz kam. Das drübergeträufelte Öl setzte einen würzigen Akzent, vielleicht war es Schnittlauchöl, was anderes war jedenfalls nicht herauszuschmecken. Die Bedienung meinte zwar was von Pesto, aber Basilikum war es bestimmt nicht.
Mit dem Lamm war ich ebenfalls recht zufrieden, weich geschmort, und mit Knoblauch war nicht gespart worden. Eine sachte Enttäuschung hingegen die Speckbohnen – viel mehr Speck, als auf dem Foto zu sehen ist, war nämlich nicht drin. Wo sind die Großmütter, wenn man sie in der Küche braucht?
In Südbaden essen zu gehen war noch nie besonders billig, aber in der Regel bleibt das Verhältnis von Preis zu Leistung im Rahmen des Vertretbaren. Hier kann man das leider nicht unbedingt sagen, allem voran die Spargeln hielten nicht, was wir uns von ihnen versprochen hatten. Ein Grund mehr, sich auf das nächste gemeinsame Essen zu freuen – die Chance, dass es besser wird, ist hoch.
Es versteht sich aber von selbst, dass wir uns davon die Laune nicht hatten verderben lassen. Nach drei Jahren gab es so viel zu erzählen, dass das Essen fast zur Nebensache wurde. Und das Beste an solchen Treffen ist, dass man sich plötzlich wieder 40 Jahre jünger fühlt. Das erlebt man nicht alle Tage.
Vor ein paar Tagen hatte ich hier noch bedauert, dass unsere Schulklasse sich inzwischen gänzlich verlaufen hat und wir seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr haben. Ganz anders ist das bei unserem Arbeitskreis an der Uni Freiburg, obwohl auch hier längst alle ihre eigenen Wege gegangen sind. Und das liegt in allererster Linie an unserem Professor, der in regelmäßigen Abständen seine Ehemaligen um sich schart. Dafür auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank.
Früher waren die Events größer und die... mehr lesen
Zum Roten Lamm
Zum Roten Lamm€-€€€Restaurant, Hotel076339331073Lammplatz 10, 79189 Bad Krozingen
3.5 stars -
"Bisschen dünn" OparazzoVor ein paar Tagen hatte ich hier noch bedauert, dass unsere Schulklasse sich inzwischen gänzlich verlaufen hat und wir seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr haben. Ganz anders ist das bei unserem Arbeitskreis an der Uni Freiburg, obwohl auch hier längst alle ihre eigenen Wege gegangen sind. Und das liegt in allererster Linie an unserem Professor, der in regelmäßigen Abständen seine Ehemaligen um sich schart. Dafür auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank.
Früher waren die Events größer und die
Geschrieben am 20.05.2022 2022-05-20| Aktualisiert am
20.05.2022
Besucht am 16.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 92 EUR
Nicht schlecht staunten meine hungrigen, gen Asien gerichteten Augen, als ich unlängst frohen Mutes den Passagehof durchschritt, um im den Lesern meiner Berichte schon geläufigen Yangda ein paar unser Lieblingsgerichte abzufassen und heimwärts zu tragen. Denn diese (die Augen) fielen auf ein direkt daneben gelegenes, neu eröffnetes griechisches Restaurant, und zwar eines mit recht hohem Anspruch, wie ein kurzer Blick auf Ambiente, Karte und Preise verriet.
Der Passagehof ist ein städtebauliches Paradoxon, in bester Lage zur Karlsruher Flaniermeile, von dort aber nur etwas umständlich durch Passagen zu erreichen. Das ganze Eck sieht etwas abgehalftert aus, und man findet dort eine Reihe von Gaststätten wie die eingangs erwähnte, in denen man sich für überschaubares Geld ordentlich satt essen kann.
An so einem Ort ein derart vornehmes Restaurant aufzumachen, ist ein mutiger Schritt, erst recht in der Größenordnung des Omonia: Die lokale Presse berichtet von 200 Sitzplätzen auf zwei Etagen, dazu 80 Plätze im von Olivenbäumen markierten und von Platanen notdürftig überschatteten Außenbereich.
Soviel zum äußeren Eindruck, vergangenen Montag waren wir dann auch drin. Dies geschah, wie fast immer bei uns, in Verbindung mit ein paar Einkäufen in der Stadt. Das Wetter war trocken, aber windig und ungemütlich, deswegen stand draußen sitzen nicht zur Debatte, also nichts wie rein in die gute Taverne.
Die Einrichtung ist modern und geschmackvoll; hier ist richtig investiert worden. Dezente Dekoration, bequemes Gestühl, und außen herum massive, bepolsterte Holzbänke. Hinten in der Ecke eine halboffene Grillküche, in der ein einsamer Mann die Zange schwingt. Hunde sind trotz der Halboffenheit gerne zugelassen und werden sogar als erstes mit einer Schüssel Wasser versorgt.
Nach oben führt eine schwungvolle Treppe. Leider war sie mit einem Schild verstellt, sodass ich kein Foto schießen konnte. Ich könnte mir denken, dass die obere Etage eher für Veranstaltungen genutzt wird bzw. werden soll.
Bitte aufklappen
Hier und da stehen Olivenbäume, die aber eher wie eingetopfte Äste aussehen, draußen sind sie knorriger. Trotzdem ist alles sehr stimmig und vor allem frei von all dem blau-weißen Zeugs, das den Gast normalerweise nach Süden teleportieren soll. Die Beschallung mit Loungemusik der wilden Zwanziger fanden wir etwas laut, trotzdem Dank dafür, dass nicht Alexis Sorbas und dgl. in Dauerschleife läuft.
Nachdem der Hund sein Wasser hatte, bekamen wir die Karte. Es gibt eine Mittagskarte mit Tellergerichten, die legten wir aber zur Seite, uns stand nämlich der Sinn nach Höherem, das heißt Vor- und Hauptspeise und vielleicht Dessert.
Bei den Vorspeisen wurden wir schnell fündig: Oktopus als Salat (9,50) und gegrillt (17,90), mit der Absicht, beides zu teilen. Als Hauptspeise für meine Frau Lachsfilet gegrillt (17,90), für mich Lammkoteletts (21,90). Zu trinken Eistee für meine Frau (3,50), ich blieb bei der Flasche stilles Wasser, die wir immer bestellen (5,90).
Die Bestellung gestaltete sich etwas schwierig. Wir können kein Griechisch und der Kellner sprach nur ein schwer bis gar nicht zu verstehendes Deutsch. Bei uns kam zum Beispiel an, dass Lachs und Lamm sozusagen nackt auf dem Teller lägen und wir noch Beilagen dazu bestellen müssten, was wir angesichts der aufgerufenen Preise etwas überraschend fanden. Also gut, wir nahmen dann noch eine Portion gegrillte Austernpilze (6,50), Butterreis (3,50) und Pitabrot (1,50), das sollte doch reichen. Und so nahm eine interessante Menüfolge ihren Lauf.
Los ging’s wie erwartet mit den beiden Oktopussen. Gegrillt wird offenbar mit Schiene, denn der Arm lag nicht in der üblichen Spiralform, sondern gestreckt auf einem extra langen Teller, zusammen mit etwas Salat und rohen, leicht marinierten Zwiebeln. Sowohl Textur als auch Aroma waren perfekt, da beißt die Maus keinen Saugnapf ab.
Der Oktopussalat kam da nicht ganz mit. Das Fleisch war schon etwas weich, und die Saugnäpfe hatten sich zum Teil selbstständig gemacht, waren aber nicht knorpelig. Das Dressing wurde vom sehr milden Öl dominiert, Zitrone war kaum zu schmecken. Ich habe es trotzdem recht gerne gegessen, meine Frau hielt sich eher an das Grillgut.
Dann kamen erst mal zwei Ouzos aufs Haus bzw. auf den Tisch, und zwar zwei wirklich gute. Das war nett und steigerte die Vorfreude, vor allem bei mir,
denn meine Frau wirkte der Dehydrierung lieber mit einem weiteren alkoholfreien Getränk entgegen (3,50).
