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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Zur Blum in 76829 Landau in der Pfalz bewertet.
vor 9 Jahren
"Saisonale Frischeküche mit leichtem Pfalzeinschlag in kultur-historisch wertvollem Gemäuer"
Verifiziert

Geschrieben am 19.07.2015 | Aktualisiert am 19.07.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zur Blum
Besucht am 16.07.2015
„Jedem Ende wohnt ein Anfang inne“ – so das Motto als sich letzten Donnerstagabend sieben Kolleginnen und Kollegen aus unserem Team zum Schuljahresabschluss im gemütlichen Innenhof der Weinstube „Zur Blum“ trafen, um die letzten Wochen und Monate mit einer gehörigen Portion Pfälzer Gastlichkeit Revue passieren zu lassen.

Die Weinstube ist im Erdgeschoss des Frank-Loebschen Hauses, einem historischen Gebäude, das nach seinen ehemaligen Besitzern, der jüdischen Familie Frank-Loeb, benannt ist. Das Anwesen ist also nicht nur kulinarisch (wegen der „Blum“), sondern für viele Landauer in erster Linie von historisch-kulturellem Interesse. Zacharias Frank, ein Urgroßvater der von den Nazis ermordeten Jüdin Anne Frank, erwarb 1870 das Anwesen und wohnte darin. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die jüdische Familie Frank-Loeb enteignet und das Haus in der Kaufhausgasse als sogenanntes "Judenhaus" verwendet. Viele Jahre später (1987) kaufte die Stadt Landau das Haus, das seitdem als Kunst- und Ausstellungsgebäude fungiert.   

Freunde der Pfälzer Rebkultur finden hier einen Ort gehobener Weinseligkeit vor. Die „Blum“ ist immer ein Garant für genussvolle Stunden, ob bei einem guten Gläschen Riesling, einem leckeren Gericht von der saisonal geprägten Schiefertafel oder am besten bei beidem in Kombination.

Die warme Jahreszeit bringt in dieser Landauer Gastro-Institution einen entscheidenden Vorteil mit sich: man sitzt in einem der schönsten Innenhöfe Landaus, dessen malerische Fachwerkgalerie besonders in den Abendstunden wunderbar ins rechte Licht gesetzt wird. Man muss es einfach einmal erlebt haben. Open-Air-Sessions in der „Blum“ sind etwas ganz Besonderes.

Natürlich hatten wir hatten für diesen Abend reserviert, was man auch unter Woche dringend tun sollte, da sich dieser Landauer Weintreff einer großen Beliebtheit bei Weinfreunden, Touristen und anderen Genussmenschen aus dem regionalen Umfeld erfreut und die Plätze rar gesät sind.

Es ging an diesem Abend sehr entspannt und lustig zu. Die Kollegen aus dem Badischen fühlten sich im lauschigen Innenhof sichtlich wohl und auch die Temperaturen lagen mit fortschreitender „Sitzungsdauer“ irgendwann unter der 30-Grad-Marke. Quasi ein perfekter Landauer Sommerabend zum Ewigdraußensitzen. Zur Einstimmung orderten wir erst einmal ein paar Flaschen mit gut gekühltem Mineralwasser, ehe aus der im Vorabdruck gereichten Weinkarte eine Flasche trockener Weissburgunder Kalkmergel Spätlese aus dem Jahre 2014 von Jungwinzer Georg Meier den Weg an unseren Tisch fand. Dieses Jungtalent wirkt im Weingut Valentin Ziegler Sohn im Weinort Weyher (bei Rhodt) und ein Blick in sein Wein-Portfolio verrät schon, dass hier einer mit viel Innovationsgeist und Qualitätsbewusstsein zu Werke geht. Der Weissburgunder hat uns jedenfalls fantastisch geschmeckt und war preislich sehr fair kalkuliert (20 € die Flasche). Wäre es an diesem Abend etwas kühler gewesen, hätten wir sicherlich noch eine Flasche Rotwein folgen lassen. Zum Beispiel die Cuvée Nr. 37 (Jahrgang 2008) vom Stiftsweingut Meyer aus Klingenmünster für fair kalkulierte 29 € (Anm.: man bedenke, dass man für diesen Pfälzer Rotwein-Riesen ab Weingut auch schon 19 Euronen hinlegt und dies völlig zu recht!). Gerade bei der Weinkarte zeigt sich die Blum ausgezeichnet bestückt. Bei der unglaublich großen Auswahl an Flaschenweinen schlägt das Herz eines jeden Riesling-Fans höher.

