Alte Post
(2)

Bahnhofstr. 2, 72202 Nagold
Restaurant Bistro Cafe
Zurück zu Alte Post
GastroGuide-User: TotalLecksch
TotalLecksch hat Alte Post in 72202 Nagold bewertet.
vor 10 Jahren
"Es stimmt halt nicht. Anspruch und Wirklichkeit gefallen mir nicht so."

Geschrieben am 15.02.2015
Besucht am 30.08.2014
Allgemein

Martin Göschel und Sarah Hillebrenner betreiben seit wenigen Monaten die "Alte Post" in Nagold.
Angelockt durch die Regionalpresse besuchten wir mit Freunden das 1Sterne - Restaurant, um zu sehen wie "der Stern über Nagold leuchtet" (siehe eigene Homepage der Alten Post).
Durch das Bistro im Erdgeschoss , wurden wir einen Stock höher über die Treppe ins Restaurant geschickt.
Oben empfing uns Frau Hillebrenner und wies uns freundlich unseren Tisch in der Mitte des Raumes zu. Um uns reihten sich die Fensterplatz-Tische.
Bilder und sonstige Dekoration erinnert an die historischen Zeiten, die Orchideen-Töpfchen auf den Tischen in Silber, sind sicher Geschmacksache. Uns vermittelten sie , wenig Kreativität.
Die Chefin und ihr Servicepersonal trugen Jeans. Der junge Kellner (erst zwei Wochen dabei) trug eine Schürze, genau wie seine junge Kollegin auch. Frau Hillebrenner trug Jeans und Bluse. Offensichtlich wird eine lockere Atmosphäre dadurch inszeniert.
Wir erhielten die Karte, die Frage nach einem Aperitiv wurde mit einem guten Mosel- Winzersekt brut und einem  Hugo angenommen.
Nach der Bestellung der Gerichte und Getränke, erhielten wir den ersten Gruss der Küche.
Dieser sah sehr ansprechend aus, wurde uns aber zunächst nicht erklärt.
Erst auf Nachfrage, was das denn wäre, entschuldigte sich der Kellner und erklärte:
1.Gruss: Beef-Tartar, frittierte Spätzle, Sushi-Röllchen mit Rostbraten und Reis gefüllt, sowie Steinkartoffeln. Die Wartezeit einer Erklärung, lies leider die warmen Gerichte davon erkalten.
2. Gruss: Postsüppchen: Gelierte Bouillon wurde am Tisch auf den Tellern verteilt und mit warmem Wasser  (leider nicht heiß) übergossen.
Vorspeisen:
Beim Menü: Kleine Maultasche auf Salatherzen, Schalotten und gelierte Bouillon
Sonst: Geschmorte Kichererbsen mit Humus, Zucchiniröllchen und Safransud € 17.-
Geschmacklich alles sehr gut, gute Würzung und Qualität der Zutaten. Leider etwas klein geratene Portiönchen ( auch verglichen mit anderen Sternelokalen)
Zwischengericht:
Menü: Schupfnudeln mit Roter Beete , Senfcreme, pochiertem Ei und Sommertrüffel
sehr schöne farbliche Kontraste durch Rote Beete. Geschmacklich erstklassich. Portion wieder sehr klein.
Für die Damen zeitgleich als Zwischengericht: Überraschungssuppe - nicht berrechnet
Diese bestand aus Safransud und einem Sushiröllchen.
Hauptgang:
Menü: Schwarzwälder Rind in Form einer Roulade und kleines Medallion Bramata.
Gut und kleine Portion , vor Allem ist wieder mit der Beilage kaum aufzuwarten. Wird fast ausschliesslich als Bett für Fleisch gereicht. Auf extra Tellerchen gereichtes Fleisch, wurde mit dem Kommentar "wenn man noch mehr möchte, könne man dies auch noch nehmen", mitgeliefert.
Im späteren Gespräch mit der Chefin, wurde erst deutlich, daß dies auch für das gegenseitige Probieren gedacht wäre. Gute Idee, aber ohne Erklärung verpufft.
Für die Damen: Lammrückenfilet im Focacciamantel , Ofentomaten, Avokado und Gremolatasauce € 29,50
Ebenfalls sehr kleine Portion mit wenig Beilage, eher als Dekoration die Beilage benutzt. Geschmacklich sehr fein abgeschmeckt.
Nachspeisen:
Menü: Württemberger Kirschsouffle (für zwei Personen wurde aus einem Töpfchen die Hälfte aus dem Schälchen  angerichtet. Eine Portion war sehr klein geraten und wurde von mir reklamiert. Zudem verschüttete der Kellner auf dem Unterteller ein wenig des Gerichts.