Danach erschienen zwei große Schalen mit Salat, von dem die Karte nichts verraten hatte. Auf den ersten Blick etwas grün,
offenbarte aber er dann aber unter den Blättern rohe Karotten und Kohl. Mit dem hausgemachtem Dressing war leider sehr gespart worden. Das geht viel besser.
Als der Salat aufgegessen war, kamen nicht etwa die Hauptgerichte, sondern die Austernpilze mit dem Pitabrot. Die Pilze mit reichlich Knoblauch gewürzt und schön geröstet, aber etwas zäh, und die Balsamicoflasche hätte man stehen lassen können.
Das Pitabrot war fein und fluffig.
Salat und Pilz+Pita waren wohl tatsächlich als Zwischengänge gedacht, denn Lachs und Lamm erschienen erst 10 Minuten später. Und die kamen auch gar nicht nackt, sondern mit kaltem, leicht marinierten Gemüse. Es wäre kein Fehler gewesen, auch dieses auf der Karte zu vermerken, dann gibt es auch bei allfälligen Sprachbarrieren weniger Möglichkeiten, sich misszuverstehen. Den Reis mussten wir anmahnen, den hatte man vergessen.
Der Lachs war nicht mehr glasig, aber innen noch weich und nicht trocken. Meine Frau hat ihn sehr gerne gegessen, und ich habe ihn sehr gerne probiert.
Meine Lammkoteletts waren für meinen Geschmack sowohl zu mager als auch zu durch. Nur das dickste hatte innen noch einen rosa Anflug. Ich musste ganz schön zubeißen, um das Fleisch abzukriegen, und der nicht vorhandene angeröstete Fettrand hat mir sehr gefehlt. Die Zitrone hätte ich gerne zum Oktopussalat gehabt, beim Lamm brauche ich keine. Zu den psychedelischen Balsamicoschnörkeln sage ich jetzt nichts.
Ich bin nicht sicher, ob es mir gelang, das Feedback dem Kellner zu vermitteln, denn er versicherte mir mehrfach, dass Fett bei Lammkoteletts unbedingt dazugehört. Aber wie gesagt, das ist nicht allein die Schuld des bedauernswerten Herrn, denn es wäre schon sehr geholfen, wenn die Speisekarte etwas mehr über Gerichte und Beilagen verraten würde.
Meine Frau hätte gerne noch eine Kugel Sorbet zum Abschluss gehabt. Das gab es leider nicht, und das, was zur Auswahl stand, war ihr dann doch zu nahrhaft. Die Wartezeit auf die Rechnung schien uns schließlich recht lang, auch weil inzwischen ein anderer Hund im Restaurant erschienen war, was unserem hörbar Freude bereitete.
Noch ein Tipp zum Schluss: Ein Besuch der im Keller gelegenen Toilette ist sehr zu empfehlen. Es wurde bei der Hardware nicht gespart, alles war frisch poliert, und vor allem dieser zweiarmige Dyson-Händetrockner hat es mir angetan. Nur der Treppenabgang war schon länger nicht mehr entstaubt worden.
Nicht schlecht staunten meine hungrigen, gen Asien gerichteten Augen, als ich unlängst frohen Mutes den Passagehof durchschritt, um im den Lesern meiner Berichte schon geläufigen Yangda ein paar unser Lieblingsgerichte abzufassen und heimwärts zu tragen. Denn diese (die Augen) fielen auf ein direkt daneben gelegenes, neu eröffnetes griechisches Restaurant, und zwar eines mit recht hohem Anspruch, wie ein kurzer Blick auf Ambiente, Karte und Preise verriet.
Der Passagehof ist ein städtebauliches Paradoxon, in bester Lage zur Karlsruher Flaniermeile, von dort aber... mehr lesen
3.5 stars -
"Lost in Translation" OparazzoNicht schlecht staunten meine hungrigen, gen Asien gerichteten Augen, als ich unlängst frohen Mutes den Passagehof durchschritt, um im den Lesern meiner Berichte schon geläufigen Yangda ein paar unser Lieblingsgerichte abzufassen und heimwärts zu tragen. Denn diese (die Augen) fielen auf ein direkt daneben gelegenes, neu eröffnetes griechisches Restaurant, und zwar eines mit recht hohem Anspruch, wie ein kurzer Blick auf Ambiente, Karte und Preise verriet.
Der Passagehof ist ein städtebauliches Paradoxon, in bester Lage zur Karlsruher Flaniermeile, von dort aber
Geschrieben am 14.05.2022 2022-05-14| Aktualisiert am
14.05.2022
Besucht am 07.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 72 EUR
Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Evolution nicht mehr viel zu sagen hat, seitdem der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand genommen hat, ist das Phänomen, dass uns das meiste umso besser schmeckt, je ungesünder es ist. Ein Paradebeispiel ist das Schäufele (fränggisch: Schäuferla): Fett, viel, und furchtbar lecker.
Es wäre jetzt übertrieben zu behaupten, dass das dieses der Grund für unsere Reise ins Fränkische war - das war nämlich ein kürzlich geborenes fünftes Enkelkind -, aber ich will nicht verhehlen, dass die Aussicht auf eine knusprig-saftige halbe Schweineschulter mich im Vorfeld durchaus euphorisch gestimmt hatte.
Es war deshalb selbstverständlich, dass wir auch diesen Familienbesuch mit einer Einkehr in unserem Schäufele-Referenzlokal verbanden, dem Rosstaler Kapellenhof. Ein Haus, das übrigens auch einen respektablen Karpfen aus der Fritteuse hebt, aber dessen Saison war gerade zu Ende gegangen.
Wir, das waren meine Frau, meine Tochter, ihre drei Kinder (8, 5, 0), unsere vierbeinige Wollwurst und ich, der Schwiegersohn war leider beruflich unterwegs. Alle bestens gelaunt und hungrig, bis auf die Wollwurst, die ihr Mittagessen schon hinter sich hatte.
Die beiden Männer entschieden sich am schnellsten. Ich sowieso schon vorher (13,90), und dass der große Enkel im Restaurant etwas anderes isst als Pommes mit Mayo und/oder Ketchup (3,50), das gilt es noch zu erleben.
Meine Frau tat sich etwas schwerer, da sie ihren geliebten Karpfen nicht haben konnte und anderer Fisch nicht auf der Karte stand. Sie landete schließlich bei einem Hähnchenschnitzel mit Pommes (12,90). Meine Tochter tat es ihr fast gleich, mit dem Putenschnitzel „Wiener Art“ mit Kartoffelsalat (12,90). Die Enkelin entschied sich für Käsespätzle bzw. -spätzla (9,90), und der Jüngste schließlich hing in seiner Trage und schlief den Schlaf des frisch Gestillten (0,00).
Nach einer angemessenen Zeit erschien die Kellnerin mit allem.
Außer dem Schäufele.
Die noch neu wirkende junge Dame murmelte etwas von Problem in der Küche, dann erschien der Chef, legte mir die Hand auf die Schulter und sagte leise: „Ich hab das Schäufele verkackt.“ Es stellte sich heraus, dass das gute Schulterstück im Ofen vergessen und schwarz geworden war. Ich durfte mir aussuchen, entweder noch mal 15 Minuten zu warten oder etwas zu bestellen, was schneller geht; dreimal darf der geschätzte Leser raten, wofür ich mich entschied. So weit, so ok, ich hätte mich aber auch gefreut, wenn man sich am Ende zu einem Kaffee oder Schnaps aufs Haus hätte hinreißen lassen.
Nun denn, Frauen und Kinder zuerst!
Wir haben nicht hinterfragt, warum das Putenschnitzel „Wiener Art“ hieß und das Hähnchenschnitzel nicht. Vielleicht gilt die Pute als das Schwein unter den Geflügeln.
