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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Gasthaus Zur Waldpforte in 68305 Mannheim bewertet.
vor 2 Jahren
"Paul Bocuse meinte „ Wenn der Koch einen Fehler macht, gießt er ein wenig Sauce drüber und sagt, es wäre ein neues Gericht“ oder: ohne einen echten "Zigeuner ist es auch kein Zigeuner-Pfännchen"

Geschrieben am 05.12.2021 | Aktualisiert am 05.12.2021
Besucht am 05.12.2021 Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 120 EUR
War Paul Bocuse nicht der Fussball-Star von Olympique Marseille?


Ich blätterte letztens ein Reisemagazin durch, vom Aldi. Da gab es eine Weltreise für 17.999 Euro, knappe 118 Tage lang. Am dritten Tag der Aufenthalt in Marseille geplant, das macht auch Sinn, denn Marseille gilt als die kriminellste Stadt auf unserem Planeten und wer reist schon gerne mit unnötigem Gepäck, Ausweisen und Kreditkarten durch die Welt? 

Wobei ich überlege? 
Marseille noch vor Germersheim? 
Das will was heißen.


Und Paul Bocuse war ja der Kapitän und Küchen-Chef der ersten Elf. Ich frage mich, wie er Gulasch serviert hat. Oder Kalbsgeschnetzeltes?


…. wir mögen die Waldpforte in Mannheim, denn die Waldpforte im Stadtteil Käfertal Nord steht für deutsche, bodenständige, gut gewürzte bürgerliche Küche. Und viel ordentlicher Soße.


Wir waren heute eingeladen und müssen dank der Bundesländerregelung, obwohl wir doppelt geimpft, uns noch ein Test besorgen. Also reservieren wir online bei der VFB Gartenstadt (dort gibt es ein öffentliches Testzentrum) ein Termin. Nach 15 Minuten kommt das Ergebnis auf das Handy. War negativ, aber schon währenddessen, als mir die forsche Dame den "Watte-Stengel" ins Hirn drückte, wusste ich, das wird ein einmaliges „Erlebnis“.
Wir Geimpfte werden erneut bestraft, dass sich ein paar Hirnverbrannte nicht impfen lassen und dadurch die Indexzahl der Intensiv-Betten durch die Höhe geht. 

Ich desinfiziere mir auf Arbeit alle 60 Minuten die Hände, habe 37,5 Stunden die Woche die Maske während der Arbeit auf (klar, bin auch Chirurg), halte immer 2 Meter Abstand, nur nicht bei meinem Club die „Wandervögel“. Da gibt’s nämlich zwei Gruppen, die einen wandern ...


Das Zigeunerpfännchen war immer eines meiner Lieblings Gerichte in der Waldpforte. Die Sauce schmackhaft, leicht scharf abgebunden. Die Schnitzel dank der Cornflakes Panade knusprig (ahhh was für ein toller Crunch), das ganze schön mit Käse überbacken ala "Callmund", also dachte ich mir nichts dabei, heute das Paprika Pfännchen zu bestellen. 
Außerdem bestellten wir Rumpsteak, Leber und Cordon Blue, allesamt mit Bratkartoffeln und Salat. Meiner einer nahm die Spätzle. Mir fällt dabei auf, dass es kein Zigeuner Schnitzel und auch kein Jägerschnitzel mehr gibt. Da hat sich die die Jäger-Vereinigung wohl heftig in Berlin beschwert. Aber das ist eine andere Baustelle.

Uns ist weiter aufgefallen, dass die Preise nach oben gingen. 20,40 Euro für ein Paprika Schweineschnitzel mit Salat sind nicht gerade schüchtern bepreist. Im Nachgang habe ich mit Marc074 gechattet. Er ist der gleichen Meinung, für „Gerichte“ mit „Schweinefleisch“ ist das zu hoch angesetzt. Da bekommst in anderen Lokalen ein Kalbsschnitzel dafür.
Aber heute dachten wir, dass es entsprechend der langen Wartezeit (meistens eine knappe Stunde, heute knappe 80 Minuten) und des hohen Preises dementsprechend gut gewürzt und zubereitet ist. Weit gefehlt.


Vor gut drei Wochen war ich bei uns auf dem Waldhof beim Lidl, da gibt es ein neues „Käse und Wein“ Regal. Keine Lagerweine Marc074, aber ich nahm ein Chateauneuf du Pape von 2015 (für unverschämte 27,99) mit, der noch am gleichen Abend von mir herunter gekippt wurde (auf Ex, ja fast). Mit holländischem Käse und französischem Baguette natürlich. Im LIDL-Angebot war dagegen ein XL Familienpack, BIO Schweinefleisch, 4,5 Kilo für knappe 17 Euro. Das sah super aus und bestätigt einen Bericht im ZDF, dass Schweinefleisch (warum auch immer) so günstig wie noch nie auf dem Weltmarkt sei. Kilopreise für knappe 2-3 Euro wurden da genannt.


