Hotel Becker's · Weinbar
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Olewiger Straße 206, 54295 Trier
Weinstube Gästezimmer Weinkeller
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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Hotel Becker's · Weinbar in 54295 Trier bewertet.
vor 8 Jahren
"Meer, und bitte noch viel Meer !!"
Verifiziert

Geschrieben am 29.11.2015 | Aktualisiert am 29.11.2015
Besucht am 27.11.2015
Is(s)t der erste Gruß aus der Küche mehr ein Aperitif-Begleiter, hören wir beim zweiten Gruß „leise“ das Meer rauschen. Nach zweijähriger Trier-Pause, sollte es am ersten Urlaubs-Tag gleich ein Knaller sein. Keine Experimente, nein, es sollte ein Ober-Knaller werden … 

Küchenchef Wolfgang Becker verteidigt seit mehreren Jahren seine 2 Michelin-Sterne, ihm fällt immer wieder was neues ein. Unser erster Besuch war vor gut 6 Jahren, bei einem verblichenen Bewertungs-Portal war damals diese Bewertung mein erstes Ausrufezeichen, quasi ein „Herantasten“ an die kreative Küche. Mittlerweile haben wir die Sterneküchen zu schätzen und lieben gelernt. Wolfgang Becker aus Trier, Inhaber und Küchenchef des Becker’s Hotel, Weinbar, Weinhaus und Restaurants, ist wohl der einzige Zwei-Sterne-Koch der Welt, der gleichzeitig auch ausgebildeter und passionierter Winzer ist. Der **Koch hat vor seiner Kochlaufbahn eine Lehre im Weinberg absolviert, so kommt es, dass bei unserem heutigen Besuch als Weinbegleitung im Weinhaus nur hauseigene Weine angeboten werden sollen. Herr Becker wuchs in Trier auf und entwickelte schon in jungen Jahren Begeisterung für das Thema Wein und arbeitete auf dem elterlichen Weingut mit.Sowohl im Gourmetrestaurant Becker‘s als auch im Weinhaus und der Weinbar des Hotels werden neben einer Auswahl internationaler Weinen auch Weine aus eigener Produktion serviert. Wolfgang und Christine Becker führen das Weingut heute in fünfter Generation. 


Frau Becker begrüßte uns (wie beim letzten Besuch) freundlich professionell. Wir plauderten ein wenig, sie war erstaunt, dass wir uns noch so genau an die damals servierten Gerichte erinnern konnten. Sie erzählt uns, sie unterstützt den Service wo sie kann, gibt gerne Weinempfehlungen ab, so dass alle Gäste im Weinhaus bestens aufgehoben sind. In den knappen drei Stunden Aufenthalt gab sie uns immer das Gefühl, dass wir „willkommen“ sind. Wir bekommen erklärt, dass im heutigen angebotenen Business Menü alle Gänge auch im abendlichen 11-Gänge Menü, im angrenzenden Gourmet-Restaurant serviert werden, da aber dann in „kleineren“ Portionen. Wir mussten nicht lange überlegen und nahmen die Empfehlung gerne an. Unterstützt wurde der Service von einer schwarzhaarigen und einer blonden Servicekraft, beide gelernt, natürlich vom Fach, aufmerksam zurückhaltend, freundlich, das passt bestens ins Gesamtbild. Die blonde Bedienung gab mir dann auch gleich zwei Weinempfehlungen für das Essen „Becker`s Grauburgunder 2010“ zum Hauptgang, zum Dessert ein Riesling (!!!) Alte Reben 2009er Jahr (hatte nur 8,5 % Alkohol) das Glas für 4,50. Beide Weinflaschen wurden am Tisch geöffnet und vor meinen Augen eingeschenkt, obwohl ich lediglich jeweils ein Glas bestellt habe, wurden zwei noch volle Flaschen geöffnet, sehr vorbildlich, als Begleitung wählten wir eine Flasche Pellegrino 0,7 für 5 Euro (ja, es geht doch).


Das Ambiente ist einem Weinhaus würdig, eigntlich mehr als das. Es gibt diverse offene Holzvertäfelungen, so dass jeder der Tische genug „Privatatmosphäre“ hat. Schicke weiße Stofftischdecken, hochwertige Gläser, kleine Schiefer-Fliesen mit kleinen Buttermessern. Die Speisekarte ist recht übersichtlich, auf zwei DIN3 Seiten eine kleine Auswahl an Gerichten, bestellt man sich Vorspeise, Zwischengang, Hauptgang und Dessert einzeln von der Karte kommt man leicht ins dreistellige (klar, das Weinhaus und das Gourmet-Restaurant hat die gleiche Küche), es wird noch ein spezielles „Weinhaus Menü“ angeboten 4 Gänge für knappe 60 Euro, oder das Business-Menü, ganz eilige können auch den Quick Lunch wählen, inkl. einem 0,1er Wein, heute sollten es da feine Kalbs-Schnitzel auf einem winterlichen Blattsalat sein.


Wir haben bewusst auch wegen den angebotenen Becker`s Weinen auf einen Aperitif verzichtet, bekommen aber dennoch einen ersten „kleinen“ Gruß aus der Küche. Warmer Zwiebelkuchen, der war himmlisch weich und knuffig, leicht nach Speck und Zwiebeln schmeckend. Da fehlte nur noch der Dornfelder-Schoppen Glühwein und ein kleines Blech weiterer kleiner Zwiebelkuchen-Stücker. Beim zweiten Gruß aus der Küche hören wir leise das Meer rauschen. SENSATIONELL !! Gebeizter Lachs mit zweierlei vom Fenchel (Creme und Carpaccio), dreierlei Passionsfrucht (flüssig, fest und als Drops) auf feinem Meerrettichspiegel. Ich glaube der Meerrettich war auch zwei mal vertreten, als kleine Kügelchen in den kleinen Törtchen, die explodierten am Gaumen. Eine erste Verwirrung im Mund war der Crunch von der weißen Meeresalge, das salzige harte „Obendrauf“ gab dem ganzen einen extra Kick (2 Sterne halt) – ich fragte beim Abräumen ob Herr Becker nur abends in der Küche steht, oder vielleicht auch gerade jetzt – die Bedienung schmunzelte „er steht gerade in der Küche und richtet ihre Vorspeise an“ - ja ist denn heute schon Weihnachten ??


