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GastroGuide-User: Nolux
Nolux hat Ristorante Il Cappuccino in 55595 Weinsheim bewertet.
vor 9 Jahren
"Ein Familienbetrieb wie aus dem Bilderbuch. Gute Pizza und hausgemachtes Eis!"
Verifiziert

Geschrieben am 19.04.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Ristorante Il Cappuccino
Besucht am 18.04.2015
Il Cappuccino Weinsheim
 
Kulinarisch hat Weinsheim nicht viel zu bieten. Eigentlich nur die familiengeführte Pizzeria. Eigentlich schwer vorzustellen, hat der Ort immerhin gut 2.000 Einwohner. Tendenz steigend. Demensprechend voll war es auch an diesem Abend.
Mutter hatte eingeladen. Zu Ostern. Nur da ich beruflich an Ostern meist unterwegs bin, musste ein späterer Termin gefunden werden.
Reservierung war kein Problem. Schwesterchen wohnt nur fünf Minuten entfernt. Sie geht mit ihrer kleinen Familie schon mal öfter dort essen. Bestellt war für 18 Uhr. Pünktlich trafen wir ein. Das Haus ist schon etwas in die Jahre gekommen. Außen bieten sich ein paar Tische unter (Sonnen-)Schirmen zum Verweilen an. Gerade im Sommer bestimmt schön um ein Eis zu schlabbern… Zufällig saß die Chefin des Hauses mit dem jüngsten Spross dort und genossen ein Eis. Natürlich typisch italienisch mit Sonnenbrille. Die Familie kommt wohl ursprünglich aus Kalabrien. Der Senior hat sich einen Namen in Weinsheim und Umgebung mit seinem hausgemachten Eis gemacht. Dieses vertreibt er von März bis Oktober mittels altem Bulli im Umkreis. Natürlich gibt’s das Gelato auch im Lokal.
Wir treten ein. Drei Stufen und man ist drin. Rechts der kleine Gastraum (zwanzig Personen) links die Küche, geradeaus ein größerer Raum mit Kegelbahn und Eisverkauf. Es wirkt teilweise sehr alt und mitgenommen. Der Hauptgastraum noch aus den 70ern. Dieser wirkt aber gemütlich und einladend, aber wenig italienisch. Eher typisch deutsch, so nach Schnitzel mit Pommes und Flaschenbier. Da wir vor hatten zu kegeln marschierten wir nach kurzer Rücksprache in den großen Raum. Wie gesagt, Schwesterchen kennt die Gastwirte, haben sie einen Sohn in ungefähr gleichem Alter wie mein Neffe. Der Raum wirkt und ist kalt. Die Kegelbahn ist auch schon älter, lustiger weise wirft man hier Bergauf. Auch ist sie mit kaum zwanzig Metern recht kurz, wie ich finde. Die Tische stehen in zwei Reihen aneinander. Platz wäre hier noch mal für gut 40-50 Leute. Nur gemütlich ist es hier ganz und gar nicht.
Wir nehmen Platz. Wir sind noch alleine. Die dunkelbraunen Stühle sind typisch altdeutsches Wirtshaus mit grün-gestreifter Polsterauflage. Und unbequem. Die Tische sind unterschiedlicher Machart. Einmal passend zu den Stühlen, andererseits mit heller Tischplatte. Tischdecken gibt es nicht, jeder zweite Tisch hat eine ausgebreitete Papierserviette in der Mitte, worauf sich eine lange Kerze im Glasstern befindet. Fünf Satz Besteck in Serviette liegen auf einem Teller für uns bereit.
Der Chef kommt. Morino. Er kümmert sich um Gäste und die Abläufe. Sein Vater macht Eis und fährt es spazieren. Morino wird von einer blonden Dame beim Service unterstützt. Er legt uns die Karten vor und fragt schon nach Getränken. Dreimal Weizen, einmal Colabier, für den Kleinen eine Apfelschorle, Fräulein will erst mal eine Cola light. Schwesterchen fragt nach Sonderangeboten. Damit kann Cheffe heute aber nicht dienen, außer mit einer speziellen Pizza. Pizza Nduja mit Rucola und Parmesan. Wir sind und schnell einig. Bestellen und kurze Zeit später stehen die Getränke auf dem Tisch. Die Karte an sich ist übersichtlich. Drei Vorspeisen (Bruschetta u. ä.) ein paar Salate (max. 7€), zwölf Pastagerichte (5,50 – 7€) und 17 Pizzen (max. 8€) Dazu noch drei Schnitzelvarianten und einmal Saltimbocca (aus Schweinefilet). Bei den Preisen kannst nit meckern… Vorweg bestellten wir uns dreimal
 
 
Bruschetta
 
Sah gut aus, duftete herrlich nach Oregano. Auf dem kleinen Teller vier Scheiben in Öl (und Butter?) gebratenes Weißbrot, darauf gewürfelte Tomaten und kurz unterm Salamander erwärmt. Mehr wie Salz und getrocknetes Oregano brauchte es hier nicht. Das Brot vielleicht etwas ölig aber geschmacklich sehr gut. Auch unser Kleinster hatte Spaß daran. 3,5*
 