Für die Differenz der heutigen Preise (bei einem gesundem Wareneinsatz von 25-30%) erwarte ich dementsprechend gute Fette, Gewürze, Produktqualität und handwerkliches Geschick. Beim Schnitzel fehlten die Gewürze und das Geschick komplett, die Panade vermisste die Cornflakes. Das Schnitzel komplett aufgeweicht, die Sauce wässrig. Mir kam es vor, dass bei der Sauce einfach Wasser mit roher Paprika aufgekocht wurde. Da fehlten Fette (zB Creme Fraiche), ganz viel Butter, da fehlte Säure (ein gescheiter Rotwein) und Bratansatz (Fleischgeschmack). Fast die Hälfte
mein Gericht hier im Hintergrund
 von meinem Gericht ging zurück.
Die Bratkartoffeln wurden bei jedem Esser von unserem Tisch beanstandet. Das waren mehlige Pell-Kartoffeln mit zu viel Stärke. Entweder hat man die nicht mindestens 24 Stunden auskühlen lassen oder man hat eine falsche Sorte genommen. Außerdem hat man die auch zu dick geschnitten und viel zu wenig Bräunung gegeben.


Das Cordon Blue ebenfalls zu hell, 
Cordon Blue
die Panade matschig. Der Esser bemängelte ebenfalls die fehlende Würze bei der Paprika Sauce. Die Sauce wurde extra gereicht, sah aber nicht appetitlich aus. Gerade eine Paprikasauce kann man so gut mit gelber, grüner und roter Paprika (in feine Streifen geschnitten) aufwerten. Da braucht man einen guten Fond, die Paprika enthäuten (was heute bei uns auch vergessen wurde) und scharf anbraten oder im heißen Ofen backen, dann verarbeiten. Aber das alles vermisste ich heute bei dieser Variation. Beim Cordon Blue lief schön der Käse raus, war aber aus meiner Sicht nicht richtig portioniert, das Fleisch sah auch nicht geklopft aus. Mein Schnitzel war ebenfalls  nicht geklopft und nicht gesalzen (Anmerkung des Schreibers)


Lob gab es für die rosa 
Kalbsleber mit Pfannenziebeln

gebratene Leber. Auch Lob von mir für die gut gemachten
Spätzle
Spätzle. Aber was sich schon beim Schnitzel angedeutet hat, wurde beim Rumpsteak fortgesetzt. Handwerkliche Fehler bei der Zubereitung von Fleisch. Das Rind und auch das Schwein
keine Klopf-Spuren, kein Salz, kein Pfeffer
 wurde vor dem Braten nicht gesalzen, gepfeffert und auch nicht gezuckert. Gut, mit dem Zucker, das machen nur Ausnahmeköche. So wie ich einer bin. Aber Salz gehört auf jedes Fleisch, wenn es nicht gerade ein Ultra Wagyu, irisches Rinderbeef oder ein irisches Salzwiesen-Lamm ist. Am Ende (beim Gast) gab es kein "Fleischkaramell" beim Rumpsteak, was durch braune Flecken gekennzeichnet wird. Und das ist auch keine „höhere Küche“, das sind einfache Basics. Die Preise für Rumpsteak (27,40) und Schnitzel (20,40) für das Dargebotene aus meiner Sicht viel zu hoch. Und das ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass man angesetzte Preise nicht mit dem Niveau der Küche gleichsetzen kann. Das Preis-Leistungsverhältnis muss immer separat bewertet werden.


Ich erinnerte mich an eine Bewertung von Petra, wo sie ebenfalls bemerkt hatte, dass jeder ausgegebene Cent ihr sehr, sehr weh tat. Uns ging es heute genauso. Das war heute alles lieblos daher gekocht. Große Portionen ja, aber wenn es nicht schmeckt, dann ist der Rest eine Qual. Qualität anstatt Quantität wäre hier die richtige Strategie. Der Inhaber hat uns dann noch 4 kostenlose Espresso ausgegeben, aber das ist nur der kleine Tropfen auf dem heißen Stein.


Positives Aushängeschild war der tolle Service heute, so dass ich auch insgesamt auf 2 Sterne kommen kann. Auf vereinzelte Fragen wurde reagiert, es wurde auch agiert und nicht nur reagiert. Immer wieder Augenkontakt zu den Gästen, das war sehr gut von der jungen Dame, so dass wir auch 10 % Trinkgeld gegeben haben (knappe 10 Euro). Auch der gute" Beilagensalat" rettet mit dem sehr guten Service die gut gemeinten 2 Sterne im Gesamtbild. Aber Preis-Leistungstechnisch ist das nicht mal ein Stern für mich und wird von mir mit einem halben Stern bewertet. Vielleicht sollte man sich über die Preispolitik Gedanken machen. Die Gäste nehmen Strapazen (so wie wir mit dem Test) auf sich, da muss der Gast erwarten können, das Gemüse und das Fleisch ordentlich mit Gewürzen und dem richtigen Zeitmanagement in Szene gesetzt werden kann. 
 
Ausbaufähig dagegen das Timing der Küche. Wir haben knappe 80 Minuten auf unsere Hauptgerichte gewartet. Insgesamt waren fünf Tische besetzt. Am Nachbartisch wurde das Martinsgans Menü vorbestellt, nach 20 Minuten kam da das Essen. Allerdings waren die Leute am Nachbartisch nicht zufrieden. Sie vermissten die typischen „Gänse Gewürze“ so wie die knusprige Haut.


Wir sind uns sicher, dass wir von einem weiteren Besuch Abstand nehmen. Aktuell Keine Empfehlung.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 17 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 17 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.