Natürlich haben wir an diesem Abend auch feste Nahrung zu uns genommen. Die übermannshohe Schiefertafel aus dem Inneren der Weinstube wird im Innenhof durch eine etwas kleinere Ausgabe ersetzt, lockt aber genauso mit köstlichen Tagestipps. Ich wählte zum Einstieg eine kühle Gazpacho aus pürierten Tomaten und Paprika (5,80 €). Diese kalte Suppe beinhaltet in der klassischen – andalusisch geprägten – Variante auch noch Salatgurke. Genau deshalb mag ich sie auch eigentlich nicht. Hier fehlte diese Zutat und die Suppe war für mich ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. Perfekt abgeschmeckt mit etwas Knoblauch und feiner Olivenölnote kühlte sie erst ein wenig ab, bevor die Cayenne-Pfeffer-Schärfe im Nachgang für wohlige Anregung sorgte.  

Einige meiner Kolleginnen und Kollegen bestellten von der Schiefertafel ihre Hauptspeisen. Da gingen einmal die Spinat-Tomaten-Quiche mit knackigem Sommersalat (8,70 €), der Weiße Käse im Schnittlauch-Kümmel-Zwiebel-Bausatz (7,50 €) und die gegrillten Gambas mit Estragon und Kirschtomaten auf Spaghetti-Nest (14,80 €). Der Rest der Truppe orderte von der normalen Speisenkarte vom Klemmbrett den „Shaked-Baby-Salat-Mix“  mit seiner legendären Dijon-Vinaigrette (Hausdressing) und herrlich knusprig gebratenen Putenbruststücken (12,80 €) sowie das in der Pfanne gebrutzelte panierte Stielkotelett vom Bio-Landschwein (9,80 €) mit herzhaften Bratkartoffeln (3,90 €) als Beilage. So wurde von den sieben Leuten an unserem Tisch das Spektrum des Speisenangebots doch ziemlich ausgeschöpft. Und alle waren mit ihren Gerichten rundum zufrieden. Vom Geschmack des kross in Butter gebackenen Stielkoteletts konnte ich mich selbst überzeugen. Das schmeckte so wie früher bei meiner Oma – traumhaft!

Zum Dessert wurden noch zwei süße Apfel-Zimt-Flammkuchen (8,90 €) bestellt. Diese mit Apfel, einer süßen Creme (vllt. auf Schmand-Basis), Zimt und Zucker belegten Backwaren elsässischer Provenienz wurden am Tisch mit Calvados übergossen und danach traditionsgemäß abgefackelt. Kann ein gemeinsames Essen schöner enden?

Zusammenfassend sei angemerkt, dass bei unserem Besuch alle Speisen überzeugend auf den Teller gebracht wurden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht in der „Blum“ absolut in Ordnung, da die Qualität der dargebotenen Produkte tatsächlich schmeckbar ist. Somit hatten wir einen extrem entspannten Abend bei gemütlicher Atmosphäre, einem grandiosen Flaschenweinangebot und einem unaufgeregt agierenden, freundlichen Service. Es gefiel uns so sehr, dass wir vor lauter Weinseligkeit fast noch eine Flasche Vina Cabriel vom Hispano-Pfälzer Heiner Sauer aus Böchingen erwirkt hätten. Worauf dann wegen fahrtechnischer Gründe verzichtet wurde. Das nächste Mal dann.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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