Meine Frau fand das ihr Schnitzel zart und saftig, allerdings etwas unspannend gewürzt. Die Pommes waren zu Anfang noch knusprig, wurden aber ziemlich schnell weich und hätten wohl ein weiteres Minütchen in der Fritteuse gut vertragen, um die Restfeuchte zu minimieren.
Der dazugehörige Beilagensalat wurde an mich abgetreten, nicht etwa weil er nur aus Tomaten, Gurken und Flaschendressing bestand, sondern um mir das Warten zu erleichtern.
Meine Tochter lobte sowohl ihr Putenschnitzel als auch den Kartoffelsalat, und das nicht nur, weil sie ein höflicher Mensch ist. Meine Frau durfte probieren und meinte auch, dass die Pute besser gewürzt war. Am Ende war jedenfalls alles verschwunden und der Nährstoffnachschub des kleinen Schläfers gesichert.
Gotcha, cheese sparrows!
Die Enkelin sah sich einer stattlichen Käsespätzlepfanne gegenüber, die sie zwar mutig in Angriff nahm und in hohem Maße genoss, aber am Ende doch nicht ganz bewältigte. Helfen tat ihr niemand, meine Tochter verträgt keine Milchprodukte, der Enkel wollte nicht, und der Rest konnte nicht mehr.
Take that, fränggsch fries!
Die Enkelpommes sahen ziemlich ähnlich aus wie die zum Schnitzel, wurden im Unterschied zu jenen allerdings anstandslos verzehrt. Dem eenen sin Uhl...
Und dann hatte auch der Hauptdarsteller seinen Auftritt. Ich mach’s kurz: Es war genauso, wie ich es mir erträumt hatte. Das Fleisch zart, das Fett schlotzig, die Haut bröckelig, bis zum letzten Quadrätchen. Die Sauce hätte etwas dicker sein können, ließ sich vom zerdrückten Knödel aber gut aufnehmen. Konveniente Saucenzutaten schienen auch hier verwendet worden zu sein, bei diesem Preisniveau aber vertretbar.
Dazu einen halben Liter vom guten Zirndorfer Kellerbier (3,80), Mensch, was willst du mehr...
Eines hat sich seit unserem letzten Besuch geändert, und das nicht zum Vorteil: Die Wand an Wand angrenzende Tankstelle hat ihre Waschanlage aufgerüstet und mit so viel Waschkraft ausgestattet, dass sie das ganze Gebäude in niederfrequente, knapp über der Hörbarkeitsgrenze liegende Vibrationen versetzt.
Ich fand das ziemlich unangenehm, und auf der Terrasse ist es vermutlich noch schlimmer. Das Ambiente leidet darunter, und ich wundere, dass man sich das gefallen lassen muss, die Chefin jedenfalls schien resigniert zu haben.
Es bleibt dabei: Schäufele und Karpfen sind der Grund dafür, weswegen wir immer wieder im Kapellenhof einkehren. Alles andere ist Beiwerk, das aber dafür sorgt, dass der Rest der Familie gerne mitkommt. Und sonntags ist die Waschanlage geschlossen.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Evolution nicht mehr viel zu sagen hat, seitdem der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand genommen hat, ist das Phänomen, dass uns das meiste umso besser schmeckt, je ungesünder es ist. Ein Paradebeispiel ist das Schäufele (fränggisch: Schäuferla): Fett, viel, und furchtbar lecker.
Es wäre jetzt übertrieben zu behaupten, dass das dieses der Grund für unsere Reise ins Fränkische war - das war nämlich ein kürzlich geborenes fünftes Enkelkind -, aber ich will nicht... mehr lesen
Gasthof Kapellenhof
Gasthof Kapellenhof€-€€€Hotel, Gasthof0912757514Fürther Straße 10, 90574 Roßtal
4.0 stars -
"Und jetzt alle! Schäu-fee-lee, ich bin von dir begeistert! (Melodie: Schland o Schland)" OparazzoEin deutliches Zeichen dafür, dass die Evolution nicht mehr viel zu sagen hat, seitdem der Mensch sein Schicksal selbst in die Hand genommen hat, ist das Phänomen, dass uns das meiste umso besser schmeckt, je ungesünder es ist. Ein Paradebeispiel ist das Schäufele (fränggisch: Schäuferla): Fett, viel, und furchtbar lecker.
Es wäre jetzt übertrieben zu behaupten, dass das dieses der Grund für unsere Reise ins Fränkische war - das war nämlich ein kürzlich geborenes fünftes Enkelkind -, aber ich will nicht
Geschrieben am 12.05.2022 2022-05-12| Aktualisiert am
12.05.2022
Besucht am 06.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 54 EUR
Das Outlet im mittelfränkischen Herrieden gehört hinsichtlich Anzahl und Exklusivität der ausgelassenen Marken zu den weniger bedeutenden der Republik, doch es liegt an der A6 und damit auf dem Weg zu einer meiner Töchter. Und tatsächlich findet sich bei aller Bescheidenheit immer etwas, was in den heimischen Kleiderschränken zu fehlen scheint.
Wer dort essen, aber nicht in den Ort fahren möchte, dem bieten sich zwei Möglichkeiten: Zum einen der Börgerkönig im benachbarten Autohof, zum anderen der Bambusgarten auf dem Gelände des Outlets.
Ersterer entfällt, da die Fleischpresslinge sich für den Rest des Tages immer so aufdringlich zurückmelden. Bin ich eigentlich der Einzige, der das Gefühl hat, dass der Whopper früher besser schmeckte?
Der Bambusgarten befindet sich in einem riesigen, hellen Glashaus und bietet – Name verpflichtet - asiatisch angehauchte, aber auch regionale und saisonale Gerichte. Das Dekor ist entsprechend. Wir waren schon mal dort und hatten damals beschlossen, beim nächsten Mal deutsch zu essen, das hatten wir allerdings inzwischen vergessen, es war aber auch schon sieben Jahre her.
Wir waren die ersten und hatten freie Platzwahl; schon wegen unseres kleinen, gelegentlich zur Störung der Mittagsruhe neigenden Begleiters suchten wir uns einen Tisch am Rande des Gastraumes aus.
Auf dem Weg dahin erblickte meine Frau auf einem Aufsteller gebratenen Lachs auf Sushireis (18,90 Euro), den sie nach kurzem Überfliegen der regulären Karte auch bestellte. In dieser fand ich für mich kurzgebratenes scharfes Rindfleisch aus dem Wow (sic!) mit Zwiebeln, Peperoni und Gemüse (ebenfalls stramme 18,90 Euro).
Der Lachs war garniert mit u. a. geröstetem Sesam, Koriander und einem schwindelerregenden Streifenmuster aus Sojacreme, Mayonnaise und Thousand-Islands-Sauce. Als Abstandshalter zwischen Reis und Lachs dienten massive Gurkenstreifen. Der Koriander war zum Glück nicht gehackt und wurde gerne gegen meinen Petersilienzweig getauscht.
Das Ganze erinnerte geschmacklich an Sushi Bake und, zumindest nach Beiseiteschieben des Kräuterdaches, optisch an die überall im Restaurant aufgehängten, großformatigen Bilder, die man zu höheren dreistelligen Beträgen erwerben kann, wenn man in Kofferraum und Portemonnaie entsprechende Reserven hat.
Meine Frau war mit ihrer Wahl bedingt zufrieden. Der Lachs war zwar ziemlich durch, wenn auch noch nicht trocken, aber dem Sushireis fehlte es an Säure und Klebe. Die üppige 3-Creme-Garnitur glich diesen Mangel etwas aus.