Als dritten Gruß aus der Küche servierte man uns 2 verschiedene Butterarten auf einer Schiefertafel, dazu 4erlei Brot, alle Brotsorten werden selbst hergestellt und in der Küche gebacken … Der Grauburgunder schmeckte famos – er hatte eine tiefe goldene Farbe, wenig Säure, aber körper- und extraktreich und unbeschreiblich „geil“ am Gaumen (sorry). Einer der besten Grauburgunder den ich in meinem Leben getrunken habe. Die 4 Sorten Brot waren dann auch sehr schnell leer, immer wieder wurde das Brot nachgefüllt, es wurde nie vergessen Wasser nachzufüllen, die Gerichte wurden am Tisch erklärt, Frau Becker hat mir sogar erzählt wie die Trauben aussehen, dass der Grauburgunder eigentlich ein Rotwein sei, aber zu den Weißweinen zähle (wieder was gelernt)


Die Vorspeise wird serviert. Winterliche Blattsalate, Pflaumen im Speckmantel. Ein Highlight, nicht nur optisch. Der Salat war so gut angemacht wie ich es sehr sehr selten erlebt habe. Das bekommt nicht mal Norbert Dobler in Mannheim so gut hin (sorry Norbert). Ich weiß nicht wie, aber hier hat alles gestimmt. Auswahl der Zutaten, Temperatur, Säure, Süße, Salz-Pfeffer-Haushalt, das „i“-Tüpfelchen waren die 5-6 mittelgroßen Pflaumen, in einer krossen Speckschicht umwickelt, im Mund war das so ein „geiles“ Geschmackserlebnis, an dass ich mich wohl bis an mein Lebensende erinnern möchte (Mami, ich möchte dieses Jahr noch einmal hin). Und wieder wurde Brot und Butter nachgereicht, die Bedienung sah, dass ich nur noch wenig Wein im Glas hatte und schenkte nach (wurde nicht auf der Rechnung angegeben) es sollte der Hauptgang folgen. „Meer, ich will Meer!!!!“

Fish and Chips mit einem dicken Smiley in der Karte stehend. Wir waren gespannt wie kleine Kinder, was sich Wolfgang Becker und sein Küchenteam da wohl einfallen lassen sollten, was dann aber aufgetischt wurde, verschlug uns regelrecht die Sprache. Der Scophthalmus maximus lebt an den europäischen Küsten des Atlantischen Ozeans, des Mittelmeeres, der Nord- und Ostsee auf Sand und Geröll in Tiefen von 20 bis 70 Metern. Es ist der Steinbutt, wir bekamen jeweils 2 mittelgroße Filetstücke serviert, desweiteren 2 Stücke Lachs sowie 2 Stücke Zander. Alles Filetstücke, leicht mehliert in Öl ausgebacken. Wie der Fisch genau gegart wurde, und mit genau welchem Mehl oder Teig (??) wollte ich nicht nachfragen, es war köstlich. Dazu gab es eine Kräutersauce die perfekt zu den Filets gepasst hat. Die Pommes ähnelten den ein Tag später gegessenen Pommes in der Trierer Innenstadt, wohl aus 100% frischen Kartoffeln, die bei Becker`s waren auch nicht gesalzen, im Mund aber schmeckten sie leicht salzig (ist das eine neue Methode die ich nicht kenne), einige Kristalle explodierten regelrecht am Gaumen und gaben dem Gericht nochmals einen Kick. FANTASTISCH !!


Als Dessert gab es Pavlova, kannten wir bis dato nicht. Ein Koch kam dann an unseren Tisch und hat uns das Gericht erklärt. Pavlova ist eine mit Sahne und Früchten gefüllte Süßspeise. Das Besondere der Baisermasse bei Pavlova ist, dass nur die äußere Hülle hart wird, während das Innere weich bleibt, diese wiederum war mit einer heißen Karamellsauce gefüllt, die schmeckte unverschämt stark nach Karamell, dazu gab es klein geschnittene Ananasstückchen, die wiederum verschiedene Texturen und Temperaturen hatten. Obendrauf eine Art halbfeste zart-herbe Nougatschicht. Ganz oben eine Scheibe Schoko, angerichtet mit einem Klasse Mangosorbet auf kleinen Nüssen, das dem ganzen noch einen richtigen Crunch gegeben hat. Ich fande das Dessert ausgezeichnet, meine Frau meinte, es wäre das beste Dessert welches sie in ihrem ganzen Leben gegessen habe (sie backt selber gerne und weiß wie schwer man so ein Dessert hinbekommt).


Nach dem Dessert wurde uns ein 4. Gruß aus der Küche serviert – auf einer länglichen Schiefertafel jeweils 2 Macharons, 2 kleine Kirsche-Hefe-Stückchen, so wie 2 kleine Mohnschnittchen und das zu einem Menüpreis von (liebe Community bitte festhalten: achtundzwanzigeuro)


Fazit:
Wolfgang Becker und sein Team setzen die Messlatte für ambitionierte Restaurants extrem nach oben, zu gerne möchten wir wieder kommen, alternativ gerne auch mal Abends im Gourmet-Restaurant. Liebe Community, auf nach Trier ;-)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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