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An der Rheinpromenade ist immer viel los und bei herrlichem Wetter, wie an diesem Tag, sowieso. Ein Parkplatz fand sich mit ein wenig Glück schnell und wir schlenderten die Rheinpromenade entlang. Und scannten die Gastronomie.
In Boppard ist ein wenig die Zeit stehen geblieben. Viele Häuser strahlen eine gehobene Gediegenheit aus. Dies kann man auch vom Hotel Bellevue behaupten. So ist das im malerischen UNESCO Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal.
Im Gartenrestaurant „Le Jardin“, mit direktem Blick auf den Rhein, des Hotels
stillten wir unseren ersten Durst.
Aufmerksamer freundlicher Service. Es war kein Problem, dass wir nur was trinken wollten.
Und dann gefiel es uns so gut, dass wir nach einem freien Tisch im Gourmetrestaurant “Le Chopin“ des Hotels fragten. Dies wurde umgehend vom freundlichen Service bestätigt. Unser Wanderoutfit schreckte schon mal nicht ab.
Wir hatten noch etwas Zeit. Und mit Trekkingsandalen und kurzen Hosen wollten wir wirklich nicht zum Abendessen erscheinen. Also der feine Geburtstagsfummel aus dem Koffer gezerrt und getestet, ob man noch gelenkig genug ist, sich im Auto umzuziehen.Test bestanden!
Ordentlich hergerichtet erschienen wir dann um 18.00 Uhr im Hotel.
Von einer jungen Servicemitarbeiterin wurden wir sehr freundlich empfangen und durften noch zwischen verschiedenen Tischen wählen. Die Tische klassisch fein, mit gestärkten Tischtüchern und Stoffservietten, eingedeckt.
Sehr gemütliche Bestuhlung, komfortable Abstände zwischen den Tischen die Privatsphäre ermöglichen. Hier ist sie wieder: Die edle Gediegenheit eines großen Traditionshauses. Ich bin oft froh, dass nicht jedes Haus todgestyled wird. Und wenn alles so gepflegt poliert ist, soll bitte alles bleiben wie es ist.
Die Geräuschkulisse ganz wunderbar, viel Stoff schluckt viel Lärm. Das Restaurant war allerdings an diesem Abend sehr übersichtlich besucht.
Die Speisekarte (In klassisch-französischer Ausrichtung geprägt. Es fehlt aber auch das Wiener Schnitzel nicht) wurde gereicht und erste Wünsche abgefragt.
Wie immer:
1 Flasche Gerolsteiner Mineralwasser, 0,75 l - € 6,50.
Wir schauten dann in Ruhe in die Getränke- und Speisenauswahl. Die Speisekarte wechselt alle paar Wochen, so stehen saisonale Gerichte im Vordergrund.
Zum Aperitif wählten wir:
2 Gläser Winzersekt, 0,1 l - € 7,50. Ein Spätburgunder Blanc de Noir, 2009, Flaschengärung, handgerüttelt, Weingut Jochen Ratzenberger, Bacharach.
Das Weingut ist bekannt, auch einige Weine haben wir bereits verkostet. Und so waren wir natürlich nicht erstaunt, hier ein klasse Tröpfchen gewählt zu haben.
Als Begleitung zum Essen vertrauten wir der Empfehlung:
Weißwein des Monats. 2018er Grauburgunder Biowein, QbA trocken, Weingut Prinz Salm, Wallhausen. 0,1 l - € 3,90. 0,2 l - € 7,40. Auch hier waren wir mit der Empfehlung sehr zufrieden.
Sehr hungrig waren wir nicht, daher verzichteten wir trotz Verlockungen auf ein komplettes Menü.
Die zweiseitige Speisekarte bestand aus 3 Menüs. Alle Speisen können einzeln bestellt werden. Einige regionale Bezugsquellen (Fisch, Fleisch, Käse) werden in der Speisekarte namentlich benannt.
Ich entschied mich als Vorspeise für das
Tatar vom altdeutschen Büffel mit Reibekuchen, Schnittlauch und Kappeler Ei - € 17,00.
Und mein Mann für eine seiner liebsten Vorspeisen:
Carpaccio vom Eifeler Kalb mit Parmegiano Reggiano, Trüffel und Kräuter - € 18,00
Zum Hauptgang trafen wir beide die gleiche Entscheidung:
Sautierte Jakobsmuschel, Hummer-Kokosschaum, Venere-Reis, grüner Spargel-
€ 33,00.
Routiniert wurden unsere Wünsche aufgenommen.
Wenig später reichte eine junge Mitarbeiterin zu Begrüßung wunderbare Apéros auf einem dicken Holzstück:
Eine Praline von der Räucherforelle mit Kaviar. Und auf einem Holzlöffel Hamachi, Fenchel und Zitronengel.
Das schmeckte so wunderbar wie es aussah und übertraf unsere Erwartungen.
Die warme Praline außen knusprig frittiert und innen saftig.
Das Forellenaroma mit leichter Rauchnote kam sehr gut durch. Ein wenig Creme und der Kaviar brachten Frische dazu.