Meine Zufriedenheit war ebenfalls mit teils-teils gut umschrieben. Das Fleisch von guter Qualität, wenn auch etwas trocken gebraten, das Gemüse knackig, die großen Zwiebelstücke zum Glück durchgebraten. Scharf war das Gericht aber nicht einmal ansatzweise, auch wenn es wegen der Peperoni erst mal so aussah, dafür machte reichlich Sojasauce das Ganze „asiatisch“. Für mich war das ein Dejà vu in zweierlei Hinsicht, erstens wegen ähnlicher Erfahrungen im Baden-Badener Moriki eine Woche zuvor, wenn auch auf einem ganz anderen Erwartungsniveau, und zweitens, weil mir beim Essen bewusst wurde, dass ich das gleiche Gericht schon vor 7 Jahren bestellt hatte. Das typische Glutamatgefühl von damals stellte sich diesmal nicht ein, aber ansonsten hatte sich nicht viel geändert. Hätte ich nur meinen ollen TA-Bericht gelesen...
Ich bin versucht zu bemerken, dass das asiatische Essen ähnlich echt war wie die Sukkulente auf dem Tisch, aber das wäre jetzt gemein.
Dessert gab es dann auch noch, trotz der relativ großen Portionen zuvor. Ohne eine Kugel Sorbet verlässt meine Frau kaum ein Restaurant. Angeboten wurde ein Zitronensorbet mit Whiskey-Blaubeeren (6,90 Euro), das in einem ungewöhnlichen Arrangement erschien: Das Sorbet in einer schrägen Schale, darunter als Unterlage eine Schicht Blaubeeren (bekanntlich wachsen die ja als Bodendecker). Diese Trennung kam meiner Frau entgegen, die Blaubeeren waren nämlich ziemlich grauslich. Aus der Kühltruhe, herb, breiig, und vom Whiskey nicht die Spur. Das Sorbet schmeckte dagegen so, wie es sollte, und war auch nicht kristallisiert. Schade, das hätte eine mit wenig Aufwand herstellbare Delikatesse werden können, und bei dem Preis eigentlich auch sollen.
Da war ich mit meinem Espresso mit Vanilleeis besser bedient (3,50 Euro), auch wenn der seinen Beinamen „Kick it“ eher verdient hätte, wenn der Espresso ein doppelter gewesen wäre.
Dass wir die ganze Zeit prominent bedient worden waren, wurde uns erst bei Vorlage der Rechnung bewusst. Dafür natürlich volle 5 Punkte. (War nur ein Spaß, denn auch sonst arbeitete der Expräsident schnell und zuvorkommend.) Im übrigen profitiert das Restaurant mit seinem Preisgefüge von denjenigen Shoppern, die – wie wir vermutlich zum letzten Mal – zu bequem sind, in den 2 km entfernten Ort hineinzufahren. Dort scheint es nämlich Gasthäuser zu geben, die es lohnt auszuprobieren.
Das Outlet im mittelfränkischen Herrieden gehört hinsichtlich Anzahl und Exklusivität der ausgelassenen Marken zu den weniger bedeutenden der Republik, doch es liegt an der A6 und damit auf dem Weg zu einer meiner Töchter. Und tatsächlich findet sich bei aller Bescheidenheit immer etwas, was in den heimischen Kleiderschränken zu fehlen scheint.
Wer dort essen, aber nicht in den Ort fahren möchte, dem bieten sich zwei Möglichkeiten: Zum einen der Börgerkönig im benachbarten Autohof, zum anderen der Bambusgarten auf dem Gelände des... mehr lesen
3.5 stars -
"Das hat man davon, wenn man seine eigenen Bewertungen nicht liest" Oparazzo
Das Outlet im mittelfränkischen Herrieden gehört hinsichtlich Anzahl und Exklusivität der ausgelassenen Marken zu den weniger bedeutenden der Republik, doch es liegt an der A6 und damit auf dem Weg zu einer meiner Töchter. Und tatsächlich findet sich bei aller Bescheidenheit immer etwas, was in den heimischen Kleiderschränken zu fehlen scheint.
Wer dort essen, aber nicht in den Ort fahren möchte, dem bieten sich zwei Möglichkeiten: Zum einen der Börgerkönig im benachbarten Autohof, zum anderen der Bambusgarten auf dem Gelände des
Geschrieben am 04.05.2022 2022-05-04| Aktualisiert am
04.05.2022
Besucht am 01.05.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 97 EUR
Schon anlässlich MarcO74’s fulminanter, zwei Jahre alter Kritik hatte ich beklagt, dass wir am Moriki seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 immer nur vorbeigefahren waren, aber eine Einkehr sich nie ergeben hatte.
Dann kam Corona, und die Sache wurde nicht besser.
Und als sich letztes Jahr schließlich Calvin zu unserer Familie gesellte, hatten wir die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, denn Hunde haben dort keinen Zutritt (offene Küche!), ganz gleich, ob sie fusseln oder nicht.
Aber dann bot sich doch endlich eine Gelegenheit. Meine liebe Schwester hatte mir nämlich zum letztjährigen runden Geburtstag einen großzügigen Gutschein fürs Festspielhaus geschenkt, gekoppelt mit dem Angebot, derweil den Hund zu hüten und dafür extra aus Freiburg anzureisen. Selbst während eines eventuell damit verbundenen Dinners wollte sie noch die Stellung halten. Schwestern schenkt der liebe Gott, das weiß man seit dem Kinderbuchklassiker, der (Zufall?) ein Jahr nach ihrer Geburt erschienen war.
So spazierten wir denn frohgemut, Sol Gabetta und Simon Rattles Londoner Symphoniker in unseren Gehörgängen leise nachhallend, die paar Meter ins schräg gegenüberliegende Hotel Roomers, dessen Erdgeschoss das Moriki zu einem nicht kleinen Teil ausfüllt. An dieser Stelle lege ich allen Leserinnen und Lesern MarcOs Bewertung ans Herz, in der er das Restaurant ausführlich und mit viel Hintergrundwissen beschrieben hat; seitdem hat sich, zumindest was das Erscheinungsbild angeht, nicht viel geändert.
Neu hinzugekommen sind möglicherweise Wonderwoman und Superman, auf die der Blick als erstes fällt, wenn man durch den Hoteleingang tritt, und hinter denen man links in die Toilette abbiegt,
vielleicht auch die Kuckucksuhrparade auf dem Weg von Hotellobby zum Restaurant. Da ahnt auch der weniger ortskundige Wanderer, dass es in den Schwarzwald nur ein paar kurvige Höhenmeter sind.
Auf angenehme Lautstärke gedimmte Technomusik empfing uns – der musikalische Kontrast zum Konzert hätte nicht größer sein können, aber man ist ja vielseitig empfänglich. Wir liefen an einer Theke vorbei, hinter der zwei Sushiköche ihrer Arbeit nachgingen, an der man aber leider nicht sitzen kann, um ihnen dabei zuzuschauen. Da hätte man sich die offene Küche eigentlich sparen und Hunden den Zutritt erlauben können.
Lustigerweise wurden wir offenbar an den selben Platz geführt, an dem MarcO und seine charmante Begleitung damals gesessen hatten, heute in Zweiertischen arrangiert. Und zwar so eng gestellt, dass ich meinen Hintermann bitten musste, kurz mal vorzurücken, damit ich in meinen Sessel rutschen konnte. Dieser wiederum war so tief, dass wir uns später gezwungen sahen, unser Essen in Gottesanbeterinnenhaltung einzunehmen. Hier hat man wohl versucht, einen Kompromiss zwischen Restaurant und Lounge zu finden, der beiden Bestimmungen nicht ganz gerecht wird. Später wurde auch der Tisch direkt neben unserem besetzt, was für die Privatsphäre nicht gut war, dafür durften wir aber Zeuge werden, wie jemand seine Sushi mit Messer und Gabel verspeiste. Das bekommt man nicht alle Tage geboten.
Noch immer von hoher Beschwingtheit getragen, starteten wir in den Abend mit einem uns unbekannten Getränk, einem Sparkling Sake ‘Nene‘ von Gokyo, für champagnerwürdige 18 Euro den Zehntelliter. Serviert wurde er in einem Tonkrüglein, getrunken aus einem Näpflein, wie man es eben von Sake kennt, dessen raue Oberfläche aber nicht gut für die sparkliness ist. Geschmeckt hat er wie mäßig süße Traubenlimo, und von Alkohol war wenig zu spüren. Ganze 4,5% waren es, wie ich später herausfand, das ist für etwas, was den Namen Sake trägt, mehr als bescheiden. Unbescheiden dagegen der selbst für Baden-Badener Verhältnisse üppige Preisfaktor 10. Mit einem der namenlosen Gläschen Winzersekt zu 11 Euro wären wir in jeder Hinsicht besser gefahren.
