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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Gasthaus Gutenberg in 76135 Karlsruhe bewertet.
vor 9 Jahren
"Solide Hausmannskost mit internationalen Tupfern und Blick auf den gleichnamigen Platz"

Geschrieben am 27.02.2015 | Aktualisiert am 27.02.2015
Besucht am 19.02.2015
Der Gutenbergplatz in der Karlsruher Weststadt ist Parkplatz, Treffpunkt, Marktplatz und kulinarische Agglomeration in einem. Rings um die Freifläche tummelt sich eine Reihe von Lokalen, die definitiv den einen oder anderen Besuch wert wären. Und das altehrwürdige Gasthaus Gutenberg repräsentiert unter ihnen sozusagen die graue „Gastro-Eminenz“, kann es doch auf eine jahrelange Tradition zurückblicken, obgleich in all den Jahren nicht immer die gleichen Pächter die Wirtschaft führten (was meine Internet-Recherchen ergaben).

Johannes Gensfleisch, den sie auch „Gutenberg“ nannten, stand namentlich Pate und es hätte dem Erfinder des Buchdrucks sicherlich auch gut gefallen, wenn er nach einem harten Arbeitstag an der Druckerpresse, noch mit Farbe eingesaut ins gleichnamige Gasthaus eingekehrt wäre und dort auf die ersten Auszüge seiner frisch gepressten 42-zeiligen Bibel mit einem mindestens genauso frisch gezapften Hellen angestoßen hätte. Wer weiß, wie dann die Geschichte des Buchdrucks weiter geschrieben worden wäre…

Mich verschlug es eher zufällig an diesen Ort. Mein Kollege aus dem Badischen wählte es für einen freundschaftlich-kollegialen Gedankenaustausch, der zwischenzeitlich auch mal ins Dienstliche überging. Er hatte an diesem Donnerstagabend vorsorglich reserviert und das war in Anbetracht des großen Andranges auch gut so. Mit dem Rücken zur Fensterfront sitzend, hatte ich einen guten Blick auf den vorderen Gastraum, Thekenbereich und den Gang nach hinten in Richtung Küche bzw. hinteren Gastraum. Da passt menschenmäßig schon was rein ins „Gutenberg“. Ich schätze mal allein im vorderen Bereich gute 80 bis 100 Plätze. Dann noch die 60 Plätze vom Wintergarten und diverse Sitzmöglichkeiten im Außenbereich (Sommer). Da lässt es sich auch gut mit größeren Gesellschaften feiern!

Die in dunklem Holz gehaltene Wandvertäfelung, der derbe Holzdiehlenboden, die zünftigen Tische und Stühle und der Herrgott am rechten Fleck erzeugen einer Art Bayrische Braustubenatmosphäre, die von Deckenstrahlern stimmig ausgeleuchtet wird. Da darf auch das zwölfendige Hirschgeweih nicht fehlen. Man fühlt sich wie im „Freistaat“ Karlsruhe. Die Größe des Gastraumes geht nicht zu Lasten der Gemütlichkeit, was wohl an ein paar räumlichen Gestaltungselementen wie z.B. einer mit Holz verkleideten Säule und einem etwas höher abgesetzten Bereich (über ein paar Stufen erreichbar!) liegen mag.

Mehrere Servicekräfte (jung, dynamisch und vorwiegend weiblich) hatten an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Die Speisen- und Getränkekarte wurde uns zügig gereicht. Etwas mehr Bedenkzeit für die Speisenwahl mussten wir uns erbitten, was kein Problem war. Mein Durst wurde mit einem hellen, naturtrüben „Hatz“ (0,5 l für 3,30 Euro) gelöscht. Mein Kollege entschied sich für das Dom Kölsch (1,70 Euro), stilecht in der 0,2er-Stange an den Tisch gebracht.

Die Karte war recht übersichtlich gestaltet und aufgeteilt. Die Frühstückskarte (nur samstags von 10 bis 14 Uhr gültig) wurde geflissentlich überblättert. Selbiges geschah auch mit der „Salat-Seite“, die es auf eine stattliche Auswahl von 7 verschiedenen „grünen Vertretern“ brachte. Nachdem ich auch den fleischlosen Gerichten kaum Beachtung schenkte, wanderte mein geschulter Carnivoren-Blick zur Rubrik „Deftiges aus der Küch“. Dort befanden sich etliche klassische Schnitzelvarianten aus der freistaatlichen Wirtshaus-Küche. Das Knusper-Bretzel-Schnitzel mit süßem Senf und Bratkartoffeln (9,80 Euro) klang besonders lecker. Doch etwas weiter unten stand in großen Lettern geschrieben: „Fleischiges vom Lavasteingrill“. So etwas überliest man nicht einfach. Mein Interesse war geweckt. Offeriert wurden zwei argentinische Rumpsteaks, einmal mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln (und kl. Salat vorweg, 20 Euro) und einmal mit Pfefferrahmsauce und Spätzle (ebenfalls mit kl. Salat, 21,80 Euro). Meine Entscheidung fiel auf Letzteres. Davor noch eine Tasse Linsen-Kokos-Curry-Suppe (3,80 Euro) von der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen, die neben Pfälzer „Schweinereien“ auch einen Zwiebelrollbraten vom Lamm mit Rotkohl und Klößen (17,80 Euro) enthielt.

Der Salat vorneweg war normale Durchschnitts(roh)kost mit spärlichem grünen Blattwerk on top. Freunde des konventionellen Fertigdressings hätten ihn wohl mehr gewürdigt. Das Rumpsteak hatte gute 250 Gramm (wie angegeben) und war perfekt medium gebraten. Leider war die Pfefferrahmsauce zu scharf geraten. Da konnte sich das saftige Stück Rind nicht gegen durchsetzen. Die Spätzle hatten schlichte Convenience-Qualität und erinnerten von der Form und vom Geschmack her an die Eierspätzle der schwäbischen Knöpfle-Ikone Bürger. Mein Kollege hatte das oder besser gesagt die Schnitzel (es waren zwei auf dem Teller!) „Wiener Art“ mit geschmacklich eher bescheidenen Bratkartoffeln und Salat (11,80 Euro) vorweg bestellt. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Auch mir war das „Panierte vom Schweinerücken“ nicht knusprig genug und hatte – ganz im Gegensatz zu meiner „Feuersauce“ fast gar keine Würze abbekommen. Vielleicht lagen bei mir zum Zeitpunkt meiner „Schnitzel-Kostprobe“ die Geschmacksnerven auch schon blank…who knows.

Für das Gebotene waren mir die Preise etwas zu hoch angesetzt. Da habe ich schon wesentlich moderater kalkulierte und auch qualitativ bessere Rumpsteaks auf linksrheinischer Seite mir einverleiben dürfen. Das Innere des Lokals versprüht den rustikal-gepflegten Charme eines klassischen Wirtshauses, in dem das frisch gezapfte Helle ganz besonders gut schmeckt. Im Sommer lässt sich dieses mit Blick auf den Krautkopfbrunnen des Gutenbergplatzes dann hervorragend „open air“ genießen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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