Wir bekamen ein Bananentörtchen mit Läderacher-Schokolade. Sehr fein als Konfisserie-Produkt, nur etwas üppig.
Das Souffle wurde dankenswerter Weise nachgereicht.
Die Damen fanden kein passendes Dessert.
Espressi waren leider nur lauwarm, nicht heiß, wurden aber, nach Reklamation, nicht berrechnet.
Ein weiterer Espresso wurde heiß geliefert.
Weinempfehlung wurde zum Menü durch den sehr unerfahrenen Kellner unternommen. Dabei gesellte sich ein holzbetonter Weisswein (Manz ) dazu, den ich nicht mochte . Der aber anstandslos ausgetauscht wurde. Besser wäre , wenn ein Sommelier die Empfehlung abgibt und darauf aufmerksam macht, daß der Wein als Weißwein mit Holznote ist. Auch probieren lassen würde helfen. Es wurden keine VDP-Weine ausgeschenkt, daher ist das sicher preislich drin.
Der Chef Martin Göschel kam in den Raum und holte sich bei den Gästen ausnahmslos, positive Lobeshymnen ab.
Wir konnten da nicht ganz beipflichten und merkten, daß er auf derartige Kritik nicht eingestellt ist und sie wohl auch schwer annehmen kann. Aber wer kann das schon....
Er fragte ob wir einen Käseteller wollten, damit wir satt würden. Dies wollten wir aber nicht.
Frau Hillebrenner kam nochmals abschließend, als wir die einzigsten Gäste im Raum waren. Sie entschuldigte die Fehler, die gemacht wurden.
Sie erklärte uns, daß der Kellner wenige Wochen erst da wäre und daß sie selber erst seit wenigen Monaten das Lokal führen. Das erste Lokal unter eigener Regie für das Gastro-Paar.
Es wären viele Stuttgarter Gäste bereits da und allgemein kämen die Gäste eher von weiter her. Ob das die Gäste sind , die einmal die Sterne abfahren und testen, oder ob es Stammkunden von weither werden?
Alles wird sich an der Gesamtleistung entscheiden. Auch ob Nagolder wieder in der "alten Post" öfter einkehren werden, denn es ist ja der Stern über "ihrem" Nagolder Himmel... :-)
Wir werden dem Lokal weitere Chancen in einigen Wochen ermöglichen und berichten davon. Wir freuen uns schon darauf.
Bedienung
Wie bereits oben genannt, ist der Kellner erst zwei Wochen beim Sternelokal. Hat aber viel Luft nach oben.
Ebenfalls die junge Kollegin.
Frau Hillebrenner managt diesen Bereich und wird dies in den Griff bekommen müssen.
Ihre öfters abgegebenen Worte, waren : " Hat es ihnen gefallen " (wohlgemerkt, es ging um die Speise als einzelner Gang - nicht um ein Bild oder um den ganzen Besuch hier). Dies haben ich bei ihr (vielleicht ein wenig zu hart-sorrydafür) angesprochen, zumal ihr Kellner dies genauso fragt.
Zu viel des Guten. Für meinen Geschmack wäre es passender, wenn der Service nach dem Gericht fragt, wie es dem Gast geschmeckt hat und nicht wie es "dekoriert" war.
Das Essen
Siehe oben.
Das Ambiente
Der Platz stellte sich schnell als ungünstig heraus, weil beim vorbei gehenden Kellner oder Kollegin, durch den alten Parkettboden , immer die Stühle bebten, bzw. wippten. Ist auf die Dauer unangenehm. Der Chef sollte mal vorbei gehen, wenn die Chefin dort sitzt.
An anderer Stelle sitzend ist das sicher besser.
Orchideenpflanze in Silbertöpfchen. Macht wenig Atmosphäre für unseren Geschmack.
Sauberkeit
Alles sehr sauber , Toiletten können nicht bewertet werden.
Am Schluß fiel uns noch der Rauch aus einem Nebenzimmer auf- der Raucherraum. Würde ich überdenken als Gastronom in dieser Liga und evtl. anders lösen.
Fazit: Ein trotz allem sehr erlebnisreicher und auch schöner Abend, der Lust auf Wiederholungsbesuch macht. Nur um zu sehen, wie es mit dem Team weitergeht.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung