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GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat La Sorgente in 69168 Wiesloch bewertet.
vor 8 Jahren
"Buenasera in Schatthausen"
Verifiziert

Geschrieben am 31.03.2016 | Aktualisiert am 31.03.2016
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu La Sorgente
Besucht am 30.03.2016
Am Nordrand des Kraichgaus, knapp 15km südöstlich von Heidelberg liegt im bach-reichen Tal das kleine Dorf Schatthausen  (seit 1972 in die Stadt Wiesloch eingemeindet) dessen Ursprünge ins siebte Jahrhundert zurückgehen. Die Geschichte dieses Dorfes mit seinen gerade  1.600 Einwohnern ist geprägt von Besitzübertragungen und vom 30jährigem Krieg und immer noch im Besitztum des Adels. Da gibt es ein Wasserschloss und für den Autofahrer, der von Wiesloch nach Neckargemünd fährt, bleibt Schatthausen nur mit einer fiesen Engstelle und jeweils 90° rechts-links-Kurvenkombi in Erinnerung.

 
Am Ortsausgang Richtung Mauer / Neckargemünd ist rechts, etwas oberhalb der Straße gelegen als eines der letzten sichtbaren Häuser das „La Sorgente“, zu deutsch „die Quelle“. Ein, wie der Name bereits vermuten lässt, italienisches Restaurant mit hohem Bekanntheitsgrad aus längerer Vorgeschichte und gutem Ruf – nun mit der Überschrift „Premium-Erlebnisgastronomie“ auf dem Bogen über dem Aufgang. Die Parkplätze sind gegenüber - ein Parkplatz, der zunächst recht groß wirkt.
 
Wenn man dann über die Straße zum Restaurant geht, ein paar sanfte Stufen hoch auf die große Terrasse kommt, die unter langen hellen Stoffbahnen viele Plätze bietet und dann durch die große Terrassentür ins Lokal eintritt, wo einem sofort die Kühltheke mit frischem Fisch auffällt, dahinter der Thekenbereich, links davon ein hohe Regal und weiter dann eine Kühl-Vitrine für die Antipasti – kommt man in den Sitzbereich und sieht, wie viele Plätze hier ab 17:00 auf Gäste warten- während der Osterfeiertage hatte das Sorente bereits ab 11:00 geöffnet.
 
Stylische dunkelbraune Leder-Hochlehner an den mit beige-braunen geschmackvollen Stoff Tischdecken, ebensolchen Serviettenkegeln (teils aber auch braune Papierservietten), einem ganzen Glassortiment für Wasser und Weine, Besteckteile und2 eine kleinen dezenten Tulpeblüte und Kerze auf den Tischen machen einen gastlichen Eindruck. Durch aufgemauerte Steintorbögen kommt man in den größeren Gastraum mit hohen Fenstern, an den Längsseiten des Raums sorgen unmotivierte Dachkonstruktionen für Strukturierung und auf der, der Terrasse gegenüberliegenden Wand prangt Wand füllend und teils unter einer wie vor beschrieben Dachfläche das Bild des Colosseums in Rom. Die Ausführung lässt vermuten, dass der Innenarchitekt den Restaurantbereich wie einen Vorraum zum Colloseum darstellen möchte – nun denn, es müsste nicht sein.
 
