Der Höerhof genießt in Idstein den Ruf eines Nobelhotels. Üblicherweise steige ich in Idstein in ein anderes, etwas preiswertes Hotel ab, da dieses jedoch bereits belegt war, habe ich mich heuer für den Höerhof entschieden. Der Ruf eines Nobelhotels manifestiert sich bereits auf dem Parkplatz des Hotels: als ich ankam waren von 16 abgestellten PKWs zehn von einer bayrischen Premiummarke. Mit meinem Seat Alhambra kam ich mir schon fast kärglich vor. Wobei sich der Preis für ein Einzelzimmer incl. Frühstück mit ca. 115.- EUR durchaus noch im Bereich des Akzeptablen bewegt.


Zum Höerhof gehört auch ein Restaurant. Leider konnte ich dieses bei meinem Aufenthalt nicht testen, da für uns als Gruppe bereits in einem anderen Restaurant zum Abendessen reserviert war. Daher kann ich nur ein paar Eindrücke vom Hotel selbst und vom Frühstück wiedergeben. Vielleicht auch für den einen oder GG Leser von Interesse.

Das Hotel und Restaurant liegt am Rande der sehr schönen und sehenswerten Altstadt von Idstein. Von der Altstadt kommend muß man ein paar Meter bergauf laufen, da das Gebäude etwas erhöht liegt. Es ist ein sehr optisch imposantes und bereits 400 Jahre altes Fachwerkgebäude, genauer gesagt ein aus vier Flügel bestehender Gebäudekomplex, der einen reizvollen Innenhof umschließt. Auch im Restaurant dominieren dicke Holzbalken und massiver Stein, alles bis ins Detail optisch sehr ansprechend gestaltet. Es geht überall recht verwinkelt zu. Auch das Restaurant ist kein großer, rechteckiger Raum sondern ein Zimmer mit Ecken, Winkeln und Nischen. Für Feiern bietet der Höerhof auch noch weitere Räumlichkeiten an.

Das Frühstück wird nicht als Büfett angeboten sondern - inzwischen die absolute Ausnahme in deutschen Hotels - an den Tisch gebracht. Lediglich die Brötchen und Croissants sowie einige Kannen Kaffee stehen auf einem kleinen Tisch in der Raummitte zur Selbstbedienung. Ob dies dem geringen Platz im Restaurant geschuldet ist oder dem Anspruch des Höhrhof auf Exklusivität entzieht sich meiner Kenntnis, möglicherweise eine Kombination von beidem. Auf dem Frühstückstisch selbst steht bereits eine Flasche Wasser und eine kleine Karaffe Organgensaft, sowie eine kurze Information (in Deutsch und Englisch) was zum Frühstück geboten wird. Im übrigen ist der Tisch optisch ansprechend eingedeckt.

Sogleich nach Betreten des Restaurant seht eine Bedienung bereit um einen Platz zuzuweisen, und sich nach seinen Wünschen zu erkundigen – Kaffee oder Tee, und ob ein Ei gewünscht wird (vom Rührei über Spiegelei bis hin zum Omelett ist alles möglich). Nach nur kurzer Wartezeit wird eine dreistöckige Etagere von der Bedienung auf den Tisch gestellt. Auf dem unteren Teller sind in vier Glasschälchen drei selbstgemachte Marmeladen sowie ein Honig angerichtet.

Die in der ausliegenden Information angekündigten „verschiedene Käsesorten“ entpuppten sich als zwei Scheiben Hartkäse (Edamer) und ein Stückchen Weichkäse auf der mittleren Ebene. Auf der obersten Etage befanden sich einige Wurstsorten – etwas Leberwurst und je eine Scheibe Schinken, Salami und Rauchfleisch.
Die Menge war für mich ausreichend. Vermutlich hätte man auf Nachfrage auch noch nachbekommen. Enttäuschend fand ich jedoch die recht geringe Auswahl. Wenn das Frühstück in Büfettform gereicht wird, ist die Auswahl doch in aller Regel bei weitem größer. Nicht nur daß zumeist eine Größere Auswahl an Käse- und Wurstsorten geboten wird, Dinge wie Müsli, Kuchen Fisch, Nuß-Nougat-Creme oder weitere Obstsäfte fehlten komplett. Ebenfalls vermißte ich die „grünen“ Komponenten. Lediglich zwei hauchdünne Scheibchen Gurke neben der Wurst, und Obst fehlte komplett. Ich konnte auch nirgendwo ein Obstkörbchen entdecken (vielleicht stand irgendwo eines herum und ich hätte nur nachfragen müssen …).

Als passionierter Tee-Trinker bestellte ich zum Frühstück ich einen Grüntee. Dieser kam in einer Teekanne, die in clever Weise das Ziehen des Tees ermöglich – die Kanne läßt sich auf eine Seite legen, dann befindet sich der Teebeutel im Wasser und kann ziehen. Sobald die Teekanne aufgestellt wird, ragt der Teebeutel nicht mehr bis ins Wasser. Dennoch auch hier ein großes Aber: bestellt hatte ich einen Grüntee. In diesem Fall erwarte ich auch einen „reinen“ Grüntee. Was indes kam war ein mit Mango und Zitrone parfümierter Grüntee.

Statt Zeitungen lagen mehrere Tabletts aus. Beim Einschalten erscheinen sofort mehrere Links zu unterschiedlichen Tages- und Wochenzeitschriften. Zuhause möchte ich meine auf Papier gedruckte Tageszeitung am Frühstückstisch nicht missen, und würde mich nie mit einem Tablett hinsetzen. In einem Hotel finde ich dies jedoch eine klasse Idee – zum einen aus Platzgründen, da ein Tablett doch deutlich weniger Raum als eine auseinandergefaltete Zeitung benötigt, und zum anderen hat man Zugriff auf mehrere Zeitungen.

Fazit:
Beurteilen kann ich leider nur das Frühstück, dieses empfand ich jedoch als recht enttäuschend. Zwar ist es durchaus angenehm, wenn man sein Frühstück nicht selbst am Büfett holen muß sondern an den Tisch gebracht wird, in diesem Fall geht dies jedoch zu sehr auf Kosten der Auswahl. Zumindest könnte das Hotel eine größere Auswahl vorhalten, beispielsweise mehr als nur bescheidene zwei Sorten Käse, und den Gast vor dem Servieren nach seinen Wünschen fragen. Sehr negativ empfinde ich das nahezu vollständige Fehlen von Gemüse (wie Gurken, Tomaten, Paprika) und von Obst (z.B. Äpfel, Bananen).

Das Ambiente des Hotels und des Restaurant ist allerdings genial, zum Beispiel für ein romantisches Abendessen wie geschaffen. Zu der Qualität des Restaurants kann ich leider nichts sagen. Nur der Hinweis, daß sich der Höerhof sich als Gourmetküche versteht und im höherpreisigen Bereich liegt, wobei die Speisekarte recht überschaubar ist.