Fräulein bestellte sich noch einen Chianti. Einer von knapp zehn offenen Weinen, italienischer Herkunft und auch ein paar Weinsheimer Gewächse. Mittlerweile füllte sich auch unser Raum. Überhaupt kamen immer mehr Gäste. Einige mussten schon auf der Terrasse „geparkt“ werden. Zwischendurch kommen auch ein paar junge Gäste um sich Eis oder Milchshakes zu holen. Das macht Morino dann zwischendurch auch noch mit. Oder er macht Spaghetti-Eis. Dazu drückt er mit letzter Kraft zwei Bällchen Eis durch die Kartoffelpresse. Sogar Sahne aus dem Siphon kommt zum Einsatz. Nur die Soßen aus der Großmarktflasche. Das Bällchen kostet hier 90 Cent, was im Vergleich zu den Preisen in der Karte schon recht teuer wirkt. Aber wenn’s schmeckt…
Zuerst werden aber unsere Pizen gebracht.
 
 
Pizza `Nduja (4 mal)
 
Nduja ist eine sehr würzige, pikante, weiche, kalabrische Salamiwurst. Hergestellt wird sie aus Schweinefleisch, Salz und Chili, geräuchert und ist recht scharf. Morino betonte, sie wären die einzigen die diese Wurst hier hätten, und beziehen sie direkt aus der Heimat.
Die Pizza (groß) kam auf Pizzatellern. Durchmesser knappe 30 cm. Gebacken wurde sie offensichtlich im Blech im Pizzaofen (kein Feuer). Dafür war sie aber recht ordentlich. Der Teig fast perfekt, luftig, am Rande sehr knusprig, zur Mitte hin schwächelte er ein wenig. Geschmacklich top. Die Tomatensoße sehr fruchtig, leicht würzig. Darüber leider kein richtiger Mozzarella. Nur so gehobelter Pizzakäse. Das geht deutlich besser. Das Beste aber die Wurst. Da diese ähnlich einem Bratwurtbrät ist, wurde sie auch krümelig auf der Pizza verteilt. Die Wurst war der Knaller. Gut scharf und aromatisch nach Chili schmeckend. Aber auch sehr fettig… Dazu reichlich Rucola und Parmesankäse. Eine gute Pizza. 3,5*
 
Mein Schwager hatte eine Pizza Calabrese. Die schmeckte mir fast besser. Darauf tummelten sich Schinken, Salami, scharfe Peperoni, schwarze Oliven und Knoblauch. Und Knoblauch. Und Knoblauch. Dieser war deutlich zu schmecken. Aber es passte. Mein Neffe bekam eine kleine Schinken-Pizza (gekochter Schinken) mit Oliven. Und zu zwei Drittel hat er diese auch geschafft.
 
Nach den Pizzen wurden die Teller abgeräumt und nach der Zufriedenheit gefragt. Das Kegeln hatten wir dann gar nicht erst angefangen. Mittlerweile war der Raum zur Hälfte gefüllt und wir wollten niemanden stören. Bestellen wir eben noch ein Eis. Zurzeit gibt es nur ein paar wenige Sorten. Schokolade (sehr intensiv im Geschmack und seeehr dunkel), Vanille (ganz okay, geht aber auch besser, immerhin mit echter Vanille), Nuss (sehr gut. Tolles Nussaraoma), Stracciatella, Kirsch-Sahne und Erdbeere. Ich entschied mich dann für eine Waffel mit je einer Kugel Nuss und Vanille. Sehr ordentlich und lecker. 4*.
 
Nachdem dann jeder noch mal auf die Toilette ging bestellte Mutti die Rechnung. Keine Ahnung was sie zahlte aber ich tippe mal so um die 70€. Was für 5 Personen mit Kleinkind nicht wirklich viel ist. Die Pizzen können übrigens auch bestellt und abgeholt werden.

 
Fazit:
 
Ein Familienbetrieb wie aus dem Bilderbuch. Alle nett und freundlich, das Essen schmeckt, die Preis vernünftig. Morino als Servicechef macht die Sache ordentlich, nah am Gast und immer zur Stelle. Gerne 4* hierfür.
Das Essen bodenständig, handwerklich einwandfrei, schmackhaft. Aber auch nicht mehr 3,5* .
Dem Ambiente kann ich nix abgewinnen. Im Gastraum oben natürlich gemütlich aber einer Pizzeria nicht würdig. Der Kegelraum gehört mal überholt und freundlicher gestaltet. Auch die Eis-Theke dort wirkt wie aus der Not geboren. Das geht deutlich besser. 2,5*
Sauber war es schon. Kein Dreck zu sehen, auch die Toiletten akzeptabel. Leider auch hier renovierungsbedürftig. 3,5*
Preisleistung aber ohne Einschränkung 5*
 
3,5 – wenn es sich ergibt, gerne wieder
 
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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