Wir werden gleich nach der Eingangstür von einer typischen, netten kleinen Italienerin (natürlich blondiert) freundlich italienisch/deutsch begrüßt (ich nimm mal an, die Chefin, die ihre Truppe im Griff hat) und zu einem  Ecktisch geführt. Der Platz ist strategisch gut für die Übersicht über das gesamte Lokal einschließlich Thekenbereich und Küchenausgang, nur wenige Plätze sind durch die Mauern zwischen den Torbögen verdeckt. (zum Fotografieren nicht geeignet).Es gibt etliche Kinderstühle –die die junge Dame beiseite schiebt, weil ich heute gern darauf verzichte. Den Mantel meiner Frau hänge ich über den dritten, freigebliebenen Stuhl, leider liegt noch eine Stoffserviette vom Vorgänger am Boden und später kann ich noch ein einsam  verbliebenes Messer zur Rücknahme geben, obwohl der Tisch frisch eingedeckt ist -ohne Besteck. „äh, die Männer haben abgeräumt“ ist die einzige Stellungnahme im Weggehen, um die Speisekarten zu holen. Diese werden geschlossen übergeben und dazu gibt es einen Hinweis auf den in der Theke ausgestellten Fisch – Dorade, Gambas und Wolfsbarsch – und weiter annonciert sie Pasta – hausgemachte - einmal mit Hummersoße und Gamba- Ricottafüllung, oder aber mit Lamm – man habe das zu Ostern von örtlichen Metzger bezogen. Die Metzgerei Seltenreich  kenne ich, sie hat einen überörtlich guten Ruf in der Gegend. Trotzdem schauen wir erstmal in die Karten – gut aufgemacht und klar strukturiert – siehe auch die Webseite im Netz (die läuft bei mir allerdings nicht so gut) und ich weiß nicht, wie ich das Lokal einschätzen soll – als etwas recht teurer oder normal. Als 2014 das Restaurant grundlegend renoviert wurde, war als neuer Pächter ein Wirt, früher eine Institution in Leimen in den Nachrichten – man habe nun ein Gourmet-Dreieck – mit dem Hofgut Lindental („Oben“ – 1-Stern) dem La Sorente in Schatthausen und noch einem upper-dupper –Schickimicki, was mich bisher eher abgehalten hatte – Dass wohl ab Herbst letzten Jahres neue Besitzer-verhältnisse bestehen war mir unbekannt. Hier in den News bei GG warb das Lokal auch beim aktuellen Besitzer im Januar mit dem Angebot zur Trüffel-Saison, die Pizzen fangen quasi erst über 10 Euro an (mit einer Ausnahme), die Dorade wird mit satten 22 Euro, der Wolfsbarsch gar mit 24  genannt, auch sonst in der Karte sehr sportliche Preise fürs Land – andererseits ist Vitello Tonnato mit 11,50 und das Carpaccio di manzo mit 11,90 sehr normal aufgerufen.
 
Draußen auf der Terrasse schrauben Elektriker an der dortigen Stromversorgung – kommen später herein um eine Deckenlampe zu reparieren – für ein Restaurant, das irgendwo den touch „besser“ vermitteln will (?) und das um 17:00 für seine Gäste öffnet, etwas ungewöhnlich, das wäre in umgedrehter Reihenfolge wohl sinnvoller gewesen. Auf dem Tisch finden wir eine Karte mit der Empfehlung für einen Uomo Nero D'Avola e Merlot IGP 2013 vom sizilianischen Weingut Calatrasi und Micciche, 0,2 zu 5,90€, (Flasche im internet im Restangebot zwischen 6,- und 8,50 €, also normale Kalkulation) Den bestellen wir und ein SP (0,75l zu 5,50€). Die Getränke kommen schnell, werden richtig serviert – später aber nicht nachgeschenkt. Wir entscheiden uns für das Carpaccio und das Vitello sowie im Hauptgang meine Frau für die frische Pasta mit Hummersoße – ich liebäugle und frage noch nach, ob denn das zu 19,90 € angebotene Seezungenfilet ein solches sei oder Atlantikzunge?. An Antwort Statt verweist mich der incl. Schlips komplett in schwarz italienisch elegant gekleidete junge Italiener, der mit den Getränken auch den weiteren Service übernommen hat, auf das Frischfisch-Angebot und nennt mir nicht ganz sicher den Preis für Wolfsbarsch. Konsequent entscheide ich mich dann für die frische Pasta mit Lamm – (deren Preis wurde bisher nicht benannt 13,90€)
 