Auch beim Wasser langt man kräftig zu – 9,50 Euro für die Flasche Aqua Monaco, das auch nur wie Wasser schmeckt, dürfte unser bisheriger Rekordpreis für Designerwasser gewesen sein. Und wir sollten noch eine Menge davon brauchen...
Übertrieben hungrig waren wir nicht, hatte es mittags doch Spargeln nach Art des Hauses gegeben, mit reichlich Schinken und noch reichlicherer holländischer Sauce. So beschränkten wir uns auf Vorspeise und Hauptgericht.
Aus der Rubrik fancy starters wählte meine Frau seabream & truffle (7 Scheiben Dorade, Schnittlauch, Yuzu-Trüffel-Sauce, 20 Euro). Ihre hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht, der Fisch war wunderbar frisch und das Trüffelöl im Yuzu-Dressing nicht zu dominant. Ich durfte ein Scheibchen probieren und wäre neidisch gewesen, wenn ich mit meiner Vorspeise nicht ebenso glücklich gewesen wäre.
Mein tuna tartar imperial (Gelbflossenthunfisch, Imperial Kaviar, Crème fraîche, Sojasauce, Sesamöl, Nori, 24 Euro) pickte ich mit den Stäbchen einzeln auf, um die wunderbar marinierten, festen Stückchen so langsam wie möglich zu genießen. Vom milden Kaviar hätte es gerne etwas mehr sein können, um richtig schön dekadent gewesen zu sein. Rätselhaft allerdings die Funktion der Noriblättchen – sollte ich mir vielleicht mit dem Tatar ein Röllchen drehen? Der Kellner, der den Teller später abräumte, konnte mir auch nicht helfen.
So hätte es weitergehen können, tat es aber nicht. Meine nach langer Konzert- und Restaurantabstinenz in Feierlaune befindliche Frau entschied sich für den lobster imperial (Hummerschwanz, Nussbutter, Imperial Kaviar Gold, Ponzu, Honig-Kresse, Reis, 50 Euro). Doch zum Feiern gab es wenig: Der Hummerschwanz war nur ein Schwänzchen (das Foto täuscht etwas, der Teller war nicht besonders groß), wenn auch ein delikates, zartes und noch leicht glasiges. Die Ponzusauce aber war bis zur Ungenießbarkeit versalzen. Dagegen kam das Hümmerchen nicht an, und der feine Kaviar erst recht nicht. Vielleicht wird im Moriki ja zu wenig asiatischstämmiges Personal beschäftigt, gesehen haben wir jedenfalls nur einen an der Sushitheke, denn ein japanischer Koch hätte das so nicht aus der Küche gelassen, davon bin ich überzeugt.
Etwas, aber nicht viel besser erging es mir mit meinen bbq lamb chops (Lammkotelettes, chinesische Five-Spice-BBQ-Sauce, Pak Choi, Reis). Die Chops waren zwar über jede Kritik erhaben, ganz zartes Fleisch, außen leicht gebräunt und innen noch schön rosa - dummerweise hatte ich es versäumt, den appetitlichen Anschnitt zu fotografieren. Das Pak Choi dagegen war höchstens für Sekunden gegart (gedämpft?), jedenfalls noch roh. Das Lamm hätte es zu Lebzeiten sicher gerne verzehrt, ich ließ es lieber liegen. Und dann die Tunke... Sie war fast so versalzen wie beim Hummer und schmeckte, als wäre jemandem die Sojasauce ausgerutscht, dabei liebe ich Five-Spice über alles! Nur eine weitere Flasche Münchner Schickeriawasser konnte den Aminosäureschock in Grenzen halten. Erinnert hat mich das Geschmackserlebnis an manche asiatischen Wochen in der Betriebskantine, wo die Köche gemeint hatten, man müsste nur reichlich Sojasauce drüberkippen, fertig ist die Nudelpfanne “Asia“. Lang ist’s her...
Die Schale, in der die Chops serviert wurden, war zwar hübsch, aber für den Zweck nur mäßig geeignet. Der Rand war so hoch, dass das Besteck beim Ablegen immer in die Sauce rutschte, und beim Schneiden war er auch im Weg, erst recht bei der komischen Armhaltung, zu der die tiefen Sessel uns zwangen.
Sehr erfreut war ich dann aber doch aber über die Reaktion des Kellners, dem ich von dem Hauptgerichte-Debakel berichtete. Er schien in keiner Weise überrascht (was immer das wieder bedeutet), und siehe da, auf unserer Rechnung tauchte der Hummer nicht auf. Was wir nicht genossen hätten, bräuchten wir auch nicht zu bezahlen, meinte er. Eine äußerst noble Geste, mit der wir im Leben nicht gerechnet hätten. So hätte sich der Service volle 5 Punkte verdient, wenn das Team zuvor etwas zugewandter operiert hätte.
Deutlich darunter rangiert die sehr heterogene Küchenleistung: Sparkling Sake 1, Vorspeisen je 5, Hummer 2, Lamm 3, macht im Mittel 3.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis wäre auch ohne die angesprochenen Mängel nicht günstig gewesen, aber so ist es schlicht eine Katastrophe (2). Daran tragen natürlich auch die vielen zahlungskräftigen Gäste bei, die in Baden-Baden herumlaufen und ihre offiziellen oder inoffiziellen Reichtümer unter die Leute bringen.
In den äußerst originell designten Toiletten hingegen war die Sauberkeit makellos, soweit man das bei dem dunklen Interieur und der schummrigen Beleuchtung beurteilen kann (4).
Das Ambiente schließlich litt unter der Enge, der unbequemen Sitzposition und dem Geschirr, das optisch besticht, aber beim Essen im Weg ist (3).
Fazit: Wir werden es wohl bei diesem Besuch belassen, und wenn nicht, dann wie seinerzeit MarcO mehr in Richtung Sushi tendieren. Die kann man zwar auch versemmeln, aber wenigstens hat da der Saucier seine Finger nicht im Spiel.
Schon anlässlich MarcO74’s fulminanter, zwei Jahre alter Kritik hatte ich beklagt, dass wir am Moriki seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 immer nur vorbeigefahren waren, aber eine Einkehr sich nie ergeben hatte.
Dann kam Corona, und die Sache wurde nicht besser.
Und als sich letztes Jahr schließlich Calvin zu unserer Familie gesellte, hatten wir die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, denn Hunde haben dort keinen Zutritt (offene Küche!), ganz gleich, ob sie fusseln oder nicht.
Aber dann bot sich doch endlich eine Gelegenheit. Meine... mehr lesen
Restaurant Moriki
Restaurant Moriki€-€€€Restaurant, Take Away0722190193901Lange Straße 100, 76530 Baden-Baden
3.0 stars -
"Saucier des Grauens" OparazzoSchon anlässlich MarcO74’s fulminanter, zwei Jahre alter Kritik hatte ich beklagt, dass wir am Moriki seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 immer nur vorbeigefahren waren, aber eine Einkehr sich nie ergeben hatte.
Dann kam Corona, und die Sache wurde nicht besser.
Und als sich letztes Jahr schließlich Calvin zu unserer Familie gesellte, hatten wir die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, denn Hunde haben dort keinen Zutritt (offene Küche!), ganz gleich, ob sie fusseln oder nicht.
Aber dann bot sich doch endlich eine Gelegenheit. Meine
Geschrieben am 24.02.2022 2022-02-24| Aktualisiert am
24.02.2022
Besucht am 13.02.2022Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Ich hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den verheißungsvollen Namen Dionysos hörte. Nach zwei oder drei Besuchen hatten wir damals beschlossen, dort nicht mehr einzukehren, aus Gründen, die auszuführen heute nicht mehr lohnt. Umso größer war also unsere Freude, als wir kürzlich feststellten, dass hier die Betreiber gewechselt hatten.
