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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Jägerhof in 50321 Brühl bewertet.
vor 9 Jahren
"Kulinarisches aus Pingsdorf"

Geschrieben am 28.01.2015
Besucht am 15.05.2014
Pingsdorf? Ein Dorf im südlichen Rheinischen Braunkohlerevier, heute zu Brühl gehörig, und im westlich angrenzenden rekultivierten ehemaligen Braunkohleabbaugebiet reichlich mit Seen gesegnet. Neun dieser Seen sind gerade abgetippelt, und bei uns drei munteren Junior-Rentnerpärchen meldet sich ein Hüngerchen.

Suchmaschinenunterstützt vorgeplant peilen wir ein gepflegtes, weiß getünchtes, zweigeschossiges, straßendorf-typisches Gebäude an der L 194 an, in dem einst eine kaiserliche Poststation beherbergt war, und heute unter dem Namen Hotel-Restaurant Jägerhof Übernachtungen und Speis und Trank angeboten werden.

Das Ambiente ****
So gepflegt wie das Gebäude äußerlich beeindruckt, so gepflegt wirkt es auch innen. Die Möblierung in dem Gastraum, den man als ersten betritt, ist rustikal. Die Dekoration, hier ein Spitzendeckchen, dort ein Spitzendeckchen, soll Omas heimelige Wohnstubenatmosphäre vermitteln. Der sich anschließende Gastraum, der übergardinenartig mit Vorhängen unterteilt ist und vornehm mit professionell eingedeckten Tischen und einem antiken dunkelbraunen Buffet ausgestattet ist, holt den Gast in die Zeit kaiserlicher Poststationen in der Belle Époque zurück. Hier – beaügt von einer großen Puppe und bewacht von einem ausgestopften Meister Reinecke – finden wir sechs Wandersleut', geführt von einer freundlich bedienenden jungen Dame, unseren Platz an einer großdimensionierten Tafel für acht Personen.

Der Service *****
Apropos freundlich bedienende junge Dame: Sie hat ihr Handwerk gelernt. Sie bedient uns den ganzen Abend, freundlich, schnell und geübt und macht uns schon bei der anfänglichen Bestellung der Getränke darauf aufmerksam, daß ein erdreichdurchwühlender Bagger in der Nachbarschaft die Kommunikation mit Plastikgeld-Kreditgebern vorübergehend unmöglich gemacht habe — ein durchaus dienlicher Hinweis, damit es bei der Bezahlung keine Überraschungen gibt.

Die Speisekarte
Die zügig servierten wanderdurstlöschenden Biere und Wasser aus der Eifel, aber auch der appetitanregende Campari-Orange (5.- €) machen die Auswahl aus der übersichtlichen, aber dennoch angemessenen Speisekarte angenehm. Fisch und Fleisch sind gut vertreten, rein vegetarische Hauptgerichte vermißt der Fisch- und Fleischvermeider.

Das Essen ****
Wir wählen:
– 2x Rumpsteak mit Kräuterbutter und Landhauskartoffeln, vulgo und neudeutsch „Wedges“ oder „fritierte Kartoffelecken“, und Salatteller (je 18,10 €),
– 2 x Medaillons vom Schweinefilet im Speckmantel, Kaiserschoten, Pfifferlinge und Rosmarinkartoffeln (je 16,90 €),
Medaillons vom Schweinefilet im Speckmantel, Kaiserschoten, Champignons und Rosmarinkartoffeln (16,90 €),
gebratenes Lachsfilet mit Butterkartoffeln, Spinat und Sauce bearnaise (18,50 €).

Statt der für die ursprünglich in der Karte als Beilage zu den Schweinemedaillons ausgewiesenen Steinpilze, die die Küche nicht erhalten habe, bietet uns unsere Bedienung Pfifferlinge als Ersatz an. Auf besonderen Wunsch einer unserer Wanderschwestern werden auch diese gastfreundlich gegen Champignons getauscht.

Als Gruß aus der Küche folgt „nur“ Weißbrot mit Paprika-Frischkäse. Doch das Weißbrot ist so frisch, warm und lecker und der Käse so würzig, daß der Eindruck leider üblicher, aber einfallsloser Gaumenfreuden nicht haften bleibt.

Die beiden Salatteller zu den Rumpsteaks schmecken ausgezeichnet. Eine schmackhafte Vinaigrette gibt dem knackig frischen Eisberg-, Blatt-, Gurken- und Paprika-Salatgemisch den passenden Geschmack.

Beide Rumpsteaks sind rosa gebraten, also medium wie bestellt, zart, aber leider nicht mehr so heiß, wie sie hätten sein sollen. Augenfällig dafür ist die aufgelegte, zögerlich dahinschmelzende Kräuterbutter. Vermutlich haben die Steaks in der Küche auf die anderen Gerichte warten müssen. Der einzige Kritikpunkt bei diesem Gericht, denn die Landhauskartoffeln sind knusprig, schön gebräunt und sehr lecker gewürzt.

Auch die Medaillons sind sehr gut zubereitet, noch schön rosa und genüßlich im Geschmack. Auch hier bei den Beilagen: frisch zubereitet — auch die getauschten Pfifferlinge und Champignons —, nichts aus der Konserve und alles schmackhaft.

Dem gebratenen Lachsfilet mit den Butterkartoffeln und einer großen, schön würzigen Portion Spinat gibt unsere Wanderfreundin die Note „1A“.

Bei solch' lecker zubereiteten Hauptgerichten darf der süße Abschluß nicht fehlen. Das Walnußeis mit warmer Schokosauce und Schlagsahne (5,10 €) und der warme Apfelstrudel an Vanillesauce mit Schlagsahne und einer Kugel Vanilleeis (4,90 €) stellen unsere nachtischaffinen Wanderfreunde sehr zufrieden.

Die Sauberkeit ****
So gepflegt wie die Lokalität außen wie auch innen ist, so sauber ist es innen — im Gastraum und auch dort, wo auch der Kaiser hin muß: Nichts zu mäkeln!

Preis und Leistung ****
stehen in einem ausgewogenen Verhältnis. Für unser Geld sind wir sehr gut bedient worden und haben gut gegessen.


Das Fazit ***** (4,2 Sterne)
Insgesamt ein gelungener Wanderabschluß mit Gerichten und einem Ambiente, das den Durchschnitt dörflicher Restaurationen hinter sich läßt. Die Bedienung verdient ihre fünf Sterne, das Ambiente, das Preis-/Leistungsverhältnis und die Sauberkeit die vier Sterne. Die Gerichte hätten die Vier-Sterne-Grenze überschritten, wären da nicht die nur warmen, aber nicht heißen Steaks gewesen. Deshalb hier Abstriche und insgesamt „nur“ vier Sterne.
Der Jägerhof verdient gut vier Sterne und ist eine Empfehlung wert.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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