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GastroGuide-User: PetraIO
PetraIO hat Victor's Seehotel Weingärtner in 66625 Nohfelden bewertet.
vor 7 Jahren
"Eine Holperstrecke. Höhen und Tiefen zwischen Küche und Service."
Verifiziert

Geschrieben am 05.02.2017 | Aktualisiert am 06.02.2017
Besucht am 28.01.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 80 EUR
Das Seehotel entdeckten wir im vergangenen Jahr. Ab und zu schaute ich mir die Speisekarte der Homepage an. So auch kurz vor unserem Besuch. An diesem Wochenende stand sonst nichts an, also warum nicht mal dort schön zu Abend essen.

Telefonisch reservierte ich bei einer absolut netten Mitarbeiterin. Da freute mich gleich noch mehr auf den Abend.

Das Hotel liegt unweit vom beliebten 120 Hektar großen Bostalsee. Still ruht der See jetzt im Winter. Wir parkten neben dem Haus welches uns noch in voller Weihnachtsdeko empfing.

Sehr ansprechend dekoriert, hier hatte sich jemand viel Mühe gegeben. Daher vielleicht die lange Dekorationszeit.


Eine Mitarbeiterin begrüßte uns freundlich, nahm uns die Jacken ab und führte uns ins Restaurant. Vorbei am großen, gepflegten Kaltwasseraquarium.

Der Raum sehr groß und an unserem Tisch hätten locker  4 Personen Platz gehabt. Trotz der sehr schönen Landhausstil-Einrichtung fühlten wir uns recht ungemütlich platziert. Die Tische sauber mit gestärkten Tischtüchern und Servietten eingedeckt. Windlicht und Salz und Pfeffer als Streugut und nicht aus der Mühle.
Im großen Gastraum
Kindern am Nebentisch wurde der Platz mit bunten Tischsets und Kinderservietten eingedeckt, dies fand ich sehr nett, sieht man selten.

Die Karte gereicht wurde sofort nach den Getränkewünschen gefragt. 1 Flasche Selters Mineralwasser (0,75 l € 5,50) geordert und als Aperitif 2 Gläser Chardonnay brut, 0,1 l, € 4,00.
Für den Wein zum Essen baten wir um die Karte.

Das Wasser und unser gut gekühlter Sekt wurden zügig serviert. Der Sekt im 99-Cent-Party-Glas.
Sekt im Billigglas
Das passt gar nicht zum Haus und auch geschmacklich liegt viel am Glas. Der Sekt ok, aber auch nicht mehr. Der Geschmacksvergleich aus einem guten Sektglas hätte mich gereizt.

Kurz darauf reichte eine weitere, sehr junge, Mitarbeiterin mit den Worten „hier schon mal was vorab für sie“ den Küchengruß. Und wollte sich gleich wieder aus dem Staub machen. Ich fragte sie, was denn in dem Schälchen sei. „Oh…, das weiß ich nicht. Ich müsste in der Küche nachfragen“ die Antwort. Sie schaute mich weiter fragend an und hoffte wohl, es würde mich nicht interessieren, was wir essen. Ich antwortete: „Das wäre doch richtig nett von ihnen!“. Kurze Zeit später die Ansage: Andalusische Olivencreme. Dazu 4 Scheiben Baguette in Diskounterqualität.
Andalusische Olivencreme mit Baguette
Viel Geschmack hatte die Creme wenig. Spanische Urlaubsgefühle kamen nicht auf, selbst Olivenhasser hätten sich hier wohl  bedienen können.  Das Mädel verteilte an den Nebentischen fleißig Grüße, weiterhin ohne Ansage. Aber keiner der anderen Gäste fragte nach.

Zwischenzeitlich bestellten wir unseren Wein und da bleiben wir gerne an der Nahe. Die bekannten Winzer suchte ich vergeblich. Also dann mal Weingut Franz Jäckel, Weißburgunder, trocken, Wallhäuser Backöfchen zu € 22,50 / 0,75 l. Der Wein wurde leider erst deutlich nach unseren Vorspeisen serviert und wir mussten ihn zweimal anmahnen. Serviert im Eiskühler hoffte ich auf Geschmacksentfaltung im Glas. Fehlanzeige. Gut trinkbar, ja. Aber hier wird wohl die Auswahl der Weine auf der Gewinnspanne (der Endverbraucherpreis dieses Weines liegt bei € 4,00 je Flasche. Beim Winzer passt das Preis-Leistungs-Verhältnis) und den vielleicht nicht so weinkundigen BeNeLux-Gästen des Hotels ausgelegt.

Als Vorspeise wählte ich die Kartoffel-Hummercrèmesuppe mit geräucherten Lachsstreifen zu € 6,20.
 
