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GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat Historische Gaststätte Essighaus in 69117 Heidelberg bewertet.
vor 6 Jahren
"Gutbürgerliche Martinsgans-Schenkel mitten in Heidelberg"
Verifiziert

Geschrieben am 12.11.2017
Besucht am 11.11.2017 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 36 EUR
11.11. – für die einen Faschingsbeginn, für Andere Geburtstag und für wieder andere Namenstag – also in jedem Fall ein Tag zu feiern. Wir sind morgens früh aufgestanden, um jemand früh fast noch vor dem Aufstehen gratulieren zu können – und wenn mir jemand zu der Zeit gesagt hätte – Martinstag – da gibt es doch Martinsgans – hätte ich noch gesagt, ja, früher vielleicht.
 
Aber nun, wir haben gratuliert und so im Reden sagt mein Sohn, wie ist das eigentlich, macht ihr heute Martinsgans – (welch déjà vu  der morgendlichen Idee) – meine Frau springt darauf an – man könnte ja Essen gehen, eventuell gibt es ja – nicht im xx in yy (falls sich jemand an meine Rezension über den dunklen Gänsebraten vom Nebentisch vor ein paar Jahren erinnert) – und eh wir uns versehen ist in der Internetsuche nach Lokalen zwar zum einen durchaus auch von Gänsegerichten die Rede, aber zumeist erst am Abend geöffnet – nicht jetzt gegen Mittag.
 
Bis meinem Sohn das Essighaus einfällt, eines, nach eigenen Aussagen der Betreiber Karsten Springer u. Stefan Eberle (siehe Internetseite) der ältesten Gastwirtschaften Heidelbergs – ab 1844 steht dort zu lesen. Und schon ruft mein  Sohn dort an, erkundigt sich, ob es Gänsebraten gäbe. Ja, es gäbe heute als Tagesgericht  Gänsekeule mit Klößen und Rotkraut und einer Tagessuppe als Vorspeise zu 15,50€ - wir nicken und er reserviert, obwohl noch alles frei sei, zwei Plätze für uns (quasi unser Frühstück) bereits kurz nach 12:00 Uhr.
 
Man kann in der Nähe der Essighauses sehr gut parken – entweder im Parkhaus am Theater oder aber unter der Unibibliothek – gut 100m in die „Plöck“ und schon steht man rechter Hand vor dem Essighaus. (Wen’s interessiert: schräg gegenüber ist der international bekannte Heidelberger Zuckerladen.) Bereits auf den Fensterläden steht was zu Angebot und nach einer Stufe des Kalkstein  Eingangsbereichs wird man auf das Tagesangebot, das immer aus Suppe und Hauptspeise besteht,  aufmerksam gemacht. Ebenso steht eine Tafel da, dass Kartenzahlung nicht möglich ist. Rechterhand geht es in die Wirtsstube, linker Hand mit Kennzeichen Krug käme man in den Saal im Erdgeschoss.
 
Es ist eine Wirtschaft, so wie man sie aus den Fünfziger Jahren kennt – hohe helle Kastendecke mit Kasetten aus dunkel abgestuftem Holz, schlichte weiße schmucklose Wände, dunkle Tische mit Stühlen, die wie die Banknischen vor den Fenstern mit einem grünen Kunstlederpolster auf der Sitzfläche angenehmes Sitzen erlauben. Wir sind die ersten Gäste und werden gleich gefragt, ob wir eben telefonisch reserviert hätten. Ja – und wir können uns einen der Vierertische auf der Fensterseite aussuchen – klar, dass min Frau gleich den Sitz auf der Bank über der Heizung aussucht. Der Tresen ist drei Schritt entfernt, der freundliche Kellner gibt uns die Speisekarten – innen eine Seite als Begrüßung durch die Inhaber wie im Internet- dann ein bodenständiges Angebot – davor eine Seite mit vier Tagesgerichten – heute alle je 15,50€, von der Gänsekeule bis zur Roulade gutbürgerliche Küche. Unsere Entscheidung für die Gänsekeule war bereits gefallen, so bestellen wir uns auf die rag nach den Getränken und dem Vorschlag des Kellners an meine Frau, ob eventuell Tee – auf seinen Vorschlag zum Trinken eine heiße Zitrone  3,20€  und ein Wasser 0,3l zu 2,50€. Im Wasser findet sich eine frische Zitronenscheibe, ein gastronomischer Brauch, den ich sonst nicht mehr oft finde. Die Bestellung kommt natürlich blitzartig, da der Servicemann hinter der Theke uns als einzige Gäste natürlich auch Blick hat. Man ist allerdings mit einer Thekenkraft und zwei Bedienungen auch für größeren Mittagsansturm in der Wirtschaft gerüstet.
 
Es dauert nicht allzu lange, dann wird uns unsere Tagessuppe mit der Annonce „Heute gibt es eine Rosenkohlsuppe“ an den Tisch gebracht. Es ist eine einfache, schmackhaft hausgemachte leicht cremige Suppe, genau rechte Temperatur zum Essen und zubereitet wie solche Suppen früher auch von meiner Mutter daheim appetitanregend gekocht wurden.
 
Kaum zehn Minuten nach der Suppe kommen aus der Küche zwei Teller auf den Tresen mit je einer nicht gerade kleinen Gänsekeule auf einem braunen Soßenspiegel, zwei appetitlichen Kartoffelklößen und einer kleinen Salatblattdeko. Der Rotkohl wird mit jeder Portion extra in einer kleinen Schüssel serviert.
 
Die fleischigen Gänsekeulen sind gut zubereitet – so gut, wie es mit separat zubereiteten Gänsekeulen überhaut geht. Die Haut ist gut gebräunt, sehr mild gesalzen und gewürzt und das Fleisch ist durch, trotz der relativen Größe ist nichts zäh, und auch nichts verkocht. Die Klöße sind mit Brotwürfeln gefüllt, sehr schmackhaft. Die braune Soße wirkt hausgemacht – aber, was eine der Folgen gesondert zubereiteter Keulen ist gegenüber Keulen, die mit der ganzen Gans zubereitet wurden: es gibt keine eigene Soße. Auch fehlt das Gänsefett der Gans, die Solo-Keulen haben immer sehr mageres Fleisch, dem der typische Gänsegeschmack  etwas abgeht. Der Rotkohl ist hausgemacht, das merkt man am Schnitt wie auch an der Zubereitung mit Lorbeerblatt. Da ist ein ungewöhnlicher, angenehmer, leicht rauchiger, leicht   angenehm speckiger Geschmack am Kohl – und meine Erkundigung, wie der Rotkohl gewürzt ist, kommt auf Nachfrage der Bedienung in der Küche die Erklärung – dass der Rotkohl mit Speck gekocht wurde. Es ist eine gute Portion und bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis wird für mich das Essighaus zu einer weiteren Empfehlung in Heidelberg.
 
Wir haben fertig, die zweite Servicekraft, die aus dem Saal zurück zum Tresen geht, räumt das Geschirr ab, und wird mein Lob, dass sie gut gekocht habe an die Küche weitergeben. (aus der hört man die Ansagen des Küchenchefs mit den Bestellungen der Gesellschaft im Saal). Wir wollen zahlen, unser Kellner druckt einen kleinen Bon aus – 36,70€.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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