Und die neuen Pächter sind schon länger in Bad Herrenalb aktiv, indem sie einige Jahre ein Restaurant namens Aroma betrieben hatten, etwas abgelegen am Ortsrand in einem ehemaligen Hotel und heutigen Monteursilo. Das hatte uns aber nie so angezogen, und dann kam sowieso Corona.
Mit dem Wechsel war also für uns der Moment für einen neuen Versuch gekommen. Dies aber nur als Take-out, denn bevor wir uns wieder mit rundum gutem Gefühl in ein Restaurant setzen, muss es mit der Inzidenz noch ein gutes Stück bergab gehen. So rief ich vor knapp zwei Wochen gegen 11 Uhr frohgemut an, um uns für 12 ein Mittagessen zu organisieren. Und da wir am nächsten Tag keine Zeit zum Kochen hatten, bestellte ich gleich noch ein paar Gerichte mehr. Bei der Personenzahl habe ich deshalb 4 eingesetzt, damit die Relation zum Preis stimmt. In die Beurteilung ist natürlich nur der Eindruck vom ersten Tag eingeflossen.
Für uns kam nur der Sonntag in Frage, da unter der Woche das Restaurant mittags geschlossen ist. Auf der Website des Aromas findet man zwar eine Wochenmittagskarte, die scheint sich aber auf dem Sommer zu beziehen; wie die jetzt schon dahin kommt, ließ sich das am Telefon nicht richtig klären. Ansonsten ist der Internetauftritt aber aktuell und ansprechend gestaltet.
Als ich pünktlich um 12 das Restaurant betrat, warteten auf der Theke schon zwei große Tüten mit Styoporschachteln auf mich. Das fand ich nicht ideal, denn wenn bei Take-out jemand warten sollte, dann der Kunde auf das Essen und nicht das Essen auf den Kunden - kein Gericht profitiert davon, in Styropor eingesperrt irgendwo rumzustehen.
Aus diesem Grund hatte ich am Telefon auch darum gebeten, die Pikilia (eine Auswahl warmer und kalter Vorspeisen, 10,80) getrennt zu verpacken, ein Wunsch, dem gerne entsprochen wurde. Das änderte aber nichts daran, dass uns mit den ersten Bissen erste Zweifel an der Idee beschlichen, uns gleich für zwei Tage einzudecken. Während die Teigtaschen, wie eigentlich alles, was hier aus der Fritteuse kam, recht gut schmeckten, waren die drei Cremes eine im wahrsten Sinn des Wortes milde Enttäuschung: Die Chtipiti beileibe nicht so pikant, wie auf der Website angekündigt, von frischen Chilis keine Spur, die feine Zitronennote im Taramas unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze, und das Tsatsiki nahezu knoblauchfrei.
Eine insgesamt sehr mutlose Angelegenheit, allerdings eine wahre Delikatesse verglichen mit dem Oktopus: Je nach Kochkunst wird dieser beim Kochen ja entweder schön mürbe oder unangenehm zäh, aber ein solch wabbeliges und geschmackloses Zeug wie hier war uns im Leben noch nicht untergekommen; beim Draufbeißen trat tatsächlich Wasser aus. Nachgerade unheimlich und ein Fall für die Biotonne. Leider nicht der einzige.
Etwas besser schnitten die frittierten Sardellenfilets mit Taramas, Rosmarinkartoffeln und Salat ab (13,80). Die Panade war gut, und die Sardellen hatten keinen fischigen Beigeschmack. Der Salat bestand aus grob geschnittener Rohkost mit ein paar Tropfen Öl und Zitronensaft, Dressing konnte man das nicht nennen.
Leider, leider waren die Sardellen schon lau, denn hier hatte man den heißen Fisch und den kalten Salat dann doch zusammengepackt, hier und bei allen anderen Hauptgerichten auch. Mit der Konsequenz, dass sich die Temperaturen einander angenähert hatten, verfluchte Thermodynamik... Und das in einer Zeit, wo Take-out eine so große Rolle spielt.
Den Sardellen war es allerdings noch gut ergangen im Vergleich zu den gegrillten Doradenfilets (17,80). Keine Ahnung, wie und wann sie gegrillt worden waren, jedenfalls waren sie so zäh und geschmacklos, als wären sie schon ein paarmal aufgewärmt worden. Wir können uns beide nicht erinnern, jemals einen derart misshandelten Fisch vorgesetzt bekommen zu haben. Meine Frau hat sich größte Mühe gegeben, was auch damit zusammenhängt, dass wir beide so erzogen wurden, dass man Essen nicht wegschmeißt, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, aber nach einem Filet ging nichts mehr. Dass die Kartoffeln von der Karte aus irgendeinem Grund durch Ofengemüse ersetzt waren, war an sich kein Problem, allerdings war es im Gargrad ziemlich uneinheitlich, teils sehr knackig, teils sehr weich.
In der gleichen untersten Liga spielte auch das Gyros mit Kalamares, Salat und Pommes (15,80). Das Fleisch war hart und zäh, aber nicht knusprig, als wären Reste vom Vortag wieder aufgewärmt worden. Dass sie auf den Pommes lagen, war denen natürlich auch nicht gut bekommen, sie waren komplett weich, wozu sicher auch die Wartezeit auf der Theke das Ihrige beigetragen hatte. Zum Tsatsiki und der kalt-warmen Combo in der Schachtel ist schon alles gesagt. Nach der Hälfte musste ich passen, und Oktopus und Dorade in der Tonne bekam weitere Gesellschaft. Einziger Lichtblick des Desasters waren die frittierten Kalamares, die obenauf lagen.
Sieger dieses zweitägigen Marathons, knapp vor den Sardellen, war schließlich die Lammkeule mit den dicken Bohnen (15,80). Natürlich geht das noch zarter, und mit Knoblauch gespickt war sie auch nicht, aber dicke Bohnen kann man kaum ruinieren, und ich hatte hier nicht das Gefühl, als wollte uns jemand veräppeln. Da ich mir die Keule fast vollständig für den Montag aufgehoben hatte, war sie ein vergleichsweise erfreulicher Abschluss. Leider war ich der einzige Nutznießer, weil meine Frau kein Lamm isst.
Es ist sicher nicht zu 100% fair, ein Restaurant nur auf Basis eines einmaligen Take-outs zu beurteilen. Das eine oder andere hätte bestimmt besser geschmeckt, wenn wir es vor Ort verzehrt hätten, vor allem, weil die Küche offenbar viel zu früh fertig geworden war. Aber was man zum Beispiel dem Gyros, der Dorade oder dem Oktopus angetan hatte, war einfach unverzeihlich, die wären auch im Restaurant eine Katastrophe gewesen. Mit solchen Küchenleistungen wird man es schwer haben, selbst mit den vielen Einmal-und-nie-wieder-Gästen, die ein Touristenort wie Bad Herrenalb einem vor der Haustür abliefert.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass eine Nachbarin uns später von einem Lammkarree erzählte, dass sie dort mit großem Genuss verspeist hatte. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass wir noch mal einen Anlauf unternehmen – ich liebe nämlich Lammkarree. Das bedeutet allerdings, dass die mir angetraute Lammverächterin überzeugt oder zumindest überredet werden muss. Und dieser Weg wird kein leichter sein.
Ich hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den... mehr lesen
Restaurant Aroma
Restaurant Aroma€-€€€Restaurant, Biergarten070835454Dobler Straße 14, 76332 Bad Herrenalb
2.0 stars -
"Griechische Tragödie" OparazzoIch hatte eine Weile geschwankt, ob ich über dieses traumatische Erlebnis überhaupt berichten sollte. Ein wenig Nachsicht ist bei Neueröffnungen ja manchmal angebracht. Doch dann fiel mir ein, dass ein weiser Mann von der Weser einmal gesagt hatte, ein guter Grieche sei ein Menschenrecht.