Mein Mann entschied sich für Kürbis-Ingwer-Crèmesuppe mit gerösteten Kürbiskernen zu € 6,80. Warum diese, mit rein vegetarischen Zutaten, € 0,60 über meiner Suppe lag, erschloss sich mir nicht. Aber auf der Speisekarte findet sich auch unter „Vegetarisch“ ein Pastagericht mit gebratenen Krabben.
 
Die junge Mitarbeiterin servierte die Suppen und musste feststellen, dass unsere Plätze noch mit den Tellerchen des Küchengrußes belegt waren. Was nun? Ich räumte schnell ab.
Sie fragte, ob wir noch etwas Brot zur Suppe möchten. Dies bejahten wir, Brot gab es aber nicht mehr. Im Nachhinein nicht schlimm, die Hauptspeisen waren reichlich portioniert.
 
Die Suppen waren gerade noch heiß genug  und schmackhaft. Wenn auch bei der Kürbissuppe der Ingwergeschmack doch etwas zu kurz kam. Dem Deko-Rosmarinzweig war wohl unter dem Salamander schlecht geworden, er hing ganz schon durch. Falls er zum Umrühren gedacht war: untauglich.
Kürbis-Ingwer-Suppe
Kartoffel-Hummercrèmesuppe mit geräucherten Lachsstreifen

Wir baten um eine Pause bis zur Vorspeise nachdem endlich auch der Wein serviert wurde. Es wurde dann sehr nett abgefragt, ob wir nun mit dem Hauptgang weitermachen wollen.

Auf entweder nicht vorgewärmten oder schon abgekühlten Tellern wurden die Hauptspeisen serviert. Wie war das noch mal? Von rechts, von links servieren? Die Teller fanden dann irgendwie zu uns.
Für mich das Wildragout aus der Region mit hausgemachten Spätzle dazu ein kleiner Salatteller zu € 18,50.
Wildragout mit hausgemachten Spätzle
Beilagensalat

Die Salatbeilage mit frischen Zutaten, ein schöner Mix. Die Zutaten aber alle sehr grob, 1 großes ungeschältes Salatgurkenstück nur jeweils bis zur Mitte eingeschnitten. In dem tiefen Schälchen war es wirklich schwierig die groben Stücke und Blattwerke zu zerkleinern. Ein Minikleks Fertigdressing. Schade um die an sich knackigen Zutaten.
Das Wildragout zart, reichlich, klassisch und gut gewürzt. Die Spätzle absolut klasse! Noch leicht in Butter angebraten. Preiselbeeren fanden sich in der Birnenhälfte mit frischem Lorbeer dekoriert.

Mein Mann hatte sich für die Fischvariation auf Zuckerschoten-Gemüse, dazu Parmesan-Risotto zu € 21,00. Beim Bestellen wollte er von der erfahrenen Mitarbeiterin wissen, welche Variationen sich auf dem Teller finden. Dies konnte sie nicht beantworten, kam kurze Zeit später mit der Lösung aus der Küche zurück: Zander, Wolfsbarsch und Rotbarbe. Endlich mal eine Variation ohne den obligatorischen Lachs. Und für Fische im Aquarium am Eingang besteht keine Gefahr :-).

Der rechteckige Teller gut (zu gut) gefüllt. Ein grober Estragonzweig mittig platziert. Dieser musste erst einmal einen anderen Platz finden. Ein  geschnitztes Radieschen nicht sehr stimmig.
Fischvariation, Zuckerschoten, Risotto
Die 3 Fischsorten geschmacklich gut, besonders die Rotbarbe hat meinem Mann gefallen. Aber auch alle 3 Fische zu trocken. Genau wie das „Risotto“ das den Namen nicht verdiente. Keinerlei Schlotzigkeit, fest zur Halbkugel geformt, undefinierbare Würzung. Rein optisch würde ich behaupten, hier wurde kein typischer Risottoreis wie z. B. Arobio verwendet wurde. Vom Reis ging fast alles zurück. Die Zuckerschoten knackig und mit schönem Eigenaroma.
 
Es dauerte wieder recht lange bis unsere Teller abgeräumt wurden. Hier erbarmte sich ein freundlicher Herr im Service. Das Personal ist gut erkennbar. Entweder in schöner Tracht im Landhausstil oder klassisch schwarz-weiß gekleidet.
Die gepflegten und sauberen Toiletten und eine gemütliche Bierstube befinden sich im Untergeschoss.

Den Abend im Nachhinein betrachtet kommt mir der Spruch „mehr Schein als Sein“ in den Sinn. Wir hatten uns hier doch mehr versprochen. Über 30 km werden wir hierfür nicht mehr fahren. Das Augenmerk des Hotels scheint eher auf Tagungsgäste und Urlauber ausgelegt zu sein.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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