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GastroGuide-User: Vully
Vully hat Osteria Vineria da Franco in 68161 Mannheim bewertet.
vor 8 Jahren
"Eine Osteria die „Slow Food“ Prinzipen konsequent und gekonnt umsetzt"
Verifiziert

Geschrieben am 16.05.2016 | Aktualisiert am 12.07.2016
Besucht am 23.04.2016 Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 150 EUR
Jedem, für den cucina italiana nicht gleich Pizza ist, lege ich die Osteria Vineria von Franco Pizzarelli wärmstens ans Herz.

Der Weg zur Osteria Vineria in Q7, 12 in der Quadratestadt ist durch Neubau de Quadrate Q6 und Q7 momentan absolut chaotisch - einfach Augen zu und durch, es lohnt sich wirklich. Und manchmal hat man wie wir das Glück des Mutigen und findet direkt vor dem Restaurant einen Parkplatz, allerdings sind die Chancen dafür am Wochenende ähnlich wie beim Lotto.
 
Beim Betreten des Gastraums empfängt einen schlichte Eleganz und ein sehr freundlicher und distinguierter Kellner mit dunkelroter Schürze. Der reservierte Tisch wurde uns von ihm zugewiesen und die Garderobe abgenommen.
L‘Osteria Vineria
Im Gastraum dominiert neben weiß und braun die Farbe Rot, im selben Rotton wie die Schürze ist auch Wand und Berkel’s Modell 22 Aufschnittmaschine. In den letzten Jahren  hat sich die hochwertige mechanische Aufschnittmaschine zum absoluten Ausstattungs-Must-have entwickelt. Gegenüber dem Eingang, am anderen Ende des rechteckigen Gastraums, die Theke und dahinter blickt man in den Küchenbereich. Der Chef und das Küchenpersonal tragen blaue Schürzen. Die Tische sind gediegen eingedeckt.
 
Die Speisekarte wurde überreicht mit der Frage ob und wenn ja, welches Wasser wir möchten und ob gekühlt oder in Zimmertemperatur - die Flasche Mineralwasser mit wenig Kohlensäure und zimmerwarm wurde umgehend gebracht und am Tisch geöffnet.
Die handgeschriebene Speisekarte wird täglich erneuert und enthält mittags eine und abends zwei Menu Variationen - allerdings so schön eine handgeschriebene Karte ist, so schwer war diese doch zu lesen. Dem Kellner war das Problem sichtlich bekannt und er bot sogleich seine Hilfe beim Entziffern an. Zwischendurch noch die Frage nach dem Aperitif - ein Sanbittèr auf Eis sollte es an diesem Mittag sein.  


Die Karte beinhaltete folgendes Mittagsmenu zu 36,- €

Carciofini in padella
(Geschwenkte Artischocken frische Kräuter) 14,- €
oder

Carpaccio di tonno agli aromi

(Thunfischcarpaccio mit frischen Kräutern) 15,- €
oder

Carne cruda alla piemontese

(Piomentesicher Kalbstartar, Staudensellerie und gehobelter Parmigiano) 15,- €

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Spaghetti alla chitarra con asparagi verdi
(Hausgemachte Spaghetti mit günem Spargel aus Apulien) 16,- €
oder

Tagliolini al ragu di vitello
(Hausgemachte Tagliolini mit Kalbsragout) 15,- €
oder

Pescatrice con peperoni e zucchini

(Baby bretonischer Seeteufel, Paprica-Zucchini und Bouchot-Miesmuscheln) 21,- €


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Tortina di nocciola
(Piemontesischer Haselnusskuchen, Kaffeecreme) 8,- €


 
Beim Wein möchte ich mir bei einem weiteren Besuch mehr Zeit nehmen, diesmal hat uns die aktuelle Weinempfehlung auf der Wandtafel bereits sehr zugesagt: ein Bersano Roero Arneis DOCG 2014 die Flasche für 24,50 €. Dieser vollmundige würzige Wein mit dem feinen Säurespiel schmeckt mir gut als Begleiter zu Meeresfrüchten.
Nicht nur der Name des Restaurants „Vineria“ sondern auch die Weinkisten und Flaschen im Thekenbereich versprechen eine große Auswahl, doch dies beim nächsten Besuch.
 