Und über Menschenrechtsverletzungen darf man nicht schweigen.
Überhaupt, so richtig neu ist das Aroma ja gar nicht. Schon als wir vor 12 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, befand sich in diesem Haus ein griechisches Restaurant, das auf den
Geschrieben am 23.12.2021 2021-12-23| Aktualisiert am
23.12.2021
Besucht am 15.12.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Es gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das sich, na klar, auf Hähnchen fokussiert.
Die Einrichtung ist für hiesige Verhältnisse angenehm zurückhaltend. Man wird weder mit Nachdruck daran erinnert, dass man sich in den Ausläufern des Schwarzwaldes befindet, noch springt einen von allen Seiten Geflügel an.
Die Speisekarte ist spektakulär kurz für ein Restaurant dieser Größe, zu dem neben einem hier nicht sichtbaren Raucherraum auch noch ein Biergärtchen gehört. Der Internetauftritt lässt leider immer noch auf sich warten, deshalb hier das ganze Angebot, das auch durch Aufklappen nicht richtig groß wird (wann, o wann werden bei GG auch andere Formate als 16:9 im Text anständig abgebildet??):
Das ist einerseits vorteilhaft, da es Küchenabläufe und Vorratshaltung vereinfacht. Auch den durchreisenden Besucher mag das nicht so sehr stören. Wenn aber wir Ortsansässigen uns nach zwei Besuchen durch die Karte gefuttert haben, dann ist das weniger gut. Und außerhalb der Saison sind es ja wir, die für den Cash-flow zu sorgen haben.
Obwohl meine Frau und ich insgesamt sechsmal geimpft sind, haben wir Restaurantbesuche erst mal wieder runtergefahren. Als bekennende Gallophile wollten wir aber doch wissen, was in den uns gut bekannten Räumlichkeiten jetzt vonstatten geht, deshalb hatten wir dort vor einer guten Woche auf dem Rückweg vom Tierarzt kurz angehalten und zwei halbe Hähnchen zum Mitnehmen geordert, ein normales und ein extra scharfes. Dazu Kartoffelecken und Krautsalat, Preise siehe Foto. Nach einer halben Stunde konnte ich die Bestellung abholen; von Haus zu Haus sind es nur zwei Minuten.
Sowohl beim Bestellen als auch beim Abholen herrschte ausgesprochen ruhiger Betrieb (s. Fotos); ich hatte fast den Eindruck, als hätte es sich am Ort noch nicht richtig herumgesprochen, dass hier wieder was geboten wird, aber ich gehe davon aus, dass abends und am Wochenende mehr los ist.
Die Hähnchen waren schön gesalzen und mit einer orientalischen Note gewürzt; mit dem hierzulande verbreiteten Gockel- und Hendlwesen hat das wenig zu tun. Sicherlich für viele eine Überraschung, ich hoffe sehr, dass es meist eine angenehme ist, auch für eingehühnerfleischte Wienerwäldler.
Besondere Knusprigkeit wird im Herrenalber Gockel dadurch erzielt, dass die gegrillten Tiere in der Fritteuse noch mal eins übergebraten kriegen. Respekt auch dafür, dass man das „extra“ in „extra scharf“ durchaus ernst nimmt; ich musste zwischendurch ein paar Mal die Nase putzen.
Die Kartoffelecken waren ziemlich wabbelig, ich vermute, die hatten in der Styroporschachtel noch eine Weile auf die Hähnchen warten müssen. Dem Krautsalat hatte die Warterei natürlich nichts ausgemacht, der war gut und cremig und brauchte sich vor keinem Cole Slaw zu verstecken.
Und weil das Huhn ein ordentliches Lebendgewicht auf die Waage gebracht hatte, schafften wir unsere Portionen nur mit Mühe, wobei ein Großteil der Brust meiner Frau auch noch auf meinem Teller landete. Sie mag die Teile lieber, in denen Haut zu Fleisch in einem besseren Verhältnis stehen, allen voran die Flügel.
Das war dann auch der Grund, dass wir eine Woche später gleich wieder dort bestellt hatten. Jetzt die Wings, und diesmal normal und mittelscharf, mit Rücksicht auf den höheren Anteil an gewürzter Oberfläche. Dazu den Chefsalat mit Hähnchenbruststreifen und zwei Portionen Pommes.
Erfreulicherweise erfüllten auch die Flügel unsere inzwischen gestiegenen Hoffnungen: Außen knusprig, innen saftig und wieder von einem so gut genährten Huhn, dass sie zusammen mit den Pommes eine vollkommen ausreichende Mahlzeit abgaben. Diese hatten die kurze Reise in der Styroporschachtel etwas besser überstanden als beim vorigen Mal die Wedges; im Restaurant werden sie im Drahtkorb serviert, da sind sie natürlich noch knuspriger.
Den Chefsalat hätte es also gar nicht gebraucht, zumal der ja ebenfalls zu der Sorte Gerichte gehört, der die physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Take-outs schnell ihren Reiz nehmen, in Form eines Temperaturausgleichs zwischen heißem Fleisch und kaltem Salat. Da findet ja selbst im Restaurant ein Wettessen gegen Zeit und Entropie statt. Hier waren die obenauf liegenden Hähnchenbruststreifen nach dem Auspacken so lau und lappig, dass ich vermute, dass auch der Salat früher fertig war als der Rest. Abgesehen vom Timing sollte man sich bei solchen Gerichten wirklich überlegen, die Komponenten getrennt zu verpacken, vor allem vor dem ebenso unerfreulichen wie unausweichlichen Hintergrund, dass das Außer-Haus-Geschäft in den nächsten Monaten noch eine große Rolle spielen wird.
Uns hat es trotzdem beide Male gut geschmeckt, und das liegt vor allem daran, dass der Chef ein Händchen für Hähnchen hat: So gut gewürzte waren uns bislang noch nicht untergekommen, und das ist bei einem Restaurant, dass den Gockel im Namen führt, die Hauptsache. Bei dem Salat und den Beilagen waren da eher Abstriche zu machen, aber dass man Kartoffeln, die aus der Fritteuse kommen, eher vor Ort konsumieren sollte, ist auch kein Geheimnis. Es wäre wohl in beiderseitigem Interesse, das sehr übersichtliche Angebot des Hauses um ein paar Beilagen zu erweitern, die man ohne Qualitätsverlust mit nach Hause nehmen kann. (Selbst der mobile Hähnchengriller, der einmal die Woche nach Bad Herrenalb kommt, hat ein paar nahrhafte Salate im Angebot, selbst wenn er geflügelmäßig in keiner Weise mithalten kann.)
Preislich gibt es insgesamt wenig zu meckern, wobei ich die Hähnchen erstaunlich günstig finde im Vergleich zu den Beilagen, vor allem aber zum Chefsalat. Datum und Preis beziehen sich aufs erste Mal.
Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, wenn den beiden Pächtern mehr Glück beschieden wäre als ihren Vor- und Vorvorgängern. Brauchen werden sie eine Menge davon, angesichts der Knüppel, die ihnen die Pandemie unmittelbar nach der Eröffnung bereits zwischen die Beine geworfen hat und in Gestalt des restlichen griechischen Alphabets weiter werfen wird. Aber vielleicht hat das Virus ja ein Einsehen und macht spätestens dann Schluss, wenn es bei Omega angekommen ist.