Der Cameriere bringt uns nun ein Körbchen mit frisch aufgebackenem leckeren Brot und deckt zu unserem Erstaunen zwei Suppenlöffel ein.  Wir schauen uns an, wofür das, weil keine Suppe bestellt -  doch im nächsten Schritt erklärt sich das – er bringt zwei Schalen, wie man sie von Creme brulee kennt, mit der Erläuterung „Ein Gruß aus der Küche - Spargelsuppe“. In der Suppe schwimmen ein paar geröstete Weißbrotwürfel. Auf meine Frage „Haben Sie schon frischen Spargel- oder ist der aus Italien?“ –(in unserer Region beginnt jetzt zum 1.4. die Spargelsaison, einige ernten schon kräftig) – gibt es ein „Nein“, und das macht klar, wie die Konsistenz und der übertrieben starke Spargel- Geschmack, dass das hier aus der Tüte stammt. Schade – „iss Deine Suppe und wir können gehen, weil satt“, denke ich mir. Doch das warme Süppchen und das Brot tun bei der augenblicklichen Kälte draußen schon gut. Der Wein ist tiefdunkelrot bald schwarz, trotzdem geschmacklich sehr rund und gar nicht gerbstofflastig herb, aber trocken. Das SP ist trink-kühl, wird aber ohne Kühler auf dem Tisch mit der Dauer wärmer und leider kümmert sich niemand um leere Gläser –Self-Service ist angesagt. Derweil stellen Chefin und der Service-Mitarbeiter Tische für eine größere Gesellschaft um – doch die Chefin hat ein Auge auf uns und trägt ab, erkundigt sich, ob alles in Ordnung sei, kümmert sich um weitere neue, wohl  bekannte Gäste.
 
Wir hätten doch Carpaccio di salmone bestellt, fragt der Ober uns – und wir korrigieren Carpaccio di manzo – doch wenige Augenblicke später bekommen wir die Vorspeisen und neues Brot. Die Portionen sind ordentlich, viel Rucola auf dem Carpaccio, das sehr fein aufgeschnitten ist, so wie es sein muss – leider merkt man etwas „Auftau“, wodurch das Fleisch leicht an Geschmackssubstanz verliert, der Parmesan wirkt noch etwas jung, flach –aber insgesamt ist meine Frau sehr angetan. Dass Vitello ist erwartungsgemäß sehr hell und nicht zu trocken in der Struktur, die Kapern sind mittelgroß, das Tonnato ist leicht mayonnaiselastig – macht insgesamt Spaß im Gaumen – bin gespannt auf das, was noch kommt.
 
Es wird abserviert, mein leeres Glas bleibt unbeachtet. Nach angenehmer Wartezeit kommen die Pasta-Hauptgerichte gleichzeitig: Meine mit Lamm, dann für  meine Frau mit Hummersoße. Auf den dreieckigen, flach mit Lammfarce gefüllten Pasta liegt ein sehr kleines Lamb-Chop , die Pasta hat eine tomatisierte Soße mit Zwiebel und etwas Fleischgeschmack. Die Portionsgröße ist eher in Richtung Menu als Einzel-Hauptgericht. Die große,  mit Gambastücken und wohl wenig Ricotta gefüllte Pasta meiner Frau schmecken gut. (ich komm nicht auf den Namen – tortellini-artig aber dann nicht geschlossen, sondern an den Enden wieder nach außen gefaltet). Aber meine rau bezeichnet die Portionsgröße auch als gerade so – und sie vermutet daher zu recht, dass durchaus noch Platz und Bedarf meinerseits bestehe. (Allerdings muss ich zugeben, dass das unser Mittagessen ist – nur zeitlich zu spät).
 
Also frage ich nach dem Nachtischangebot. Tiramisu (5,20€) wird angeboten- bestelle ich einmal und einen Espresso (2,20€) für die meine Beste. Das Tiramisu ist wunderbar – was für Naschkatzen, ohne süß zu sein ist die Creme eher Sahne als Mascarpone und auf der Kakao-Schicht ist flüssigschokoladensoße, die Basis bildet mit Kaffee und ohne Amaretto-geschmack weiche, nicht durchsuppte Biskuits  angerichtet mit einer Erdbeere und einer Orangenscheibe.  Minimaler Fauxpas vorher – gleich mit der Bestellung steht meine auf um auf die Terrasse zu gehen (sie kann es nicht lassen, obwohl ich mal fast militanter NR war) – dennoch bringt der Cameriere den Espresso fast umgehend – d.h. der steht dann erstmal au dem Tisch – aber schön mit Glas Wasser und schockogehüllter Kaffeebohne im Einzelpack.
 
Fazit: es war schön – kein Alltags-italiener von Teilen des Preisniveaus her. Im Sommer wird die Terrasse sicher sehr angenehmer Platz für laue Abende sein. Und ich denke, wir kommen gern bei Gelegenheit mal wieder.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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