Nachdem bereits frisch gebackene, angenehm wenig gesalzene, italienische Weißbrötchen gereicht worden waren - natives Olivenöl und Meersalz standen bereits zu Beginn auf dem Tisch - kam nun der Gruß aus der Küche und vom Kellner wurde auch erklärt welche 4 Grüße sich die Küche diesmal ausgedacht hatte.
Gruß aus der Küche
Ein kleines Stück gebratener Thunfisch - außen feine Röstaromen - innen noch roh - sehr feine Qualität / Eine Gemüse Quiche mit frischen aromatischen Kräutern verfeinert / Eingelegte Zwiebel auf Pesto und roten Basilikumblättern / Kräuter Couscous mit Karotten wunderbar körniger Hartweizengrieß fein gewürzt. Ein kulinarisches Quartett mit verschiedenen eigenständigen „Instrumenten“, die harmonisch zusammenspielen, jedes mit authentischen fein abgeschmeckten Komponenten. Um bei der Musik zu bleiben, eine vielversprechende Ouvertüre.          
 
Vorspeise: Carpaccio di tonno agli aromi
Carpaccio di tonno agli aromi
Gelbflossen Thunfisch allerbester Qualität mit etwas Zitrone und ebenso gutem Olivenöl mariniert, Fenchel fein geschnitten sowie Fenchelkraut und etwas Rucola-Kresse. Ein prinzipiell einfaches Gericht, doch in Vollendung zubereitet. Spontan konnte ich mir nicht vorstellen, dieses Gericht jemals besser zubereitet genossen zu haben.    
 
Hauptgericht: Pescatrice con peperoni e zucchini
Pescatrice con peperoni e zucchini         
Allein schon die Gemüsekombination aus Zucchini mit etwas Biss, geschälte Paprikastücke und aromatischen Kirschtomaten war absolut gelungen. Und gekrönt von einem Stück Seeteufel mit ganz leichten Röstaromen, fein glasig im Kern, saftig frisch und vollaromatisch. Dazu noch die 4 Bouchot-Miesmuscheln, goldgelb in der Schalenhälfte absolut frische Ware in Wein-Kräuter-Sud gegart - volles fleischiges Muschelaroma.  
 
Dessert: Tortina di nocciola
Tortina di nocciola
Luftig lockerer Piemontesischer Haselnusskuchen (mit Bio-Eiern und Agar Agar zubereitet) neben einem Kaffeecreme Spiegel, der wirklich intensiven Kaffeegeschmack bot und mit Erdbeere, Minze und Puderzucker dekoriert war. Ein würdiger Abschluss und obwohl satt, hätte ich noch Lust auf mehr von der köstlichen Kaffeecreme gehabt. Der Kuchen war zwar auch schön nussig, doch wahrscheinlich dadurch, dass ich kein ausgesprochener Kuchenliebhaber bin, hat mich dieser nicht ganz so begeistert wie die Gerichte davor.
Tat aber keinen entscheidenden Abbruch an meiner gesamten Begeisterung.
 
Auch der abschließende Espresso in sehr dicker und heißer Tasse - mit wenig Wasser wie ich ihn liebe - konnte voll überzeugen.
 
Angenehm ist in der Osteria die großzügige Bestuhlung, man hat genügend Abstand zum Nachbartisch und obwohl sich das Restaurant gefüllt hatte, blieb der Lärmpegel erstaunlich niedrig. Und der Kellner hatte die ganze Zeit alles souverän im Griff, ich denke viele Restaurants würden sich glücklich schätzen, eine so perfekte Kraft im Service zu haben. Übrigens meinte er schmunzelnd, dass er hier als Deutscher praktisch der einzige Ausländer unter lauter Italienern in der Osteria sei.

L‘Osteria Vineria
Und wie auf dem Bild zu sehen, setzt sich der Chef Franco Pizzarelli nach getaner Arbeit auch mal zum Plaudern zu seinen Gästen an den Tisch (blaue Schürze wie gesagt für die Küche).
 
Die gesamte Osteria ist sehr gepflegt bis hin zur blütenweißen Tischwäsche, auch der Sanitärbereich ist tipptopp sauber.
 
Hier werden die Grundprinzipien von „Slow Food“ beherzigt und gekonnt umgesetzt, klare Produktkomposition mit qualitativ hochwertigen Zutaten.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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