Es gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das... mehr lesen
Herrenalber Gockel | Hähnchen-Restaurant
Herrenalber Gockel | Hähnchen-Restaurant €-€€€Restaurant070839325161Sägwasenplatz 10, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Und zweimal krähete der Gockel" OparazzoEs gibt in Bad Herrenhalb Restaurants, wo sich die Pächter die Klinke in die Hand geben. Dazu gehört auch das Haus am Sägwasenplatz 10, das in den inzwischen 12 Jahren, die wir hier wohnen, vier Betreiber der unterschiedlichsten Küchenrichtungen gesehen hat, und dazwischen zum Teil jahrelange Leerstände. Nachdem dem letzten Pächter ein fataler Mix aus mäßiger Kochkunst und Corona den Garaus gemacht hat (finanziell jedenfalls), führt seit November ein junges Pächterpaar mit türkischem Namen den Herrenalber Gockel, ein Restaurant, das
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Das kleine, hippe Restaurant hat etwas Improvisiertes. In einer von orientalischen Imbissen dominierten Ecke gelegen, ist es drinnen nicht größer als ein kleines Wohnzimmer. Davor gibt es noch ein paar Tische mit Holzbänken, auf denen man so bequem sitzt wie in einer Kirche, wobei man in Kirchen wenigstens ab und zu aufstehen darf. Nach zwei Stunden war mein siebzigjähriges Sitzfleisch ziemlich durch.
Ausgesucht wird am Tisch, bestellt und später bezahlt wird drinnen an der Theke. Getränke muss man sich selber holen, das Essen wird gebracht, man hat hier also eigentlich einen gehobenen Imbiss.
Die Getränkebestellung ging flott. Für den Kollegen hatte es mich sehr gefreut, dass man dort den Klosterstoff aus Alpirsbach anbietet, ein 5,9%iges Märzen, welches mein Leib-und-Leberbier war, bis ich unserer lokalen Minibrauerei Zaubercraft anheimfiel. Dem Stoff konnte er getrost zusprechen, da er mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist war. Ich war das nicht und beschied mich mit alkoholfreien Weizen aus demselben Hause (2x3,50 €).
Beflügelt von einer Mischung aus Gier und Neugier beschlossen wir zwei Gourmands, vor dem Verzehr der beschden Pizzen uns noch eine Antipasti-Platte zu teilen. Natürlich die namens „Omni“, das ist, wenn ich mich recht erinnere, Lateinisch und bedeutet „mit Alles“ (14 €, vegan oder vegetarisch hätten 10 bzw. 12 € gekostet). Das Holzbrett bog sich förmlich unter all den Köstlichkeiten; unvorstellbar, dass einer allein danach noch Hunger auf Pizza haben könnte. Sehr fein waren die karamellisierten Zwiebeln, vor allem zusammen mit dem Käse. Auch die Oliven waren sehr gut; schön für mich, dass der Kollege keine mag. Walnüsse verträgt er nicht, die waren auch alle für mich. Beim Schinken hätte man sich vielleicht ein Herz fassen und einen San Daniele aufschneiden können, statt des etwas unauffälligen Moosalbtaler Luftikus‘ vom hiesigen Starmetzger Glasstetter. Insgesamt eine schöne, abwechslungsreich Platte.
Dazu gab es richtig gutes Pizzabrot, das mich nicht im Geschmack, aber im Biss an indisches Naan erinnerte.
Weniger glücklich waren wir mit den Pizzen. Die sind mit 27 cm nicht besonders groß und sehen ein bisschen aus wie Kinderteller, mit einer allein dürfte ein gestandener Esser kaum satt werden. Aber wir hatten ja schon eine solide Grundlage, deshalb war uns die Größe gerade recht.
Von seiner Mexikana wird der Kollege in einigen Monaten selber erzählen, an dieser Stelle sei nur erwähnt, dass es ihm einmal kurz die Sprache verschlagen hat - ein Ereignis mit der Eintrittswahrscheinlichkeit einer totalen Sonnenfinsternis. Ich durfte vorsichtig kosten und konnte seine Reaktion gut nachvollziehen. Habt Geduld, Leute, vielleicht werdet ihr Näheres erfahren, noch bevor dieses Jahr zu Ende geht.
Ich Blindfisch bin sehenden Auges (hä?) in mein Unglück gestolpert. Ich laboriere nämlich an einer Neigung, Gerichte zu wählen, die mit Kreide auf schwarzen Tafeln geschrieben wurden. Vielleicht steckt dahinter eine frühkindliche Urangst, einmalige Gelegenheiten für immer verstreichen zu lassen, vielleicht bin auch nur zu faul, Speisekarten genau zu lesen, gerade in Pizzerien kann das ja ein mühsames Unterfangen sein. Wie auch immer, die Special Pizza der Woche kostete 10 € und nannte sich „Der Hentschel“ (ich habe vergessen zu fragen, nach wem, ich vermute aber, nach einem phantasievollen Gast. Drinnen steht nämlich ein Kästchen mit der Aufschrift Pizza-Ideen). Sie fietscherte die Toppings Salami, Schinken, Mozzarella, Basilikum und… Sahne. Tatsächlich Sahne. Ich hätte mir denken können, dass das nicht gut ausgehen würde.
Eigentlich war die Basis ja recht ordentlich (man kann zwischen Weizen und Dinkel wählen, ich hatte Dinkel), mit dünnem Boden und knusprigem, sparsam aufgegangenem Rand. Aber mit der reichlich darüber gegossenen Sahne verwandelte sich die Pizza nach kürzester Zeit in einen mild schmeckenden Schinken- und Salamibrei. Tja, wenn es wenigstens Burrata gewesen wäre…
Der junge Kellner meinte auch, das sähe ziemlich flüssig aus, schien darin aber kein großes Problem zu sehen.
Dem unbekannten Herrn Hentschel allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre allerdings zu kurz gesprungen, gibt es doch auch auf der regulären Karte eine Pizza namens „Wer ist Fred?“, deren Zutatenliste von Sahnesauce angeführt wird. Auch ein zum Grübeln anregender Name, Till Schweiger kommt mir in den Sinn, aber was hat der mit Sahne am Hut?
Meiner Frau sollte ich eigentlich noch eine Sardellenpizza mitbringen, das ging aber nicht. Man verwendet dort keine Sardellen, weil sie offenbar nicht den Nachhaltigkeitskriterien des Hauses genügen. Ich lass das mal so stehen, aber gefährdetere Fische als Sardellen fallen mir schon noch ein paar ein. Ok, ich brachte ihr dann die Salamipizza mit, die sie zu Hause kalt verspeist und für gut befunden hat. Ich bekam ein Stück ab, fand es ok, aber auch nicht mehr.
Für die Bewertung muss ich etwas rechnen. Solide 4,5 für die Antipasti, 2 für meine unsolide Pizza und 3 für die meiner Frau ergeben im Mittel 3. Das gilt dann auch für das PLV. In meinem Gesamtpreis sind die Antipasti übrigens nicht enthalten, die hat nämlich, geheiligt sei sein Name, Kollege MarcO übernommen.
3 auch für den Service. Dass man drinnen bestellen muss, ist für jemanden, der sich aus diesem Gestühl wieder befreien muss, ziemlich lästig. Man hat schließlich nicht immer einen Kollegen dabei, der das netterweise für einen erledigt. Auch die Nonchalance im Umgang mit Kritik schlägt hier zu Buche.
Ambiente: Eigentlich ist diese kiezige Ecke von Karlsruhe recht reizvoll, andererseits sitzt man praktisch auf der Straße, hat den ganzen Verkehrslärm um die Ohren und lässt sich von den Passanten das Essen vom Teller gucken. Und natürlich der bereits mehrfach angesprochene Sitzkomfort – Gäste meiner Alterskohorte mögen es einfach bequemer. 2,5.
An der Sauberkeit gab es wenig zu bemängeln. In der beengten Toilette gibt es zwar einen berührungslos funktionierenden Wasserhahn, aber seine Hände muss man sich mit Toilettenpapier abtrocknen, dabei wäre für einen Handtuchspender oder ein Gebläse dann doch noch Platz. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug, 4.
Die Erwartungen, die man mit dem Namen des Restaurants weckt, wurden also nicht erfüllt. Beschde Andibaschdi wäre passender, aber ob’s dafür reicht, sollen andere entscheiden. Kollege MarcO, übernehmen Sie!