Ganz anders und sogar noch besser gefiel uns das Gebotene im Löffel. Das rohe Hamachifilet (eine Makrelenart) sehr fein und mild abgeschmeckt. Die Säure des Zitronengels geschickt dazu um den Fischgeschmack zu unterstützen.
Der Fenchel passte ebenfalls sehr gut dazu! Erfreut vernahm die Mitarbeiterin unsere lobenden Worte zum gelungenen Auftakt.
Wenig später erreichte uns ein warmes Kartoffelbrot mit perfekter Kruste und Krume. Die im Teig verarbeiteten kleinen Kartoffelstücke machten das Brot schön saftig. Dazu gab es zwei Sorten Butter mit Crème fraîche mit Kräutern und Zitrone verfeinert.
Wir mussten schon aufpassen, uns nicht satt zu essen. Das Brot war großzügig bemessen.
Wir erwarteten nun die Vorspeisen. Aber nein! Die Küche überraschte erneut mit einer kalten (Zimmertemperatur) Sellerievariation, serviert im tiefen Teller mit Gourmetlöffel.
Mittig ein Stück gebackener Sellerie. Lange gebacken und somit mild-aromatisch, sehr cremig und unverfälscht. Angegossen mit Selleriefond. Obenauf ein Sellerie-Apfelsalat und ein Knusperchip mit zartem Selleriezweig. Das war Sellerie unverfälscht auf den Punkt gebracht. Ich liebe Sellerie, kenne aber auch viele Leute die ihn hassen. Ich glaube, diese gelungene und in den Texturen vielseitige Variation hätte wohl auch Selleriekritiker überzeugt!
Weiter ging es mit unseren wunderschon angerichteten Vorspeisen.
Das handgeschnittene Büffeltatar mit frischen Kräutern und feinst gewürfelten Zwiebelchen saftig und gut abgeschmeckt.
Eingerahmt mit Püreetupfern, so lief die leicht angeschäumte Schnittlauchsauce nicht zum Röste und dem Fleisch. Sehr fein!
Das Carpaccio auch eine Augenweide.
Aber mit den vielen guten Komponenten geriet das zarte Kalbfleisch, der eigentliche Hauptdarsteller, leider geschmacklich ins Hintertreffen. Das fanden wir beide doch überraschend, denn das vorab Gebotene war sehr puristisch gehalten. Insgesamt war es geschmacklich dennoch top.
Auch beim Hauptgang wurden wir nicht enttäuscht. Die Portionsgröße war genau richtig für uns an diesem Abend.
Der schwarze Vollkornreis mit perfektem Gargrad (noch ein wenig Biss), saftig und mit dem typisch nussigen Geschmack. Der grüne Spargel noch schön knackig, die Stangen für grünen Spargel recht dick und in sehr guter Qualiät. Hier nun die Hauptdarsteller als Krönung obenauf! 4 große Jakobsmuscheln mit ein wenig Crunch obenauf. Die Jakobsmuscheln noch leicht glasig, so sollen sie sein. Wenig Sauce, was mir auch hier sehr recht war. In einer kleinen Porzellansauciere wurde der feine Hummer-Kokosschaum noch separat gereicht, wunderbar! So kann der Gast selbst dosieren ohne das solch ein schönes Gericht ertränkt wird. Das Krustentieraroma des Hummers kam im Schäumchen kam sehr gut durch. Auch hier wurde wieder mit einigen Tupfern Citrusgel gearbeitet. Eine willkommene Ergänzung zu diesem wunderbaren Gericht.
Was soll ich sagen. Es wurde noch peinlich für uns. Denn das Haus ließ es sich nicht nehmen, uns zum Abschluss des gelungenen Abends noch mit drei unterschiedlichsten und schön gearbeiteten Petits Fours zu überraschen. Je zwei Schokopralinen mit geröstetem Buchweizen, Käseküchlein und kandierte Nüsse wurden serviert.
Wir waren wirklich sehr gut gesättigt und die Heimfahrt war ja auch nicht gerade kurz. Koffer auspacken, Kater knuddeln und morgens um 5.30 Uhr piept der Weckruf. Freundlich wurde sofort angeboten und die süßen Verführungen einzupacken. Im professionellen Kästchen verstaut hatten wir dann in Idar-Oberstein noch tolle Betthupferl.
Warum war es peinlich? Das „Le Chopin“ hat bei uns wohl keines der hochwertigen und gut durchdachten Grüße der Küche ausgelassen. Und dies, obwohl wir nur Vor- und Hauptspeise bestellten. Das verdient Hochachtung. Und ich bin mir ebenfalls sicher: Wären wir im (unangemessenen) Wanderoutfit erschienen, hätte sich der professionelle, gut geschulte und unaufdringliche Service uns wie jeden anderen Gast umsorgt. Und zum Serviceteam gehörte auch eine Auszubildende die bereits einen klasse Job machte! Die Küche punktete mit für uns perfekten Abständen zwischen den Gängen und NATÜRLICH mit den Speisen.
Wir bedanken uns für einen wundervollen Abend.
Wir kommen wieder, dann aber mit vollem Programm und Übernachtung!