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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Gasthaus Zum Adler in 66117 Saarbrücken bewertet.
vor 7 Jahren
"Traditionsgasthaus mit französischer Küche - Eine gute Einkehr"
Verifiziert

Geschrieben am 17.03.2017
Besucht am 15.03.2017 Besuchszeit: Abendessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 39 EUR
Allgemein:

Wieder in Saarbrigge und nach Balkan und Grieche hatte ich mir für einen vorfrühlingshaften Märzmittwoch das Gasthaus zum Adler für einen bodenständigen, frankophilen Abend ausgesucht.

Als Alleinesser war ich mir nicht sicher, ob ich im gelobten La Bastille im lebhaften Distrikt um den St. Johanner Markt Unterkunft finden würde. Das Gasthaus Zum Adler liegt abseits von den Touripfaden und ich lag mit meiner Hoffnung richtig. Um 18:30 bekam ich einen Tisch in dem nur mäßig besuchten Gasthaus. Das Publikum indigen und gediegen. Als ich gegen 20:00 Uhr ging, hatten sich noch einige Gäste eingefunden. Darunter überwiegend Stammgäste, wie das Busserln zeigte.

Im Internet bekommt man einen Eindruck von der Historie, der Philosophie und der Standardkarte für Speisen und Weine: http://www.adler-sb.de/index.html.

Das Preisniveau ist akzeptabel und ich setze mal 3,5 Sterne an.

Ich wandelte auf den Spuren des Saarbrücker „Platzlöwen“ Simba und meines Lokalgenossen Borgfelder. Meinen Gesamteindruck kann ich so resümieren, dass man nichts verkehrt macht, im Gasthaus Zum Adler einzukehren, zumal die Atmosphäre sehr behaglich ist.

Service:

Es sind drei jüngere Frauen, die ich hinter der Theke und an den Tischen beobachten konnte. Uniform waren das schwarze Top mit dem Adleremblem und schwarze Kellnerschürzen. Darunter ging es in Räuberzivil weiter. Aus der Küche ließen sich kurz Mann und Frau im mittleren Alter im selbigen Outfit blicken, die mich vom Auftritt her an Wirtsleute denken ließen; ob ich da nun eine Madame Leconte gesehen habe, kann ich mangels Bekanntschaft oder Fotoabgleich nicht sagen.

Die drei Mädels verrichteten ihren Dienst freundlich und eingespielt. Sie waren aufmerksam und erkundigten sich brav, ob es denn konveniere. Meine Frage nach einer Zubereitung wurde in der Küche geklärt und die Kochauskunft berichtet. Also alles im grünen Bereich, aber ohne Ausschläge nach oben. Für mich sind das dann immer befriedigende drei Sterne.

Die Getränkepreise empfand ich gemischt. Das Bitburger kam (gerechnet) auf 2,40 € für 0,3 l. Die Flasche Wasser 0,75 l auf ebenfalls moderat kalkulierte 4,50 €. Die Weine im Schankmaß 0,2 l beginnen mit einer Ausnahme bei 6,00 €. Mein Rosé Ventoux war fruchtig und gut trinkbar, aber mit 6,20 € stramm bepreist. Und, beim „Franzosen“ wird nichts ausgegeben!

Essen:

Die Standardkarte ist überschaubar. Überraschend für mich, dass die Rubrik „Nachspeisen“ mit 12 Einzelpositionen um umfangreichsten ist. Die auf der Homepage als PDF angebotene aktuelle Tafel nimmt schon die Spargelsaison vorweg oder stammt von der letztjährigen, hat aber mit dem Anschlag rechts von der Theke am Mittwoch nichts zu tun. Dort las ich fünf Vorspeisen von 8,50 € bis 10,50 €, u. a. Austern, fünf Hauptspeisen wie Lamm, Rind, Kalbskopf, Zander, Penne zwischen 8,90 € und 22,00 € und zwei Nachspeisen.

Aber erst einmal gibt es als AG ein kleines Schälchen Makrelenmousse mit Graubrotscheibchen. Die Mousse trotz Sahneanteil klar im Geschmack.

Dann stand mir der Sinne nach einem klassischen Flammkuchen, also fiel die Wahl auf den mit Dürrfleisch und Zwiebeln (7,50 €). Zwischenzeitlich waren eine ordentliche Pfeffermühle und ein schlichter Salzstreuer gebracht worden.

Mit der Flammkuchenwahl war ich in zweierlei Hinsicht zufrieden. Erst einmal schmeckte er mir gut! Krosser Teig, schmandig bestrichen, magere Fleischwürfelchen des Gesalzenen und Zwiebelringe ergaben ein schlichtes, aber schmackhaftes Ganzes.

In zweiter Hinsicht war der Sättigungsbeitrag dieser Vorspeise vonnöten.

Confit de Carnard mit Grenaille Kartoffeln und einem grünen Salat (16,00 €) folgten in angenehmen Abstand.
Confitiert war eine Entenkeule. Diese war sehr zart und erinnerte mich an mein Weihnachtsrezept von Tim Mälzer für ein Gänseconfit, das mit einem Pökeln der Gänseteile beginnt. Meine Frage, ob auch die Entenkeule gepökelt sei, wurde nach der Rückfrage in der Küche verneint. Aber gut Salz war in die Zubereitung eingeflossen. Wohlgemerkt nicht zu viel, aber es hatte das Entenfleisch durchdrungen. Eine Zubereitung mit einem sehr schmackhaften Ergebnis, ganz ohne Soße.

Die Kartoffeln als halbierte Drillinge, mit Schale kross angeröstet, passten sehr gut.

Der Salat hätte etwas mundgerechter gezupft sein dürfen und die an sich gelungene klassische Vinaigrette war etwas zu reichlich spendiert worden.

Ohne meinen Flammkuchen hätte mir die Hauptspeise zum Hungerstillen nicht ausgereicht.

Für das Kochergebnis in geschmacklich-handwerklicher Bewertung gebe ich gerne vier Sterne.

Ambiente:


Wie ich für die Kritik las, ist das Gasthaus 1750 errichtet worden. In der Gaststube selbst dürften die stilbestimmenden Elemente sicherlich ein paar Jahrzehnte alt sein, aber an die Frühzeit des Baus erinnert nichts.
Dunkle Holzfarben und die rot-weiß-karierten Tischsets fangen den Blick. Über der Täfelung eine weiße Wand und Decke. Klassische Werbeblechschilder französischer Provenienz, Schwarzweißfotos aus dem alten Saarbrücken, naive Tiermalerei bildeten den von mir einsehbaren Wandschmuck.

Es ist ein offener Raum, der insgesamt mit seiner ungezwungenen Gaststubenatmosphäre zum Verweilen einlädt. Das gedämpfte Licht mildert das Offene.

Die Anzahl der Tischreihen, parallel zur Fensterfront und im Raum in Linie mit dem Thekenbereich, ist überschaubar. Zu geschäftstüchtig gestellt ist es nicht und auch die Tischgrößen sind akzeptabel.
Am Anfang war die Beschallung mit französischen Schlagern etwas kreischig, danach wurde die Musikfarbe sanfter.

Sauberkeit:


Nichts Nachteiliges fand meine Aufmerksamkeit. Mein Feuchtraum wurde vor geraumer Zeit ausgestattet, aber zeigte sich sehr gepflegt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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simba47533 und 18 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.